nickte. „Mache ich. Aber erwartet nicht, dass ich mich überall durch futtere. Das geht höllisch auf die Figur.“
„Da kann ich helfen!“, meldete sich wieder Tobias, wurde aber etwas rot, als Hanna ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah. „Ich meine, beim Probieren kann ich helfen. Ich kann unheimlich viel Essen und nehme einfach nicht zu.“
>Witzbold! <, dachte Jan.
>Ist doch wahr. Seitdem ich diese Visionen habe ist mein Grundumsatz erheblich gestiegen. Da kann ich mich doch durchfuttern.<
„Da ist noch etwas.“ Helena druckste herum, sah Jan vorsichtig an.
„Wir wollen die Party mit einem speziellen Tanz eröffnen. Einem Tango“, sagte der Bräutigam.
„Wow!“ Hanna riss die Brauen hoch. „Du kannst Tango tanzen, Jan?“
„Ja. Ich brauche nur eine Auffrischung. Tobi?“
„Klar. Ich denke, zwei oder drei Termine müssten bei dir reichen, Kumpel. Helena?“
„Ich brauche auch nur eine Auffrischung. Aber ….“ Sie schielte zu Hanna hinüber und wurde rot.
Hanna gefiel dieser Blick nicht. Ganz und gar nicht. „Lena?“
„Wir möchten einer Tradition folgend den Tanz gemeinsam mit den Trauzeugen eröffnen.“
Janniks Ansage bescherte Hanna ein heftiges Rauschen in den Ohren. Sämtliches Blut wich aus ihrem Gesicht und landete in den Füßen. Der Mund war staubtrocken und weit aufgerissen.
„Hat dir die Krankheit den Brägen püriert?“, donnerte Hanna Helena entgegen.
Die Heftigkeit, mit der Hanna diese sehr unfreundlichen Worte ausstieß, verwunderte alle, bis auf Monika und Helena.
„Johanna! Das kannst du doch nicht sagen!“ Monika war trotzdem schockiert.
„Und ob. Das kann nur ein sehr verspäteter Aprilscherz sein!“ Hannas Stimme klang leicht schrill vor Panik.
„Hanna. Bitte. Es würde mir so viel bedeuten.“ Helena ließ Jannik los und nahm die Hände ihrer Freundin in ihre.
„Lena, ich verstehe deinen Wunsch, wirklich. Aber wie um Himmels Willen willst du dieses Wunder geschehen lassen, häh?“
Helena blickte zaghaft lächelnd zu Tobias. „Könntest du ihr das Tanzen bei bringen, Tobi? Ich meine, es sind noch über neun Wochen bis zur Hochzeit und sie muss ja auch nur die Grundlagen tanzen können.“
Tobias hatte seine Augenbrauen hochgezogen und bisher kein Wort gesagt. Es verwunderte ihn nur zutiefst, mit welcher Vehemenz Hanna reagiert hatte. Vorsichtig drang er in Hannas Gedanken ein, kam aber nicht weit. Ein unglaubliches Durcheinander an Gefühlen und Gedanken schleuderten ihn regelrecht zurück.
„Whoa!“
„Siehst du? Er findet die Idee auch nicht berauschend!“ Hanna funkelte Helena wild an.
„Das meinte ich eben nicht, Hanna. Wirklich nicht. Ich bin nur über deine heftige Reaktion überrascht.“
„Helena nicht, denn sie weiß, warum ich so reagiere, nicht wahr?“
„Süße, die Tanzlehrer damals waren eben nicht wie Tobi. Er ist wirklich geduldig und einfühlsam. Er schafft das ganz bestimmt.“
„Vor oder nachdem ich ihm aus Versehen irgendwelche Knochen gebrochen habe?“
Helena blickte betreten zu Boden.
Monika bekam einen Lachanfall. Sie stand da und schüttelte sich regelrecht. „Meine Güte! Du denkst doch etwa nicht an diesen Vorfall?“
„Vorfall?“ Hannas Stimme kiekste etwa zwei Oktaven höher als sonst. „Ich habe es in drei Tanzschulen versucht. Dem letzten Tanzlehrer habe ich den Mittelfußknochen gebrochen, als ich ihn mit meinem Absatz traf! Eure Haftpflichtversicherung musste dem Mann Schmerzensgeld zahlen.“
Tobias sah Hanna erstaunt an, schmunzelte dann aber. „Interessant.“
Hannas Augen gingen auf Halbmast. „Bist du masochistisch oder was?“
Tobias rieb sich mit der Hand über den Mund, blickte kurz zu Lyssa, die ein paar Meter weiter auf einer Schaukel saß und aufmerksam zugehört hatte.
„Kommt darauf an, um was es geht.“ Seine Stimme war sehr leise.
Hannas Kinnlade klappte runter und sie wurde puterrot. Die Deutlichkeit, die hinter der Aussage stand, war ihr nicht entgangen.
„Tobias!“ Helena blitzte Jans Freund an.
>Was denn? Sie hat angefangen!<, wollte er eigentlich sagen, aber Janniks kaum merkliches Kopfschütteln bremste ihn.
„Entschuldige, Hanna. Das war unpassend. Ist mir so rausgerutscht.“
Bevor Hanna irgendetwas sagen konnte, zog Helena sie ein paar Meter weit weg. „Nana. Du bist meine beste Freundin. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es mir erstens nicht unglaublich wichtig wäre und ich zweitens nicht davon überzeugt wäre, dass Tobi es schaffen kann. Das du es schaffen kannst! Bitte!“
Helenas dunkle Augen waren eine Nuance heller geworden, so schien es Hanna. Sie schimmerten sogar leicht silbrig. Aber das war es nicht, was Hannas Gemüt beruhigte.
Seit ihrer Kindheit war es Helena, die immer für Hanna da gewesen war. Ob es um Hilfestellung bei dem Schulstoff ging, andere Mädchen, die Hanna ärgerten oder die erste Liebe, die ihr fast das Herz gebrochen hatte. Immer war es Helena, die da war und sie aufgefangen hatte. Und Helena hatte nie etwas im Gegenzug verlangt. Sie war einfach nur da.
Hanna schämte sich plötzlich. War es denn wirklich zu viel verlangt, wenn sie einmal über ihren Schatten springen würde?
„Okay, ich mache es.“ Hanna umarmte Helena. „Entschuldige. Ich habe Panik bekommen. Ich habe dich nicht verdient, Süße. Es tut mir Leid.“
„Ich muss mich entschuldigen, Nana. Ich hätte dich damit nicht so überfallen sollen.“
Die beiden Frauen standen eng umschlungen da und ließen die Freundschaft, die zwischen ihnen war wie einen schützenden Kokon neu wachsen.
„Ich will ja nicht taktlos sein,“, begann Tobias, als die beiden Frauen zur Seite gegangen waren. „aber hat Hanna wirklich einem Tanzlehrer den Fuß gebrochen?“ Seine grünbraunen Augen blickten Monika Martens fragend an.
Monika lächelte ihn verlegen an. „Allerdings. Hanna hat fast kein Gespür für Musik und Tanz. Kein Rhythmusgefühl. Sobald es heißt: `Lass uns tanzen! ´ versteift sie sich.“
Tobias zog kurz die Augenbraue hoch. „Jetzt verstehe ich auch, warum sie sich so hartnäckig geweigert hatte, mit mir in der Disko zu tanzen. Armes Ding.“
Jan verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn einer es schafft, Hanna das Tanzen beizubringen, dann du, Meister.“
Tobias warf Jan einen vernichtenden Blick zu. >Ich werde tun, was ich kann. Aber neun Wochen sind eine verdammt kurze Zeit, Bruder!<
>Lass dir was einfallen, mein Trauzeuge. Ich werde schließlich nur einmal heiraten.<
Tobias konnte das Knurren nicht unterdrücken und Jan grinste breit.
Hanna und Helena kamen zurück. Lyssa war von der Schaukel gesprungen und umarmte ihre Mutter stürmisch.
„Entschuldigt bitte meine heftige Reaktion, Leute“, sagte Hanna zerknirscht. „Es war unangebracht, unpassend und unnötig.“
Tapfer sah sie Tobias in die Augen. „Ich würde mich freuen, wenn du mir das Tanzen beibringen könntest, Tobias. Ich möchte meiner Freundin und ihrem Bräutigam die Freude machen und auf ihrer Hochzeit tanzen.“
Tobias lächelte die kleine Frau sanft an. Es imponierte ihn, dass sie ihren Stolz überwand und sich nicht nur entschuldigte, sondern ihn direkt