was sie hörte, war ein leises Klicken, das Licht ging aus, die Tür schwang auf und David ergriff ihre Hand, um sie daran zu hindern, das Licht wieder einzuschalten. Der schwache Schein aus der Wohnung tauchte den Treppenabsatz in ein geheimnisvolles Zwielicht.
Mit seinem Körper drängte er sie an die Wand und sah auf sie hinunter. »Was hast du eigentlich in dieser eigenwilligen Kombi um diese Zeit vor der Tür gemacht?«, spielte er auf ihre Bekleidung an.
Ihr Schweigen war nur von kurzer Dauer, aber doch lang genug, um nahezulegen, dass ihre Antwort zumindest teilweise nicht der Wahrheit entsprach.
»Ich habe Müll rausgebracht«, murmelte sie und vergrub ihre Hände hilflos in den Taschen des Bademantels. Sie musste auf jeden Fall verhindern, dass die zerknüllte Karte irgendwo hervorblitzte.
David fragte nicht weiter und er erklärte sich auch nicht. Ohne seine Augen von ihren zu nehmen, öffnete er den Bademantel und schlug ihn zu den Seiten. Sein Blick wanderte abwärts. Unverhohlen betrachtete er jeden sichtbaren Quadratzentimeter ihres Oberkörpers.
Die Selbstverständlichkeit, mit der er vorging, jagte Elena einen kalten Schauer über den Rücken. Warum fasste er sie nicht endlich an? Sie wollte seine Hände wieder auf ihrem Körper spüren. Wie würde sein Griff auf ihrer nackten Haut ausfallen?
Zärtlich?
Leidenschaftlich?
Grob?
David ging wieder in die Knie, dieses Mal aber nicht vor der Tür, sondern vor Elena. Mit gespreizten Fingern glitt er ihre Schenkel hinauf, griff um ihre Hüften und zog sie ruckartig in seine Richtung. »Beine breit«, befahl er und hatte seine Zunge bereits in ihrem Schoß vergraben, ehe sie begriff, was geschah. Doch bevor ihr Verstand Gelegenheit hatte, sich wieder einzuschalten, übernahm das unstillbare Verlangen nach Befriedigung bereits das Regiment. Zu lange hatte es schon auf kleiner Flamme vor sich hin geköchelt.
Immer tiefer drang er mit seinem Mund zwischen ihre Schenkel, bis seine Lippen das Ziel fanden. Die ungewohnte Härte, mit der er ihre Klitoris umklammerte, ließ Elena zusammenzucken. Doch David ließ sich nicht beirren: Er presste die kleine Perle mit der Zunge gegen seine Lippe und begann rhythmisch daran zu saugen. Das Wechselspiel zwischen dem Unterdruck und der Entspannung löste nach kurzer Zeit ein köstliches Prickeln aus, das durch ihren Körper flog und sie fast von den Beinen holte. Halt suchend ruderte Elena mit den Armen und landete wieder an der Wand, als David plötzlich auch noch eines ihrer Beine anhob, um es sich über die Schulter zu legen. Leidenschaftlich vergrub er seine Zunge noch tiefer in die weiche Haut.
Elena gierte danach, ganz in seinem wunderbaren Können zu versinken. Doch jedes Mal, wenn sie vor Lust laut aufstöhnte, veränderte David seine Haltung. Geringfügig, aber doch genug, um sie immer wieder körperlich aus dem Gleichgewicht zu bringen, und um ihren Besuch im Land der Sinnlichkeit abrupt zu unterbrechen. Ob das ein Zufall war? Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, katapultierte seine Zungenakrobatik sie wieder in Richtung Lust, bis sie schließlich ganz den Boden unter den Füßen verlor und sich auf seinem Arm wiederfand.
»Bett?«, fragte er nur knapp und marschierte mit großen Schritten in die angegebene Richtung. Nachdem sie schwungvoll auf der Decke gelandet war, vergrub er sofort wieder seinen Mund zwischen ihren Schenkeln. Genüsslich wühlte Elena sich in ihre Laken. Es gab nur wenige Männer, die es bisher geschafft hatten, ihr allein mit Zunge und Lippen einen Höhepunkt zu bescheren, doch David war genau auf dem richtigen Kurs – bis er unvermittelt abbrach.
Irritiert hob sie den Kopf und blinzelte unter den blonden Locken hervor, die ihr wild im Gesicht hingen. »Was …?«, stammelte sie atemlos. »Was ist los?«
»Mach fertig!«, forderte David.
Elena dachte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
Doch er belehrte sie eines Besseren. »Mach fertig!«
Sie zögerte immer noch.
»Ich wiederhole mich ungern!« Sein Befehlston weckte zu ihrem Erstaunen keine Ablehnung oder Wut in ihr. Stattdessen wurden das innere Beben und die Erregung noch stärker. Stockend wanderte ihre Hand zwischen die Beine. Noch nie hatte jemand zugesehen, wenn sie sich selbst befriedigte. Als ihre Finger zwischen die Schamlippen tauchten, wurden sie sofort von Feuchtigkeit überzogen – kein Wunder bei der exquisiten Vorarbeit. In kleinen Kreisen verwöhnte sie ihre Klitoris und wünschte sich, dass er zumindest mit seinen Fingern in sie eindringen und stimulieren würde.
Als könnte sie ihn hypnotisieren, ihren Wünschen nachzukommen, sog sie sich mit den Augen an seiner Silhouette fest, die sich unscharf gegen das schwache Licht abzeichnete, das vom Flur hineinschien. Wie er dasaß und sie konzentriert beobachtete, wirkte auf Elena befremdlich und gleichzeitig hatte es etwas Majestätisches. Wie schaffte er es, völlig regungslos zu verharren, während er offensichtlich ebenso vor Gier vibrierte wie sie selbst? Immer tiefer versank sie in den schwarzen Augen, die im Zwielicht regelrecht glühten, und erschrak, als der Höhepunkt sie in Wellen durchzuckte.
David erhob sich sofort vom Bett. »Um neun Uhr fahren wir zum Flughafen«, war alles, was er ihr noch knapp zuwarf, bevor die Tür leise ins Schloss fiel.
Elenas Beine sanken entspannt auf das Bett hinab. Noch lange starrte sie einfach ins Nichts und versuchte, ihre Gefühle und Gedanken zu sortieren. David war der erste Mann, für den sie eine Betriebsanleitung brauchte. Im Allgemeinen waren Männer selbsterklärende Wesen, die nach einem eng begrenzten Reaktionsschema auf Schlüsselreize ansprangen: triebhaft.
Aber was war mit Mister Sexy los?
Sie hatte seine Lust quasi riechen können und zum zweiten Mal an diesem Abend die Beule in seiner Hose gespürt. Ob ihm das Geschehen in seiner Unterhose die Blutzufuhr zum Gehirn abgeschnürt hatte? Irgendwo hatte sie gelesen, dass es Männer gab, die tatsächlich zu nichts mehr fähig waren, wenn das Blut sich in der unteren Etage sammelte … Aber das sollte nur bei denen vorkommen, die mit einem mächtigen Stück Männlichkeit gesegnet waren. Oder war er vielleicht ein Voyeur, dem einer abging, wenn er andere in eindeutigen Situationen beobachten konnte? Aber hätte er dann nicht auch einen Höhepunkt haben müssen? Doch was es auch war, offensichtlich hatte dieser attraktive Typ kein Interesse an engem Ganzkörperhautkontakt – jedenfalls nicht mit ihr.
Elena kroch unter ihre Bettdecke und fiel in einen unruhigen Schlaf.
Abheben mit David
»Hallo«, murmelte Elena ins Smartphone, bevor ihre Hand wieder kraftlos aufs Kopfkissen sackte. Irgendjemand sprach, aber sie war zu müde, um das Telefon wieder ans Ohr zu ziehen. Wer konnte nur so grausam sein, sie zu so nachtschlafender Zeit aus den schönsten Träumen von hemmungslosem Sex mit David zu reißen?
David?
»Hallo, hallo, wie bitte? Mir ist das Telefon aus der Hand gerutscht …«
»So wie die Tür heute Nacht«, brummte die männliche Stimme am anderen Ende.
Sofort saß sie kerzengerade im Bett.
David!
»Ich sehe schon, um dir das Flunkern abzugewöhnen, muss ich wohl doch härtere Geschütze auffahren«, bemerkte er sarkastisch. Da er keine Pause machte, erwartete er offensichtlich keine Antwort oder gar Kommentierung seiner anmaßenden Bemerkung. »Aber jetzt ist es Zeit aufzustehen. Es ist gleich 7.30 Uhr, Punkt 9.00 Uhr fährt der Wagen bei dir vor.«
Innerlich knallte Elena die Hacken zusammen und säuselte lieblich: »Jawohl Sir, wie der große Meister befiehlt.«
»Braves Mädchen, ich sehe, wir verstehen uns so langsam.«
Sie ließ ihren Arm wieder auf das leere Kopfkissen fallen. Eigentlich schade, der Morgen hätte so schön beginnen können – wenn David über Nacht geblieben wäre. Aber irgendwie hatte der entweder mächtig was am Kopf oder eine Etage tiefer oder irgendetwas zu verbergen.
Elena