Christine Schöpf

Mein Leben mit dir hat bereits begonnen


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schluckte und nickte.

      „Ich gebe dir jetzt meine Handynummer. Merke dir diese Nummer, schreibe sie niemals auf und gebe sie niemanden weiter -niemals und niemanden -auch nicht Hanna. Versprichst du mir das?“

      Nelly nickte.

      Aaron hielt sich unauffällig die Hand vor den Mund und nannte ihr eine leicht zu merkende Handynummer.

      „Niemand weiß von der Nummer und sie ist ausschließlich für dich bestimmt. Wenn du mich brauchst, egal wann und wo, kannst du mich über diese Nummer erreichen, ich bin für dich da -okay?“

      Nelly nickte erneut: „Möchtest du auch meine Nummer haben?“ fragte sie ihn schüchtern, doch Aaron lächelte sie nur an und schüttelte den Kopf.

      „Nein, gib sie mir nicht jetzt -zu viele Augen und Ohren hier. Ich muss jetzt gehen -du kommst mit Hanna nach Hause?“

      Nelly nickte erneut und sie bekam die Panik kaum in den Griff, bei dem Gedanken, dass er jetzt jeden Moment aufstehen und verschwinden würde, der Mann, den sie erst seit knapp einer Stunde kannte. Wie albern und kindisch ich mich aufführe, schoss es ihr durch den Kopf, aber ihr ganzer Körper wehrte sich dagegen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, das Aaron jetzt gehen würde.

      Aaron winkte Hanna heran und auch Nick, der immer noch auf Ron wartete, kam mit zu ihnen an den Tisch.

      „Han, du bringst deine Freundin später sicher nach Hause?“, Aaron sah Hanna bittend an.

      Hanna stellte sich neben Nelly um ihr ihren Arm um die Schulter zulegen, dabei sah sie Aarons Hand auf Nellys Oberschenkel liegen. Hanna sagte nichts und wendete ihren Blick wieder Aaron zu.

      „Nichts anderes hatte ich vor, du Klugscheißer. Kümmere dich lieber um deinen Scheiß. Ich wusste nicht, dass Kalle gerne warten gelassen wird“.

      Aaron zog seine Hand langsam von Nellys Oberschenkel und hinterließ eine Spur auf ihrer Haut, die gleichzeitig brannte und kribbelte.

      Reis dich zusammen, ermahnte Nelly sich selbst und schaute Hanna an.

      Dabei begegnete sie Nicks Blick. Er sah sie mit undurchschaubarem Blick an und Nelly schaute direkt weg, der Blick war ihr unangenehm.

      „Komm wir gehen tanzen“, schlug Hanna Nelly vor und zog sie auf die Tanzfläche. Als Nelly zurückschaute, war Aaron schon verschwunden. Es kam Nelly alles wie ein Traum vor, sie fühlte sich glücklich und lebendig, aber doch so unglaublich einsam.

      -4-

      Nelly wurde am nächsten Morgen durch ein Poltern geweckt. Sie lag auf der Liege im Schlafzimmer und blickte sich um. Benno lag nicht mehr im Bett und sie konnte Stimmen aus dem Wohnzimmer vernehmen. Patrik und Benno unterhielten sich, augenscheinlich war der Infusionsständer umgekippt.

      Nelly kniff die Augen zusammen und reckte sich. Es war gestern noch recht spät geworden. Sie hatte mit Hanna noch ordentlich getrunken und getanzt -nachdem Aaron verschwunden war.

      Aaron… Nelly war plötzlich hellwach. Aaron -was war das gestern gewesen?

      Im Nachgang hatte sie das Gefühl, als ob das wirklich nur ein Traum gewesen sei -so unwirklich. Sie versuchte sich die Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen und ihr viel direkt die Handynummer ein, die er sie mehrfach hinter vorgehaltener Hand hatte wiederholen lassen.

      Diesen magischen Augenblick, als sie ihn im Club gesehen hatte- hatte sie wirklich jemand Fremdem versprochen, ihn zu retten?

      Sie schüttelte den Kopf und setzte sich auf die Bettkante. Sie war bestimmt durch den Schlafmangel gestern nur total daneben gewesen und der Alkohol hatte den Rest erledigt.

      Aaron würde sie bestimmt für eine total abgedrehte Person halten, er würde bestimmt glauben, dass sie Drogen nahm.

      Oh Gott, wie peinlich! Egal, ich werde ihn nie wiedersehen, beruhigte Nelly sich selbst und stand auf. Direkt als sie diesen Gedanken hatte, wurde ihr aber schlagartig bewusst, dass sie aber etwas ganz anderes wollte. Ganz hinten in ihrem Kopf gab es diese Stimme, die lautstark rebellierte und versuchte gehört zu werden.

      Als Nelly dieser Stimme Gehör verschaffte, wurde ihr klar, dass sie selbst nicht daran glaubte. Natürlich würde sie Aaron wiedersehen, sie würde sogar alles dafür tun, um ihn wiederzusehen.

      Ja, sie hatte ihm versprochen sein Leben zu retten, so wie er es ihr versprochen hatte. Sie glaubte fest daran und es kam ihr so natürlich vor, als wäre es schon immer so geplant gewesen. Er war kein Fremder -ja, es stimmte, sie kannte ihn erst seit gestern, aber ihr Gefühl sagte ihr, das er ihr Seelenverwandter war -es war so, als hätte sie nur auf ihn gewartet. Sie stoppte diese Stimme wieder und kam sich so verrückt und zerrissen vor.

      Sie ging ins Wohnzimmer und sah Benno im Rollstuhl am bodentiefen Fenster vor dem Fluchtbalkon sitzen. Es gab wenige Tage, wo er noch das Bedürfnis hatte an die Luft zu gehen -es schien ein guter Tag für ihn zu sein.

      „Hallo du Schlafmütze“, begrüßte er Nelly.

      Nelly ging zu ihm und küsste ihn sanft auf die Stirn und setzte sich auf seinen Schoss.

      „Morgen. Habe ich dich heute Nacht geweckt als ich nach Hause gekommen bin?“, fragte Nelly ihn.

      Benno schüttelte leicht den Kopf: „Nein, ich hatte leider so viel Morphium intus, das ich dich zwar gehört habe, aber nicht in der Lage war dich anzusprechen. Hattest du denn einen schönen Abend? Hanna hat bereits 2 Mal angerufen und wollte dich unbedingt sprechen. Ich habe Patrik aber verboten dich zu wecken, ich war so froh, dass du endlich mal schlafen konntest.“

      Hanna hatte bereits 2 Mal angerufen, wie spät war es, fragte sich Nelly und schaute auf die Uhr.

      „Scheiße, wir haben schon nach 13 Uhr“. Nelly sprang auf. „Herr Dr. Schumacher wollte heute noch nach dir schauen und ich stehe hier im Schlafanzug. Sch… ich springe schnell unter die Dusche und kümmere mich ums Essen -hat Patrick dir schon was gemacht?“

      „Nelly entspann dich. Ich hatte keinen Hunger und Patrick hat mir eine Banane gegeben. Alles gut. Mach dich in Ruhe fertig und dann essen wir später zusammen eine Kleinigkeit.“

      Nelly griff sich Unterwäsche aus ihrem Schrank und sprang unter die Dusche. Warum hatte Hanna angerufen? Was kann so wichtig sein, dass sie bereits 2 Mal angerufen hatte? War etwas mit Aaron? Nellys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Nelly nahm sich vor, nach dem Duschen Hanna anzurufen, es hatte keinen Zweck sich hier verrückt zu machen, das konnte ganz schnell geklärt werden.

      Nelly band sich ein Handtuch um ihre Haare und ein Duschtuch um ihren Körper. Sie ging in das Schlafzimmer und auf dem Weg dorthin sah sie ihr Handy in ihrer Tasche blinken -augenscheinlich hatte sie Nachrichten auf ihrem Handy erhalten. Sie nahm es aus der Tasche und klappte es im Schlafzimmer auf. Sechs verpasste Anrufe und 27 WhatsApp-Nachrichten -was zur Hölle war hier los?

      Nelly setzte sich auf den Rand ihrer Liege und sah, dass alle Anrufe von Hanna waren. Sie hatte jedoch keine einzige Sprachnachricht hinterlassen. Von den WhatsApp waren ganze 20 von Hanna. Nelly öffnete sie und Hanna schien augenscheinlich durchzudrehen. Bevor sie alle WhatsApp las, die alle einen ähnlichen Inhalt hatten -sie solle sich endlich melden, mal mit Gewaltandrohungen mal bittend -wählte sie Hannas Nummer.

      Direkt beim ersten Klingeln war Hanna am Apparat: „Wie schön, dass du dich auch mal zurückmeldest!“

      Hanna schien ziemlich angepisst zu sein.

      „Dir auch einen schönen guten Morgen liebe Hanna“, Nelly musste schon fast lachen.

      „Was liegt dir auf dem Herzen, dass… “

      Hanna sprach ihr dazwischen: „Nicht am Telefon. Ich komme bei dir vorbei -wann passt es bei dir?“.

      „Ich weiß nicht so recht Hanna, ob es heute geht“, stammelte Nelly.

      „Dr. Schumacher ist auf dem Weg zu uns und ich sitze hier noch im Duschtuch bekleidet vor meinem Schlafzimmerschrank. Ich bin noch ziemlich