Victoria vanZant

ShadowPlay - Entblößt


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Seite der Gedanke an die Zwänge und die Einengung, die eine solche Verbindung mit sich brachte und auf der anderen Seite weckte sie Begehrlichkeiten. Es wäre schön, nach Monaten der Abstinenz zumindest einmal wieder körperliche Nähe zu genießen … Und das geeignete Exemplar zur Deckung ihrer Bedürfnisse stand nicht weit entfernt. Zeit, den gemütlichen Teil des Abends einzuläuten.

      Wie unbeabsichtigt befeuchtete Elena ihre Lippen mit der Zunge, wechselte das beschlagene Glas in die andere Hand und leckte sich eine taufeuchte Fingerkuppe nach der anderen ab. Die Mission Rattenfänger verfehlte ihre Wirkung nicht. Sie spürte Davids Blicke, die ihren Bewegungen folgten. Als sie sich in seine Richtung drehte, sah sie ihm genau in die Augen – ein spöttisches Lächeln umspielte seinen Mund.

      Ein Mann, der immun gegen ihre Verführungskünste war – und mehr noch, der ihr sogar zu verstehen gab, dass er sie durchschaut hatte: was für eine Dreistigkeit! Dreistigkeit und Provokation. Der Schnösel wollte Gegenwind? Er sollte Sturm ernten! Kurz entschlossen ging die Blondine zum Großangriff über. So etwas wie den verspeiste sie schließlich als Zwischenmahlzeit: Herzlich willkommen am Ende der Nahrungskette, David!

      Die dienstbaren Geister vom Partyservice kamen nicht infrage und alle anderen Männer waren vermintes Territorium, weil sie mit ihren Partnerinnen hier waren. So blieb nur der direkte Weg, um David aus der Reserve zu locken.

      »Ich möchte tanzen«, schnurrte Elena wie ein harmloses Schmusekätzchen. Ihr Wink in Richtung des Gastgebers genügte und er sorgte per Fernbedienung umgehend für die passenden Rhythmen, damit sie ihren Körper mit schlangenartiger Grazie zum Schwingen bringen konnte. Dabei achtete sie peinlichst darauf, keinen Ganzkörperkontakt zu ihrem Tanzpartner herzustellen. Ganz zufällig streifte sie mit ihrer Hüfte seine Hose. Und wenn ihr Busen wieder einmal unabsichtlich seine Rippen berührte, lächelte sie ihn schüchtern an und senkte schamhaft den Blick.

      Elena gab diesem Adam maximal drei Tänze, dann wäre er reif, die Früchte ihrer Bemühungen ernten zu wollen. Und richtig, kaum gab sie ihm knapp zu verstehen, wie verbraucht die Luft hier drinnen sei, schleifte David sie bereits auf die Dachterrasse hinaus.

      Den fantastischen Blick über das nächtliche London ignorierte er wie auch die neugierigen Blicke aus dem Penthouse. Elena zuckte zusammen, als seine Fingerspitzen sich regelrecht in ihr Fleisch bohrten. Leidenschaftlich zog er sie in die Arme und presste ihr seine Lippen auf den Mund. Ungeduldig drang der feurige Mann mit seiner Zunge in sie ein. Der Körper, der sich begehrend an sie schmiegte, zeigte deutliche Reaktionen: Seine Erektion drückte hart gegen ihren Bauch.

      Gewonnen!, triumphierte sie gerade innerlich, als David den Kuss abrupt beendete. Zärtlich strich er mit seiner Daumenkuppe über ihr Kinn und raunte ihr zu: »Und hat dieser wundervoll sinnliche Mund schon einmal einen beschnittenen Schwanz zwischen seinen Lippen gehabt?«

      Scharf sog sie die Luft ein.

      Wie konnte dieser arrogante Typ es wagen, in einem derartig schamlosen Ton mit ihr zu reden?

      Da Elena in ihrer Erstarrung nicht antwortete, setze er süffisant hinterher: »Wenn du so lange für eine Antwort brauchst, waren es entweder so viele Männer, dass es dauert, bis du die Liste abgearbeitet hast oder du hast ein schlechtes Gedächtnis.«

      Und wieder konnte sie nur nach Luft schnappen, statt eine Antwort zu formulieren: David war erneut schneller. Er rückte ein Stück von ihr ab und nickte in Richtung ihres Busens. Deutlich drückten sich ihre Brustwarzen durch den eng anliegenden Stoff. »Lass uns lieber wieder reingehen, dir ist kalt«, bemerkte er trocken und zog sie einfach wieder hinter sich her.

      »Sie ist müde, ich werde sie nach Hause bringen«, stellte er die gesamte Gesellschaft inklusive Elena selbst vor vollendete Tatsachen und bat Ryan, ihnen ein Taxi zu bestellen, da er selbst nicht mehr fahren wolle.

      »Bis morgen …«, konnte Elena sich gerade noch verabschieden, bevor sie durch die Tür in Richtung Aufzug geschoben wurde.

      »Ich sorge dafür, dass sie pünktlich ist«, zwinkerte David Fiona zum Abschied verheißungsvoll zu.

      Visitenkarten

      In rasender Geschwindigkeit ging es abwärts und Elena wusste weder, was sie sagen noch wohin sie sehen sollte. Offensichtlich hatte sie ihren Meister gefunden. Und der, schien es auch zu wissen, denn er ließ sie am ausgestreckten Arm verhungern. Was für ein Spiel spielte David mit ihr? Langsam verlagerte sich das Kribbeln, das sie seit seiner leidenschaftlichen Attacke mit sich herumtrug, weiter nach oben. Und es wandelte sich – aus Lust wurde Wut. Wut, dass er nicht endlich zupackte und dort weitermachte, wo er aufgehört hatte. Doch Fehlanzeige, bis auf ihre Hand, die er ergriff, um sie aus dem Fahrstuhl in Richtung des wartenden Taxis zu dirigieren, gab es keinen Körperkontakt.

      Schmollend wie ein kleines Kind und innerlich kochend, ließ Elena sich von dem Hünen abführen – immer in der Versuchung, ihm in sein wohlgeformtes Hinterteil zu treten. Galant ließ er ihr den Vortritt, um im Fahrzeug Platz zu nehmen, und für einen Augenblick war sie sich nicht sicher, ob er überhaupt einsteigen würde. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er dem Taxifahrer das Ziel genannt, Geld in Hand gedrückt und sich verabschiedet hätte. Doch als sie saß, rückte er dicht neben sie und legte versöhnlich einen Arm um ihre Schultern.

      Am liebsten hätte sie sich an seinen verführerisch warmen Körper geschmiegt, doch so einfach wollte sie es diesem arroganten Macho nicht machen! Trotzig hob sie ihr Kinn und die Nase in den Wind, um ihrerseits Unabhängigkeit zu demonstrieren. Für exakt zwei Sekunden. Dann lag sie plötzlich über seinen Knien. Der Schall war schneller als der Schmerz. Bevor sie überhaupt bemerkte, dass er ihr mit der flachen Hand auf den Po geschlagen hatte, hörte sie das Klatschen und dann lag sie auch schon in seinen Armen. Sein leidenschaftlicher Kuss verhinderte jede Form von Protest.

      Wenn sein Verhalten sie auch zutiefst irritierte und sie keine Idee hatte, wie sie sich David gegenüber verhalten sollte, war sie fasziniert von seiner bestimmenden Art. Er diskutierte nicht, er fragte nicht, er packte zu. Was müsste es für ein Gefühl sein, wenn der Mann sich wirklich alles nahm, was er wollte? … unbeugsam, unbarmherzig, ungebremst.

      Elena war nahe dran, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen, als David mit ihr zusammen ausstieg und das Taxi von dannen ziehen ließ: Die Erlösung nahte!

      Zielstrebig marschierte sie auf die Treppe zu und wurde jäh gestoppt. Gekonnt lenkte ihr Begleiter ihren Vorwärtsdrang im Halbkreis in seine Richtung um und fing sie in einer Umarmung auf. Mit der freien Hand strich er über ihre Wange und knetete ihr Ohrläppchen gefühlvoll zwischen den Fingerspitzen.

      »Du willst also von mir gevögelt werden …?«, durchbrach er die romantische Stimmung schroff. »Und was bietest du mir dafür als Gegenleistung an?«

      Als Elenas Kinnlade fassungslos herunterklappte, schob er ihr sofort zwei Finger in den Mund und stoppte erst, als sie zu würgen begann. Trotz der Wut, die gefährlich in ihren Augen aufblitzte, fürchtete er offenbar nicht, dass sie zubeißen würde. Gnadenlos schob er die Finger noch tiefer und ließ den Blickkontakt nicht abreißen. Erst als ihr die Augen fast aus dem Kopf traten, legte er den Rückwärtsgang ein und flüsterte: »Wenn du eine Antwort für mich hast, dann ruf mich an – jederzeit!« Er zog eine Visitenkarte aus dem Sakko, legte sie der Sprachlosen in die Hand, drückte behutsam ihre Finger darum, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.

      Elena stand immer noch bewegungslos auf dem Fleck, als David schon längst von der Dunkelheit verschluckt worden war. Was war das eben gewesen? Was hatte er sie gefragt? Was sie ihm anbieten würde, damit er mit ihr ins Bett ginge? Was für eine bodenlose Frechheit! Was nahm sich dieser unverschämte Kerl eigentlich heraus? Als wenn es kein beidseitiges Vergnügen wäre und sie noch etwas obendrauf packen müsste, damit er sich ihrer erbarmte. So hatte noch kein Mann gewagt, mit ihr zu sprechen! Na warte, der sollte was erleben. Sie knüllte die Visitenkarte zusammen und schleuderte den Klumpen in die Büsche vor dem Haus.

       Scheiß auf die Umweltverschmutzung und scheiß auf David!

      Elena