Harley Barker

Love and Crime


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Neugierig betrachte ich den Karton.

       „Es sollte eigentlich eine Überraschung für deinen Vater werden. Der Werktisch ist doch schwerer, als ich es mir vorgestellt habe. Deswegen bezweifle ich, dass ich ihn alleine aufbauen kann. Ich bekomme ihn ja nicht einmal in die Garage.“ Nachdenklich sieht sie ihn an und seufzt. „Ich kann ihn ja schlecht hier drin aufbauen, damit er hier steht.“

       „Komm, wir tragen ihn gemeinsam in die Garage. Ich habe heute eh nichts mehr zu tun“, schlage ich vor.

       „Das wäre super.“ Monica klatscht begeistert in die Hände und strahlt mich an.

       Die nächste Stunde sind wir damit beschäftigt, den Tisch aufzubauen. Er ist größer, als ich erwartet habe. Und deswegen ist es leider auch schwerer, als ich es erwartet habe, ihn hinzustellen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das mache. Normalerweise kann ich Möbel aufbauen. Der Tisch stellt mich vor eine Herausforderung.

       Als wir endlich fertig sind, stehen wir beide mit verschränkten Armen davor und betrachten das Ergebnis.

       „Ich bin stolz auf uns. Vorhin habe ich schon befürchtet, dass wir es überhaupt nicht mehr schaffen“, erklärt Monica begeistert.

       „Ich hoffe, er hält auch“, wende ich ein. Ich kann nicht verhindern, dass ich ihn skeptisch betrachte.

       Meine Stiefmutter dreht sich zu mir und lässt mich nicht aus den Augen.

       „Mach mir keine Angst“, sagt sie schließlich und verzieht ein wenig das Gesicht. „Stell dir mal vor, wie doof dein Vater aus der Wäsche schaut, wenn er seinen Werkzeugkoffer darauf stellt und das Teil zusammenbricht.“

       Vor meinem inneren Auge formt sich das entsprechende Bild, sodass ich nicht anders kann, als laut loszulachen.

       „Sorry, ich habe nur laut gedacht“, erwidere ich und versuche sie, und auch mich, zu beruhigen. Schnell schaue ich sie entschuldigend an, bevor ich anfange das Chaos zu beseitigen, was wir verursacht haben.

       „Das ist der beste Tisch, den ich finden konnte.“ An ihrer Stimme höre ich ihr an, dass sie sich selber nicht so sicher ist, ob er das ist. „Die anderen waren entweder zu klein oder nicht für das Gewicht ausgelegt.“

       „Ich habe das nicht gesagt, damit du den Tisch anzweifelst. Ich habe da eher daran gedacht, dass wir ihn zusammen gebaut haben“, erkläre ich es ihr.

       Kurz ist es ruhig, dann beginnen wir beide erneut zu lachen.

       „Wenn dein Dad merkt, dass er wackelt, soll er es halt besser machen. In dem Fall wird er sich halt einfach die Zeit dafür nehmen müssen.“

       „Was soll ich besser machen?“ Ruckartig drehen wir uns beide in die entsprechende Richtung. Sofort erkenne ich ihn und einen der beiden Polizisten, die heute Vormittag bei ihm standen.

       „Denn da“, sagt Monica und zeigt auf den Tisch, den wir zusammen gebaut haben.

       Mein Dad kommt ein paar Schritte näher und betrachtet ihn. Er dreht sich zu uns um und sieht uns auf eine Weise an, die ich nicht genau einschätzen kann.

       Wenn er den Blick auch im Dienst hat, kann ich verstehen, wieso er so eine hohe Aufklärungsrate hat. Die Verbrecher gestehen bestimmt von alleine, wenn er sie so ansieht, denke ich.

       „Ihr habt den gebaut?“

       „Ja, nur für dich Dad“, flöte ich und sehe ihn an, als wäre ich noch ein kleines Kind.

       „Ich danke euch. Das nenne ich wirklich mal eine Überraschung“, strahlt er in der nächsten Sekunde. „Jetzt kann ich endlich auch die letzten Kartons mit Werkzeug und Ersatzteilen sortieren.“ Mit den Worten zeigt er in eine der Ecken, wo sich die Kartons bereits stapeln.

       Ohne ein weiteres Wort kommt mein Dad zu uns, drückt mir einen Kuss auf die Wange und Monica einen auf den Mund.

       „Wir haben nicht damit gerechnet, dass du so früh wieder nach Hause kommst. Vor allem nicht nach den letzten Tagen“, erklärt sie. „Eigentlich wollten wir noch aufräumen.“

       „Ich bin auch nur kurz da“, erklärt er und widmet sich wieder einem der Kartons, auf die er gerade noch gezeigt hat. „Ihr habt also noch ein wenig Zeit. Wenn ihr aber keine Lust mehr habt, lasst es liegen. Ich kümmere mich später darum.“

       „Was suchst du denn? Vielleicht kann ich dir ja helfen“, erkundigt sich Monica, nachdem wir ihn schweigend betrachtet haben.

       „Ich möchte mich für eine Stelle bei der Sondereinheit bewerben. Und ihr Mann wollte mir da helfen“, erklärt sein Kollege und sieht in meine Richtung.

       Ich nehme mir die Zeit und begutachte ihn. Er hat eine Ausstrahlung, bei der bestimmt keine Frau Nein sagt, wenn er sie fragt, ob sie die Nacht mit ihm verbringen will.

       Vor allem nichts im Vergleich zu Zane. Der Gedanke erschreckt mich ein wenig. Deswegen schiebe ich ihn so schnell wie möglich zur Seite und denke nicht mehr an ihn. Es würde eh nichts bringen.

       Zane ist ein Mann, der Gefahr und Ärger mit sich bringt. Das habe ich sofort gewusst. Und nun, da ich erfahren habe, dass er Kopfgeldjäger ist, verstärkt sich die Annahme. Ich gehöre sicherlich nicht zu der Art Frau, hinter die er her ist.

       Es dauert noch, doch schließlich kann ich hören, wie mein Dad etwas aus dem Karton zieht und einen zufriedenen Ton von sich gibt.

       „Ich wusste doch, dass ich es noch habe“, ruft er. Gleichzeitig hält er einen dünnen Ordner hoch. „Ich bin mir sicher, dass du vieles noch von deiner Ausbildung kennst. Aber sicher ist ja bekanntlich sicher.“ Kaum hat er ausgesprochen ertönt der schrille Klingelton seines Handys. „Verdammt, ich hatte eigentlich gehofft, dass wir mehr Zeit haben, aber so wie es aussieht, hat das Labor bereits die Proben ausgewertet.“ Gleichzeitig hält er sein Telefon nach oben.

       „Schade, aber ich bin mir sicher, dass wir uns bestimmt mal wieder sehen werden“, verabschiedet er sich von mir.

       „Bestimmt“, erwidere ich und mache einen Schritt nach hinten, um die beiden vorbeizulassen. Kurz erhasche ich einen Blick auf meinen Vater. Und sein Gesichtsausdruck gefällt mir überhaupt nicht.

       Er sieht mich an, als hätte er das geplant. Zumindest ist das der erste Gedanke, der mir in den Kopf kommt. Als würde er uns verkuppeln wollen.

       Alleine die Möglichkeit, dass es so sein könnte, sorgt dafür, dass ich den Kopf schüttle, als er an mir vorbeigeht. Doch er tut so, als hätte er es nicht bemerkt, wobei ich mir sicher bin, dass er es hat. Er ist schließlich ein Cop. Schon alleine deswegen bekommt er mehr mit, als er zugeben will.

       Ich will nicht verkuppelt werden. Wenn es passiert, passiert es einfach. Aber wie ich schon einmal festgestellt habe, hat das noch ein wenig Zeit. Zu der Zeit bin ich nicht auf der aktiven Suche nach einem Freund oder vielleicht sogar einem Ehemann. Gerade erst habe ich meine Ausbildung abgeschlossen.

       Ich beobachte die beiden, wie sie zu dem Wagen meines Vaters gehen und schließlich verschwinden. Als sie verschwunden ist, entweicht mir die Luft, die ich angehalten habe.

       „Dein Dad hat Jacob schon vor geraumer Zeit unter seine Fittiche genommen. Er ist ein guter Junge, der sich nur noch nicht ganz sicher ist, wo sein Platz bei der Polizei ist. Zumindest kam es mir bis jetzt so vor. Aber, dass er den Schritt nun wagen will, ist wohl ein gutes Zeichen“, erklärt Monica. „Ich bin mir sicher, dass er das schaffen wird. Dein Vater hat einen guten Ruf und ist über jeden Zweifel erhaben. Da würde es mich doch sehr wundern, wenn sie Jacob nicht dazu holen, wenn er eine Empfehlung von ihm hat.“

       „Das ist ja alles schön und gut. Dennoch kannst du Dad mitteilen, wenn du ihn vor mir siehst, dass er mich nicht verkuppeln braucht“, erwidere ich.

       Sie sieht so aus, als würde sie widersprechen wollen. Schnell scheint sie es sich anders zu überlegen.

       „Er macht sich nur Sorgen, dass du vielleicht an einen falschen Typen geraten könntest. Und Jacob ist nun wirklich kein falscher Typ. Er hat sich alles hart