Robin Kerr

Die Mangrovenblüte


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Marcia tat es ihm gleich.

      »Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute auf Ihrem Lebensweg Marcia. Doch ich bin sicher, dass Sie bei Herrn Botschafter in guten Händen sind.«

      Dann verabschiedete er sich vom Botschafter und seiner Begleiterin. Und auf dem Weg zum Wagen drehte er sich noch einmal zu ihr herum, um ihr mit einem Lächeln zuzunicken.

      Letzten Endes stieg er in den Wagen und sie fuhren davon.

      Die Begleiterin des Botschafters stellte sich Marcia unter dem Namen Sabine Keller vor. Sie erklärte, dass sie die Sekretärin des Botschafters sei, und hieß Marcia auf das herzlichste in der Botschaft willkommen.

       Sabine Keller hatte ein resolutes Auftreten, blieb jedoch dabei stets höflich und freundlich. Und obwohl man sie doch als vollschlank bezeichnen konnte, verstand sie es sich überaus elegant zu kleiden.

       Marcia schätzte die Größe Sabine Kellers auf etwa 1,65 cm und ihr Alter auf Anfang 30.

      Die gesamte Erscheinung war äußerst vornehm und überaus gepflegt, wenn gleich sie für Marcias Geschmack fast ein wenig zu stark geschminkt war.

      Ihr brünettes sonst schulterlanges Haar hatte Frau Keller nach hinten gesteckt, vielleicht um ein bisschen strenger zu wirken.

      Auf dem Weg in das Botschaftsgebäude wollte der Botschafter von Marcia wissen, ob ihre Ausreise aus Kuba auf irgendeine Art und Weise mit dem Eklat in der ungarischen Botschaft in Havanna vor einigen Wochen stand?

      Marcia nickte.

      »Ja ich war in jener Nacht dort gewesen.«

      »Mein Gott.«, der Botschafter schüttelte entsetzt den Kopf, denn er war genauestens informiert darüber, was damals geschah.

      »Ich hoffe für Sie, dass Sie eines Tages darüber hinwegkommen werden.«

      »Verstehen Sie mich nicht falsch, Herr Botschafter.

      Ich trauere um Freunde, die ich dort verloren habe. Aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Deshalb versuche ich nach vorne zu blicken, um das zu bewältigen, was noch auf mich zu kommt.«

      Der Botschafter war erstaunt über die Abgeklärtheit der jungen Latinofrau.

      Dann wandte er sich an seine Sekretärin.

       »Fräulein Keller, ich bitte Sie einen Wagen und einen Chauffeur zu nehmen, um unserem Gast etwas Schickes und Schönes für den Flug zu besorgen.

      Ich bin sicher, Sie können die Konfektionsgröße der jungen Dame einschätzen.

      Über den Geschmack brauche ich mir wohl bei Ihnen keine Sorgen zu machen.

      Sabine Keller nickte.

      »Die Rechnung lasse ich an die Botschaft schicken«, fügte sie hinzu.

       »Ja, natürlich«, gab der Botschafter zur Antwort.

      »Ich weiß, dass Sie mich gerne zum Shoppen in die City begleiten würden, Marcia.

       Aber unter diesen Umständen ist das leider nicht möglich, wie Sie sicher verstehen werden.«

      Marcia bejahte.

      »Selbstverständlich ist mir das klar.«

      »Überdies bleibt uns nicht viel Zeit, denn schon um dreiundzwanzig Uhr geht unser Flug nach Frankfurt. Davor muss ja auch noch Ihr Reisepass ausgestellt werden.

       Also, wenn Sie mich jetzt entschuldigen.«

      »Ach, diese Frau ist wirklich ein Engel«, seufzte der Botschafter.

      »Ihr kann man einfach alles auftragen und schon ist es erledigt.«

       »Ja, sie macht einen sehr engagierten Eindruck«, bemerkte Marcia dazu.

      »Aber sagen Sie, Ihre Sekretärin hat von unserem Flug gesprochen. Fliegen wir alle gemeinsam?«

      »Oh nein. Ich bleibe hier. Aber unser Fräulein Keller wird Sie auf Ihrer Reise begleiten. Sie ist da sehr erfahren, und wenn Sie jemand ansprechen sollte, um Ungeklärtes zu erfragen, wird sie das übernehmen.«

      Der Botschafter führte Marcia in sein Büro. Dort bat er sie in einer Sitzgruppe, die aus zwei schweren Fauteuils und einem kleinen runden Tisch bestand, Platz zu nehmen.

      Danach ließ er ihr einige Sandwiches die mit Schinken und Ei belegt waren bringen. Und dazu einen Krug mit Orangensaft.

      Daraufhin bat er sie ihn zu entschuldigen, denn er müsse sich nun umgehend um ihren Reisepass kümmern.

      Nach knapp zwei Stunden kam Sabine Keller zurück.

      Draußen war es in der Zwischenzeit dunkel geworden.

      Sie betrat gemeinsam mit dem Chauffeur das Büro.

      Der jedoch hatte seine liebe Mühe die unzähligen Schachteln und Taschen zu tragen, die beim Einkauf zusammengekommen waren.

       Die Sekretärin aber machte einen freudigen Gesichtsausdruck. Sie schien mit dem, was sie gekauft hatte, sehr zufrieden zu sein.

      »Jetzt machen wir eine Lady aus Ihnen Marcia. Ich darf Sie doch Marcia nennen?«

      »Ja, selbstverständlich«.

      »Ich habe Ihnen ein traumhaftes Kostüm mitgebracht. Dazu schicke Schuhe. Eine Strumpfhose darf nicht fehlen. Eine Bluse, einen modischen Schal und dazu noch einen Ballonmantel.

      Außerdem habe ich da noch ein schickes Handtäschchen, indem alles drinnen ist, was die Dame von Welt auf ihrer Reise braucht.

      Zu guter Letzt gibt es noch einen kleinen Rollkoffer, für den Flughafen als Handgepäck.«

      Marcia war hingerissen. Sie hatte noch nie so elegante Sachen in so feinen Materialien gesehen.

      Sie zog sich in einem Nebenraum indem ein Spiegel stand um. Die beiden Frauen waren vom Anblick Marcias hingerissen.

      Sabine Keller war begeistert von Marcias Figur. Sie fragte Marcia, ob da irgendein Geheimnis dahinter stehen würde. Und wenn ja, ob sie es ihr verraten könne.

      Marcia lachte.

      »Nun es gibt Leute, die behaupten wir Kubanerinnen hätten unsere Proportionen vom Tanzen.«

      Die Sekretärin schüttelte den Kopf.

      »Beneidenswert. Einfach umwerfend. Aber mit Ihren Haaren muss ich noch etwas unternehmen. Setzen Sie sich hier hin. Ich mache Ihnen eine Steckfrisur.«

      Als sie damit fertig war, wollte sich Sabine noch einmal ihr ganzes Werk betrachten.

      Deshalb legte sie Marcia den Schal um, hing ihr den Ballonmantel um den angewinkelten Unterarm und drückte ihr schließlich das Handtäschchen in die andere Hand.

      Gerade als sie gemeinsam vor den großen Spiegel gingen, öffnete sich die Türe und der Botschafter betrat den Raum.

      Er hielt augenblicklich inne, zog die Augenbrauen hoch und lächelte.

      »Hinreißend, einfach hinreißend! Wenn Sie so in Wien erscheinen Frau Feireira wird Sie jeder für einen amerikanischen Filmstar halten.«

      Marcia freute sich wohl über das Kompliment, war aber auch ein wenig peinlich berührt. Denn, wenn sie bedachte, woher sie kam, war das schon eine kleine Hochstapelei.

      »Jetzt aber müssen wir schleunigst die Passfotos machen. Denn sie brauchen ihre Zeit um ein wenig anzutrocknen, bevor wir eines davon auf den Pass heften können.«

      Als sie auf dem Flur entlang zum Fotoatelier gingen, bemerkte Sabine Keller das es Marcia mit den Schuhen und dem engen Rock nicht möglich war sich korrekt zu bewegen und sie deshalb beim Gehen eine tollpatschige Figur machte.

      Nachdem die Fotos gemacht waren und sie zurück ins Büro gekommen waren, fragte Sabine Keller:

       »Marcia sehen Sie diese Linie da im Parkettboden?

      Ja.«

      »Dann gehen Sie entlang dieser Linie und setzen Sie Ihre