Emma Richi

Vermächtnis der Toten


Скачать книгу

ich rannte sofort los. Er hatte das natürlich gewusst und war mit mir losgerannt. Ich war schneller als er, doch kurz vor der Tür schnappte er mich. Seine Arme waren um meinen Bauch geschlungen und hob mich hoch. Es war wahnsinnig lustig. Wir lachten wie irre. Es war einfach wunderschön zu lachen, es ließ mich für einen Moment vergessen, was gerade passierte.

      „Elias, geh aufs Klo und komm zurück, wir haben eine Aufgabe zu erfüllen“, Taavi war also der Spielverderber. Er zickte rum als hätte er seine Tage. Dem musste ich ein Ende setzten, denn er ging mir auf die Nerven: “Wärst du so freundlich und ziehst deinen Kopf aus dem Arsch?! Denn du geht’s mir auf die Nerven, wie eine kleine Zicke.“ Elias hatte mich losgelassen und prustete jetzt auf einmal los. Taavi verzog sein Gesicht und stapfte an uns vorbei.

      “Keine Sorge, er kriegt sich ein, sobald wir in der Akademie angekommen sind.“ Er grinste schon wieder. Was war denn bloß los mit dem. „Also, du hast geschummelt, das heißt, du bezahlst.“ Schon wieder ein grinsen. Also so langsam ging er mir auch auf die Nerven.

      Als er von der Toilette zurückkam, stellten ich mich an und bestellte unsere Getränke. Elias bezahlte und als wir unsere Getränke bekamen, sah ich unter meinem Namen eine Nummer. Der Typ der mir alles gegeben hatte, fügte noch hinzu: “Meine Nummer, Süße, wenn du von den beiden Muskelprotzen mal genug haben solltest und Gefühl willst.“ Dafür bekam er einen bösen Blick von beiden, doch mein Blick war vernichtender. “Denk nicht mal dran kleiner, meine Bodyguards sind der Horror. Vor allem gegenüber Jungs die mich anmachen.“

      Als wir wieder im Auto saßen und unsere Getränke schlürften, drehte sich Elias zu mir um. “In der Schule werden Jugendliche zu Agenten Ausgebildet. Wir sind schon etwas länger fertig, aber wir sind gut mit deiner Mom befreundet, also haben wir versprochen dich abzuholen. Es wird dir an der Schule gefallen, außerdem hast du die besten Anlagen.“

      Kapitel 3.

      Wir fuhren noch knapp 90 Minuten. Das riesige Tor machte einen Eindruck von einem Hochsicherheitsgefängnis. “Sag mir bitte, dass da keine Gitter an den Fenstern sind.“ Elias Lachen machte meine Sorge nicht ungeschehen. Doch als er mein Gesicht so ernst im Rückspiegel sah, verneinte er. Das Schloss was vor mir lag war riesig und wahnsinnig schön mit seinen Sandsteinen. Es lag im Sonnenuntergang und das machte es noch schöner.

      Trotzdem wollte ich nicht länger als nötig hierbleiben, den zu Hause wartete mein kuschliges Bett und Oma Kethie. Außerdem hatte ich vorgehabt eine Hollywoodschaukel an der großen Eiche anzuhängen. Wir wollten dieses Jahr nochmal versuchen Eis selber herzustellen. Irgendwie war es letzten Sommer eine Katastrophe. Aber genau deswegen freute ich mich ja so viel mehr darauf es noch mal zu Versuchen.

      Elias zerrte an meinem Arm, als wäre ich ein kleines Kind. „Komm schon, wir müssen uns beeilen, ich will noch was vom Abendessen abbekommen“, meckerte Elias plötzlich. Er sah wie ich die Augen verdrehte und fügte noch hinzu: “Du willst mich nicht erleben, wenn ich kein Essen bekomme!“ Mit einem Schulterzucken lief ich weiter. Wir liefen durch leere Gänge und kamen bei einer hölzernen Flügeltür an. Vornehm klopfte Elias und machte dann die Tür auf.

      Eine hübsche Frau lehnte an einem noch viel schöneren Holztisch. Sie sah mich an, als wäre ich die Offenbarung ihres Lebens. „Schön, dass du heile angekommen bist Remington, ich bin Susann Green, die Direktorin dieser Akademie. Mein Ehemann ist der Direktor dieser Schule, er wird Morgenfrüh hier sein um dich willkommen zu heißen.“

      Sie war ungefähr so groß wie ich. Unter dem Hosenanzug konnte ich Muskeln erkennen. Diese Frau konnte ich definitiv nicht allein überwältigen. Lächelnd strich sie sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und fragte: “Hast du keine Fragen an mich?“

      Ich zuckte nur mit den Schultern, denn irgendwie wollte ich gerade gar nichts mehr wissen, außer wo ich heute Nacht schlafen würde. Meinen Flug hatte ich verpasst, ich kann ihr ja morgen mal zeigen, mit wem sie sich anlegt. Sie stieß sich von Tisch ab und sagte dann: “Ich schätze du hast Hunger, wenn du mir folgen würdest, dann zeige ich dir den Essenssaal.“ “Ich würd gern Telefonieren, aber Elias und Taavi sind sicher hungrig, sie sollten Essen gehen. Ich komm gleich nach.“ Ich musste es einfach noch mal bei Kethie versuchen. Als meine beiden Bodyguards die Tür hinter sich geschlossen hatten, wählte ich ihre Nummer.

      Es ging wieder nur die Mailbox ran: “Hier sind Kethie und Remy, wenn ihr ‘ne liebe Nachricht habt, dann sprecht sie drauf.“ Es war ein Moment nötig, nur zum Luft holen, dann kam der Piep und ich sprach: “Egal warum du nicht abnimmst, ich brauch dich jetzt. … Also lass mich bitte nicht alleine, okay? Und denk daran alles fürs Eis einzukaufen, das werden wir nämlich zusammen machen, versprochen. Hab dich lieb Oma.“ Mein Handy verstaute ich in meiner Tasche. “Die Tasche kannst du hierlassen, sie wird nach her auf dein Zimmer gebracht. Am besten gehen wir zwei jetzt Essen, sonst bekommen wir nichts mehr“, sie lächelte mich mit einem leicht traurigen Blick an und ich folgte ihr.

      Es fühlte sich wie ein Verrat gegenüber Kethie an, aber jetzt würde ich erstmal das Beste draus machen. Was essen wollte ich zwar nicht, aber das würde schon irgendwie werden. Vielleicht würde ich morgen schon nach Hause fliegen und dieser Spuk wäre vorbei.

      “Wir haben abends und morgens immer ein kaltes Buffet, mittags kann man zwischen vier Gerichten wählen. Es ist nichts aufregendes, aber es schmeckt immer gut.“ Sie sah immer noch fröhlich aus. Und genauso trat sie auch in den Speisesaal. Ich lief ihr nach. Ich nahm mir kein Tablett, da drückte sie mir selber eins in die Hand. “Du solltest etwas essen, der morgige Tag wird sicher anstrengend.“ Wieder zuckte ich nur mit den Schultern.

      Ich nahm mir nur einen Joghurt und etwas zu trinken. Alle starrten mich an und so blieb ich noch einen Moment an dem Buffet stehen. Mrs. Green war schon zum Lehrertisch gegangen und ich drehte mich um. Wo soll ich mich nur hinsetzten? Auf jeden Fall nicht zu den Lehrern, obwohl Elias dort mit Taavi saß. Ich glaub, ich nehme den Tisch wo niemand sitzt.

      Angespannt setzte ich mich hin. Der Joghurt war fast leer, als mein Kopf nass wurde. Wie ich solche duschen hasste, aber da ich nun mal die neue war, wollte ich nicht gleich in den Angriff übergehen. Man kippte mir noch mehr über den Kopf und diesmal lief mir was übers Gesicht. Ich strich mir die Flüssigkeit aus dem Gesicht, stand auf und sah dem Mädchen ins Gesicht. Ihre braunen Augen glitzerten vor Vergnügen. Erfolg, den würde ich ihr nicht gönnen: “Cola, nett, aber ich wasch meine Haare lieber mit Wasser und Shampoo.“ Mit diesen Worten nahm ich mir mein Tablett und brachte es zur Abgabe. Stehen gelassen hatte ich sie. Jetzt ruhten noch mehr Blicke auf mir. Ich stapelte meine Schüssel auf eine andere und legte meine Löffel in die Ablage.

      “Dankeschön“, ertönte eine Stimme und ich sah auf. Sie schien die Köchin zu sein, aber darauf würde ich nicht wetten wollen. Sie lächelte wie verrückt und sagte dann: “Du bist sicher die Kleine Haze, nicht wahr?“ “Ich heiße Remy. Aber danke, der Joghurt war sehr lecker.“ „Das freut mich. Ich stell dir morgenfrüh einen zur Seite.“ Obwohl sie so nett war, wollte ich nur raus hier. Echt jeder schien mich zu beobachten, also ging ich Richtung Tür. Ich ging raus.

      Den Weg zum Büro von Mrs. Green hatte ich wieder gefunden. Da abgeschlossen war, setzte ich mich vor die Tür. Die Tür war wirklich schön, die Maserung und der ganze Quatsch. Mir ging so viel Mist durch den Kopf, dass ich an meinem Verstand zweifeln musste.

      Mrs. Green kam mit zwei anderen Mädchen und sagte: “Das sind Taylor und Cassandra, du wirst dir mit ihnen ein Zimmer teilen. Die beiden helfen dir mit dem Einleben hier an der Akademie.“ Meine Tasche auf der Schulter nahmen mich die beiden in die Mitte. Die Gänge waren voller Schüler die uns anstarrten. Es war nun wirklich nicht so, als hätten sie mich nicht schon beim Essen angestarrt. Zwar versuchten sie es etwas mehr zu kaschieren, aber die waren ja so schlecht darin. “Ich dachte Elias hatte gesagt das hier wäre eine Agentenschule, aber unauffällig verhält sich hier ja wirklich niemand.“ Die beiden lachten und führten mich durch den Gemeinschaftsraum hoch zu unserem Zimmer. Es war wirklich schön. Es hatte einen Hochboden aus Holz. Eine Fensterbank mit einem