tanzen, aber wenn du nicht hier bist wenn meine Eltern aufwachen, dann werden die beiden Irre“, flüsterte er und hielt mich fest. Als ich versuchte mich raus zu winden, packte er mich um die Taille. Na super, das hatte schon Susann gemacht. Aber er sagte an meinem Ohr: “Was ist gestern hier passiert?“ Ich würde nicht Lügen, aber auch nicht alles erzählen. Wir setzten uns auf das andere Bett und ich begann zu erklären: “Ich wollte einfach nur mal durchschlafen, ich war wirklich fertig und die Schlaftablette hat gewirkt. Die wirken immer etwas sehr heftig, deswegen sind sie aber auch so wirksam bei mir. Ich denke, sie dachte, dass ich versucht hab mich umzubringen oder so, aber ich wollte einfach ohne Kopfschmerzen lange schlafen. Kannst du es verstehen?“ Er nickte. Natürlich konnte er es verstehen. Ich erinnerte mich an das was er mir im Verhör erzählt hatte und merkte, dass es ihm wahrscheinlich genauso beschissen geht wie mir selber.
“Warum redest du nicht über deine Pflegefamilie?“, seine Frage traf mich tief, denn die hatte ich wirklich nicht erwartet. Aber er war auch sehr ehrlich zu mir gewesen, also schuldete ich ihm quasi dasselbe. Nachdem ich mich überwinden konnte, versuchte ich es nur noch kurz zu halten: “Es war nicht die Heile Familie, die sich jeder vorstellt. Aber wenn ich dir jetzt mehr sage, dann musst du mir versprechen, es für dich zu behalten. Versprich es.“ “Versprochen, du hast ja auch nichts über meine Tante gesagt“, er klang ehrlich und das würd ich jetzt auch sein: “Mein Vater hat uns tyrannisiert. Meine sogenannte Mutter hat mit gemacht. Da war niemand der mich beschützen konnte. Immer wenn mein Onkel Anton zu uns kam, gab er mir diese Schlaftabletten, er wusste, wie schwer es war danach zu schlafen. Das war der Mann in der Mall. Er konnte mich nicht schützen, aber er konnte es leichter machen und dafür bin ich ihm mehr als dankbar. Ich hab ihn sehr lange nicht gesehen und es hat viele Erinnerungen zurückgebracht.“ Er wusste was ich meine. “Was hat er dir angetan?“ Aber darauf konnte und wollte ich nicht antworten, also sagte ich nur: “Es ist vorbei und es hat mich dazu angetrieben, kämpfen zu wollen. Ich habe gelernt meine Gefühle außen vor zu lassen beim Kampf und rational zu bleiben. Es klappt, ich fühle mich dadurch sicherer.“ “Aber?“, fragte er, er hatte es wohl heraus gehört. “Aber ihr stellt alles auf den Kopf, mein ganzes Leben und meine Gefühle. Ich hab Angst alle zu enttäuschen.“ Er nickte und meinte dann: “Tut mir leid, aber mich kannst du nicht mehr enttäuschen.“ Wir saßen einfach noch eine Weil e so da.
Oscar sah auf seine Uhr und grinste dann: “Wenn wir die zwei nicht wecken, dann werden sie nicht pünktlich zur Messen fertig.“ Und jetzt grinste ich auch. “Waschlappen?“, fragte ich und er nickte. Wir machten zwei Waschlappen nass und drückten sie den beiden auf die Stirn. Die Reaktion war erstaunlich. Nathan sprang auf und stürzte sich auf seinen Sohn. Susann war auch auf gesprungen, aber ich brachte mich hinter dem Tisch in Sicherheit. Oscar wurde unter den Achseln gekitzelt. Er lachte und wand sich. Es war wirklich lustig. Susann schnappte mich nicht, aber als Nathan von Oscar abließ, griffen mich gleich drei an. Ein Tumult in meinem Zimmer, normalerweise hätten wir für so etwas sicherlich eine Standpauke bekommen. “Macht euch fertig, wir treffen uns mit den anderen Schülern und Lehrern bei der Messe. Und Remy, du gehst nur mit uns hin, verstanden?“ Ich nickte, auch wenn das unnötig war.
Ich duschte mich. Dann zog ich mir an, was Oscar mir gegeben hatte. Es sah ganz gut aus. Dann flocht ich mir meine Haare so, dass sie mir nicht ins Gesicht fallen konnten, aber trotzdem noch offen waren. Meine blauen Flecke wollte ich nicht verstecken, also ging ich so wie ich war in den Gemeinschaftsraum und wartete. Oscar hatte ein Hemd und eine Jeans an, im Grunde so wie ich, nur eben ein weißes Hemd und keine Bluse. Er sah gut aus. Ich ging mit ihm nach unten, wo seine Eltern auf uns warteten. Er im Anzug und sie in einem wunderschönen Bleistiftrock und Bluse. Im Auto herrschte Stille bis zur Kirche. Der Father begrüßte alle und so auch uns. Er war sehr erfreut über mein kommen. Die Lehrer saßen so, dass sie jederzeit die Schüler beschützen könnten. Die Greens setzten sich Mittig, doch Oscar blieb mit mir ganz hinten. Nicht die beste Position um beschützt zu werden, aber die beste um zu verschwinden.
Die Predigt begann und als alle begannen zu zuhören, zog Oscar mich mit sich raus. “Ich dachte du hörst brav bei der Messe zu“, frotzelte ich und er grinste: “Ich bin da genauso gern drin wie du wenn viele Leute dort sind. Ich bete wenn überhaupt für mich allein.“ Das beruhigte mich in gewisser Hinsicht. “Na gut und was machen wir jetzt?“ “Meistens schlendere ich durch die Stadt, der Trödelladen hat immer offen zu dieser Zeit oder ich höre Musik und warte. Zu Ende müssen wir uns wieder reinschleichen, dann bekommen wir keinen Ärger mit irgendwem.“ “Na gut, dann zeig mir mal den Weg großer Meister.“ Er zeigte mir den Ort und dann den Trödelladen. Es war mehr ein Antiquitätenladen, aber er war wirklich putzig. Überall standen, hingen und lagen Sachen rum. “Den Preis verhandelt man an der Kasse. Das macht es irgendwie cool.“ Ich sah mich um und fand ein paar schöne Bilderrahmen, doch einer zog meine volle Aufmerksamkeit auf sich, denn da war dieses Symbol wieder drauf, nur ohne das C. Ich ging mit allem zur Kasse und fragte: “Was soll das kosten?“ Die Frau könnte meine Großmutter sein, doch sie sah ehr nach einer Knusperhäuschen Hexe aus. Ihre Stimme krächzte: “Nimm es mit und zahle eine kleine Spende für den Bund.“ Ich erstarrte, die Stimme kannte ich. Der Name fiel mir wieder ein: Anastasia Russewo. Eine Freundin meiner „Eltern“. Was machten die denn alle hier in der Gegend, erst Anton, dann sie. “Was machen sie hier?“, fragte ich und mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet, doch sie antwortete: “Das Rote Kreuz beschützt nur seine Tochter und Erbin.“ Fassungslos stand ich da. Diese Frau war doch irre. Ich legte ihr zwanzig Dollar hin und wollte gerade gehen, als sie meine Hand festhielt: “Wappne dich, wir befreien dich aus deinem Gefängnis.“ Meine Hand zitterte und dann zog ich sie weg. Oscar kam dazu und meinte: “Wo ist denn die Ladenbesitzerin? Miss Hamilt?“ “Ich habe ihr den Laden abgekauft. Sie wollte auf Reisen gehen.“ “Ah, das freut mich für sie.“ Anastasia sah ihn an, sie schien nicht zu wissen, wer er ist, also nutzte ich den Moment. “Schatz, wir werden erwartet“, sagte ich und nahm seine Hand. Ich wandte mich noch einmal zurück und sagte: “Hat mich gefreut Ma’am.“ Dann verließen wir den Laden. Als wir weit genug weg waren fragte ich ihn: “Wie gut kennst du diese Miss Hamilt?“ “Gut genug um zu wissen, dass sie nicht mehr Reisen würde.“ “Ich hab ein ungutes Gefühl, lass uns in der Tonne da nur mal nachsehen, okay?“ Er nickte und wir sahen nach. Darin waren einige Mülltüten. Ich öffnete eine nur um sicher zu sein. Der Kopf darin sah grauenhaft aus, doch ich musste mir sicher sein: “Ist sie das?“ Er nickte und ich machte den Sack wieder zu. Nicht direkt meine erste Leiche, aber meine erste Leiche in einem Müllsack bzw. ihr Kopf. “Lass uns gehen. Wir müssen ihnen Bescheid sagen.“ Oscar sah sich um und dann beeilten wir uns zur Kirch zurück zu kommen.
Die Messe war noch nicht vorbei, doch Oscar holte sich ein paar Lehrer. Mr. Green sah sich den Kopf an, er fragte nicht warum wir gegangen waren, sondern sagte nur: “Wo ist der Rest von ihr?“ “Wahrscheinlich in den restliche Mülltüten. In dem Container. Aber es wäre zu auffällig gewesen mit noch mehr Mülltüten rumzulaufen.“ “Wir beenden die Messe und alle werden auf direktem Weg zurück in die Schule gehen!“, sagte er und dann ging er in die Halle. Der Father verstand und schickte die Schüler nach Hause. Ohne nah zu denken quetschte ich mich durch die Mase zu Jenny und Volkov durch. “Sie sind hier und wollen mich abholen“, sagte ich und Jenny erstarrte. Volkov jedoch reagierte gespannt: “Wie kommt es, dass du das denkst?“ “Russewo ist hier, die alte. Das bedeutet es sind noch mehr von ihnen hier.“ Jetzt waren beide geschockt.
Plötzlich zog jemand an mir: “Du kommst sofort mit!“ Es war Susann, die mich wegzerrte. Sie drückte mich auf den Beifahrersitz und fuhr los. Die anderen mussten alle laufen. Es waren Schülergruppen mit je zwei Lehrern. Als wir durch das Tor fuhren, waren die anderen noch nicht da. “Was ist mit den anderen?“, fragte ich, aber sie brachte mich stumm in ihr Büro. Ich stellte mich ans Fenster, sodass ich sehen kann, wann die anderen kommen. “Du wirst dieses Gelände nicht mehr verlassen! Gar nicht mehr, nicht einmal unter Schutz!!“ Sie war besorgt und wütend und irgendwie unter Strom.“ Was soll das werden wenn es fertig ist?!“, sie steckte mich an mit ihrem Geschrei. Sie sah mich an, doch dann sagte sie mir bemüht ruhiger Stimme: “Du bist hier bei uns sicher, solange du das Gelände nicht verlässt und tust was wir sagen, werden wir das hinbekommen.“ Ich fragte nicht weiter, das wurde mir echt zu schwierig, denn ich wollte nicht lügen. Die erste Gruppe traf ein und als alle da