mehr zusammengesessen und geplaudert.«
»Natürlich habe ich Zeit. Michael ist garantiert auf dem Tennisplatz. Du kannst ja gegen drei Uhr bei mir eintrudeln.«
»Prima. Ich habe da etwas, was ich unbedingt mit dir besprechen muss.«
»Was denn«, erkundigte sich Meike, aber Sandra schüttelte nur den Kopf.
»Bis Sonntag dann.«
*
Verschlafen kuschelte Meike sich in ihre Decke. Ein vorwitziger Lichtstrahl stahl sich durch den Vorhang und malte bunte Kringel auf ihr Bett. Wie gut tat es, einmal etwas länger liegen bleiben zu dürfen. Diesen Samstagmorgen hatte sie frei, und niemand drängte sie, aufzustehen.
Wohlig schnaufend drehte sie sich auf die andere Seite und zog sich die Decke noch fester um das Kinn. Augenblicke später döste sie wieder ein. Doch der Wecker schien sich einen Spaß mit ihr zu machen. Er klingelte überraschend, und sie drehte sich demonstrativ auf die andere Seite. Das Klingeln aber blieb. Meike benötigte eine Weile, bis sie ganz wach war. Sie strich sich die verwuschelten Haare aus dem Gesicht und rieb sich die Augen.
Es war die Türglocke. Sie kannte nur einen, der um diese Tageszeit keine Hemmungen hatte.
Langsam wühlte sie sich aus ihrer Bettdecke, stand auf und schlüpfte auf dem Weg zur Tür in den Bademantel. Das Klingelkonzert begleitete sie. Ein prüfender Blick durch den Spion, es war, wie sie es nicht anders erwartet hatte - Michael. Mit freudig klopfendem Herzen drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Tür.
»Guten Morgen, du Krachmacher.« Noch draußen auf dem Flur fiel sie ihm um den Hals und küsste ihn.
»Ich habe uns frische Brötchen mitgebracht. Sie sind noch ganz warm.« Michael schob sie sanft in die Wohnung zurück. »Während du im Bad bist, decke ich schon einmal den Frühstückstisch.«
»Das ist eine tolle Idee. Bis gleich.« Nun völlig wach verschwand Meike ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Für ihre heutige Toilette benötigte sie nur die Hälfte der üblichen Zeit. Als sie erfrischt und wohlgelaunt den Flur betrat, roch es verführerisch nach Kaffee. Ein liebevoll gedeckter Tisch und ein zufriedener Michael erwarteten sie. Meike setzte sich, während ihr Freund den Kaffee einschenkte.
»Du wirst es kaum glauben«, sagte er aufgeregt und sah sie mit leuchtenden Augen an. »Herr Evers ist sehr beeindruckt von meinem Tennisspiel. Er hat irgendwas von Talent und förderungswürdig gesagt.«
Amüsiert beobachtete sie, wie er schwungvoll ein Brötchen aufschnitt. Die Krümel flogen in alle Richtungen und verteilten sich gleichmäßig auf Tisch und Küchenboden.
»Deshalb also wollte er dich sprechen. Und ich dachte, du hättest etwas verbrochen.«
»Wo denkst du hin. Ich soll mein Training forcieren und an ein paar Lehrgängen teilnehmen.«
Michaels Begeisterung wirkte richtig ansteckend, aber da schlich sich etwas anderes in Meikes Gedanken. Doch sie wollte sich nicht am frühen Morgen schon den Tag vermiesen lassen.
»Wie sieht es aus, gehen wir heute in den Zoo? Dort ist ein Elefantenbaby zur Welt gekommen. Das würde ich mir gern ansehen.«
Michael verzog das Gesicht. Übergangslos schien eine eisige Kälte in der Küche zu herrschen.
»Nein, auf was für Ideen du kommst - Elefantenbabys. Ich dachte eigentlich, wir fahren gleich in den Tennisclub. Heute Morgen ein bisschen Konditions- und Aufwärmtraining, und am Nachmittag gibt es eine Unterrichtseinheit.« Er belegte sein Brötchen üppig mit Wurst und blickte in die Ferne.
Meike war inzwischen der Spaß am gemeinsamen Frühstück vergangen. Von Anfang an hatte ihre Beziehung unter seiner Tennisbegeisterung gelitten, aber in letzter Zeit übertrieb er eindeutig. Ihr Mund fühlte sich staubtrocken an. Hastig griff sie nach der Kaffeetasse und spülte das unangenehme Gefühl hinunter. Mit beiden Händen hielt sie sich an der Tasse fest und legte sich ein paar schlagkräftige Argumente zurecht.
»Man wollte meinen, dass du mit dem Club verheiratet bist«, flüsterte sie. »Meinst du nicht, dass es ausreicht, wenn wir heute Nachmittag hinfahren? Ich hatte mich so sehr auf einen gemütlichen, kuscheligen Vormittag mit dir gefreut. Wir müssen ja nicht unbedingt in den Zoo.« Sie schwieg und blickte ihren Freund an. Bei jedem einzelnen Wort hatte sich sein Gesicht zusehends verdüstert. Das angebissene Brötchen lag achtlos auf dem Teller.
»Du verstehst das nicht. Es ist abgemacht, dass ich heute Morgen trainiere. Ein wenig Kondition würde auch dir nicht schaden. Du kannst aber gern zu Hause bleiben, falls dir das lieber ist.«
Enttäuscht sprang sie auf, und klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Wozu bist du dann gekommen? Ich bin davon ausgegangen, dass wir das Wochenende gemeinsam verbringen. Wieso verplanst du unsere Zeit so freizügig?« Langsam kam Meike in Fahrt. Ihre Hände verkrampften sich im Tischtuch. »Wer gibt dir das Recht dazu? Immer nur dieses eine Wort: Tennis. Hast du überhaupt noch Sinn für andere Dinge?«
»Ja, für meinen Beruf zum Beispiel. Versicherungskaufmann, der Job für die Zukunft.« Er schob seine Tasse so schwungvoll beiseite, dass der Kaffee überschwappte. »Die ganze Woche sitze ich am Schreitisch. Abends reicht es gerade eben noch für eine kurze Trainingseinheit. Da bin ich froh über jedes Wochenende.«
»Bitte, Michael. Seit einem halben Jahr waren wir nicht mehr im Kino. Und bei der Vernissage hast du mich einfach sitzen lassen.«
»Das stimmt nicht«, konterte er. »Ich konnte dich nur nicht begleiten, da eine andere, wichtige Sache dazwischen kam. Patrick war doch so nett und hat dich nach Hause gebracht. Und garantiert wäre er gern mitgegangen. Was willst du eigentlich?«
Meike schluckte heftig. Von dem Zwischenfall wusste bis jetzt noch keiner.
»Und du hast deinen Ruf als Spitzenspieler gepflegt. Echt schade, wie wenig Interesse du an unserer Beziehung hast. Das Wort »Gemeinsamkeit« scheint bei dir ein Fremdwort zu sein.«
Böse starrte er sie an.
»Ich fahre jetzt zum Tennisclub. Wenn du dich beeilst, kannst du mitkommen.« Er stand auf und räumte sein Geschirr in die Spüle.
»Nein, ich komme nicht mit.«
»Also gut.« Deutlich hörte Meike, wie seine Stimme vor Wut vibrierte, als er ihr antwortete. »Dann setze du doch deinen Dickkopf durch. Wenn du nichts von meiner Tenniskarriere wissen willst, bleib hier.«
Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, ging er hinaus und knallte lautstark die Tür hinter sich zu.
*
»Er ist einfach gegangen?«, erkundigte sich Sandra. »Das darf ja nicht wahr sein.«
»Doch, leider.« Meike starrte den grauen Teppichboden an, suchte nach nicht vorhandenen Fusseln.
»Das ist unglaublich. Hat er sich wenigstens bei dir gemeldet und sich entschuldigt?«
»Nein, bis jetzt nicht. Ich warte schon den ganzen Tag auf eine SMS oder seinen Anruf.« Meike zog die Knie an den Körper und faltete die Arme darum. »Meinst du, dass ich richtig gehandelt habe? Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Zum einen bin ich froh, dass er noch nicht angerufen hat. Zum anderen vermisse ich ihn.«
»Unsinn. Natürlich hast du richtig gehandelt. Dein Michael übertreibt seine Sportmasche gewaltig. So ein rücksichtsloser Freund kann dir doch gestohlen bleiben.«
»Ich liebe ihn.« gequält seufzte Maike auf, und schnappte sich ihr Handy und prüfte die eingegangenen Nachrichten.
»Da wäre ich mir nicht ganz sicher.«
Sandra nahm ihr liebevoll aber entschlossen das Handy aus der Hand und streichelte ihrer Freundin sanft über den Rücken. Den gedeckten Wohnzimmertisch beachtete keine von beiden. Unbenutzt stand das Geschirr da, und der Kuchen vertrocknete.
»Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken über deinen Michael gemacht. Es fällt doch jedem