Christine Schöpf

Mein Leben mit dir hat bereits begonnen


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ich habe heute noch nichts gegessen. Kuchen wäre jetzt nicht das Richtige, aber du kannst dir gerne etwas bestellen.“

      Nelly ließ sich auf die Eckbank fallen, und die Kellnerin kam und brachte ihnen ihren Kaffee. Nelly legte ihre kalten Hände um den heißen Kaffeebecher.

      „Dr. Schumacher war heute da. Sie geben ihm nur noch 3-4 Monate und in 4 Wochen gehen wir ins Spital.“ Nellys Stimme klang so traurig, wie sie sich fühlte.

      Tränen liefen Nelly über ihr Gesicht und Hanna legte ihre Hände um Nellys Hände, die immer noch den Kaffeebecher umklammerten.

      „Oh Nelly, das tut mir so unendlich leid. Ich hatte so sehr auf mehr Zeit für euch gehofft.“

      Nelly nickte, beide schwiegen und hingen ihren Gedanken nach. Obwohl Nelly es ahnte, fragte sie Hanna nach einiger Zeit: „Über was wolltest du mit mir sprechen?“.

      Hanna schaute Nelly an: „Nicht so wichtig wie das jetzt hier. Kann ich etwas für euch tun? 4 Wochen, das ist so bald… “

      Nelly nickte wieder: „Ja, alles geht so wahnsinnig schnell. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit mit ihm. Benno schläft jetzt, ich konnte mit ihm noch gar nicht darüber reden, dass wir jetzt schon ins Spital sollen.“

      Nelly löste sich von der Kaffeetasse und trocknete sich die Tränen. Sie tranken schweigend ihren Kaffee.

      „Komm ich lade dich zum Essen ein. Im Clubhaus gibt es heute Braten mit Klößen und Rotkohl -wie bei Muttern“, Hanna lächelte aufmunternd.

      Nelly lief erstaunlicherweise wirklich das Wasser im Munde zusammen, ja darauf hatte sie jetzt echt Appetit. Sie schrieb Lina eine kurze WhatsApp und erst im Auto kam ihr der Gedanke, dass Aaron auch da sein könnte. Vorsichtig fragte sie bei Hanna nach.

      „Ich glaube nicht.“ Hanna überlegte kurz, „Ron ist nicht häufig im Clubhaus -keiner weiß wirklich, wann er auftaucht. Er weigert sich ein Handy zu benutzen und das bringt alle zum Verzweifeln. Wenn Kalle ihn auch nicht auf dem Festnetz erreicht, schickt er ihm einen seiner Laufburschen nach Hause. Meist ist er aber noch nicht mal da erreichbar, dann hinterlassen sie ihm Nachrichten auf seinem AB oder piepen ihn an. Wer zum Henker hat heutzutage kein Handy und nur einen Festnetzanschluss?!“

      Hanna schüttelte den Kopf als würde sie es immer noch nicht begreifen können.

      Nach einer kurzen Pause sprach Hanna in einem ungewöhnlich weichen Ton weiter: „Nelly, ich weiß nicht, was zwischen euch beiden gestern abgelaufen ist, das war wie in einem beschissenen Horrorfilm von Besessenen und ich krieg es nicht in und aus meinen Kopf. Wir müssen nicht jetzt darüber rede, aber ich würde es gerne verstehen. Ich kenne dich schon mein Leben lang und Ron -hatte ich geglaubt- auch zu kennen, aber das gestern waren weder er noch du.“

      Nelly starrte aus dem Autofenster. Was sollte sie Hanna sagen, sie verstand es selbst nicht. Sie verstand auch nicht, dass Aaron ihr eine Handynummer von sich gegeben hatte, wo doch niemand, selbst Kalle, keine Nummer von ihm hatte.

      War das wirklich seine Nummer und warum wollte er ihre nicht? Warum hatte er ihr gestern einen Osbourne gebracht und nicht wie Hanna ein Bier -woher kannte er ihr Lieblingsgetränk? Und warum nur hatte er diese magische Wirkung auf sie und wird das beim nächsten Aufeinandertreffen wieder so sein?

      Nelly schwirrten die Fragen kreuz und quer durch den Kopf, aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und erst recht keine Antwort hierzu finden.

      Als sie am Clubhaus ankamen hatte Nelly solch einen Hunger, dass ihr schon schlecht war. Sie schaute sich auf dem Parkplatz um, aber sie wusste nicht wirklich wonach sie Ausschau halten sollte. Hatte Aaron überhaupt ein Auto oder fuhr er wie die meisten hier Motorrad? Nelly schüttelte den Kopf und wollte sich jetzt nicht mehr mit Aaron befassen, sie hatte Hunger.

      Sie betratn das Clubhaus und waren überrascht wie gut dieses am frühen Abend besucht war. Natürlich bekam Hanna trotzdem noch einen freien Tisch und die Kellnerin rief ihnen im Vorbeigehen zu, dass es selbstverständlich den Mittagstisch für sie Beide noch gebe würde.

      Nelly freute sich auf das Rotkohl, sie hatte es schon einmal hier gegessen und Elke die Köchin machte es immer mit frischen Apfelstückchen, so wie sie es liebte.

      Hanna bestellte sich ein Bier und ihr eine Coke, während sie die Zeit nutzte und sich umschaute. In der Ecke erkannte sie Kalle mit seinem Gefolge, darunter auch Nick -Aaron war aber augenscheinlich wirklich nicht da. Nelly atmete auf, sie wusste jedoch nicht, ob sie froh oder enttäuscht über diese Tatsache sein sollte.

      Als sie die Männer am Tisch beobachtete, merkte sie, dass Nick zu ihr rüber sah. Er beugte sich dabei zu Kalle rüber und sprach mit ihm. Er hatte die Ellenbogen vor sich auf den Tisch aufgestellt und sprach mehr oder weniger gegen seinen Unterarm, so dass Nelly nicht wirklich erkennen konnte, ob Nick tatsächlich sprach. Nelly fiel ein, dass auch Aaron gestern seine Hand vor seinen Mund gehalten hatte, nicht direkt, aber sie war sich ganz sicher, dass er diesen abgedeckt hatte.

      „Hanna, was ist das für eine Sache mit der Hand vor dem Mund, wenn die sich hier Unterhalten?“

      Hanna hätte fast das Bier ausgespuckt: „Wie kommst du jetzt darauf?“

      Nelly zeigte mit einem kurzen Kopfnicken zu dem Tisch von Kalle. Hanna drehte sich um und schaute nun auch kurz hinüber.

      Abrupt drehte sie sich wieder um.

      „Scheiße Nelly -starr da nicht so hin,“ fauchte sie und sah Nelly ärgerlich an.

      „Die halten die Hand vor den Mund, damit keiner von ihren Lippen ablesen kann. Augenscheinlich wollen die nicht, dass andere mitbekommen, über was sie sich unterhalten, deshalb schau da nicht so rüber! Wir wissen untereinander nicht wirklich wer das Lippenlesen beherrscht und wer nicht.

      Nick kann das, das weiß ich ganz sicher und sicherlich kann das auch Kalle.“

      Hanna hielt kurz inne.

      „Du sitzt denen genau gegenüber, und ich bin mir sicher, dass Nick sich daraus einen Spaß macht, von deinen Lippen abzulesen. Vielleicht war das nach gestern eine blöde Idee mit dir hierher zu kommen. Wollen wir lieber gehen?“

      Nelly schüttelte den Kopf, auf keinen Fall würde sie jetzt auf ihr Essen verzichten, das ganze Clubhaus roch nach Rotkohl und egal was sie jetzt noch anderes zu Essen bekommen würde, es würde ihr einfach nicht mehr schmecken.

      „Nein Hanna, ist schon okay. Wer weiß, wie oft Nick das schon gemacht hat. Ich habe nichts zu verheimlichen und bin so uninteressant wie weiß Gott wer.“

      Nelly hatte das provokativ in Nicks Richtung gesprochen und hielt sich dann dramatisch die Hand vor den Mund: „Lass uns bitte hier essen, und dann verschwinden wir wieder -okay?“

      Die Kellnerin kam gerade auch mit dem Essen an ihren Tisch und Hanna konnte nur noch zustimmen. Während des Essens unterhielten sie sich über alles Mögliche und gaben sich die größte Mühe nicht über Ron oder Benno zu sprechen.

      Es war ein schöner Abend und das Essen war wie erwartet köstlich. Sie hatten gerade der Kellnerin ein Zeichen zum Bezahlen gegeben, als die Tür aufging und Nelly Aaron hereinkommen sah.

      Sofort traf sie die Erregung wie ein Blitz, ihr Herz raste und ihre Hände wurden augenblicklich feucht. Doch Nelly musste schmerzhaft feststellen, dass Aaron nicht alleine war. Eine gutaussehende, jedoch etwas billig wirkende, junge Frau folgte ihm und als Aaron Nelly sah blieb er stehen, was die junge Frau wohl als Aufforderung ansah, sich mit ihren gemachten Titten an ihn zu schmiegen.

      Nelly spürte, wie sich ihr Magen drehte und ihr die Magensäure in den Mund schoss. Schnell legte sie die Hand auf ihren Mund und während Hanna zahlte sprang sie auf und rannte zum Klo.

      Obwohl der Club voll war, sah Aaron Nelly sofort. Er hatte den Raum nicht mit seinen Augen absuchen müssen, er hatte gespürt, dass sie heute hier sein würde. Er hatte dummerweise Jaqueline auf dem Parkplatz getroffen, die ihm bereits auf dem Parkplatz angeboten hatte, ihm im Auto einen zu blasen. Aber er hatte dankend abgelehnt, das war noch nie sein Ding