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1. Auflage 2018
Umschlaggestaltung: Dieter Aurass ©
Printed in Germany ISBN
Widmung
Für Ellen ...
und für all die vielen Menschen,
die in den Kirchen, gleich welche Konfession,
und in deren Umfeld so viel für andere Menschen leisten.
Statement
Ich bin religiös.
Ich bin gläubig.
Ich bin praktizierender Katholik.
Aber ich bin auch Realist genug, um zu wissen:
Kein noch so guter Hirte könnte verhindern, dass sich in seiner Herde braver Schafe nicht auch ein paar böse Wölfe verstecken.
Dieter Aurass
im Januar 2018
Vorwort ...
... für all diejenigen, denen die ersten beiden Bücher um Hauptkommissar Gregor Mandelbaum bisher nicht bekannt sind.
Was bisher geschah ...
Der junge Hauptkommissar Gregor Mandelbaum ist der Spross einer jüdischen Frankfurter Bankerfamilie. Er hat mit 5 Jahren seine Eltern bei einem Autounfall verloren und wuchs bei seinem Onkel auf, der die Mandelbaum-Bank leitete.
Gregor ist ein Wunderkind mit hohem IQ und einer Erbkrankheit, einer leichten Form des Asperger-Syndroms. Dies bewirkt, dass er die Gefühle anderer Menschen nicht erkennt und nicht nachvollziehen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass er aufgrund seiner Krankheit immer absolut ehrlich ist, wodurch er viele Menschen verletzt.
Zur Kompensation seiner Schwächen hat er sich eine Fähigkeit angeeignet: Das Erkennen der Mikroausdrücke im Gesicht seines Gegenübers, an denen er die Emotionen ablesen kann und somit ohne den geringsten Zweifel erkennt, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt.
Als mehrere ältere jüdische Frankfurter Bürger ums Leben kommen, wird er und sein Team eingeschaltet. Im Zuge der Ermittlungen lernt er die Rechtsmedizinerin Dr. Sonja Savoyen kennen, für die er unerwartete Gefühle entwickelt.
Die Ermittlungen führen zu Verbrechen seiner Familie in der Vergangenheit, sein Onkel kommt ums Leben und die Villa der Familie brennt bis auf die Grundmauern nieder.
Im zweiten Band führen Gregor und Sonja bereits eine On-Off-Beziehung mit gelegentlichen Schwierigkeiten, die vor allem in seinem oft seltsam erscheinenden Verhalten begründet sind. Die Handlung dreht sich um die Morde an ukrainischen und russischen Prostituierten, Ermittlungen im Rotlicht-Milieu und eine verletzte Kinderseele, die furchtbare Rache übt.
Am Ende des zweiten Romans kommt ein Kollege aus Gregors Team, Hauptkommissar Dieter Alsmann, auf tragische Weise ums Leben.
Prolog
Er benutzte den Seiteneingang zur Sakristei, um die Kirche zu betreten, wie er es jeden Morgen tat, wenn er aufschloss. Es war inzwischen Routine, fast wie ein Ritual, das er nun schon seit über fünf Jahren täglich vollzog.
Die Gefahr, dass er etwas vergaß, bestand eigentlich nicht, denn er bewegte sich langsam und mit Bedacht durch die Sakristei und kontrollierte sorgfältig das Vorhandensein aller notwendigen Gegenstände für die bevorstehende Messe. Das war seine Aufgabe als Küster der St. Agnes Kirche in Frankfurt-Höchst.
Dann verließ er den Raum und begab sich in Richtung Altar, machte seinen Kniefall davor, bekreuzigte sich und drehte sich um in Richtung Hauptportal. Dabei fiel sein Blick auf die riesige fast schwarze Pfütze unter der Kanzel, die von der rechten Seite in den Raum hineinragte.
Verdammt, was ist denn das schon wieder für eine Schweinerei? Hoffentlich ist das kein Öl, das krieg ich ja nie wieder sauber.
Aber wo sollte hier mitten in der Kirche Öl herkommen, fragte er sich und runzelte überlegend die Stirn. Und warum unterhalb der Kanzel? Da oben gab es nichts, was irgendeine Flüssigkeit hätte verlieren können.
Langsam näherte er sich der Pfütze. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sie sich farblich als eher dunkelrot und nicht schwarz. Er ging nicht direkt unterhalb der Kanzel durch, da ihr unteres Ende lediglich einen Meter fünfzig über dem Kirchenboden lag, sondern umrundete sie, wobei sein Blick nach wie vor auf die rätselhafte Pfütze gerichtet war. Erst als er zur Hälfte um die Kanzel herumgegangen war, fiel ihm aus dem Augenwinkel der Schatten auf, der den Blick auf die hohen Seitenfenster verdeckte.
Erschrocken sah er auf - und wich hastig und laut schreiend zurück. Er stolperte über seine Füße und setzte sich hart und schmerzhaft auf seinen Hintern. Dennoch hörte er nicht auf, sich nun auf dem Hosenboden rutschend immer weiter von der Kanzel zu entfernen, bis er mit dem Hinterkopf gegen eine Kirchenbank stieß. Der Schmerz wurde ihm kaum richtig bewusst, so entsetzlich war das, wovon sein Blick sich nicht lösen konnte.
An der Außenseite der Kanzel hing, in der Position des gekreuzigten Jesus, Pfarrer Bock. Er hatte seine beige Soutane an, die jedoch im unteren Drittel rot verfärbt war.
Trotz seines Entsetzens und des schrecklichen Anblicks kam er nicht umhin, in Gedanken aus der Verfärbung der Soutane auf den Ursprung der Pfütze unter dem Pfarrer zu folgern.
Das muss Blut sein, kein Öl, schoss ihm sofort die Erklärung durch den Kopf. Im nächsten Moment schämte er sich unsäglich, denn sein zweiter Gedanke dazu war, dass er nicht wusste, wie gut sich Blutflecken von diesem Untergrund entfernen ließen.
O Gott, vergib mir. Wie kann ich in einem solchen Moment nur an so etwas denken?
Dann besann er sich trotz seiner Verwirrung auf das Wesentliche, fummelte mit zitternden Fingern sein Handy aus der Tasche und rief den Notruf an.
Als zehn Minuten später der Notarztwagen mit Blaulicht und Sirene vor dem Hauptportal vorfuhr, hatte er die Tür aufgesperrt und stand rauchend und noch immer am ganzen Körper zitternd auf der Vortreppe des Kircheneingangs. Den zwei aus dem Wagen springenden jungen Männern rief er schon von oben herab entgegen: »Engel ... Friedrich Engel ... ich bin der Küster, ich hab sie angerufen ... bitte, der Herr Pfarrer ist da drinnen, ich wusste nicht, was ich machen soll!«
Dabei hielt er die Tür auf und ließ die beiden an sich vorbeistürmen. Inzwischen hatte er allerdings seine Nerven wieder so weit im Griff, dass die Neugier siegte und er langsam und vorsichtig hinter den beiden die Kirche wieder betrat. Er wollte nun doch wissen, was mit seinem Pfarrer geschehen sein mochte.
Er näherte sich wieder durch den Hauptgang der Kanzel und konnte sehen, dass die beiden Notärzte oder Sanitäter oder was auch immer sie waren, sich inzwischen getrennt hatte. Einer war um die Kanzel herum die leicht gewendelte Treppe hinaufgegangen und fühlte von oben, über den Rand reichend, den Puls von Pfarrer Dr. Bock. Der andere kniete unten neben der riesigen Pfütze und hatte gerade einen Finger in die Mitte getunkt, den er langsam nach oben zog. Ein zäher, roter Faden hing von dem Finger herunter.
»Nö, kein Puls«, erscholl es von der Kanzel.
»Hätt mich auch gewundert«, rief der Fingertunker nach oben, »das Blut ist fast schon geronnen und bei der Menge hier, kann nicht mehr viel in ihm drin sein.«
»Er ist auch schon ziemlich kalt«, berichtete der Erste, als er langsam wieder die Treppe herunterkam. »Also kein Grund zur Eile, das ist eindeutig ein Fall für die Kripo. Hier gibt’s nix zu retten, höchstens zu ermitteln.«
Während der Zweite sich die blutverschmierten Handschuhe auszog, hatte Nummer eins