Kadhira del Torro

Geliebt wird anders


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drüber. Er hüpfte weiter auf den Rücksitz und würde dort während der Fahrt schlafen, wie er es immer tat. Autofahren fand er nicht sonderlich aufregend.

      Pünktlich um halb acht betrat Nicole das Restaurant. Das Blitzlichtgewitter vor dem Eingang hatte sie geblendet und sie sah immer noch bunte Funken vor ihren Augen. Sie hasste es. Interviews hatte sie natürlich keine gegeben und Gott sei Dank hatte das Personal des Hauses schnell reagiert und ihr zwei Männer geschickt, die sie aus dem Pulk befreiten und ins Restaurant begleiteten, bevor Rico doch noch Appetit auf den einen oder anderen Jackenärmel bekam. Man wusste, wer sie war, ignorierte den Dobermann, der später kommentarlos eine Schüssel mit Wasser bekommen würde und dienerte sie zu dem Tisch, an dem Jonathan Dunmore bereits auf sie wartete. Er erhob sich mit einem Lächeln. Seine Augenbrauen zuckten hoch, als er Rico entdeckte und sein Lächeln geriet etwas aus dem Gleichgewicht. Wie schön.

      Er begrüßte sie mit einem formvollendeten Handkuss und sah ihr anschließend tief in die Augen. „Es freut mich außerordentlich, Sie endlich persönlich kennenzulernen, Nicole.

      „Geben Sie mir einen Grund, damit es mir genauso geht“, erwiderte sie kühl und setzte sich. Rico setzte sich unaufgefordert neben sie, die Ohren gespitzt, das Augenmerk auf den männlichen Gast geheftet, die muskulöse Brust vorgeschoben und insgesamt zur Salzsäure erstarrt. Ein letztes Schnaufen und der Abend war vorerst für ihn gelaufen. Für Jonathan Dunmore allerdings auch.

      „Ich schlage vor, dass wir eine Stunde lang so tun, als unterhielten wir uns angeregt“, schlug Nicole vor, kaum dass der Filius ihr gegenüber Platz genommen hatte. „Dann begleiten Sie mich ein Stück Richtung Tür und treffen an der Bar eine alte Liebe wieder. Wir verabschieden uns voneinander und sie können sich amüsieren, solange sie wollen. Einverstanden?“

      „Ich hatte den Abend eigentlich anders geplant.“

      „Es ist Teil meines Jobs und meiner Persönlichkeit, die Träume der anderen platzen zu lassen. Das nennt man Realität.“

      „Sind Sie immer so abweisend?“

      „Nein. Dieses Vorrecht gebührt allein der männlichen Bevölkerung.“

      „Ah“, machte er und lachte leise. „Ihr Spitzname.“

      „Ich ruhe mich nicht darauf aus, Mister Dunmore. Und Sie sollten das auch nicht tun.“

      „Dann habe ich also noch Chancen?“

      „Nicht in diesem und nicht im nächsten Leben.“

      „Wie wäre es mit ein klein wenig Freundlichkeit?“

      „Warum?“

      „Ich habe Ihnen nichts getan, was die Unfreundlichkeit rechtfertigen würde.“

      „Sie sind ein Mann mit einem gewissen Ruf. Das reicht vollkommen.“

      „Sie sind voreingenommen.“

      „Sie etwa nicht?“, fragte sie spöttisch und nippte an ihrem Wasser.

      Sie gaben ihre Bestellungen auf und ihr Aperitif wurde gebracht. Es war immer der gleiche. Jonathan Dunmore suchte den Wein für das Essen aus. Einverstanden.

      „Worüber möchten Sie reden?“, erkundigte er sich, kaum dass der Angestellte verschwunden war.

      „Über die Firma.“

      „Dafür haben wir noch genug Zeit. Möchten Sie mir nicht lieber etwas über sich erzählen? Ihre Hobbys, Ihre ...“

      „Nein, will ich nicht“, unterbrach sie ihn. „Mein Privatleben geht Sie nichts an. Heute nicht – und in Zukunft auch nicht. Und was Sie außerhalb der Firma machen, interessiert mich nicht. Klar?“

      Er machte dicke Backen und lehnte sich zurück. Sein Blick wanderte durch das Restaurant, blieb kurz an diversen Damen haften und suchte die nächste.

      Sie folgte seinem Blick. „Nichts passendes dabei?“

      „Ganz ehrlich?“ Seine Augen kehrten zu ihr zurück und tasteten ihren Oberkörper, ihre Hände und ihr Gesicht Zentimeter für Zentimeter ab.

      „Natürlich.“ Und jetzt lächelte sie. Ganz leicht.

      „Wenn man mit einer so schönen Frau am Tisch sitzt, hält jede andere im Raum einem Vergleich nicht stand.“ Er beugte sich vor und stützte dabei die Unterarme auf dem Tisch ab. „Warum sind Sie so?“

      „Warum sind Sie so?“

      „Weil Sex Spaß macht. Mir und meiner Partnerin gleichermaßen.“

      „Ich weiß. Aber reicht Spaß allein, um sein Leben deswegen wegzuwerfen?“

      „Ich werfe mein Leben nicht weg. Woher wissen Sie, dass es Spaß macht? Sie haben es doch noch nie probiert.“

      Nun erreichte das Lächeln auch ihre Augen und ließ sie leuchten. „Ich kenne zwei Damen persönlich, die das Ereignis, mit Ihnen ins Bett zu gehen, gern wiederholen würden.“

      „Und das macht Sie gar nicht neugierig?“

      „Überhaupt nicht.“

      „Weil es angeblich schon so viele vor Ihnen gab?“

      „Angeblich? Sie drücken Ihren Preis, Mister. Das ist unprofessionell.“

      Er lachte. Leise, rau und dunkel. Ein angenehmes Lachen. „Okay. Es gab tatsächlich sehr viele Damen, mit denen ich das Bett teilte. Und ich bereue es nicht, denn es hat Spaß gemacht. Jede Frau für sich war ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte.“

      „Ich bezweifle, dass Sie sich an einzelne Damen erinnern. Und schon gar nicht an die Namen, wenn Sie die überhaupt jemals kannten.“

      „Sie haben ein sehr schlechtes Bild von mir.“

      „Was erwarten Sie? Ihr Ruf eilt Ihnen voraus und es wird ein hartes Stück Arbeit, aus Ihnen einen ernstzunehmenden Geschäftsmann zu machen.“

      „Vielleicht bin ich das ja schon.“

      „Nein. In erster Linie sind Sie ein Schürzenjäger. Es gibt keinen Geschäftspartner in dieser Stadt, der seine Frau zu einem zwanglosen Essen mitbringen würde, wenn Sie anwesend sind. Man würde Sie nicht mal ins Büro einladen, aus Angst, dass die Sekretärinnen der Reihe nach in Ohnmacht fallen. Und das spricht eindeutig gegen Sie, oder nicht?“

      „Ich suche mir die Damen aus, mit denen ich verkehre.“

      „Soll das etwa die Geschäftspartner trösten? Oder mich?“

      „Nein. Aber Sie sollten darüber nachdenken.“

      „Damit werde ich meine Zeit ganz bestimmt nicht verschwenden.“

      Das Essen wurde gebracht. Dunmore wartete, bis der Ober wieder verschwunden war. „Nennen Sie mir einen Grund, warum Sie keinen Sex haben wollen.“

      „Nennen Sie mir einen, warum ich ihn haben sollte.“

      „Spaß.“

      „Der ist nicht garantiert.“

      „Neugier?“

      „Nein.“

      „Familienplanung?“

      „Keine Chance.“

      „Liebe?“

      „Seien Sie nicht albern.“

      „Albern? Glauben Sie nicht an die Liebe?“

      „Ich glaube, was ich schwarz auf weiß in den Aktenschränken habe. Nicht mehr und nicht weniger.“

      „Liebe ist aber ein Gefühl und kein Vertrag.“

      „Deswegen hat wahrscheinlich auch ein sehr verliebter Mensch den Ehevertrag erfunden“, stichelte sie.

      „Ein Ehevertrag regelt das Vermögen der Parteien und nicht die Menge oder