Emma Richi

Vermächtnis der Toten


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„24.57“, sagte er grimmig und niemand sagte etwas. Dann grummelte er griesgrämig: “Name!“ “Remy.“ “Den ganzen Namen! Ist das etwa zu schwer für dich?!“, er war echt schlecht drauf. Aber ich antwortete ebenso genervt: “Vielleicht fragen Sie nächste Mal bevor Sie eine neue Mitschülerin ins Wasser schmeißen lassen. Mein bester erster Tag, den ich je hatte!“ Mrs. Green reichte mir ein Handtuch und ich wischte mir das Gesicht trocken. Er startete noch einmal einen Versuch: “Ich brauch deinen Namen.“ “Remington Gracia Haze“, sein Gesicht war unbezahlbar, doch seine Reaktion war noch besser: “Bitte nicht.“ Mit einem Grinsen im Gesicht ging ich mit Mrs. Green mit. “Remington, das ist mein Ehemann Nathan. Er macht den ganzen langweiligen Kram der so anfällt“, sie zwinkerte mir zu und ich schaffte es doch tatsächlich zu lächeln. “Schön dich endlich kennen zu lernen Remy“, sagte er und streckte mir die Hand hin. Ich trocknete meine ab und schüttelte sie. Er fügte noch hinzu: “Du hast gerade den Streckenrekord gebrochen, also sei nicht nachtragend mit Mr. Cameron und Mrs. Monroe.“ “Ich hätte schneller seien können, aber der Pulli hat mich doch etwas langsamer gemacht.“ Das lächeln verging ihm und dann trudelten so langsam die anderen ein.

      Der zweit beste war 38.59 Minuten unterwegs gewesen. Das Wasser wurde wieder leer. Taylor und Cassandra waren auch schon draußen, als ein anderes Mädchen plötzlich eine jüngere im Wasser anschrie: “Was soll das?!! Schwimm endlich!!“ Neben mir hörte ich Monroe: “Wenn sie heute nicht einmal los schwimmt, dann fliegt sie raus.“ Boah, was für eine tolle Schule. Ich hasste es, wenn man wegen solchen Kleinigkeiten flog. Mein Handtuch drückte ich Taylor in die Hand und ging zurück ins Wasser. “Zieh den Pulli aus!“, rief mir Cassy zurück, aber den würde ich um keinen Preis der Welt vor all den Leuten ausziehe.

      Die kleine war echt putzig. “Hi, ich bin Remy und du?“ “Jessica.“ Ich kniete mich im Wasser auf ihre Höhe und fragte: “Warum schwimmst du denn nicht?“ “Ich kann‘s nicht“, offensichtlich war es ihr unangenehm, doch der ängstliche Blick zu den Lehrern machte es noch schlimmer. “Soll ich dir mal einen Trick verraten?“ Sie nickte nur. “Wenn man Lehrer um Hilfe bittet, dann haben Sie Verständnis.“ “Wenn ich hier rausgehe, dann schmeißen Sie mich raus“, dieser angsterfüllte Blick machte mir irgendwie ein Gefühl von Schuld. “Aber, wenn du hier nicht rausgehst, dann erfrierst du.“ “Aber ich muss hierbleiben.“ Denk nach Remy! Komm schon! Und dann fiel mir ein, wie Kethie mir das schwimmen nahegebracht hatte.

      “Okay, ich hab eine Lösung, aber du musst mir helfen.“ Sie nickte eifrig. Ich legte mich o ins Wasser, dass sie sich gut an meinen Schultern festhalten konnte. “Also, du hältst dich ganz doll an meinen Schultern fest und dann schaffen wir das zusammen.“ Sie schien mir zu Vertrauen, denn Jessica hielt sich fest. Wir schwammen los und dann fiel mir wieder der Moment ein, als ich das erstemal getaucht war. “Warst du schon mal Unterwasser?“ “Nein.“ Ich prustete und dann bekam ich noch hervor: “Dann hol mal tief Luft Kleine.“ Wir tauchten Unter und hatten damit den ersten Kilometer hinter uns. Jetzt mussten wir nur noch zurück. “Willst du mir ein wenig helfen?“ “Wie denn?“, sie klang zweifelnd, aber mit den Füßen zu paddeln, dass würde sie schaffen. “Paddel mit meinen Füßen mit, okay?“ “Alles klar.“

      Wir schafften es und Jessy hatte mitgeholfen. Ich nahm von Taylor mein Handtuch und wickelte es um Jessica. “Jessica Keen, nicht bestanden. Sie sind nicht geschwommen!“, Cameron hatte es laut und deutlich für jeden Schüler verkündet. Ich war noch tropf nass, aber das galt es ja wohl zu klären und zwar sofort: “Und was sind die genauen Anforderungen für diese Prüfung?“ “Bis zu Kilometermarke und zurück“, sagt er bissig. Mein Lächeln schien ihm zu verraten, dass sich gleich etwas ändern würde: “Und? War sie etwa nicht bei der Kilometermarke?!“ “Doch war sie“, sagte er. Sein Gesicht verriet, dass ich noch eine Menge Spaß mit ihm haben würde. “Nun, dann hat Jessica bestanden“, fügte ich hinzu. Die andere Trainerin, Mrs. Monroe, meinte: “Wo sie recht hat, …“ Er nickte gezwungener Maßen und sagte: “Keen, bestanden.“ Mr. Cameron trug etwas auf seinem Klemmbrett ein und Jessica lächelte glücklich: “Danke Remy.“ “Gern Geschehen, aber das mit dem Schwimmen, das müssen wir wirklich ändern.“ Wieder nickte sie nur, doch dann fragte sie: “Kannst du es mir nicht beibringen?“ Na super, jetzt war es mit dem „Ich verschwinde“ wohl vorbei. “Mach ich, aber nur, wenn du jetzt unter die warme Dusche hüpfst, deine Lippen sind nämlich ziemlich blau.“ “Okay“, plötzlich grinste sie breit und rannte schnell zum Schulgebäude zurück. Jemand streckte mir ein Handtuch hin, aber als ich sah, wer es war, wollte ich es nicht.

      “Danke für dieses wunderbare aufwecken, so wird man doch super gern an seinem ersten Tag in der Schule begrüßt! Wer hat dir nur Manieren beigebracht?!“, ich stieß ihm das Handtuch vor die Brust und ging auch zum Schulgebäude. Taylor und Cassandra im Schlepptau.

       Susann Green:

       Ich klopfte Oscar auf die Schulter: “Du scheinst ja einen guten ersten Eindruck auf deine neue Klassenkameradin gemacht zu haben.“ Er sah mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt. “Mom, warum hast du mir nichts davon gesagt, dass wir ‘ne Neue haben?“, sein gequälter Gesichtsausdruck verriet, dass es ihm leid tat und zwar sehr. “Geh dich erst Mal duschen und dann kannst du dir ja Mal überlegen, wie du dich entschuldigst.“ Das hatte er nicht erwartet, aber er begriff es. Kaum waren alle anderen außer Hörweite, da sagte Nate: “Tja, die Kleine ist wie Ihre Mutter, eine Naturgewalt.“ Lachend gingen wir zum Schloss zurück, denn in Bademantel hatte ich nicht vor zu Unterrichten.

      Nach dem wir alle drei geduscht waren, zogen wir uns an. Tay und Cassy waren schon in ihren Schuluniformen. Royal blauer Blazer mit Rock und weißer Bluse. Ich beschloss das Outfit etwas zu verändern. Aus meinem Koffer nahm ich eine Royal blaue High Waist Shorts und ein weißes Shirt, denn eine Uniform hatte ich noch nicht bekommen. “Na dann, lasst und mal Frühstücken gehen“, sagte Taylor. Ich hatte vergessen, dass die zwei auch andere Freunde haben mit denen sie normaler weise Frühstückten. Kaum waren wir am Buffet angekommen, waren sie schon mit anderen im Gespräch. Ich erinnerte mich an das, was die Köchin Gestern Abend gesagt hatte. Und ja, da etwas abseits stand eine Schüssel mit Joghurt. Ich schnappte ihn mir, bevor jemand anderes ihn bemerkte und klopfte dann an der Abgabestelle. Die selbe Köchin wie am Abend kam zu mir. “Guten Morgen.“ “Den wünsch ich dir auch. Kann ich dir irgendwie helfen?“, etwas verwirrt, da ich den Joghurt ja schon in der Hand hatte. Ich lächelte sie an: “Nein, ich wollte nur danke sagen Mrs. …“ “Bird, ich hatte ganz vergessen dir meinen Namen zu sagen. Ich bin Mrs. Grace Bird, aber Bird reicht vollkommen aus.“ “Okay, Bird, danke für den Joghurt.“ “Hab einen schönen ersten Tag an der Schule Remy.“ “Danke, er hat auf jeden Fall actionreich angefangen“, sagte ich und ging dann lächelnd zu den anderen.

      “Leute, das ist Remy. Sie ist ab heute in unsere Stufe“, erklärte Cassy. Ich hatte mich gesetzt und dann stellten sich die anderen vor. Das Mädchen rechts neben mir heißt Annabell. “Aber Anny reicht“, sagte sie lachend. Das andere Mädche mit den schwarzen Haaren mir gegenüber sagte monoton: “Ich heiß Amanda.“ “Okay, cool.“ Taylor erklärte mir, dass die beiden zwei Klassen Abschlussklasse sind, aber keine Freunde haben und deswegen bei ihnen sitzen würden. Als alle 240, nun 241 Schüler saßen und aßen, stellte sich Mr. Green auf den Tisch. “Sind hier alle Lehrer so verrückt?“, fragte ich leise, aber Taylor und Cassy grinsten nur.

      Erst als Mr. Green gegen sein Glass schlug wurden die ersten leise, doch als er dann durch den Raum schrie, “RUHE!!!“, war es toten still. Alle blickten ihn an. Er wartete noch einen Moment, scheinbar die Stille genießend und legte dann endlich los: “Wie einige von euch sicher bemerkt haben, haben wir einen Neuzugang an der Schule. Remy. Sie geht in das Sechste Semester. Und bevor ich es vergesse, sie hat den Schulrekord um 4 Minuten reduziert. Also heißt Sie mal Herzlich Willkommen.“ Alle klatschten laut und pfiffen, als wäre ich ein Superstar. Nicht alle hatten mich entdeckt, also zwang man mich aufzustehen. Alle Blicke waren mir sicher. “Dankeschön“, mehr bekam ich nicht raus und setzte mich mit hochrotem Kopf wieder. Der Tag konnte ja lustig werden.

      Nach dem Essen ging ich Zähneputzen. Danach schnappte ich mir meine Tasche und ging zum Büro der Direktoren. Ich klopfte und wurde