Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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die Nase zu halten´ dachte ich. Bevor ich etwas erwidern konnte, versetzte die kleine Hexe dem Ärmsten den letzten Stoß: „Ach das geht doch noch. Mama hatte gedacht, dass er genauso alt ist wie mein Freund, 21. Aber ich habe mich bei seinem Freund erkundigt, weil sie sich nicht getraut hat zu fragen.“ Dabei sah sie mich verschwörerisch an. `Kleines Biest, hast ja gar keinen Freund mehr. Aber danke für die Auskunft.` Sie hatte ihm geschickt alle Hoffnungen genommen. Raffiniert gemacht, eben ganz meine Tochter.

      Der Abend endete mit einer Missstimmung. Sobeih bewahrte Haltung, auch wenn sein Lächeln leicht gekünstelt war, erklärte uns, das er müde sei, am nächsten Tag abreisen müsse, deshalb gehe er jetzt schlafen. Bis morgen.

      Im Bett maulte Rabea ununterbrochen. Wo denn alle die schönen jungen Männer wären, von denen ich berichtet hatte, bis dato habe sie noch keinen gesehen. Hauptsache ich habe meinen Spaß, aber sie wolle auch was Nettes kennen lernen. Irgendwann schlief ich einfach ein.

      Diesmal erwachten wir beide früh, der Hunger hatte uns überfallen. Schnell machten wir uns frisch, griffen unsere Badesachen und eilten hinaus. Im Vorübergehen warfen wir unsere Badetücher auf die Liegen und gingen dem Kaffeeduft entgegen. Auch Sobeih schien einen angenehmen Schlaf hinter sich zu haben, man merkte ihm die abendliche Missstimmung nicht mehr an. Wir genossen gutgelaunt das köstliche Frühstück, dann gingen wir zu unserem letzten gemeinsamen Sonnenbad.

      Mein Lover stand mehrmals kurz auf seinem Stammplatz und sah mit undefinierbarem Gesichtsausdruck auf mich herab. Mehrmals fragte Sobeih noch nach, wer denn mein Liebhaber sei, doch ich wollte seine Neugierde nicht befriedigen. Um die Mittagszeit ging Sobeih kurz in sein Zimmer und kam mit kleinen Geschenken zurück. Für Bea brachte er zwei kleine Parfümöl Fläschchen und ein Päckchen Zigaretten und mir präsentierte er eine verbeulte Schirmkappe, damit ich mir keinen Sonnenstich hole. Nett, so deutlich zur zweiten Garnitur degradiert zu werden. Egal.

      Die Zeit des Abschieds war gekommen, Sobeih wurde abgeholt. Auch egal. Wen interessierte das? Uns nicht. Die üblichen Wangenküsse, das Versprechen, in Verbindung zu bleiben. Dann ging er.

      Wieder ohne Begleiter langweilten wir uns ein wenig, bis Bea Hunger bekam. Wir setzten uns an einen der Poolbar Tische, um eine Kleinigkeit zu essen. Sady und sein ewiger Schatten Walit kamen angeschlendert. Sie begrüßten uns freundlich, lehnten jedoch unsere Aufforderung Platz zu nehmen ab. Rabea fragte nach einem Massagetermin. Sofort bot Walit sich an, schnell einigten sie sich auf 15 Uhr. Sady schwieg, aber seine Mimik verfinsterte sich. Keine Andeutung wegen meines Termins, kein Lächeln oder Blick, ich war ein wenig erstaunt, verkniff mir, zu fragen.

      Nachdem die beiden gegangen waren, knurrte ich: „Nett, ich glaube meinem Lover ist ne Laus über die Leber gelaufen. Hast du gesehen, welch düstere Miene er machte, als Walit den Termin mit dir klar machte? Vielleicht hat Sady ja Bock auf dich und würde die Massage lieber selber machen? Mich hat der gar nicht mehr gesehen. Geschweige denn, einen Termin zu vereinbaren. So schnell ändern sich also die Zeiten.“

      „Quatsch, Mama!“ widersprach Rabea energisch. „Was du immer gleich denkst. Der wollte nur nicht so öffentlich fragen. An mir hat der bestimmt kein Interesse. Pass auf, gleich kommt ne SMS.“ Nichts kam. Schweigen.

      Mein Unmut wuchs umso mehr, als Rebea mir fröhlich: „Bis gleich!“ zurief und ging. Als sie zurück kam, fragte ich, wie Walit denn massiere.

      „Weiß nicht. Hab ihn nicht gesehen. Sady hat massiert.“ Sagte sie gähnend, „War klasse.“ „Und war was besonderes?“ fragte ich mit einem komischen Gefühl in der Magengegend. „Nee, wieso? Ach, jetzt versteh ich.“ Und sie lachte laut auf. „Madam ist eifersüchtig. Hi Hi, ganz was neues. Mama, die Massage war ganz normal. Kein unsittlicher Griff, keine Andeutung, nichts. Der Kerl steht auf dich. Nun glaub es endlich. Ist es denn wahr? Außerdem, wie oft muss ich dir sagen, ich spann keiner anderen den Kerl aus. Punkt.“ Nachdrücklich schüttelte sie den Kopf. Ich schämte mich fast ein wenig.

      Per SMS kam mein Termin, - six clock in my room. -Keine Bitte, ein Befehl.

      In meiner Freude, dass er nichts anderes ins Auge gefasst hatte, übersah ich diese Tatsache. Voller Freude machte ich mich auf den Weg. Er brummelte was Arabisches vor sich hin, als er die Tür öffnete und wies auf die Massageliege.

      „Was ist los? Hast du schlechte Laune?“ wollte ich wissen. Er schimpfte: ständig mache dieser Walit einfach Massagetermine. Aber er sei kein Masseur, wolle nur die Frauen ficken. Und wenn er mal zu weit ginge, eine Kundin sich beschweren würde, müsse er, Sady, das ausbaden, denn schließlich habe er die Verantwortung. Es mache ihm nichts aus, wenn Walit den Massageraum nutzen wolle, aber außerhalb der Geschäftszeit und privat. Der Masseur sei nur er, Sady.

      Mein Versuch, ihn zu beruhigen: „Aber Walit ist doch dein Freund“, machte ihn nur noch ärgerlicher.

      Er schimpfte: „What Friend? Fucking Friend, he make me Problems:“ Dann wendete sich seine Stimmung in Sekundenschnelle ins Gegenteil. Sein jungenhaftes Lächeln erhellte sein Gesicht und er griff nach mir. „Now me want fuck you. Yalla!”

      Wie immer verschwand er ins Bad, kam nackend zurück, und stülpte im Gehen das Kondom über seinen prallen Schwanz. Wie ein gehorsames Kind hatte ich mich inzwischen der Kleidung entledigt. Ich war bereit. Der Geschlechtsakt war hart, langwierig und anstrengend wie zuvor. Und wie immer ohne jegliches Vor- oder Nachspiel. Danach verhielt er sich wieder, als sei nichts gewesen. Ich schaffte es gerade noch, ihn zu fragen, ob er Lust habe mal mit uns eine Disco zu besuchen, worauf er nur knapp antwortete: „Ok, tomorrow at night.“ Damit komplimentierte er mich bestimmt hinaus.

      Nach dem Abendessen beschlossen wir durch die City zu bummeln. Wir ließen uns von dem Hoteltaxi fahren. Am Ziel erkundigte sich der Fahrer , ob wir ein Handy hätten, damit wir ihn rufen könnten, wenn wir zurück wollten. Die Stadttaxen seien zu teuer und die Busse führen nicht so oft nach außerhalb. Er gab uns seine Visitenkarte. Wir hatten das Taxi genau vor der Schmuck – Vitrine, dem Shop von Marios Freunden, verlassen, so dass ich beschloss, diese nun kennen zu lernen. Leider waren die Besitzer nicht anwesend, der Angestellte meinte, wir sollen am nächsten Tag wieder kommen. Also bummelten wir durch den Teil der Stadt, den ich schon mit Marina und Mario besucht hatte. Die ganze Flut orientalischen Charmes prasselte auf uns hernieder. Rabea fand es sehr spaßig, ich etwas zuviel und deshalb lästig. Es war unmöglich in Ruhe die Angebote zu begutachten. Jeder Ägypter versuchte uns in seinen Laden zu locken. Entweder mit der Einladung zum Tee oder Supersonderangeboten, Aber die häufigste Anrede war wohl: „Where you come from?“ Oder: „Verzeihung, ich habe nur eine Frage.“

      Um so vielen Leuten eine Antwort zu geben, musste man schon ein Tonband im Bauch haben, für meinen Geschmack war es zu viel. Noch dazu kam man nur mühsam vorwärts, denn immer wieder versperrte ein eifriger Verkäufer den Weg. Bald waren wir die Hürden Lauferei leid und kehrten um. Am Ausgangspunkt unseres Hindernis Bummels sahen wir ein einladend wirkendes Lokal, mit einer vorgebauten offenen Holzterrasse. Dort wollten wir bei einem Drink auf unser Taxi warten. Die Atmosphäre war wirklich gemütlich, die Musikmischung, ein Mix aus alter und neuer Popmusik, sehr schön und das Personal sehr freundlich und aufmerksam. Mir fiel auf, das meine Tochter nicht nur die Aufmerksamkeit der anderen Gäste, sondern speziell der beiden netten Kellner auf sich zog, sondern, auch sie ganz offenes Interesse an diesen Beiden kundtat. Ich gönnte ihr schmunzelnd den Spaß. Es wurde ein netter Abschluss unseres Ausfluges. Das Taxi kam viel zu früh.

      Im Zimmer zauberte Rabea dann eine unförmige Zigarette hervor und erklärte mir grinsend, dies sei eines von Sobeih´s Geschenken. Wir machten ein paar Züge aus der dicken Tüte, löschten dann die Glut, denn wir wollten uns den Rest für den nächsten Tag aufheben. Dann schliefen wir selig ein.

      Der nächste Tag begrüßte uns erneut mit strahlendem Sonnenschein, was sich auf unsere Laune niederschlug. Nach dem ausgiebigen Frühstück eilten wir zum Pool. Das erste, was ich sah, war mein Sady. Er hockte am Beckenrand und beugte sich zu einer Blondine hinab. Das war doch die Höhe. Mir gegenüber blieb er immer auf kühler Distanz, und mit der flirtete er ganz öffentlich, und zwar heftig. Er amüsierte er sich ganz köstlich, lachte laut und hielt lang und ausdauernd ein Pläuschchen. Was ging denn da ab? Freute er sich schon so, auf einen „Massagetermin“? Ich