besonders ist es auch nicht“, hob Fernando abwehrend die rechte Hand. „Ruth übertreibt.“
„Jetzt spielt er herunter“, bekräftigte Ruth ihre Aussage und legte die rechte Hand auf Fernandos linken Arm.
Nach dem Essen setzten sich die Männer in die Sitzecke, während Ruth ihrer Mutter half den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu versorgen.
Ruths Vater hatte aus dem Keller eine Flasche Rotwein geholt und zur Feier des Abends geöffnet.
Als Ruth und ihre Mutter aus der Küche kamen, saßen ihr Vater im Sessel und Fernando auf dem Sofa. Die zwei Männer waren schon wieder angeregt ins Gespräch vertieft. Die Frauen gesellten sich zu den Mannsbildern.
In fröhlicher Runde saßen sie zusammen und unterhielten sich angeregt über Politik. Ruths Vater zeigte sich an Chile und den Problemen interessiert und natürlich auch an Fernandos Familie. Er wollte wissen, wie das Leben dort ist. Dass in Chile viele Deutsche lebten, davon hatte er schon gehört.
Um halb elf verabschiedete sich Ruths Mutter. Sie war müde und ging zu Bett. Eine halbe Stunde später zog sich auch ihr Vater zurück, während Ruth und Fernando noch sitzen blieben.
„Meinst du, du kannst heute Nacht bei mir bleiben?“, wollte Fernando wissen, während er Ruths Brüste streichelte und fühlte, wie sich die Brustwarzen verhärteten.
„Wenn, dann könntest du auf ein Schäferstündchen zu mir kommen“, lud Ruth ihn ein. Sie hatte ihre Hand inzwischen auf Fernandos Oberschenkel gelegt und streichelte ihn. „Dein Zimmer ist nämlich direkt neben dem meiner Eltern.“
„Und wo ist dein Zimmer?“, Fernando war neugierig geworden. „Du hast es mir gar nicht gezeigt.“
„Wir hatten vorhin keine Zeit mehr“, erinnerte Ruth ihn.
Fernando wurde ungeduldig. „Auf was warten wir noch?“
Ruth lächelte ihn verschmitzt an. „Darauf, dass sie hoffentlich einschlafen und nicht mitbekommen, dass du nicht direkt in dein Zimmer gehst.“
„Soll das heißen, du hast schon einschlägige Erfahrungen?“, auch Fernando lächelte und streichelte weiterhin Ruths Brüste.
„Kann man so sagen“, Ruth kuschelte sich an Fernandos Brust, „schließlich hat mich mein erster Freund im Alter von sechzehn unter dem Dach meiner Eltern entjungfert.“
Fernando schien überrascht. „Ehrlich? Hier?“
„Ja“, gestand Ruth. „Es war der Freund meines Bruders. Er hat hier geschlafen. Na ja, da ist es halt passiert.“
„Hast du dieses Experiment noch öfters durchgeführt?“, Fernando war neugierig geworden.
„Noch zweimal“, antwortete Ruth und schaute Fernando offen an. „Dann war Schluss mit dem Jungen.“
„Ich weiß nicht“, Fernando zögerte plötzlich, „vielleicht sollten wir das Glück nicht herausfordern.“
„Quatsch!“, Ruth stand auf, „komm, wir gehen ins Bett.“
Fernando holte den Toilettenbeutel aus seinem Zimmer und begab sich ins Badezimmer. Ruth zeigte ihm, bevor sie in ihr Zimmer ging, wo Fernando sie finden würde, damit er später nicht das falsche Zimmer betrat.
Während Fernando sich im Bad aufhielt, entledigte sich Ruth rasch ihrer Kleidung und legte sich splitternackt ins Bett. Sie hatten sich eine Woche nicht gesehen und sie war ganz heiß auf Sex mit ihm. Hoffentlich war Fernando nicht zu verklemmt, weil ihre Eltern auf der gleichen Etage schliefen. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihn das stören würde.
Ruth kam es wie eine Ewigkeit vor, doch endlich erschien Fernando. Er brachte seinen Toilettenbeutel mit und stellte ihn auf den Stuhl, auf dem bereits Ruths Kleider lagen. Die Bettdecke hatte sie bis zum Hals hochgezogen. Fernando brauchte nicht sofort wissen, dass sie ohne Nachthemd im Bett lag.
„Den hättest du im Bad lassen können“, erklärte ihm Ruth und deutete mit dem Kinn auf den Beutel. „Komm, mein Liebster, ich warte schon zu lange auf dich.“
Fernando zog sich bis auf den Slip aus und kroch zu Ruth unter die Decke.
„Oh!“, lächelte Fernando und kniff vorsichtig in Ruths rechte Brustwarze. „Du hast es aber eilig.“
„Ich warte lange genug“, gurrte Ruth heißer.
Sie liebten sich wie zwei ausgehungerte Wesen. Dann stand Fernando auf, zog seinen Slip wieder an und klemmte sich die Kleider und den Toilettenbeutel unter den Arm. Vorsichtig öffnete er die Zimmertüre und schaute, ob die Luft rein war. Dann schlich er auf Zehenspitzen in das ihm zugewiesene Zimmer hinüber.
Das Wochenende mit Ruths Eltern verlief harmonisch. Fernando hatte einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Ruths Eltern hatten bislang nicht viel mit ausländischen Mitmenschen zu tun gehabt und waren angenehm überrascht, dass es heute noch junge Männer gab, die so gut erzogen waren. Inzwischen lehnten sie die Wahl ihrer Tochter nicht mehr strikt ab. Die Entfernung nach Chile machte ihnen jedoch nach wie vor Sorgen, doch das stand auf einem anderen Blatt.
*
Die Woche danach trafen sich die Liebenden nicht. Dafür würde Fernando in zwei Wochen mit Atilio und Oscar nach Kempten kommen. Wie vereinbart konnten sie bei Ruths Eltern übernachten.
Am Freitag- und Samstagabend traten sie jeweils im Internationalen Haus in Kempten auf.
Ruth begleitete die Freunde schon am Freitagabend. Am Samstag ließen es sich Ruths Eltern nicht nehmen, auch zum Konzert zu gehen. Sie waren begeistert.
Obwohl die Freunde es nicht wollten, wurden sie von Ruths Mutter bekocht und verwöhnt.
Ruth war überglücklich. Sie hatte nie gedacht, dass sich ihre Eltern so für die lateinamerikanische Sache begeistern könnten.
Am Sonntag, nach dem Mittagessen, es gab einen richtigen Schweinsbraten mit abgeschmelzten Spätzle und grünem Salat, fuhren die Freunde bei strömendem Regen wieder nach München zurück.
Ruth war traurig, weil sie in Krugzell zurückbleiben musste.
*
Drei Wochen vor Ende der Semesterferien bekam auch Fernando Urlaub und die beiden Turteltauben beschlossen mit dem Zelt an den Gardasee zu fahren. Fernando lieh sich Atilios Auto aus, also stand dem Unternehmen nichts im Weg.
Das Wetter am Gardasee war zwar nicht umwerfend, doch das tat der Liebe und der Zweisamkeit Fernandos und Ruths keinen Abbruch. Sie genossen diese Zeit umso mehr, als Fernando Anfang November nach Chile zurückkehren würde. Er hatte nie Anstalten gemacht, seinen Aufenthalt zu verlängern. Ruth hatte zwar insgeheim darauf gehofft, aber ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Beide wussten, dass eine lange Zeit der Trennung bevorstand, doch sie versprachen sich, auch das zu meistern. Liebten sie sich doch über alles.
Am letzten Abend am Gardasee war Ruth wieder melancholisch. Fernando spürte es und war besonders liebevoll zu ihr. Sie schlenderten in Bardolino Hand in Hand die Strandpromenade entlang.
„Mein Liebes“, sagte er und streichelte ihre Wange. „Du weißt, dass nichts zwischen uns kommt. Ich kann ohne dich nicht mehr sein. Wir werden noch viele schöne Tage in Chile zusammen verbringen. Wichtig ist nur, dass du durchhältst und dein Studium zu Ende bringst. Dann hast du dort viele Möglichkeiten als Lehrerin zu arbeiten.“
„Ja, ich weiß“, schniefte Ruth und wischte sich mit der Hand über die Nase. „Aber zweieinhalb Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte.“
„Vielleicht kannst du nächstes Jahr während der Semesterferien kommen“, schlug Fernando vor. Er hatte inzwischen seinen Arm um Ruth Schultern gelegt.
Ruth blieb stehen und schaute Fernando mit großen, fragenden Augen an. „Und wo soll ich das Geld für den Flug hernehmen?“
Fernando