Nadja Christin

Samuel, der Tod


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die feurigen Augen auf.

      »Er beichtet … bei Euch. In … einer Kirche?«

      Langsam nickt der Pfarrer.

      »Der Tod beichtet seine Sünden.« Francesco ist sich nicht sicher, ob das eine Frage oder eine Feststellung sein soll. Dennoch nickt er ein weiteres Mal vorsichtig mit dem Kopf.

      »Ja. Aber dieses Jahr war etwas anders als sonst.«

      Der Sensenmann kneift die Augen zusammen, sieht den Pfarrer lauernd an.

      »Und das wäre?«

      Francesco denkt einen Moment nach, Samuel ist zwar sein Freund und das bereits seit vier Jahrzehnten, aber hier geht es um sein eigenes kümmerliches Leben und das ist Francesco bereit zu beschützen, mit allem was ihm zur Verfügung steht.

      Außerdem würde er jetzt und hier einen Eid drauf schwören, wenn Samuel den Befehl bekäme, den Pfarrer der kleinen Gemeinde Cisai-Saint-Aubin ins Jenseits zu befördern, dann würde er auch keine Sekunde zögern – Freunde hin oder her.

      »Ich warte«, unterbricht Gerome unwirsch seine Gedanken.

      Francesco öffnet den Mund, schließt ihn wieder, um ihn eine Sekunde später erneut zu öffnen.

      Wie ein Wasserfall ergießt sich die Geschichte um Samuel, den gläubigen Tod, und dass er in letzter Zeit die Menschheit verschont, aus dem Munde des Pfarrers. Gerome hört mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen interessiert zu. Als der Geistliche seine Erzählung beendet hat, schüttelt der Sensenmann bedauernd mit dem Kopf.

      »Samuel«, meint er leise. »Er war der Letzte, an den ich dabei dachte. Ich habe ihn bereits seit … hm, an die vierhundert Jahre muss es jetzt her sein, seit ich ihn zuletzt sah.« In seinen Erinnerungen versunken, lächelt Gerome vor sich hin.

      »Ja, genau. Die große Pest von London, da hatten wir zu tun, wie nie. Das muss so sechzehnhundert … hm, ich denke 1665 war das. Das waren noch Zeiten.« Gerome sieht den Pfarrer grinsend an.

      »Samuel war der Schlimmste von uns. Die Pestis war gegen ihn nur ein leichter Infekt. Er mordete, schändete und quälte seine Opfer wo er nur konnte, als galt es, ein schauriges Wettrennen gegen den Schwarzen Tod zu gewinnen.«

      Durchdringend blickt der Sensenmann zu Francesco, der wie ein Häuflein Elend auf seinem Sofa sitzt.

      »Ihm fielen mehr Menschen zum Opfer, als es die Pest je vermochte. Die Seuche war gar nicht so schlimm. Er. Samuel war um ein vielfaches böser und auch grausamer.«

      »W-Was geschah dann?«, fragt der Pfarrer neugierig.

      Gerome zuckt mit den Schultern, sieht an Francesco vorbei, fixiert irgendeinen Punkt hinter ihm.

      »Er verliebte sich, der Idiot. Und das ausgerechnet in eine Todgeweihte. Das Letzte was ich von ihm hörte, war, dass er nach Italien ging und sich dort in der Provinz Lecce niedergelassen haben soll. Aber diese Information ist wohl auch bereits überholt, wie man sieht.«

      Gerome deutet eine leichte Verbeugung an und meint:

      »Ich danke Euch, Pater, für die neusten Informationen. Nun kann ich meinen Auftrag erfüllen.«

      »Auftrag?«, fragt Francesco entsetzt. »Wie lautet denn Ihr Auftrag. Was wollen Sie mit Samuel machen?«

      »Oh, verzeiht mir«, meint der Sensenmann lakonisch. »Ich dachte, das wäre klar. Ich werde ihn selbstverständlich töten müssen. Wie das bereits seit Menschengedenken mit Verrätern geschieht.«

      »Aber … aber, das können Sie doch nicht machen. Er …« Irritiert verstummt Francesco. Er weiß nicht genau, wie er Gerome sagen soll, dass er nicht möchte, dass seinem Freund ein Leid zugefügt wird. Wie sagt man dem Tod, dass er niemanden töten soll. Das ist völlig absurd.

      »Bitte«, setzt er erneut an. »Es muss doch einen anderen Weg geben. Schon in der Bibel steht geschrieben, du sollst nicht …«

      »Schweig. Pfaffe!« Unterbricht ihn der Sensenmann.

      »Ich hatte noch niemals etwas für die Kirche übrig und habe weder die Christen noch ihren seltsamen Gott verstanden. Also fangt nicht ausgerechnet jetzt an, mich zu bekehren. Dazu ist es zu spät, Pater. Mein Weg ist gewählt und das bereits seit Jahrhunderten.«

      »Aber Samuel hat einen anderen Pfad eingeschlagen. Auch Sie werden das können. Sie müssen nur glauben …«

      Gerome bewegt sich langsam auf den Pfarrer zu, die Augen glühen im feurigsten Rot, sie scheinen Blitze zu verschießen. Ängstlich drückt sich Francesco tiefer in die Kissen.

      »Glaube!« Der Sensenmann spuckt ihm das Wort förmlich vor die Füße.

      »Glaube ist etwas für Versager und Schwächlinge. Ich glaube nur an mich und an meine Fähigkeiten. Das reicht mir zum überleben.«

      »I-In Ordnung«, versucht der Geistliche einzulenken und wünscht sich insgeheim, er hätte mit dem Sensenmann niemals ein Wort gewechselt.

      »Nichts ist in Ordnung, Pfaffe«, zischt Gerome und stürzt sich voller Wut auf den wehrlosen Pfarrer. Francescos gequälte Schreie hallen laut in der Kirche wieder.

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