Heike Möller

Wenn Vampire Tango tanzen


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Mann einen roten Kopf bekommen hätte.

      „Himmel, Sie sind ein Charmeur!“ Monika war hin und weg. „Helena, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, wären wir zwei jetzt Konkurrentinnen!“

      Helena lachte und Janniks Grinsen wurde noch breiter. „Frau Martens, Sie sind jung und absolut anbetungswürdig.“

      Monika kicherte albern wie ein junges Mädchen und Hanna verdrehte die Augen. Zugegeben, Janniks Charme war überwältigend, aber Hanna fand, dass er zu dick auftrug.

      Helena ließ Lyssa runter und sie gingen alle in die Wohnung. Galant half Jannik seinen Gästen aus den Jacken und hängte sie in die Garderobe.

      Hanna war beeindruckt. Der Eingangsbereich der Wohnung hatte dunkles Parkett, die Wände waren in rot, schwarz und creme gehalten. Moderne Grafiken in dunklen Rahmen hingen als Blickfang an den Wänden.

      Helena öffnete eine dunkellackierte Schiebetür und führte die Gäste in den Wohnbereich. Auch hier war der Boden aus dunklem Parkett. Die Wände waren nur roh verputzt worden, an manchen Stellen blitzten Klinkersteine im Originalfarbton hervor. Dunkle Regale standen sparsam verteilt an den Wänden, gefüllt mit Büchern, CDs und Accessoires. Ein Fernseher mit Flachbildschirm stand auf einem dunklen, kleinen Sideboard. Der dunkle Couchtisch stand auf einem cremefarbenen Kamelhaarteppich, drapiert von einer cremefarbenen Dreisitzer-Couch und zwei Sesseln in derselben Farbe. Auf dem Couchtisch stand ein einzelner Kerzenhalter, der eine dicke rote Kerze hatte.

      >Die Couch sieht irgendwie neu aus! <, dachte Hanna.

      Große Fenster, die auf eine Dachterrasse führten, fluteten den Raum mit hellem Licht.

      „Lena, das ist wundervoll!“

      „Oh, ich habe gar nicht so viel verändert, als ich eingezogen bin.“

      „Häh?“

      „Jan wohnte schon hier. Wir haben einfach den gleichen Geschmack. Lediglich die Couchgarnitur und die Essecke sind neu. Kommt mit, ich zeige euch den Rest des Lofts.“

      Helena und Jannik führten ihre Gäste umher. Die Küche war ein moderner und stilistisch geschmackvoller Raum. Marmor und gebürsteter Edelstahl, die modernsten Geräte, die das Kochen erleichterten.

      Das Schlafzimmer der beiden war ein Traum in Blau und Weiß ohne viel Schnörkel. Der Kleiderschrank war in der Wand eingelassen und störte somit das Gesamtbild des Zimmers nicht.

      Das angrenzende Badezimmer war aus dunklem Marmor mit goldfarbenen Armaturen. Eine riesige Badewanne bildete den Mittelpunkt und die ebenerdige Dusche in der einen Ecke bot Platz für zwei.

      Hanna hatte plötzlich einen Anfall von lebhafter Fantasie, als sie sich ihre Freundin und deren Freund bei zärtlichen Spielen in diesem Raum vorstellte. Schnell und mit hochrotem Kopf schüttelte sie ihre Gedanken ab.

      „Das Bad ist ja größer als mein Kinderzimmer!“, stöhnte Lyssa.

      „Wir haben auch zwei Gästezimmer und ein Gästebad.“ Jan hatte seine Gäste den Korridor entlang geführt und öffnete eine weitere Tür. Das Gästezimmer, das er zeigte, war ebenfalls modern eingerichtet und wies eine klare Linie auf. Hier standen ein kleiner Kleiderschrank und ein Sideboard gegenüber dem Bett. Auf dem Sideboard stand ein kleiner Fernseher. Alles war hell und freundlich. Auch das Gästebadezimmer war eine Augenweide in cremeweiß und blau.

      „Ich bin schwer beeindruckt“, gab Hanna zu, als sie sich an den Esstisch gesetzt hatten, der ausgezogen worden war und zwischen Küche und Wohnzimmer stand. Duftender Kaffee und ein luftig leichter Käsekuchen standen bereit. Sechs Stühle standen an dem Tisch, wobei zwei Stühle anders aussahen als die anderen vier.

      „Lyssa, möchtest du Kakao oder Saft?“ Helena stand mit einem Glas an der Küchentür.

      „Saft bitte, Lena!“

      „Orange oder Apfel?“

      „Orange bitte!“

      Jannik beugte sich zu Hanna hinüber. „Kompliment, du hast eine sehr höfliche Tochter.“

      „Danke, Jannik.“

      „Nur Jan.“

      Hanna fiel auf, dass ein weiteres Gedeck auf dem Tisch stand. „Erwartet ihr noch jemanden?“

      „Tobi. Er müsste auch gleich kommen.“

      In dem Moment klingelte es und Helena flitzte zur Tür, nachdem sie den Orangensaft vor Lyssa hingestellt hatte.

      Hanna grübelte. >Tobi? Irgendwoher kenne ich den Namen!<

      „Du erinnerst dich bestimmt an ihn.“ Jannik goss erst Monika, dann Hanna Kaffee ein. „Du hast ihn damals ebenfalls im `Everage´ kennen gelernt.“

      Hanna erinnerte sich und bekam schlagartig schmale Augen. Ein dunkelblonder Mann mit grünbraunen Augen. Sehr von sich und seinem Charme überzeugt. Er wollte ständig mit Hanna tanzen und sie hatte abgelehnt. Dann bekam er einen anaphylaktischen Schock, klappte zusammen und reagierte äußerst unwirsch, als Hanna ihm helfen wollte.

      >Dieser Arsch!<

      „Ich erinnere mich. Ich hoffe, es geht ihm heute besser als damals.“ Sie konnte nicht verhindern, dass der Sarkasmus aus ihr heraus tropfte.

      Jannik schmunzelte tatsächlich. „Es war ihm wahnsinnig peinlich, glaub mir.“

      „Hhm.“ Mehr wollte Hanna dazu nicht sagen. Schließlich war dieser Tobi der Freund von Jannik, also ziemte es sich nicht ihrer Meinung nach, ihn schlecht zu machen. Was sie jedoch über den Mann dachte, war ihre eigene Sache.

      Hanna sah, wie Helena den neuen Gast herzlich umarmte und auf die Wangen küsste. Jannik stand auf und ging ebenfalls in Richtung Eingang.

      „Wer ist dieser Freund?“, fragte Monika leise.

      „Niemand, über den ich reden will oder über den es sich lohnt, Gedanken zu machen, Mutter!“, zischte Hanna leise und setzte ihr charmantestes Verkäufer-Kunden-Lächeln auf.

      Die beiden Männer umarmten sich freundschaftlich, aber die Augen des Neuankömmlings blickten unsicher zu Hanna hinüber. Diese Unsicherheit besänftigte Hanna augenblicklich, obwohl sie nicht sagen konnte, warum es so war.

      Janniks Freund war etwa 1,75 groß, mit dunkelblonden Haaren, die er zu einem streng nach hinten gekämmten Zopf im Nacken zusammengebunden hatte. Die hohe Stirn kam besonders durch die hoch angesetzten Geheimratsecken zur Geltung, ließen das feingeschnittene junge Gesicht reifer wirken. Die grünbraunen Augen standen etwas schräg und weit auseinander, die Lippen waren sinnlich gewölbt, der Unterkieferknochen klar definiert.

      >Himmel, das war mir in der Disse gar nicht aufgefallen! <

      Jannik schien dem Mann etwas zugeflüstert zu haben, denn er nickte kurz und sah Helena in die Augen. Auch bei ihr musste er den Kopf etwas anheben, da die schöne Frau ebenfalls größer war als er selbst.

      >Na ja. Ich bin halt ein Erdnuckel! <, dachte Hanna und zuckte kurz mit der Augenbraue.

      Helena nahm Janniks Freund bei der Hand und führte ihn zu dem Esstisch. „Nana, du erinnerst dich an Tobias Kerner?“

      Hanna wollte eigentlich sagen: >Klar! Das war doch der undankbare Idiot, der mit seinem Kopf in meinem Schoß lag und mir ´ne Heidenangst eingejagt hatte. Und dann besaß er auch noch die Frechheit, mich anzufahren!<

      Stattdessen streckte Hanna ihre Hand aus. „Hallo! Nett dich wieder zu sehen.“

      Tobias streckte seine Hand aus und ergriff Hannas mit zusammengekniffenen Lippen. „Ich … freue mich auch, Hanna.“ Seine Stimme klang merkwürdig belegt.

      >Oh je! Er kriegt doch nicht wieder so einen Anfall!<

      „Das ist Monika Martens, Hannas Mutter.“ Helena stellte rasch die andere Frau vor, weil sie merkte, wie befangen Tobias plötzlich war. So kannte sie Jans Freund gar nicht. Normalerweise war er jemand, der mit Frauen