Antje Maria T. Frings

Gesternland


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auf die Liege. Sie nickt und zwinkert Faisal zu, der sich zum Pool umdreht und Fred zaghaft zuwinkt. „Da wird sich Fred ja freuen.“

      Batul beugt sich zu Faisal hinunter und spricht zu ihm. Eine warme dunkle Stimme. Faisal lächelt. Und flitzt dann in die Umkleide.

      Rebecca schmunzelt. „Außer Habib habe ich nichts verstanden. Du bist Hayats Mutter, nicht wahr?“

      „Ja, Hayat ist meine Tochter.“ Batul schiebt ihre riesengroße schwarze Sonnenbrille auf ihren Hijab und kneift die Augen zusammen. „Wir kennen uns von einem Elternabend an der Deutschen Schule. Aber ich kann Dir gerade gar nicht das passende Kind zuordnen.“

      „Svea. Und Jacob. Aber in diesem Fall ist es Svea. Sie hat nämlich Hayat schon öfter erwähnt.“

      „Ach, Svea! Okay.“ Batul zieht die Ärmel ihrer taillierten Jeansjacke über die Handgelenke. Erst den einen, dann den anderen. Unter der Jeansjacke trägt sie ein langes beiges Kleid.

      „Ja.“ Batul blickt auf. „Svea ist oft bei uns.“ Und zu Nadja gewandt: „seid ihr nicht umgezogen?“

      „Sind wir auch. Aber alte Gewohnheiten lassen uns so einige Nachmittage hier verbringen.“ Nadja lächelt sie an. „Und was treibt Dich hierher? Du wohnst doch auch in einer anderen Community?“

      „Ich hatte gehofft, Zaina mit ihren Kindern hier zu treffen. Ahmed und Amal. Ihre Maid hatte gesagt, dass sie wohl hier am Pool wären. Zumindest hatte ich das so verstanden.“

      Rebecca nickt. „Zaina kommt nachmittags meistens ohne ihre Kinder.“

      Über Batuls Nasenwurzel entsteht eine kleine Furche. „Ohne Kinder? Zum Pool?“

      „Ja, einfach zum Quatschen. So wie wir gerade.“ Rebecca lacht.

      Batul nickt und starrt auf den Pool. Rebecca folgt ihrem Blick und sieht wie ihre Tochter, sich am Beckenrand festhaltend, langsam den Hinterkopf auf das Wasser legt. Auf dem Beckenrand hockt Mohamad und beugt sich weit über den Pool. Er scheint, etwas Lustiges zu erzählen. Svea lacht.

      Batul richtet sich auf. „Ist das Svea da drüben?“

      „Ja.“

      Svea lacht und wirft abwechselnd die langen Armen hinter sich auf die Wasserfläche. Mohamad lächelt sie an und gestikuliert mit den Händen.

      Batul seufzt und murmelt, „das ist eure Kultur, nicht wahr?“

      Rebecca schiebt eine Augenbraue hoch. Ihr Kieferknochen zeichnet sich kurz unter der Wange ab. Sie schweigt.

      „Was machen unsere Töchter eigentlich, wenn sie sich treffen. Weißt Du das, Rebecca?“

      „Chillen wahrscheinlich.“

      „Aber bitte nicht hier. Das wäre für Hayat nicht in Ordnung.“

      Rebecca bläst die Wangen auf und gibt ein kaum hörbares „Puh“ von sich.

      Plötzlich steht Zaina mit einer großen Korbtasche vor ihnen. Sie mustert Batul. „Was für eine Überraschung! Du hier, Batul.“

      Batul streckt ihren Kopf und hält die Handfläche über den Rand ihrer Sonnenbrille. „Ich hoffte, Dich hier anzutreffen. Und hörte auch schon, dass Du Deine Nachmittage öfter hier verbringst.“

      „Ja, wir wohnen hier. In Mirador La Collection.“ Zaina lacht.

      Ein prüfender Blick.

      Svea kommt aus dem Wasser und erkennt Batul. Ihre Schultern fallen ein wenig nach vorn. Zügig steuert sie auf ihre Tasche zu, zieht ein Badelaken heraus, und hält es sich mit beiden Händen vor die Nase. Um sie herum entsteht eine Formation von Wassertropfen auf dem Boden. Sie atmet in den Zipfel des Handtuchs, greift dann die Enden und hüllt sich in das Laken. Der Frotteestoff wird durch die angewinkelten Achseln festgeklemmt. Die Schlüsselbeine stechen wir Verbindungsstreben von den Schultern zum Brustbein hervor. „Hi Batul.“

      Ohne ein Lächeln nickt Batul ihr schweigend zu.

      „Ist Hayat zu Hause?“

      „Nein, sie ist bei ihrer Koranlehrerin.“

      „Wann ist sie denn zurück?“

      „Ich hole sie nach dem Mahgrib-Gebet.“

      „Also, so gegen halb sechs?“

      „Genau. Sehr gut.“

      „Ich dachte, vielleicht könnte ich sie heute Abend noch treffen, damit wir an unserem Referat für nächste Woche arbeiten.“

      „Ich sag ihr Bescheid, dass sie Dich anrufen soll.“

      Svea nickt. „Danke.“ Sie bückt sich zu ihrer Umhängetasche und geht in dem Handtuch-Wickelkleid zum Dusch- und Umkleidehäuschen. Zaina schaut ihr hinterher und lässt gleich darauf den Blick schweifen. Jetzt nimmt sie Mohamad ins Visier. Das Du schwitzt, liegt nicht an der Außentemperatur.

      Batul reißt sie aus ihren Beobachtungen. „Ich hatte Dir neulich von einem Buch erzählt. Erinnerst Du Dich?“

      Zaina dreht sich zu ihr. „Ein Buch?“

      „Ja. Ich wollte es Dir bringen, aber wollte es nicht unkommentiert bei deiner Maid abgeben. Sie sagte, dass ich Dich hier finden würde.“

      „Meine Maid hat die Tür aufgemacht?“

      „Darf sie das nicht?“

      „Sie hat strikte Anweisung, die Tür nicht zu öffnen.“ Zaina schüttelt den Kopf. „Ich glaube, ich muss zukünftig abschließen.“

      Rebecca zupft Fusseln von ihrem Handtuch. „Du willst deine Maid im Haus einschließen?“

      „Das ist nun wirklich nichts Ungewöhnliches, Rebecca.“

      Rebecca blickt sie durchdringend aber schweigend an.

      Batul schaut abwechselnd von Rebecca zu Zaina und wartet. Schließlich sagt sie, „ich bin mir sicher, dass Dir das Buch gefallen wird.“ Etwas zögerlich zieht sie aus ihrem Korb ein Buch.

      Nadja streckt den Hals und starrt neugierig auf den Titel. „Don’t be sad!“, ruft sie aus, „das kenn ich!“ Sie guckt Batul an. „Das ist wirklich großartig. Hat mir auch schon einige Relationen wieder gerade gerückt.“

      Batul lächelt. „Das freut mich sehr, zu hören.“

      Zaina beginnt im Buch zu blättern. „Gott belastet keinen Menschen mit mehr als er gut zu tragen vermag. Das ist aus der zweiten Sure, Al Baqara. Meine Lieblingssure.“

      Batuls Augen glänzen. Sie nickt Nadja zu. Nadja lächelt und murmelt, „heute Abend werde ich darin eine passende Stelle suchen, um das Unrecht von heute Nachmittag verdauen zu können.“

      Zaina vertieft sich in das Buch. Dann blickt sie Batul an. „Batul, Du bist für mich ein Muslima-Role-Model!“

      „Role-Model für Muslima? Weil ich Dir das Buch gegeben habe?“

      „Ja, auch. Du möchtest anderen den Weg zeigen, weil Du deine Religion streng und selbstbewusst lebst. Als würde es Dich keine Opfer kosten, sondern Spaß machen.“

      „Spaß machen?“

      „Zum Beispiel Dein Kleidungstil. Man könnte Dich als modernes Beispiel für einen islamischen Dress-Code nehmen.“

      Batul zieht die Stirn hoch, atmet kurz kraftvoll aus und wiederholt, „islamischer Dress-Code“.

      Svea kommt unauffällig und umgezogen zurück, schnappt hektisch ihre Sonnenbrille und raunt ihrer Mutter zu, „ich geh nach Hause.“ Sie lächelt Batul kurz an und geht. Bevor sie die schwere Tür öffnet, dreht sie sich noch einmal zu Mohamad und winkt. Unbeholfen hebt er die Hand und nickt.

6.Kochkurs

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