Angelika Merkel

Vermächtnis der Sünder Trilogie


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Moment egal. Sie war zwar nicht in Feierlaune, doch ein Schlückchen in Ehren … Thorgrim wusste mit Sicherheit Derartiges zu schätzen. Also, warum nicht auch dieser vor sich hinbrütende Kerl.

       Tatsächlich waren Belothars Gedanken mehr als verworren. Auf nichts konnte er sich lange konzentrieren. Eine Sache lag ihm auf den Magen. Immer und immer wieder, einem sich unaufhörlich drehendem Mühlrad gleich, schwirrte der eine Name in seinem Bewusstsein herum. Nacud. Es war jedoch nicht sein alter Mentor, welcher überraschend vor ihm stand. Es war seine Waffenschwester. Voll beladen mit Gefäßen, grinste sie ihn schelmisch an.

       »Wie wäre es mit ein paar Schluck geistvoller Erfrischung?«

       Ohne eine Einladung seinerseits abzuwarten, ließ sich Celena neben ihn in auf den Boden fallen. Grinsend reichte sie eine der bauchigen Gefäße vollen rot trüben Mostes weiter.

       Die festsitzenden Verschlüsse sträubten sich nicht lange dagegen, das kostbare Tröpfchen gefangen zu halten. Ein lauter Blubb und die Stopfen landeten im Schnee. Herzhaft stießen die beiden Freunde an.

       Der erste Schluck breitete sich mit süßer Aufdringlichkeit in der Mundhöhle aus. Vergorener Traubensaft kitzelte den Gaumen. Man mochte die Flüssigkeit nicht die Kehle hinunterrutschen lassen.

       »Auf was trinken wir, Verehrteste?« wollte Belothar in Erfahrung bringen.

       Allzu oft kam es nicht vor, dass sie gemeinsam rauschträchtige Behältnisse leerten.

       Celena stülpte spitzbübisch die Lippen vor. »Ich weiß nicht!«

       Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Vielleicht, weil ihr …« Sie stupste, ihn mit dem Finger der freien Hand auf seine Brust. »Ihr saht so einsam aus«, feixte sie.

       »Ach?«, murmelte er mehr oder weniger zwischen den Lippen hervor. Nicht weil ihm dazu nichts weiter einfiel, sondern weil die junge Frau neben ihm sehr nahe herangerückt war. So nahe, das er ihre pochende Halsader bewundern konnte, während ihr Geruch seine Nase umströmte. In seinem Brustkasten liefen urplötzlich Pferde im Galopp, obschon sie ihm früher einige Male nähergekommen war. Celena war unerreichbar für ihn, das wusste er. Er begehrte sie jedoch weiterhin und das vermochte er nicht abstellen. Er versuchte daher, die aufkommende Erregung von sich zu stoßen. Es musste der Wein sein, erklärte er sich selbst.

       »Außerdem«, fuhr sie mit leiser, rauchiger Stimme fort, während sie die Riemen an ihrer Rüstung aus den Schnallen befreite. »Ich werde durchaus lockerer. Und ihr seht aus, als könntet ihr ein wenig Spaß vertragen.«

       Schneller als ihm lieb war, hatte sich Celena aus ihrem Panzerkleid geschält. Mit einem weiteren Schluck begutachtete sie die Brustrüstung von innen. Abermals rückte sie näher zu Belothar, dessen Augen nicht von der zarten Haut des bloßen Halses lassen konnte. Kurz rutschte sein Blick in niedere Gefilde. Enttäuscht gewahrte er, dass die kettenumwobenen Brustwehr keinen weiteren Ausblick gestattete.

       Krampfhaft schluckte er ebenfalls aus seinem Gefäß einen lang anhaltenden Schluck des sinnesberauschenden Inhalts.

       »Seht mal!« Celena zeigte auf die glatte Innenfläche ihres Harnischs. »Von außen wirkt es flach und ohne Ausbeulung. Aber innen, diese Mulden sind erstklassig gearbeitet. Man hat guten Halt darin.«

       »Hm! Guten Halt!« echote Belothar. Er wiederholte die Worte murmelnd ein zweites Mal vor sich hin. Angesichts des aufsteigenden Weinnebels, der in sein wacheres Gehirn vorzudringen schien, ahnte er dennoch, was gemeint war.

       »Sicherlich. Sehr gut angepasst. Es stützt hervorragend und scheuert nicht bei der kleinsten Bewegung«, gab sie Auskunft und verdeutlichte ihre Worte, indem sie mit ihrer freien Hand ihr weiblichen Vorbau stützte.

       Belothar wurde es infolge ihrer Verdeutlichung recht warm.

       »Halt! Ich denke nicht das ich für diese Art von Gespräch geeignet bin«, stotterte er. »Außerdem wurde mir eingebläut, Frauen mit Respekt zu behandeln«, polterten die Worte über seine Zunge hinweg, die sich nicht mehr als sein eigenes Organ anfühlte.

       »Ich glaube, das sagtet ihr mir früher schon mehrmals«, blubberte Celena zwischen zwei weiteren Schlucken. Kaum gesprochen stellte sie ihr Gefäß neben sich in den Schnee und hockte urplötzlich auf seinem Schoß. Nicht einen mahnenden Finger, der sie zum Einhalt aufforderte, konnte der Regent erheben. Einzig die Temperatur in seinem Gesicht hob sich zusehend hervor.

       »Ihr meint sicherlich den Respekt, den man den Damen zollt, bis man die holde Weiblichkeit auf seinem Lager unter sich hat.«

       Aus Belothars Kehle entrang sich ein unverständliches Murmeln. Die Süße ihres Geruchs übermannte ihn förmlich. Es war ihm unmöglich sich zu bewegen, geschweige ein vernünftiges Wort herauszubringen.

       »Das … das ist nicht richtig!«, knurrte er leise, sich kaum der Sinne erwehrend, die ihn überrumpelten. »Ich kann … kann das nicht.«

       »Was könnt ihr nicht?« Celenas Atem kitzelte ihn, da sie sich nahe zu ihm hinabbeugte, während sie ihr feingliedriges Kettenhemd abstreifte. Die Schnüre ihres Hemdes lockerten sich, welches sie darunter trug. Langsam glitt es über ihre Schultern hinab, sodass dem Jungkönig ein tieferer Einblick auf die Erhebungen erlaubt wurde.

       Sein Hirn musste inzwischen komplett aus Wein bestehen. Oder war es das Abbild der dunkelhaarigen Frau, welche über ihm thronte und verführerisch die Lippen spitzte? Er hatte ein unersättliches Verlangen nach ihr. Mochte ihm der Schöpfergott oder welcher der Götter es sonst gab,vergeben sinnierte er.

       Sofort machten sich vor seinen inneren Augen mit Anstandslitaneien bewaffnete Sittenberater bemerkbar. Mit ihren Pergamenten in den Händen versuchten sie, eine Wertebrücke zu seinem Ego zu schlagen. Ihnen gegenüber jedoch schossen Bogenschützen mit Sorglos-Pfeilen, die mittels Leichtfertigkeit die Brücke zu entzünden suchten.

       »Nein! Nicht!« keuchte Belothar halbwegs entrückt, als einer der Vertreter vornehmen Gebarens ihn mithilfe des Manierkatapults zu erreichen drohte. Sofort stellten sich die Leidenschaftsritter dazwischen, um den Boten der Tugend niederzustrecken. Etwas ließ in ihm nach, als auch der letzte Sittenwächter endgültig von den mit Begehren legierten Schwertern niedergeschlagen wurde.

       Zu gerne wollte er sich der warmen Umarmung ergeben. Er lechzte regelrecht nach zärtlicher Berührung, zumal seine sich aufrichtende Manneskraft kaum noch zu bändigen war. Erst recht, da Celenas Wölbungen sich inzwischen dicht vor seiner Nase aufbaute und ihre Hitze ihn zu wärmen begann. Nicht genug dessen fuhr ihre Hand über seine sich schnell hebende und senkende Brust hinab, tiefer und tiefer.

       »Möglicherweise hatte ich damals ein wenig übertrieben reagiert, als ihr plötzlich in mein Gemach geplatzt seid«, schnurrte sie dem schwer atmenden Monarchen ins Ohr.

       »Und Lutek?« brachte Belothar angestrengt die Worte des sterbenden Sittenratgebers heraus.

       »Vergesst ihn einfach für diesen Moment«, konterte Celena. Sie küsste seinen Halsansatz, während ihre Nase gegen sein Kinn rieb. Ihre Finger erreichten das Zentrum der Erregung.

       »Richtet euren Gedanken nur darauf, wie ihr mich vereinnahmen könnt. Spürt meine Haut auf eurer und fühlt, wie ihr in die Wärme zwischen meinen Schenkeln eintauchen könntet.«

       Ruckartig fuhr sie plötzlich hoch. »Obwohl … es ist, vielleicht tatsächlich eine schlechte Idee«, sprach sie lauter werdend mit Schalk in den Augen. Zähne blitzend drehte sie sich von Belothar ab, der vollkommen verdattert schien, nach Atem rang und sie ungläubig anblinzelte.

       »Was? Was sollte das?«, grunzte er verstört angesichts der Wendung.

       »Hattet ihr wirklich geglaubt, ich setzte mich einfach mir nichts dir nichts auf euch, damit ihr euren Stiel in Angriffsposition aufstellen könnt?« Ein Bittersüßes Grinsen umspielte ihre Mundwinkel.

       Belothar rappelte sich entgeistert auf, indes seine Anspannung zum absoluten Tiefpunkt absank. Die Moralisten in seinem Innern ballten mit letzter Kraft das Taktgefühl zur Faust. Anstandsärzte kümmerten sich um die verletzten Tugendwächter, die sogleich aufstanden und sich freudig in die Arme fielen.

       Mochten andere diese weiblichen Wesen verstehen. Er tat es nicht. Mal hofierten sie um einen, dann wiederum ließen