Charles Dickens

Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten


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seiner Brücke und dem hellen Fluß

       erschien. jetzt kamen einige Knaben, auf zottigen Ponies reitend,

       auf sie zu, die anderen Knaben in ländlichen Wagen laut zuriefen.

       Al e waren gar fröhlich und laut, bis die weiten Felder so voll

       heiterer Musik waren, daß die kalte, sonnige Luft lachte, sie zu

       hören.

       »Dies sind nur Schatten der Dinge, die da gewesen sind,« meinte

       der Geist,

       »sie wissen nichts von uns.«

       Die fröhlichen Reisenden kamen näher, und Scrooge erkannte

       sie jetzt alle und konnte sie alle beim Namen nennen. Warum

       freute er sich über alle Maßen, sie zu sehen, warum wurde sein

       freute er sich über alle Maßen, sie zu sehen, warum wurde sein

       kaltes Auge feucht, warum frohlockte sein Herz, als sie

       vorübereilten, warum wurde sein Herz weich, wie sie an den

       Kreuzwegen voneinander schieden und einander fröhliche

       Weihnachten wünschten?

       Was gingen denn Scrooge fröhliche Weihnachten an? Der

       Henker hole die fröhlichen Weihnachten! Welchen Nutzen hatte

       er wohl jemals davon gehabt?

       »Die Schule ist nicht ganz verlassen«, nahm der Geist wieder das

       Wort. »Ein Kind, eine verlassene Waise, sitzt noch einsam dort.«

       Scrooge sagte, er wisse es. Und er schluchzte.

       Sie verließen nunmehr die Heerstraße auf einem wohlbekannten

       Feldweg und erreichten bald ein Haus aus dunkelroten

       Backsteinen mit einem kleinen Türmchen auf dem Dach und

       einer Glocke drin. Es war ein großes Haus, aber jetzt

       vernachlässigt und ziemlich verwahrlost, weil die geräumigen

       Gemächer wenig gebraucht waren, die Wände feucht und grün,

       die Fenster zerbrochen, die Türen morsch und halb zerfallen.

       Hühner gluckten und scharrten in den Ställen, und der

       Wagenschuppen war mit Gras überwachsen. Auch im Innern

       war nichts übriggeblieben von seiner alten Pracht, denn als sie in

       den verödeten Hausflur eintraten und durch die offenen Türen in

       die vielen Zimmer blickten, sahen sie nur ärmlich ausgestattete,

       kalte, große Räume. Ein erdiger, multriger Geruch lag in der Luft,

       kalte, große Räume. Ein erdiger, multriger Geruch lag in der Luft,

       eine frostige Unbehaglichkeit von allzu häufigem Aufstehen bei

       Kerzenlicht und nicht al zu reichlichem Essen.

       24

       Der Geist ging mit Scrooge über den Hausflur nach einer Tür auf

       der Rückseite des Hauses. Sie öffnete sich vor ihnen und zeigte

       ihnen einen langen, kahlen, unbehaglichen Saal, den Reihen von

       einfachen hölzernen Bänken noch kahler und unbehaglicher

       machten.

       Auf einer davon saß einsam ein Knabe neben einem schwachen

       Feuer und las; und Scrooge setzte sich auf eine Bank nieder und

       weinte, als er sein eigenes, vergessenes Selbst sah, wie es in

       früheren Jahren war.

       Kein dumpfer Widerhall in dem Haus, kein Rascheln der Mäuse

       hinter dem Getäfel, kein Getröpfel des halbgefrorenen

       Brunnentrogs hinten im Hof, kein Seufzer in den blattlosen

       Zweigen einer verlassen trauernden Pappel, nicht das Knarren

       der vom Wind hin und her bewegten Tür des Vorratshauses im

       Hof, selbst nicht das Knistern des Feuers war für Scrooge

       verloren. Alles fiel auf sein Herz wie erweichende Töne und löste

       seine Tränen.

       Der Geist berührte seinen Arm und wies auf sein jüngeres, in ein

       Buch vertieftes Abbild. Plötzlich stand draußen vor dem Fenster

       ein Mann in fremdartiger Tracht, mit einer Axt im Gürtel und

       ein Mann in fremdartiger Tracht, mit einer Axt im Gürtel und

       einen mit Holz beladenen Esel am Zaume führend.

       »Was! Das ist ja Ali Baba!« rief Scrooge voller Freude aus. »Es

       ist der alte, liebe, ehrliche Ali Baba. Ja, ja, ich weiß es noch.

       Einst zur Weihnachtszeit geschah es, daß dieser verlassene

       Knabe ganz allein hier saß, und er zum ersten Male wirklich

       kam, gerade wie er dort steht. Der arme Junge! Und Valentin«,

       fuhr Scrooge fort, »und auch sein wilder Bruder Orson, dort

       gehen sie! Und wie heißt doch der, der mitten im Schlaf vor das

       Tor von Damaskus gesetzt wurde?

       Siehst du ihn nicht? Und der Stallmeister des Sultans, der von

       den bösen Geistern auf den Kopf gestellt wurde, dort ist er ja

       auch! Ha, ha, es geschieht ihm schon recht! Wer hieß es ihn

       auch, die Prinzessin heiraten wol en!«

       Scrooge mit vollem Ernst über solche Gegenstände reden zu

       hören und mit einer zwischen Lachen und Weinen schwankenden

       Stimme, dann auch sein vor Freude aufgeregtes Gesicht zu

       sehen: das wäre für seine Geschäftsfreunde in der City gewiß

       eine große Überraschung gewesen.

       »Da ist ja auch der Papagei«, rief Scrooge, »der mit grünem Leib

       und gelbem Schwanz, da ist er! Der arme Robinson, er rief ihn,

       als er von seiner Inselumsegelung wieder nach Hause kam

       ›Robinson Crusoe, wo bist du gewesen?‹ Er glaubte, er träume,

       aber das war der Papagei. Ha, dort läuft Freitag in der kleinen

       aber das war der Papagei. Ha, dort läuft Freitag in der kleinen

       Bucht. Es gilt das Leben. Hallo, hob, hal o!«

       Dann sagte er mit einem schnel en Wechsel der Gefühle, der

       seinem gewöhnlichen Charakter sehr fremd war: »Der arme

       Knabe!«, und er weinte wieder. Dann wischte er sich mit dem

       Ärmelaufschlag die Augen, steckte die Hand in die Tasche und

       murmelte: »Ich wünschte - aber es ist jetzt zu spät.«

       »Was willst du?« fragte der Geist.

       »Nichts«, sagte Scrooge, »nichts. Gestern abend sang ein Knabe

       ein Weihnachtslied vor meiner Tür. Ich wünschte, ich hätte ihm

       etwas gegeben, weiter war es nichts.«

       25

       Der Geist lächelte gedankenvoll und winkte mit der Hand. Dann

       sagte er: »Laß uns ein anderes Weihnachtsfest sehen.«

       Scrooges früheres Selbst wurde bei diesen Worten größer, und

       das Zimmer etwas finsterer und schwärzer, das Getäfel warf

       sich, die