Heike Möller

Wenn Vampire Tango tanzen


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Anblick des Grübchens. >Ich bin in Schwierigkeiten!<

      Dann sah sie in seine Augen und war bestürzt. Unter der höflichen und charmanten Oberfläche entdeckte sie eine tiefe Traurigkeit. Melancholie und Schwermut Einsamkeit.

      >Tobi! Sie ist tabu!<

      Dieser Gedanke von Helena überraschte Tobias. >Ich habe nicht vor, mit ihr etwas anzufangen. Ich will nur nett zu deiner Freundin sein.<

      >Gut. Falls du ihr wehtun solltest, reiße ich dir den Kopf ab, klar?<

      Tobias erhob sich aus seiner knienden Position und blickte Stirn runzelnd zu Helena. >Ich habe verstanden, Helena.<

      „So, wenn alle Positionen geklärt sind können wir jetzt zum Wesentlichen kommen.“ Jannik schob seinen Teller beiseite und trank den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und legte seinen Arm um Helena, zog sie an sich und küsste sie auf die Stirn.

      >Bleib ruhig, Schatz. Tobi wird Hanna nichts tun. Er schätzt sie, das erkenne ich an seiner Haltung.<

      >Tut mir Leid, Jan. Ich habe schon immer so ´ne Art Beschützerinstinkt Hanna gegenüber gehabt.< Sie kuschelte sich an Jans Halsbeuge. >Entschuldige, Tobi. Ich habe es eben übertrieben. Kommt nicht wieder vor.<

      Tobias lächelte. „Schon gut, Helena.“

      Hanna blickte verwirrt von Helena zu Tobias, verstand nicht, worauf Tobias gerade geantwortet hatte.

      „Ihr zwei habt uns doch nicht ohne Grund für heute eingeladen.“ Tobias steckte sich eine Gabel voll mit Käsetorte in den Mund. „Um was geht es?“

      Lyssa schnippte ihn auf den Arm. Überrascht sah Tobias das Kind an.

      „Wofür war das denn?“ Dummerweise sprach er immer noch mit vollem Mund und Lyssa schnippte ihn erneut.

      „Man redet nicht mit vollem Mund!“

      Helena, Jannik und Monika bekamen einen heftigen Lachanfall, während Hanna auf ihrem Stuhl vor Scham immer tiefer sank. Tobias sah Lyssa immer noch verblüfft an, wollte etwas sagen, verkniff es sich aber im letzten Moment. Rasch schluckte er den Kuchen hinunter und spülte mit Kaffee nach.

      „Hat dir deine Mutter etwa auf diese Art beigebracht, nicht mit vollem Mund zu reden?“

      „Klar. Davor hat sie immer versucht, es mir mit Worten abzugewöhnen. Hat nicht geklappt. Jetzt mache ich das nur noch sehr selten und schnippe mich dann selbst, wenn ich es merke.“

      Tobias sah Hanna über Lyssas Kopf hinweg leicht missbilligend an. „Auch eine Möglichkeit, aber etwas fragwürdig, oder?“ In seiner Stimme lag ein leichtes Knurren.

      >Ich werde mit dir bestimmt nicht über Kindererziehung diskutieren!< Hannas Augen blitzten Tobi an und sie gab keine Antwort.

      „Beruhigt euch, in Ordnung?“ Helena merkte, dass in Hanna die Anspannung wieder wuchs. „Jan und ich möchten euch etwas mitteilen.“

      Hanna sah ihre Freundin neugierig an. „Schieß los!“

      „Wir haben beschlossen zu heiraten.“

      Ein dicker Kloß legte sich in Hannas Magen und weitete sich aus.

      „Na endlich!“ Tobias griff über den Tisch und gab Jan eine High-Five. Der Bräutigam strahlte über das ganze Gesicht.

      „Kann ich Blumen streuen?“, fragte Lyssa.

      „Klar doch. Darauf bestehe ich sogar.“ Helena strahlte ihr Patenkind an.

      „Das ging aber schnell!“, sagte Monika, strahlte aber ebenfalls. „Aber wenn ihr beide euch liebt, warum nicht? Habt ihr schon einen Termin?“

      Helena blickte zu Hanna, die bisher gar nichts gesagt hatte. Die Freundin war blass und starrte sie nur an. Die Lippen wirkten zusammengekniffen.

      „Hanna?“

      Hanna räusperte sich. „Oh, ich … gratuliere euch. Ehrlich. Ich muss das nur kurz verdauen.“

      Ein betretenes Schweigen machte sich plötzlich breit und Hanna fand die Situation unerträglich.

      „Also, dann erzählt doch mal, wann und wo ihr heiraten wollt. Ich muss das wirklich nur in meinen Kopf kriegen, alles in Ordnung.“ Hanna setzte ihr Apotheker-Lächeln auf und sah ihrer Freundin in die Augen.

      „Wir wollen am 14. August standesamtlich und am 15. August kirchlich heiraten.“ Jannik nahm die Hand seiner Verlobten und führte sie an seine Lippen. Dabei sah er sie so zärtlich an, dass Hannas Bedenken einfach verflogen. Der Mann liebte Helena wirklich.

      „Das heißt, ihr habt das Aufgebot schon bestellt“, stellte Monika fest.

      „Ja. Haben wir. Wir wissen auch schon, in welcher Kirche wir heiraten wollen, wie der Gottesdienst in etwa laufen soll und wo wir dann anschließend feiern wollen.“ Helena fixierte immer noch Hannas Gesicht. „Ich bin griechisch-orthodox und Jan ist evangelisch. Also wird es einen ökumenischen Gottesdienst geben, der beiden Religionen zu Gute kommt.“

      „Wow.“ Tobias lehnte sich zurück und grinste. „Das ist doch sehr modern und großartig.“

      „Wir wollen, dass du, Hanna, und du, Tobias, unsere Trauzeugen seid.“ Jannik sah die beiden fragend an. Bittend.

      Hanna klappte die Kinnlade herunter und sie vergaß zu atmen. „Oh.“ Es war ein überraschtes Quieken, das ihren Mund verließ.

      „Es wird mir eine Ehre sein, Jan.“ Tobias strahlte seinen Freund an. >Damit ehrst du mich, mein Freund. Du ahnst nicht, wie sehr du mich damit ehrst!<

      Jan lächelte seinen Freund milde an. >Von allen meinen Freunden bist du mir der, der einem Bruder am nächsten kommt, Tobi. Wenn du mein Trauzeuge wirst, ehrst du damit mich!<

      Tobias nickte, musste sich räuspern.

      Hanna stand auf, ging um den Tisch herum und umarmte ihre Freundin. Helena schloss erleichtert ihre Arme um Hanna und musste sich zusammenreißen, um nicht plötzlich loszuheulen.

      Was fatal gewesen wäre, da sie blutige Tränen nicht hätte erklären können.

      „Natürlich will ich deine Trauzeugin sein, Lena! Scheiße, ist das schön!“ Hannas Stimme klang gedämpft, da sie an Helenas Schulter sprach. Dann schniefte sie ein wenig. „Verdammt, ich bin undicht!“

      „Ich hatte schon Angst, du würdest ablehnen oder wütend sein oder irgendetwas in der Art!“ Helena drückte Hanna leicht von sich, um ihrer Freundin ins Gesicht sehen zu können.

      „Ich bin nur sauer, weil ich von eurer ganzen Entwicklung nichts mitbekommen habe!“, gestand Hanna. Dann beugte sie sich an Helenas Ohr. „Ich möchte aber demnächst alles von dir hören. Jede schmutzige Einzelheit!“

      Helena kicherte. „Abgemacht, Nana.“

      „Wir könnten einen Abstecher zu der Kirche und dem Gasthof machen, wo wir feiern wollen.“ Jans Ohren hatten durchaus mitbekommen, was Hanna und Helena miteinander geflüstert hatten. Bei der Vorstellung, dass die Frauen sich über ihn und den intimen Einzelheiten zwischen sich und Helena unterhalten würden, wurde er unruhig.

      „Jetzt gleich?“, fragte Tobi.

      „Warum nicht! Du hast doch immer einen Kindersitz im Auto, oder?“

      Tobias nickte. Als Leiter einer Tanzschule hatte er auch Kindergruppen unter seine Fittiche. Es kam gelegentlich vor, dass er Kinder zu Veranstaltungen mitnahm oder auch mal nach Hause fuhr. Deshalb hatte er immer eine Sitzschale für Kinder in seinem Golf zu liegen.

      „Das ist ´ne tolle Idee!“, sagte Helena und grinste Hanna und Monika an. „Ihr habt doch in den nächsten zwei Stunden nichts weiter vor, oder?“

      Hanna schüttelte den Kopf, grinste plötzlich. „Und das ganze ist natürlich total spontan.“ Ihre Stimme tropfte wieder vor Sarkasmus.

      Helena