Christine Schöpf

Mein Leben mit dir hat bereits begonnen


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erzählte Aaron so gut sie zwischen den Schluchzern konnte, dass Benno ins Krankenhaus gekommen ist und nun auf der Intensiv lag. Sie erzählte ihm von ihrer Mutter und dass sie so tapfer für Benno sein wollte, aber sich jetzt so alleine und schwach fühlte.

      Aaron ließ sie sich alles von der Seele reden und als Nelly sich wieder etwas beruhigt hatte, fragte er liebevoll:

      „Nelly, möchtest du, dass ich dich abhole? Du solltest mit solch einer Last nicht allein sein. Ich kann auch Hanna bitten zu dir zu kommen.“

      Nellys Gedanken überschlugen sich, natürlich würde sie ihn gerne sehen. Allein bei dem Gedanken daran fing ihr Herz an zu rasen.

      „Ich glaube nicht, dass wir uns jetzt treffen sollten“ erwiderte Nelly unsicher und hoffte innerlich, dass Aaron sich nicht mit der Antwort zufriedengeben würde, aber sie hörte wie Aaron jetzt mit Hanna sprach.

      „Nelly, Hanna kommt jetzt bei dir rum und bleibt auch über Nacht bei dir. Möchtest du so lange noch mit mir telefonieren, dann ruf ich dich gleich über Kalles Telefon an“.

      Nelly nickte und versuchte den Klos der Enttäuschung in ihrem Hals herunterzuschlucken.

      „Nelly, bist du noch dran?“

      „Ja“, sie fühlte sich plötzlich sehr müde.„Ich glaube aber, dass ich mich bis Hanna hier ist, noch dusche und mir auch noch eine Kleinigkeit zu essen mache.“

      Jetzt war es Aarons Stimme, die enttäuscht klang und es zerriss Nelly fast das Herz.„Ja, wahrscheinlich ist das so besser. Ich gebe Hanna jetzt ihr Telefon zurück, damit sie sich auf den Weg zu dir machen kann. Nelly?“

      „Ja, Aaron“, sie glaubte er würde ihr Herz am anderen Ende des Telefons klopfen hören.

      „Schlaf gut und Kleines, ruf mich das nächste Mal an, wenn es dir so schlecht geht, okay?“

      „Okay“ quetschte Nelly raus und ihr traten die Tränen wieder in ihre Augen.

      „Nelly?“

      Nelly nickte und schluckte ihre Tränen herunter.

      „Du bist nicht schwach und nicht allein. Du bist so stark, dass ich Angst um dich habe, dass du über deine Kräfte gehst. Und glaub mir, du wirst nie wieder allein sein, weil ich jetzt bei dir bin. Ich komme jetzt nur nicht zu dir, weil ich weiß, dass es sich für dich nicht richtig anfühen würde, wenn ich in deiner und Bennos Wohnung wäre und du solltest nicht zu mir kommen, weil du vielleicht heute Nacht noch ins Krankenhaus musst. Aber ich bin für dich da und wenn du mich anrufst, dann hole ich dich ab und wir fahren an einen neutralen Ort und ich werde auf dich aufpassen -du bist mein Leben. Auch wenn du mit Benno zusammen bist und ihn begleitest, mein Leben mit dir hat schon begonnen, mit dem Augenblick, als ich dich sah. Hast du verstanden?“

      Nelly fühlte sich plötzlich erleichtert.

      „Ja, ich glaub schon. Danke Aaron“ flüsterte Nelly.

      „Nicht dafür -mein Leben. Nicht dafür!“ dann legte er auf und sie wusste, dass er Hanna jetzt davonjagen würde, damit sie so schnell als möglich bei ihr sein konnte.

      Bei dem Gedanken kam wieder Leben in ihren Körper und sie ging duschen. Hanna klingelte, als sie gerade wieder aus dem Bad kam. Hanna sagte nicht viel und drückte sie nur Feste an sich.

      An diesem Abend gingen sie zeitig ins Bett. Nelly schlief sehr unruhig und fiel erst in den Morgenstunden in einen Traum. In dieser Nacht träumte sie zum ersten Mal von Aaron.

      „Nelly“ sie wurde unsanft gerüttelt.

      „Nelly wach auf, du hast einen Alptraum“.

      Hanna stand an ihrem Bett und schaute sie besorgt an. Nelly brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie zu Hause in ihrem Bett lag und nicht in Aarons Armen.

      „Alles okay Hanna“, murmelte Nelly, „das war kein Alptraum“.

      Hanna grinste, „Dann würde ich gerne wissen von wem du geträumt hast. Du hast dich hin und her gewälzt und gestöhnt.“. Nelly wurde rot und Hanna lachte.

      „Herrgott Nelly, du benimmst dich wie ein Backfisch. War der Traum denn wenigstens richtig heiß?“

      Hanna schaute Nelly bohrend an, was nur zur Folge hatte, das Nelly noch roter anlief.

      Nelly setzte sich auf „Hanna, ich glaube ich habe mich verliebt.“

      Hanna stöhnte auf, „Sag mir bitte nicht, dass es sich hier um Ron handelt“, aber Nelly nickte sie nur an.

      „Zum Teufel Nelly -du weißt nicht was du da tust. Du hast keine Ahnung, wer er ist!“

      „Dann erzähl mir von ihm. Sag mir wer er ist und was er so treibt.“

      Hanna schüttelte den Kopf

      „Sorry Nelly, aber alles was ich von ihm weiß, sind Dinge, über die ich mit dir nicht reden sollte.“

      „Hat das was mit diesem Freundschaftsschwur zu tun?“ bohrte Nelly weiter.

      „Ja, und mit vielen anderen Schwüren. Du weißt nicht auf was du dich da einlassen würdest und ich bitte dich eindringlich, dich von ihm fern zu halten.“

      Hanna lief im Zimmer auf und ab.

      „Was ist das für ein Freundschaftsschwur?“

      Nelly musste es wissen. Hanna zögerte und zupfte imaginäre Flusen von ihrem schwarzen Oberteil und Nelly befürchtete, dass Hanna ihr wieder einmal keine Antwort zu diesem Thema geben würde. Aber zu Nellys erstaunen holte Hanna tief Luft:

      „Ron und ich haben häufig erlebt, dass Freundschaften auseinanderbrachen, weil innerhalb und auch mit eng verbundenen Außenstehenden der Gruppe, sich Liebschaften entwickelten.“

      Hanna setzte sich wieder auf die Bettkante zu Nelly und betrachtete ihre Hände.

      „Es ist nicht leicht für uns Beziehungen zu führen, du siehst ja selbst, wie viel Geheimnisse wir mit uns rumschleppen und wir über dies und das nicht reden dürfen. Das ist nicht nur für uns anstrengend, sondern auch für den Partner, und da kommt schnell Misstrauen auf. Immer wenn dann diese ‚Liebe‘ auseinander ging, hingen immer irgendwelche Personen mit drin und es gab Stress und Streit und plötzlich waren die besten Freunde zerstritten und redeten nicht mehr miteinander. Don‘t fuck your own company! In unserer Familie ist es jedoch wichtig, miteinander zu agieren und sich gegenseitig zu vertrauen. Ron und ich haben uns irgendwann geschworen, dass uns das nie passieren wird -das ist der Freundschaftsschwur und den nehmen wir sehr ernst.“

      „Das heißt, Aaron hatte nie eine Freundin aus dem Club?“

      Hanna lachte bitter auf.

      „Club, wie definierst du aus dem Club? Die meisten Weiber, die dort rumhängen gehören nicht zum Club. Die meisten träumen nur davon einen Typen aus dem Club abzuschleppen, oder abgeschleppt zu werden, aber zum Club werden die nie gehören und niemals zur Familie.“

      „Bitte Hanna, erzähl mir von ihm“, Nelly schaute Hanna flehend an.

      Hanna konnte nicht länger stillsitzen und lief wieder im Zimmer hin und her.

      „Ron ist ein spitzen Fang, er steht ganz oben auf der Liste der begehrten Junggesellen und das nicht nur im Club. Du solltest mal sehen, wie die Weiber auf ihn abfahren, wenn wir auf Tour gehen.“

      Hanna lachte auf und Nelly krampfte der Magen zusammen.

      „Er sieht wahnsinnig gut aus und legt viel Wert auf ein sauberes und ordentliches Auftreten. Ich habe ihn noch nie mit einer Freundin gesehen, oder gehört, dass er da was am Start hatte, ich meine –eine richtige Freundin. Er ist ein ganz harter Kerl und wenn ich sage hart, dann meine ich das auch so. In unserem Club hält da keiner gegen, aber er geht immer respektvoll mit allen um. Auch für die größten Schlampen hat er ein offenes Ohr. Wenn Kalle Ärger mit seinen Mädchen hat, ruft er Ron und der bekommt die Scheiße immer wieder hin -dafür vergöttern die Mädchen ihn. Jede einzelne würde für Ron anschaffen