Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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nein, ich find diese Motive doof. Das gefällt mir nicht an mir. Vielleicht wenn es was schöneres, spezielles gäbe, aber nicht diese abstrakten Bilder. Nee, lass mal.“ gab ich zu bedenken.

      Sie bohrte weiter, wollte mich überzeugen: „Der Junge ist ein Künstler, glaub mir. Der kann sicher auch andere Motive zeichnen. Frag ihn einfach mal, wenn du weißt, was du haben willst.“

      Mir kam eine Idee, fragte deshalb grinsend: „Meinst du, er kann auch Namen in arabischer Schrift zeichnen?“

      “Klar, kann er das. Ist ja seine Muttersprache.“ Rabea lachte amüsiert und flachste mich: „Ich weiß schon, was du vorhast. Du willst dir deinen Sady tätowieren lassen. Gute Idee. Wenn es dir dann doch gefällt, kannst du das zu Hause nachstechen und somit verewigen lassen. Also, frag ihn.“ Ermunterte sie mich.

      ´Nicht schlecht. Bestimmt freut Sady sich über die Idee, mir seinen Namen auf den Brustansatz schreiben zu lassen. Der wird vor Stolz platzen.` dachte ich. Gedacht, getan, ich sprach mit dem Tätowierer. Er meinte, das sei leicht für ihn, er werde es vor Rabeas Tattoo machen, da es nicht sehr viel Zeit in Anspruch nähme. Wir einigten uns auf 40 Pfund, er legte auch sofort los. Zeichnete erst mit einem dünnen Filzstift vor und trug dann dick die Hennafarbe auf. Nun solle ich das Ganze circa 20 Minuten in der Sonne trocknen lassen, dann werde er die überflüssige Farbe abwaschen und nahm er sich Rabeas Tattoo vor.

      Ich hatte mich kaum auf der Liege ausgestreckt, als ich Sady im ungewohnten Eilschritt auf die Bar zueilen sah. Grinsend beobachtete ich ihn aus halb geschlossenen Lidern. Auf dem Weg riefen die Kellner ihm etwas zu, jedoch reagierte er nicht. An der Bar blieb er stehen, sah mit düsterer Miene zu mir herüber um sich umgehend wieder abzuwenden. Dann stampfte er, ohne mich eines Blickes zu würdigen, mit noch finstererem Gesichtsausdruck, an mir vorbei, Richtung Massageraum. `Den Kerl versteh wer will. Ich nicht. Was ist denn nun schon wieder?` dachte ich, als ich ihm hinterher sah. Bevor er aus meinem Blickfeld verschwand, drehte er sich noch einmal um und hob drohend die Faust in meine Richtung. `Das wollen wir mal direkt klären.` dachte ich wütend und sprang auf.

      “Ich bin gleich zurück!“ rief ich der Kleinen zu und eilte hinter Sady her. Klopfte hart und auffordernd an die Tür. Er öffnete so überraschend schnell, als habe er dahinter stehend auf mich gewartet. Warf die Tür mit lauten Knall ins Schloss und schimpfte laut los. Ich hatte Mühe zu verstehen, was er meinte, bekam jedoch mit, dass ihn mein Tattoo so ärgerte, weil ihn wohl jeder Kollege gefragt hatte, ob er dieser Sady sei. Da unter den 280 Hotelangestellten aber nur einer den Namen Sady trug, gab es keinen Zweifel. Ich verstand etwas von Kinderspielen und Problemen, wegen seinem Job, weil es verboten sei, sich mit Touristinnen einzulassen, und stand ihm fassungslos gegenüber.

      Kleinlaut stotterte ich: “Sorry, Sady. Tut mir echt leid. War doch nur ein Jok. Bitte, sei nicht böse.“

      Doch er schimpfte weiter und stieß mich zurück, als ich ihn umarmen wollte. Das war mir nun doch zu viel. Ich wurde ebenfalls zornig, sagte böse: „Ach, fuck you!“ hob wenig Damenhaft den Mittelfinger hoch und rannte hinaus.

      Mehrmals erschien er im Laufe des Nachmittags am Pool, anfangs übersah er mich noch, dann fiel mir auf, dass er mich mit kurzen Seitenblicken streifte. Ich ignorierte ihn völlig, fand die Strafe müsse sein, er war etwas zu weit gegangen.

      Walit war es, der den Versuch startete, eine Versöhnung herbei zu führen. Er setzte sich zu uns und sprach mit Rabea. Ich hörte einfach nicht hin. Als er gegangen war, klärte sie mich auf, Walit habe uns eingeladen, um 17 Uhr in den Massageraum zu kommen, um gemeinsam einen Joint zu rauchen. Konsequent lehnte ich ab. Bea versuchte einzulenken, mich, trotzt allen Verständnisses für mein Verhalten, dazu zu bewegen, mitzugehen. „Nun gib ihm doch noch ne Chance. Er hat sich doch wieder abgeregt. Wenn du genau über seine Situation nachdenkst, siehst du doch selber ein, dass er nicht so ganz unrecht hatte. War ja auch ne blöde Idee. Und ich hab dich auch noch unterstützt. Komm mit, du liebst ihn doch.“ redete sie mit Engelszungen auf mich ein.

      Ich blieb stur, lehnte eigensinnig weiter ab. Nach längerem Hin und Her wurde sie ungeduldig, knurrte: „Mensch Mama, sei doch nicht bockig wie ein Kleinkind. Ok, wenn du nicht mit ihm reden willst, lass es. Du musst selbst wissen, wie weit du gehen willst, aber verdirb mir nicht meinen Spaß. Du weißt genau, dass ich ohne dich nicht da hin gehe. Also bin ich gezwungen, auf den Joint zu verzichten, obwohl ich gerne mitrauchen würde. Du könntest wenigstens mir zuliebe mitgehen. Hab hier sowieso noch keinen richtigen Spaß gehabt. Also komm, gib deinem Herzen einen Stoß und mach es mir zuliebe.“ Bettelnd sah sie mich an. Wie meistens konnte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen. So wie mit ihrer Brust-Vergrößerung, Ende 1999. Auch damals hatte ich mich lange, aber erfolglos, dagegen gewehrt, ihr, im jungen Alter von 17 Jahren, diese Operation zu erlauben. Nach langem Betteln und endlosen Diskussionen, hatte sie dann doch ihre Silikonimplantate bekommen und war zufrieden. Seither nannte ich sie manchmal scherzhaft `Sili-Lilly´.

      „Also gut, aber nur dir zuliebe. Ich will sowieso keinen Joint rauchen. Die letzte Erfahrung, den Horrortrip, mit den Elefanten Fliegen, hab ich nicht vergessen, das reicht fürs erste. Ich lass die Drogen lieber und das solltest du auch tun. Reicht ja schon, dass du jetzt zwei Tage hintereinander besoffen warst. Auch in deinem Alter, sollte man nichts übertreiben und ab und zu mal an die Gesundheit denken. Ich gehe mit, wenn du unbedingt willst. Aber ich spreche kein Wort mit dem Blödmann. Bin doch nicht sein Äffchen.“ Gab ich zögernd nach. Sie strahlte, hatte es wieder mal geschafft, mich zu überreden.

      Walit öffnete die Tür und ich dackelte hinter Rabea her, durch die kleine Diele, ins Innere. Sady lehnte rückwärts an der Liege, sah mir entgegen. Ich ließ mich gleich am Anfang des Raumes in den Besuchersessel fallen und gab mir Mühe, desinteressiert an ihm vorbei zu sehen. Walit holte eine dicke Tüte hervor und steckte das Monstrum in Brand. Zog gierig daran und gab sie an Rabea weiter. Auch sie inhalierte dreimal um den Joint dann an Sady weiterzugeben. Während er genüsslich rauchte, versuchte er mir in die Augen zu sehen, doch ich wandte mich ab. Er hielt mir den Glimmstängel hin, ohne sich von der Stelle zu bewegen, sagte: „Ruth. For you.“ Ich war gezwungen etwas zu erwidern, wollte ich nicht unhöflich sein. „No, thank you. Ich will nicht rauchen.” Sie versuchten mich zu überreden, doch ich blieb standhaft.

      Sady kam auf mich zu, gab im Vorübergehen die Zigarette an seinen Freund weiter, zog mich an beiden Händen von meinem Sitz hoch und sah mir lächelnd in die Augen. „I know, im crazy. So sorry, darling. Forgive me. Ok?” und küsste mich ohne Rücksicht auf die Anderen im Raum. Ich war perplex, hatte diese Offenheit, in Rabea und Walit´ s Anwesenheit nicht erwartet, sah dann sein jungenhaftes Lächeln und schmolz dahin.

      Als wir das Zimmer verließen, fand ich mein Tattoo plötzlich auch albern, deshalb klemmte ich mir ein Taschentuch halb unter das Bikinioberteil um so die Tätowierung zu verdecken.

      Zurück am Pool hatte Rabea keine Lust mehr auf sonnen, sie schlug vor, diesmal früh das Essen einzunehmen und anschließend ins ´Mamas ´ zu fahren. Dank der Versöhnung mit Sady war ich so guter Laune, dass ich sofort zusagte.

      In dem gemütlichen Lokal war tote Hose, bis auf zwei gelangweilt aussehende Männer an der Theke und einem Pärchen hatten sich noch keine Gäste eingefunden. Auch von Rabeas Verehrer keine Spur. Die beiden netten Kellner schienen erfreut, endlich Gesprächspartner gefunden zu haben, setzten sich zu uns und erzählten, dass diese Leere um die Uhrzeit normal sei. Zur Dinner Time wäre das eine willkommene Pause, die Ruhe vor dem Sturm. Beide versuchten mit meiner Tochter zu flirten, doch sie zeigte wenig Interesse. Außer ein paar Erinnerungsfotos, war ihr keine Aktivität abzugewinnen. Wir beratschlagten, was wir machen könnten, da wir aber beide recht lustlos waren, bestellten wir unser Hoteltaxi und fuhren früh dorthin zurück. Schlafen zu gehen fanden wir dann doch zu früh, aber meinen Wunsch ein wenig fern zu sehen, lehnte Rabea als langweilig ab, das könne sie schließlich genügend zu Hause. Sie wollte noch einen Schlummertrunk in der Hotelbar einnehmen. Also ging ich lustlos mit. Dort war auch absolute Leere. Nur die Kellner und der DJ bevölkerten spärlich den halbdunklen Raum. Als Rabea dann zu dem DJ ging, um `vernünftige Mucke´ zu bestellen, griff ich gelangweilt zum Handy. Schrieb an Sady – I like to see you –

      Seine umgehende Antwort brachte mich in Rage, - my work ist finish now –

      `So