sind nur Manifestationen in den verschiedenen Religionen und Kulturen der Erde. Sie symbolisieren das Böse als erdachte Personifizierung.
Hexen und Vampire hingegen gibt es.
Hexen und Hexer beziehen ihre Kräfte jedoch nicht aus dem Bösen und Dunklen, sondern aus den Energiefeldern, die überall in der Natur um einen herum existieren. Früher nannte man sie Schamanen und Druiden.
Vampire jedoch waren eine natürliche Erscheinungsform, sozusagen ein Missing Link der Menschheit.
Eine eigene Spezies.
Die um ihr Überleben kämpfte.
Tobias Kerner klickte auf eine E-Mail-Adresse und begann, das, was er geträumt hatte, niederzuschreiben. Oder besser gesagt, seine Vision, von der er wusste, dass sie der Wahrheit entsprach. Er hatte den gewaltsamen Tod eines Bruders gesehen.
Gut, er hatte den Vampir nicht gekannt, weswegen sein Empfinden nur das eines Zuschauers war. Doch seitdem Tobias vor drei Monaten einen Sinn in diese Visionen erkannt hatte konnte er endlich der Gemeinschaft nützlich sein. Etwas, was Tobias immer wollte, um von seiner eigenen Vergangenheit loszukommen.
Tobias beendete seinen Bericht, legte die Zeichnung in den Scanner und legte das Bild der Mail als Anhang bei. Da Tobias den Vampir nicht kannte war es vielleicht sinnvoll, wenn er ein Bild des Toten beilegte, damit man seine Identität und die letzten Aufenthalte ermitteln konnte.
Dann schickte Tobias die Mail ab, die über verschiedene verschleierte Accounts und Wege den eigentlichen Empfänger in wenigen Stunden erreichen würde.
Vorsicht war geboten, denn wenn die `Krieger des Reinen Glaubens´ mitbekämen, dass die Vampire gegen die Organisation vorgingen, war ein offener Krieg wahrscheinlich. Und dann würden auch unbeteiligte Menschen darunter zu leiden haben.
Und das war das letzte, was das Konzil und das Triumvirat wollte.
Deswegen hatte das Konzil eine eigene Einheit gebildet, die die Informationen aus der ganzen Welt empfingen, verarbeiteten und weiterleiteten. Man würde erst dann zuschlagen, wenn man genau wüsste, wer was und wo tat.
Und Tobias´ einzigartige Visionen waren eine große Hilfe.
Erschöpft schloss Tobias die Datei und öffnete nach kurzem Zögern seinen normalen E-Mail-Account.
>Eine Nachricht von Jan!<
Neugierig las Tobias die Mail, grinste dann.
>Kaffee am Sonntag um drei. Wie abgefahren ist das denn? Jetzt wird Jan doch noch ein Hausmann, wer hätte das gedacht.<
Seit drei Monaten lebten Jan und Helena zusammen in dem Loft. Jan hatte Helena nach ihrer Wandlung unter seine Fittiche genommen, ihr alles beigebracht, was sie erst mal wissen musste, um zu überleben und sich unauffällig unter Sterblichen zu bewegen. Und Helena stellte sich sehr geschickt an.
Immer noch grinsend machte Tobias den Computer aus und öffnete den kleinen geheimen Kühlschrank unter dem Schreibtisch, der von außen einem Safe glich. Drinnen lagen Blutkonserven und Tobi griff einfach die oberste. Geschickt bohrte er seine verlängerten Eckzähne in das Plastik und saugte langsam und genüsslich, während er aufstand und zum Fenster ging.
>Ich lege mich lieber noch etwas aufs Ohr. Wird ein langer Tag im Studio. <
Kapitel 1: Die Einladung
„Stopp!“
Da war es schon geschehen. Alyssandra Martens hatte beim Zugießen der Milch auf ihre Cornflakes zu viel Schwung und die Milch schwappte über den Rand der Müslischale. Auch der Ruf ihrer Mutter Johanna, die das Malheur hatte kommen sehen, konnte das nicht verhindern.
„Entschuldige, Mama.“ Lyssas blaue Augen sahen ihre Mutter zerknirscht an.
„Schon gut, Schatz. Kann ja mal passieren.“
Hanna Martens stand auf und ging in die Küche. Sie holte ein feuchtes Schwammtuch und ein Küchenhandtuch und ging zur Essecke des Wohnzimmers zurück.
„Am besten, du gießt die Milch in die Schale, solange ich das Tuch in der Hand habe.“
Lyssa zog einen Flunsch. „Ha-ha!“ Dann griff sie erneut nach der Milchpackung. Vorsichtig kippte sie das Tetra-Pack und diesmal gelang es ihr ohne zu kleckern Milch über ihre Cornflakes zu gießen.
Lächelnd wischte Hanna die Milchflecken weg und legte die Tücher beiseite.
„Hast du eigentlich Hausaufgaben übers Wochenende auf?“
„Nicht direkt“, nuschelte Lyssa mit vollem Mund. Dann riss sie die Augen auf, legte den Löffel hin und schnippte sich selbst auf den Arm. Hanna hatte Lyssa damit abgewöhnt, ständig mit vollem Mund zu sprechen. Wenn es dann doch gelegentlich passierte, merkte es Lyssa und schnippte sich selbst. So wie gerade eben.
Lyssa schluckte ihr Essen herunter. „Wir sollen, wenn wir wollen, ein bisschen Lesen üben. Frau Müller hat gesagt, dass wir bald ein kleines Diktat schreiben und wir können uns den Text vorher durchlesen.“
„Das ist gut, dann machen wir das gleich nach dem Frühstück.“ Hanna legte sich eine Scheibe Käse auf ihr Vollkornbrot. „Du ließt mir laut vor und danach schreiben wir einen Satz als Probediktat.“
„Ach nö!“ Lyssa sah ihre Mutter genervt an.
„Ach ja! Die Geschäfte haben lange geöffnet, Lys. Aber deine Konzentration ist morgens nun mal am besten. Also erst üben, dann einkaufen.“
Lyssa löffelte grummelnd ihre Flakes, während Hanna genüsslich von ihrem Brot abbiss. Gedankenverloren hörte sie der Musik aus dem Radio zu. Es war ein Song aus den späten 1980er Jahren. Hanna fing an, den Rhythmus mit ihrem Fuß mit zu tippen.
„Mama!“
„Was?“ Hanna wurde aus ihren Tagträumen gerissen.
„Du bist völlig im Takt daneben. Hör lieber auf, sonst denken die Nachbarn noch, du hämmerst einen Nagel in die Wand.“
Hanna sah ihre siebenjährige Tochter erstaunt an. Lyssa hatte ihren eigenen Kopf und sagte des Öfteren, was sie gerade dachte. Und wie Kinder nun mal so sind, fehlte hier noch das Fingerspitzengefühl für den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ton oder der richtigen Wortwahl.
„Sehr nett von dir, Alyssandra. Danke!“ Hanna mochte es nicht gerne hören, wenn sie von irgendjemanden auf ihr mangelndes musikalisches Talent hingewiesen wurde.
Schon gar nicht, wenn dieser jemand ihre eigene Tochter war.
Etwas später, als Hanna gerade die Lebensmittel wieder in den Kühlschrank verstaut hatte, klingelte das Telefon. Sie klemmte sich das Mobilteil zwischen Schulter und Ohr und wischte dabei den Esstisch ab.
„Martens!“
„Hallo Nana!“
Hanna wäre fast der Hörer runter gefallen. „Lena?“
„Ich dachte, ich melde mich mal wieder bei dir.“
Helena `Lena´ Kapodistrias war Hannas älteste und beste Freundin. Sie lernten sich im Kindergarten kennen, gingen zusammen zur Schule bis zum Abitur und hatten in vielen Dingen den gleichen Geschmack.
Außer wenn es um Männer ging.
Helena war der Inbegriff der klassischen Schönheit: hochgewachsen, gertenschlank, hohe Wangenknochen in einem schmalen Gesicht, dunkler Teint, ebenmäßige Zähne, dunkle Augen und langes, glattes, nachtschwarzes Haar.
Hanna hingegen war nur 1,62 Meter groß, normal weiblich gebaut mit höchstens fünf Kilo zu viel. Sie hatte ein eher herzförmiges Gesicht, eine eher blasse Hautfarbe, die im Sommer aber schnell Farbe bekam. Braune, leicht gewellte Haare und braune Augen, die hinter einer modischen Brille neugierig die Welt erforschten.
Aber Hanna war nie neidisch oder eifersüchtig auf ihre Freundin. Im