Ruth Broucq

Frauenfalle Orient


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mich einsam und verlassen. Die Tourleader waren mit den anderen Reisenden auf einer Tempel – Besichtigung. Aus lauter Langeweile sandte ich einige SMS an meine Kinder und natürlich auch die Berichte über die neusten Ereignisse an Mario.

      Seine Antwort war klar: - `hab dir doch gleich gesagt, komm mit nach Hurghada –hier ist es viel schöner als auf dem Nil. Wir freuen uns auf dich, bis bald. M u. M´

      Gegen vier kam die Gruppe zurück und stürzte sich gleich auf Kaffee und das was die Küche als Kuchen bezeichnete. Sie erzählten von der beeindruckenden Tempelbesichtigung. Ich kannte diesen Trip von meiner ersten Nilkreuzfahrt. Sobeih sah ich nicht.

      Langsam wurde es Zeit für meine Abfahrt das Gepäck bereit zu stellen, deshalb ging ich nach unten. Im Empfang lief er mir über die Füße. Mit einem bedauernden Blick auf die Uhr besorgte er mir einen Träger. Der Boy bemächtigte sich meines Koffers und schleppte diesen Richtung Treppe. Ich ging hinterher und stieß erneut mit dem Mann meiner Wünsche zusammen.

      „Ja, dann...“ begann ich, doch er winkte ab. „Ist noch ein bisschen Zeit. Wir sehen uns noch.“ Und wie zum Trost, nahm er mich in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Der Boy grinste. Sobeih ging Richtung Kabinen. Ich schweren Herzens zur Treppe hinauf.

      Mein Gepäck war bei der Rezeption gut aufgehoben, so konnte ich noch von dem beginnenden, ach so romantischen Sonnenuntergang auf dem Nil, Abschied nehmen. Auf dem Sonnendeck war ich die Einzige, die dieses Schauspiel der Natur bewunderte. Nicht lange. Ich fühlte seinen Atem in meinem Nacken, roch gleichzeitig den schon vertrauten Minzegeruch, als er leise flüsterte: „Nicht traurig sein, ich weiß, wir sehen uns wieder.“ Ganz nah stand er viel zu kurze Zeit hinter mir, ich fühlte sein Herz schlagen und hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Dann hauchte er mir einen Kuss auf den Hals und ging.

      Auch der eigens für mich bestellte Reisebegleiter erschien in gepflegter europäischer Bekleidung, während der Fahrer die Landesübliche Galabea und einen weißen Schal um den Kopf gewickelt trug. Ich ging von Bord. Niemand verabschiedete mich. Niemand vermisste mich. Was hatte ich erwartet? Vielleicht das Antreten der gesamten Besatzung, wie wenn der Kapitän das Schiff verlässt? Nein, mindestens einen, der mir traurig nachblickte.

      In perfektem Deutsch stellte sich der Mitarbeiter von Egypt Air, als Mohammed vor. Der Fahrer verstaute schweigend mein Gepäck im hinteren Teil des Kleinbusses. ´Zuviel der Ehre` dachte ich, ´ein PKW hätte auch gereicht.` Beim abfahren warf ich einen letzten Blick auf den alten klapprigen Kahn und war tatsächlich ein bisschen down.

      Mein Begleiter erwies sich als guter Unterhalter mit ebensolchen Manieren. Der erste Mann, auf dieser Reise, der mich nicht anmachen wollte. Gottlob. Auf der vierstündigen Fahrt erfuhr ich sehr viel über die Sitten und Gebräuche Ägyptens. Das überwiegend moslemische Land erwies sich als moralisch gefestigt und Sittenstreng. So war außerehelicher Verkehr nicht erlaubt. Männlein wie Weiblein mussten jungfräulich in die Ehe gehen. Es war immer noch normal, dass die Väter ihre heranwachsenden Kinder versprachen. Das innerhalb der Familie geheiratet, oder besser gesagt, verheiratet wurde. Und die meisten jungen Leute nicht den Mut aufbrachten, sich gegen die dominante Stellung der Väter, zur Wehr zu setzen. Das für die heiratsfähigen Mädchen von den Vätern des Bräutigams gezahlt werden musste. Somit das Leben, sprich Wohnung, Hausrat und eine Summe auf ein Konto oder in Gold als Brautgeschenk, als Sicherheit für den weiteren Lebensunterhalt der Braut und eventueller späterer Kinder, hinterlegt werden musste. Hatte also ein Vater viele Söhne, aber wenig Geld, blieb oft für die jüngeren nur die Möglichkeit außerhalb der Heimatstadt einen Job anzunehmen. Diese jungen Männer gingen dann in der Regel in die Urlaubszentren.. Dort fanden sie einen Job und oft auch eine Frau, die nichts kostete. Eine Touristin.

      Letztendlich erzählte Mohammed von den Schwierigkeiten seiner Landsleute, so eine Urlaubsreise zu machen, wie es für mich, als Deutsche, eine Selbstverständlichkeit war. Auf meine erstaunte Frage nach dem wieso und warum, erfuhr ich von unglaublichen Problemen. In der Hauptsache lag es an der Politik der europäischen Länder, die, die Einreise außereuropäischer Personen erschwerten. Unfassbar. Dann an den geringen finanziellen Mitteln der Reisewilligen, und letztlich an der Angst vor dem Fremdenhass, hauptsächlich in Deutschland.

      Energisch protestiere ich gegen diese Unterstellung. Es entwickelte sich eine ernsthafte Diskussion über die „Braunen“ in meiner Heimat und meinem Vergleich mit den fanatischen Glaubensverfechtern in Ägypten mit dem Hinweis auf das Desaster im Jahre 1997. Am Ende der Debatte musste er mir Recht geben, dass es sich in beiden Ländern nur um kleine Randgruppen und einzelne Vorfälle handelte. Dann schien es ihm wohl an der Zeit zum Kern seines Anliegens vorzudringen. Dass er seit Langem gerne mal nach Deutschland reisen würde, es aber nur eine einfache Möglichkeit gäbe, wenn ein deutscher Bürger oder (–in) ihn, Mohammed, einladen werde. So viele Leute habe er gefragt, auch immer Zusagen bekommen, aber niemand habe bis heute sein Wort gehalten. Am Schluss fragte er mich rundheraus, ob ich das nicht machen könne. Ich müsse lediglich zu der örtlichen Ausländerbehörde gehen und ein Formular ausfüllen. Damit wäre es für ihn dann kein Problem ein Visum zu erhalten. Ich müsse keine Sorge haben, dass er mir zur Last fallen, bei mir wohnen wolle, denn er habe genug Reisegeld und auch Freunde in Deutschland, die er besuchen könne. Hörte sich einfach an, so dass ich spontan zustimmte. Warum sollte ich einem solch netten, anständigen Kerl keinen Gefallen tun? Doch just in dem Moment änderte er seine Taktik. Lud mich ein, doch mal mit ihm auszugehen. Er könne mir Hurghada einschließlich der besten Discos zeigen. ´Hoppla, jetzt kam doch die Anmache? Nee, mein Jungchen, du bist nicht mein Typ und außerdem zu jung. Beim Kindergartenalter bin ich nun doch noch nicht angekommen.` dachte ich, deshalb beschränkte ich meine Zusage auch sofort. Ein Disco – Besuch gerne, aber nur zusammen mit meinen Freunden, die sich zurzeit in Hurghada aufhielten. Vielleicht morgen Abend, wenn meine Freunde Lust dazu hätten. Danach versandete das Gespräch.

      Müde, von der langen Fahrt, konnte ich dann endlich, kurz nach 22 Uhr, vor dem Hotel Palm Beach aussteigen. Die hellbeleuchtete Hotelhalle war geräumig und großzügig ausgestattet. Mehrere komfortable Polstergruppen, schöne große Pflanzendekorationen, mächtige Kristallleuchter, sowie marmorbeschichteter Boden gaben dem Hotel ein elegantes Entree. Hinter der langen Theke standen 3 livrierte junge Männer, die mir freundlich: „Welcome in Egypt, and welcome in ouer Hotel.“ wünschten. Das erste Problem ereilte mich. Niemand sprach deutsch, ich nicht Englisch. Au weia, das konnte ja heiter werden. Sprachunbegabt, wie ich nun mal war, sah ich mich kleineren Schwierigkeiten gegenüber.

      Von dem wirklich schönen Zimmer, gemütlich mit 2 großen französischen Betten, Frisierkommode, 2 Sesseln, Kofferablage und geräumigen Einbauschrank ausgestattet, war ich angenehm überrascht. Als ich die Badezimmertür öffnete, in den decken hohen Spiegel über dem Marmorwaschtisch sah, von der exklusiven Einrichtung begeistert. Doch ein Ausruf des Entzückens entfuhr mir, als ich den Balkon betrat. Hier hatte ich die gesamte Gartenanlage mit einem romantisch beleuchteten Swimmingpool zu meinen Füßen liegen, konnte am Ende der Anlage noch das Meer sehen, phantastisch. Dieses Hotel entschädigte mich für alle bisherigen Querelen.

      Als ich jedoch eine gute Stunde später, nachdem ich ausgepackt und mich erfrischt hatte, die Hotelhalle betrat, erlebte ich eine Enttäuschung. Die Rezeptionsbesatzung zuckte auf meine Frage nach einem Imbiss, lediglich bedauernd die Schultern. Um diese späte Uhrzeit gäbe es keine Speisen mehr. Ein echter Minuspunkt für dieses gute Haus. Ich war gezwungen, hungrig schlafen zu gehen.

      Herrlich ausgeruht und mal ohne Rückenschmerzen, wurde ich recht früh wach. Von meinem Balkon aus bot sich ein eben so schönes Panorama, wie in der Nacht zuvor. Nur diesmal mit strahlendem Sonnenschein. Ausgiebig duschte ich, zog Bikini an, einen Trainingsanzug darüber und begab mich Richtung Haupthaus, zum Speisesaal.

      Ein Oberkellner prüfte meine Zimmerkarte, wies mir dann den Weg zu meinem Tisch. Das reichhaltige Frühstücksbuffet entsprach der Exklusivität des Viersterne-Hauses. Der sympathische Kellner war recht häufig mit der Kaffeekanne in meiner Nähe, lächelte mir auffällig oft zu, das ich zu der Vermutung neigte, schon wieder einen Verehrer gefunden zu haben. Dabei suchte ich nicht danach, denn meine Erinnerung an Sobeih erfüllte noch meine Gedanken.

      Als erstes machte ich einen Spaziergang durch die schöne Hotelanlage. Der Muschelförmige Pool