Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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auf die Wüste. Wir mussten bis zum äußersten Ende laufen. Dabei erzählten und kicherten wir, wohl laut genug, um zwei neugierige Wachleute anzulocken. Sie musterten uns und die Mitbringsel in unseren Händen, entfernten sich dann aber schweigend. Über den Kaffee freute er sich sehr und die Idee einen echten französischen Champagner zu trinken, fand er toll. Er hatte inzwischen ein paar Joints gedreht, wobei er Wert darauf legte, dass er Gras (Marihuana) verwendet hatte, weil das ein reines Naturprodukt sei. Doop (Haschisch) verwende er nicht. Man wisse nie, mit welcher Chemikalie es gestreckt sei. `Schwachsinn´ dachte ich. `Joint ist Joint. Hasch oder Schit, beides ist der gleiche Scheiß. Besser ist beides zu lassen, denn beides zu häufig konsumiert, macht doof.`

      Das beste Beispiel dafür, das Menschen, die durch zu häufigen Genuss von Drogen, auch wenn es nur leichte, wie Gras und Hasch sind, in die Abhängigkeit geraten, hatte ich zehn Jahre an meiner Seite gehabt. Darkan rauchte täglich mehrere Joints, und wenn er mal eine oder zwei Wochen nichts hatte, weil der Markt tot war, kam er auf Entzug. Das machte sich an seiner miesen Laune und seinen Depristimmungen bemerkbar. Das Langzeit – Kiffer nur noch ein Kurzzeit Gedächtnis besaßen, vermutlich weil die Drags ihr Gehirn schon zugenebelt hatten, war ihm deutlich anzumerken. Oft hatte ich mit ihm darüber sprechen wollen, doch er lachte mich immer aus. Obwohl ich, am Anfang unserer Beziehung, oft mitgeraucht, weil ich den Sex schöner gefunden hatte, verzichtete ich schon bald darauf. Denn ich hatte an mir selbst festgestellt, dass ich mich am nächsten Tag, ja manchmal sogar während des Rauchens, an manche Zusammenhänge nicht erinnern konnte. Darkan konnte weder meine Erkenntnisse, noch meine Weigerung weiterhin mit zu rauchen, verstehen. Er lachte darüber. Ich jedoch, fand meine selbst gewählte Abstinenz besser.

      Wir tranken den Schampus aus Wassergläsern, er schmeckte Sobeih trotzdem. Für uns war es ein Arbeitsgesöff, nichts besonderes. Er erzählte von lustigen Anekdoten mit Urlaubern, und von den festlichen Gebräuchen seiner Heimat, es war interessant ihm zuzuhören. Dann meinte Rabea einwenden zu müssen: „Ich finde ja dein Land sehr interessant, aber das Männer diese Bettlaken tragen, finde ich blöd. Europäische Kleidung find ich männlicher.“ Daraufhin holte Sobeih Fotos von einer Bordparty heraus, darauf war er in einer Galabea zu sehen. Zum zweiten Mal war meine Kleine ins Fettnäpfchen getreten. Plötzlich wurde Rabea müde, wollte schlafen gehen. Als auch ich mich erhob, protestierte er. Zumindest ich müsse bleiben, um die Flasche mit ihm zu leeren. Ich blieb.

      Kaum waren wir allein, kam er zum Thema. Er müsse mir erklären, warum ich ihn damals nicht erreichen konnte, er sich erst nach Wochen bei mir gemeldet habe. Blah Blah Blah. Ich wollte ihn unterbrechen, die veränderte Sachlage klären, er machte keine Pause, ließ keinen Einwand zu. Zum Schluss meinte er: „Keine Sorge, Ruth, wir machen schon noch.“

      `Was? Ich will gar nichts mit dir machen! Mein Gott, bist du selbstgefällig. Hältst du dich für so unwiderstehlich, dass du denkst, alle Weiber würden nur auf dich warten? Ich nicht.´ „Sobeih, hör mir bitte mal zu,“ begann ich, da klingelte das Telefon.

      Er nahm ab, hörte kurz zu, nickte dabei wiederholt, sagte etwas arabisches und legte auf. Mit bedauernder Miene erklärte er: „Tut mir leid, Ruth, du musst gehen. Das war die Hotel –Security. Damenbesuche sind nicht erlaubt. Du sollst sofort das Zimmer verlassen. Tja, entschuldige, aber das ist halt so in unserem Land. Rückständig vielleicht, aber in unserem strenggläubigen Land, verbietet es die Sitte und Moral, wenn unverheiratete alleine in einem Raum sind.“

      „Kein Problem,“ antwortete ich schnell, und ich war den Wachsamen insgeheim sehr dankbar. „Ich bin sowieso müde, außerdem haben wir ja noch 2 Tage. Ok, dann schlaf gut. Bis morgen.“ Damit schlich mich schnellstens hinaus.

      Dummerweise hatte ich keinen Schlüssel, da das zweigeschossige Haus, in dem wir unser Zimmer auf der 1 Etage hatten, abgeschlossen war, stand ich draußen. Was tun? Rufen? Mitten in der Nacht? So blieb mir keine andere Wahl, als von der Rezeption aus, anzurufen. Bea stand schon an der Haustür, als ich abgehetzt angelaufen kam. “Wir sind aber auch beide blöd,“ sagte sie. „Daran hätten wir vorher denken müssen. Und, erzähl, hast du es ihm gesagt?“

      „Nee, ich kam nicht dazu. Als ich es grade wollte, hat mich die Security rausgeworfen,“

      „Was? Warum das denn? Was haben die denn damit zu tun?“ Staunte sie.

      Zum ersten Mal erfuhr meine Tochter von den strengen Gesetzen dieses Landes. Sie fand es unglaublich rückständig, ja unmenschlich, besonders die Tatsache, dass außerehelicher Geschlechtsverkehr verboten war. „Und wieso wollte dein Sady dann eine Wohnung für euch mieten? Geht das denn überhaupt?“ fragte sie nachdenklich.

      Ich lachte, belehrte sie schmunzelnd: „Dürfen und tun, sind oft zwei verschiedene paar Schuhe, Maus. Hast du noch nie was gemacht, was du eigentlich nicht durftest? Das ist hier auch nicht anders. Hier machen die Leute eben heimlich, was sie nicht dürfen. Bei uns ist es etwas toleranter, dabei gibt es genügend Dinge, die auch in Deutschland verboten sind. Nicht lange und wir schliefen, erschöpft von dem langen Tag, selig ein.

      Top fit erwachte ich, sah auf die Uhr, neun. Ich fühlte die Raumlehre im Magen und sprang aus dem Bett. Riss die Vorhänge auf, zupfte an Bea´s Arm und rief fröhlich: „Aufstehen, du Schlafmütze, frühstücken!“ Dann rannte ich ins Bad. Als ich zurück kam lag sie noch immer im Bett und räkelte sich. „Nun mach schon, sonst ist die Frühstückszeit vorbei. Ich habe Hunger. Mach, oder ich geh allein.“

      Maulend quälte sie sich aus den Federn. Knurrte was von Hektik und Urlaub, aber sie trottete ins Badezimmer. In der Halle begegneten wir Sobeih. Er hatte die Mahlzeit längst hinter sich. Wir baten ihn, er möge für uns die Sonnenliegen reservieren. Was er versprach. Als wir zum Pool kamen, fanden wir unseren Gesellschafter auf der falschen Seite, gegenüber meinem Stammplatz. Ich sah noch freie Liegen in der Nähe des Towelhouses und drängte dort hin umzuziehen. Obwohl Sobeih etwas erstaunt drein blickte, packte er kommentarlos seine Sachen und kam mit. Wir hatten uns kaum niedergelassen, als, wie aus dem Erdboden gewachsen, Sady auf seinem Beobachtungsposten stand. Ich lächelte ihm zu. Kein Echo. Hatte er mich nicht gesehen? `Schiel ich, oder was?´ dachte ich, ´aber er sieht mir doch gradewegs ins Gesicht. Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen? Ach ja, der Mann bei uns. Sobeih! Hi Hi, der ist ja eifersüchtig.` freute ich mich innerlich. Mir blieb nicht lange Zeit zur Freude, er wandte mir den Rücken und stapfte davon. Bea war meinem Blick gefolgt und sah mich fragend an. Ich zucke die Schultern.

      Mein Handy piepste. Ich grinste und las – com fast in my room. Sad – Das Grinsen gefror auf meinem Gesicht, ich dachte empört, ´was soll das denn? Kommandoton? Bin ich sein Hund?` Meine lakonische Antwort lautete erneut – Later –

      Fast halbstündlich erschien mein Lover nun am Pool und stand mit finsterer Miene an der üblichen Stelle. Ich übersah ihn diskret, lachte absichtlich laut über Sobeih ´s Erzählungen, auch manchmal wenn es eigentlich nicht lustig war. Dem kleinen Großkotz würde ich schon zeigen, wie er mit mir umzugehen hatte. So nicht. Das fehlte mir noch, dass er pfiff und ich sprang. Im Leben nicht. Drei mal versuchte er die Sache noch auf die kurze, aber von mal zu mal freundlichere Tour zu regeln, befahl nicht mehr, sondern bat mich in seinen Raum, dann gab ich endlich nach. Schrieb ihm: - ok. I come one clock. –

      „Ich muss gleich zur Massage, Bea. Du kümmerst dich doch um Sobeih? Es macht dir sicher nichts aus, wenn du ein Stündchen mit Bea allein bleibst, Sobeih?“ fragte ich scheinheilig, dabei lächelte ich ihn lieb an. Er beeilte sich, zu versichern, ich könne mir ruhig Zeit lassen, er werde sich mit Bea sicher nicht langweilen. `Ja, das denk ich mir. Am liebsten wärst du mit ihr auf ner einsamen Insel, du alter Schmecklecker. Pech für dich, dass du ne Chance hast, wie ein Schneeball auf nem heißen Ofen.` Dann düste ich noch schnell auf mein Zimmer, machte mich frisch und eilte zu meinem Date.

      Sady machte noch immer ein brummiges Gesicht. Ging zurück in den Raum, lehnte sich rückwärts stehend an die Liege und verschränkte die Arme vor der Brust. „Who is the egyptschen man?“ fragte er sauer.

      „Nur ein friend. Sady. Nichts anderes.“ Sagte ich und wollte ihn umarmen. Doch er wich zurück, wollte wissen woher ich ihn kenne und was der Mann hier suche. Mit viel Mühe und umständlichen Erklärungen, in deutsch – englischem Durcheinander, beruhigte ich ihn. Währenddessen betrachtete