Christine Schöpf

Mein Leben mit dir hat bereits begonnen


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Kopf und drehte sich langsam Richtung Hintereingang um und erstarrte.

      Er stand mit noch feuchten Haaren und nur mit dem Duschtuch bekleidet vor dem Kleiderschrank und griff nach einer schwarzen Jeans und einem schwarzen T-Shirt.

      Eine Auswahl zu treffen, was er heute anziehen sollte, fiel ihm leicht -er besaß überwiegend nur schwarze Anziehsachen und außer den Jeans und T-Shirts noch eine Handvoll schwarzer Hemden. Die restlichen höchstens 2% waren weiße T-Shirts und ein weißes Hemd. Er liebte diese Einfachheit und hatte sich noch nie wirklich viele Gedanken über seine Garderobe gemacht. Er kaufte immer bei ein und demselben Designer ein –die Stücke waren alles andere als günstig, aber sie waren sau bequem und er musste sie nie bügeln lassen. Außerdem hielten sie eine Ewigkeit und so musste er sich nicht ständig neue Klamotten kaufen.

      Er zog sich an und zischte leise auf, als er die Arme über seinen Kopf hob, um sich sein T-Shirt über den Kopf zu streifen. Die Verletzung im Rippenbereich bescherte ihm immer noch Schmerzen, aber die Blutergüsse hatten bereits die Farbe gewechselt und heilten langsam ab.

      Aaron hatte Dank seines harten Trainings einen muskulösen Körperbau und seine Muskeln hatten schon manche harte Verletzung abgemildert, und auf seiner gebräunten Haut fielen die Verletzungen schon gar nicht mehr so auf.

      Er ging zurück ins Bad und rubbelte sich seine, durch die Nässe fast schwarzen Haare, vor dem Spiegel trocken.

      Eigentlich müsste ich mal wieder zu Joe dem ‚Frisör meines Vertrauens‘ dachte er und lächelte in sich hinein, aber dafür hatte er letzte Woche einfach keine Zeit gehabt. Er kämmte sich das Haar mit den Fingern nach hinten, und als es ihm immer wieder in die Augen fiel, entschied er sich mit Haargel nachzuhelfen. Auf die Rasur verzichtete er -er war eh schon zu spät dran und wollte Kalle nicht verärgern. Trotzdem nahm er sich noch die Zeit mit dem Handtuch das Waschbecken trocken zu reiben und seine schmutzigen Sachen in den Hauswirtschaftsraum zu bringen.

      Wie immer bevor er seine Wohnung verließ, machte er seinen Rundgang, und das im wahrsten Sinn des Wortes -alle seine Zimmer waren miteinander verbunden und schlängelten sich um den Aufzugskern seines Lofts. Er blickte sich in jedem Zimmer um, nichts lag herum, das Bett war gemacht und bevor Aaron ging, schaltete er noch den Bodenputzroboter, die Waschmaschine und den Geschirrspüler an -er konnte einfach nicht anders. Er liebte es sauber und hasste es in eine unordentliche Wohnung zurückzukommen.

      Er dachte an seine „offizielle“ Wohnung, die war von der Ausstattung und von der Größe der totale Unterschied zu dieser, aber auch diese war immer aufgeräumt.

      Seine Kumpels zogen ihn damit auf -zum Glück kannte keiner diese Wohnung, oder wusste etwas von seinem akademischen Abschluss an der Uni. Aaron lächelte -sein Ruf wäre dann total im Arsch.

      Er hatte das Privileg gehabt, in einem sehr reichen Elternhaus groß zu werden. Seine Eltern hatten versucht ihm die besten Eltern zu sein, jedoch hatte er sie eigentlich immer nur an öffentlichen Feierlichkeiten und zu Weihnachten gesehen. Sie waren immer viel beschäftigt gewesen, da Aaron es aber gar nicht anders kannte, war es für ihn nie befremdlich gewesen, von Nannys erzogen und in Internaten groß zu werden.

      Wenn andere Kinder Spielsachen zum Geburtstag bekamen, bekam er Immobilien und Wertpapiere. Wenn andere Kinder sich zum Spielen verabredeten, hatte er Termine mit seinen Beratern und Anwälten.

      Für ihn war das so normal gewesen. Nein, er hatte nicht gelitten und er konnte ehrlich nicht behaupten, er hätte eine schlimme Kindheit gehabt. Mit Abstand gesehen und jetzt in seinem Alter von fast 27 Jahren, konnte er sich eingestehen, dass diese vielleicht nicht immer normal gewesen war. Aber das war er auch nie gewesen und das war gut so.

      Dank seiner Eltern hatte er Immobilien auf der ganzen Welt, ein Netzwerk, von dem andere nur träumen konnten. Und dank seiner Investitionen, hatte er so viel Geld, dass er allein, selbst mit einer 10-köpfigen Familie, dies nicht bis an sein Lebensende ausgeben könnte.

      Durch seine internationale Schulausbildung sprach er fließend 8 Sprachen, hatte einen 0,8 Notenabschluss, einen Master in VWL und vor kurzem seinen Dr. Titel in Wirtschaft- und Finanzen erhalten.

      Aaron konnte zufrieden sein, das wusste er. Er wusste auch, dass er trotz all dem nicht glücklich war, aber er war dankbar und zufrieden, und das reichte ihm.

      Er kannte so viel Leid und Elend, er wäre sich schäbig vorgekommen, wenn er sich über sein Leben beschweren würde.

      Als er am Club ankam, stand bereits eine riesige Schlange vor der Tür, mehr als die Hälfte der Personen wird heute bestimmt keinen Einlass in den Club erhalten, da war Aaron sich sicher. Eigentlich hätte in Neonschrift „Geschlossene Gesellschaft“ über dem Club leuchten müssen, dachte er.

      Aaron lenkte seinen Wagen hinter den Club und betrat diesen durch den Hintereingang. Aaron hatte den Club vor 5 Jahren gekauft und seitdem war er der angesagteste Club in der Stadt. Er hatte großartige Leute eingestellt, und der Laden lief fast von alleine. Er schaute kurz im Personalbüro vorbei, unterschrieb ein paar Papiere und ging dann wieder runter.

      Kalle war bereits mit seinem Gefolge im Club und Aaron sah gerade, wie Kalle Hanna begrüßte. Er kannte Hanna gefühlte 100 Jahre und steuerte ebenfalls auf sie zu, um sie zu begrüßen.

      Doch dann erstarrte er, als er die Frau neben Hanna sah. Es traf Aaron wie ein Blitzschlag, sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft und binnen Bruchteil einer Millisekunde hatte er das Gefühl, als würde sich sein ganzer Körper schmerzhaft zu einem Mittelpunkt zusammenziehen und jemand würde ihm gleichzeitig die Beine wegtreten. Er stützte sich an einem Biertisch ab, da er vor Schmerz fast das Gleichgewicht verlor.

      Wie magisch angezogen konnte er seine Augen nicht von ihr abwenden, alles um sie herum verschwamm zu einer grauen Masse und nur sie allein konnte er ganz klarsehen.

      Aarons Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum, er erinnerte sich, dass Hanna Claudia gegenüber erwähnt hatte, dass sie ihre Freundin mitbringen würde. Sie hatte auch ihren Namen genannt, aber er konnte sich verfickt noch mal nicht erinnern. Das war für ihn zu diesem Zeitpunkt so unwichtig gewesen, wie das Thema zu Claudias Menstruationsbeschwerden, was daraufgefolgt war.

      Aus dem Gespräch heraus hatte er aber auch mitbekommen, das Claudia Hannas Freundin eingeladen hatte, und dass Hannas Freundin schon mehrfach bei Clubfeiern dabei gewesen war. Augenscheinlich möchte Claudia Hannas Freundin.

      Fuck, er hatte sie aber noch nie gesehen -bis heute! Er konnte sie zwar nur von der Seite sehen und er hätte auch nicht in Worte fassen können, was ihn an diesem Mädchen so faszinierte, aber er war so aufgewühlt und jede Faser seines Körpers fühlte sich von dieser kleinen und eher unscheinbaren Person angezogen. Er verspürte dieses Verlangen nach ihr so hart und das Blut schoss in seinen Schwanz, der augenblicklich hart wurde.

      Fuck, dachte Aaron.

      Er fasste sich in den Schritt, um sich etwas Weite im Schritt zu verschaffen und stellte sich hinter den Biertisch. Er wollte lieber warten bis seine Schwellung ab klomm, dann würde er zu ihr gehen -mit dieser Beule in der Hose wäre es wohl eher peinlich.

      Weil er seine Augen nicht von ihr wenden konnte, sah er Phil erst, als dieser sich provokant vor ihm aufbaute.

      „N`abend Ron, traust du dich nicht an Kalles Gefolge vorbei oder warum versteckste dich hier?“

      Phil grinste ihn breit an und entblößte damit die fehlenden Zähne in seinem Mund.

      Phil war dafür bekannt gerne und hart auszuteilen und genauso gut und gerne auch bei einer Schlägerei einzustecken -die fehlenden Zähne waren dafür Beweis genug.

      „Mach dich aus meinem Blickfeld Phil und halt deine sau blöde Fresse. Oder noch besser, verpiss dich in das Loch, aus dem du gekrochen bist und quatsch wen anderes an, sonst hau ich dir die letzten Stumpen aus deinem Maul“, mit diesen Worten schob Aaron mit einem Arm Phil aus seinem Blickfeld.

      „Da ist jemand aber mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder hast du im Käfig endlich mal den kürzen gezogen und richtig eins aufs Maul bekommen?“, Phil ließ sich widerstandslos von Aaron zur Seite schieben.