Kadhira del Torro

Geliebt wird anders


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heißt du eigentlich mit Vornamen?“

      „Andrew. Aber meine Freunde nennen mich Andy.“

      „Meine Freundinnen nennen mich Nicki. Ist das nicht albern?“

      „Nein. Irgendwie passt der Name zu dir.“

      „Hast du Feierabend?“

      „Ja.“

      „Würdest du dich noch einen Moment zu mir setzen? Oder hast du etwas anderes vor? Dann ist es schon okay, ich meine, ...“

      „Ich habe Zeit“, meinte er, ließ die Tür ins Schloss fallen und setzte sich neben sie auf die Bettkante. Den Kittel legte er über das Fußende, faltete die Hände im Schoss und sah sie an. „Deine Freundinnen sind recht ... lebhaft.“

      „Ja. Luzie meint, dass du ein sehr gutaussehender Mann bist.“

      „Richte ihr meinen Dank aus. Das finde ich übrigens auch.“

      „Was? Das du ...?“

      „Auch, ja. Aber Luzie ist doch diese kleine blonde mit der hohen Stimme, oder?“

      „Ja.“ Warum störte es sie, was er über Luzie sagte? „Und die anderen? Kim? Blonde Löwenmähne“, erklärte sie.

      „Warum fragst du?“

      „Kim würde sofort mit dir ins Bett gehen“, platzte sie raus und spürte, wie ihr sofort das Blut in die Wangen schoss.

      Andy lachte, griff nach ihrer Hand und sah sie an. Seine Augen funkelten vergnügt. „Das ist sehr schmeichelhaft für mich.“

      „Aber?“

      „Kein aber.“

      „Dann würdest du ...? Ich meine, dann willst du auch ...?“

      „Nein, ich würde und will nicht“, meinte er und strich mit dem Finger über ihre Wange. „Ich sagte nur, dass ich es schmeichelhaft finde, wenn eine Frau mit mir schlafen will.“

      „Ist es das? Schmeichelhaft?“

      „Für mich schon. Ich finde, dass es eins der schönsten Komplimente ist, die man bekommen kann. Und als solches sollte man es auch annehmen. Was man daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen.“

      „Dann hast du mir heute auch ein Kompliment gemacht, als du sagtest, dass du gern mit mir schlafen würdest?“

      „Natürlich.“

      „Aber du willst es nicht.“

      „Doch, ich will es schon. Aber du nicht. Trotzdem bleibt es ein Kompliment. Von mir, von deinen Geschäftspartnern und von der Presse. Wusstest du, dass du für die Menschen interessanter bist als die First Lady? Für Männer und Frauen, wohlgemerkt. Wenn das kein Kompliment ist.“

      „Sie schließen Wetten ab, wer mich als erstes rumkriegt. Und wann.“

      „Na und? Es ist nur ein Spiel, Nicole. Du magst es als lästig empfinden. Aber das ändert sich, wenn du dieses Spiel mitspielst. Das wird lustig, glaub mir.“

      „Soll ich etwa auch wetten?“

      „Das würde zweifellos für Aufsehen sorgen. Aber, nein, das meine ich nicht. Ein Beispiel.“ Er zog das linke Knie auf das Bett und wandte sich ihr zu. „Ich habe dich im Fernsehen gesehen, als du in dieses Restaurant gegangen bist. Der Sprecher meinte, dass du dich dort mit Jonathan Dunmore triffst. Deinem zukünftigen Geschäftspartner und ein Schürzenjäger, wie er im Buche steht. Und schon liefen wieder Wetten, ob er es schafft, dich rumzukriegen. Du hast vor dem Restaurant kein Interview gegeben. Aber was, wenn du es doch getan hättest? Was, wenn du dich an den Spekulationen beteiligst? Zum Beispiel hättest du dir ein Bild von ihm zeigen lassen können und gesagt Gut sieht er ja aus der Bursche. Aber wir wollen doch mal sehen, ob er mit dem Kopf genauso viel anfangen kann wie mit seinem Unterleib. Verstehst du? Stell sie einfach alle öffentlich auf den Prüfstand. Die Medien werden dir dankbar sein und du wirst eine Menge Spaß dabei haben. Die Männer werden sich nicht ändern, denn sie wollen dir gefallen. Gestern, heute und morgen auch noch.“

      Nicole musste tatsächlich lachen. „Und so was soll ich sagen? Vor laufender Kamera?“

      „Natürlich. Wo bleibt denn sonst der Spaß für dich? Treib es mit ihnen genauso bunt wie sie mit dir. Ruf in der Redaktion irgendeiner Zeitung an und beschwer dich darüber, dass dich noch nie jemand nach einem privaten Interview gefragt hat. Das spekuliert wird, aber niemand nachsehen will, wie du wirklich bist. So bestimmst du wesentlich die Richtung und die Informationen mit, die veröffentlicht werden. Und wenn die Reporter merken, dass du dieses Spiel mindestens genauso gut beherrscht, werden sie dich auch nicht bei jeder Gelegenheit belagern, sondern sie werden freundlicher sein und die Informationen nehmen, mit denen du sie fütterst.“

      „Und das funktioniert?“

      „Probier es aus.“

      „Ich weiß nicht ...“

      „Du traust dir einfach viel zu wenig zu. Im Geschäftsleben bist du ein Draufgänger und zeigst jedem, was du willst und du bestimmst, wo es langgeht. Warum nicht auch außerhalb des Büros oder der Konferenzräume? Du bist in der Position, um genau das zu bestimmten. Wo es lang geht. Wenn du dich versteckst und ein Geheimnis aus dir und deinem Leben machst, wist du verfolgt, ausspioniert und es wird gedruckt, was in deine Termine und dein Verhalten hineininterpretiert wird. Tu doch einfach was du willst und steh dazu. Das Leben hier draußen ist nicht anders als das in deinem Büro. Es ist nur ein anderer Spielplatz.“

      „Bist du sicher, dass du kein Psychiater bist?“, lachte sie und umschloss mit den Fingern seine Hand. Ein eigenartiges Gefühl. Aber schön.

      „Wieso? Höre ich mich wie einer an?“

      „Fast.“

      „Fast? Na, dann habe ich ja noch eine Chance.“

      „Ja“, flüsterte sie, zog ihre Hand aus seiner und strich ganz vorsichtig über seine Wange. Die Haut war rau von den Bartstoppeln, gleichzeitig warm und weich, angenehm, nein, aufregend anzufassen. Sie sah fasziniert zu, wie ihre Hand ihn streichelte, ihre Finger die Konturen seines Gesichts nachzeichneten und es auf eine ganz andere, intime Art kennenlernten. Sie schluckte, vergaß zu lächeln und sah nur mit großen Augen zu, was sie tat.

      Andy griff nach ihrem Ellenbogen, ließ seine Finger über ihren Unterarm hoch zu ihrer Hand streichen und löste damit ein eigenartiges Gefühl bei ihr aus. Er legte seine Hand auf ihre, schob sie vor seinen Mund und küsste sie ganz sanft in die Innenfläche und auf ihre Fingerspitzen. Dann nahm er ihre Hand in seine, hielt sie mit beiden Händen fest und lächelte. „Ich gehe jetzt besser. Und du solltest versuchen zu schlafen.“

      „Warum? War es falsch, dass ich ...?“

      „Nein, nein, bestimmt nicht. Aber es gibt etwas, das du wissen solltest.“

      „Was? Bist du verheiratet?“ Grausamer Gedanke.

      „Nein.“

      „Verlobt? Hast du eine Freundin?“

      „Nein, und nein, weder noch.“ Wieder strich seine Hand über ihre Wange und seine Augen funkelten. Trotzdem sah er ein wenig traurig aus, als täte ihm Leid, was er zu sagen hatte.

      „Dann will ich es nicht wissen. Es ist egal.“

      „Nein, es ist nicht egal.“

      „Ich will es nicht wissen“, wiederholte sie, schob die Bettdecke weg und kniete sich hin. Ihr Bein war kaum eine Handbreit von seinem entfernt. Sie konnte durch den dünnen Stoff des Pyjamas seine Körperwärme spüren, sah die Überraschung in seinem Gesicht. Und noch bevor er Gegenmaßnahmen ergreifen oder sie es sich anders überlegen konnte, umarmte sie ihn. Sie drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge, hielt ihn ganz fest und seufzte, als er die Umarmung erwiderte, zögernd, als wäre er sich nicht sicher, dass es richtig war. Aber genau das war es. Die Wärme, die plötzlich ihren Körper