Robin Kerr

Die Mangrovenblüte


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des Kapitäns.

       »Ich bin sicher, es wird die Sache für uns alle erheblich vereinfachen.

      Wenn Sie damit einverstanden sind Marcia, werde ich auf der Stelle den österreichischen Botschafter in den Vereinigten Staaten kontaktieren, damit man mit den Vorbereitungen Ihrer Abreise nach Österreich beginnen kann.

      Ich hoffe, Ihr Kontaktmann dort hat gute Verbindungen. Denn umso besser diese sind, desto weniger Papierkrieg werden wir haben.

       Sie bleiben, bis alles erledigt ist, selbstverständlich weiterhin unser Gast an Bord.«

      Als Marcia schließlich wieder alleine in Ihrer Kajüte war, erkannte sie mit erschrecken, wie sehr sie doch die Ereignisse der letzten Wochen verändert hatten.

      Obwohl es in Wirklichkeit nur ein paar Tage ihres Lebens gewesen waren.

      Dennoch hatte sie das Erlebte zu einem anderen Menschen gemacht.

      War sie doch vor einigen Tagen noch ein junges unbedarftes Mädchen gewesen, das versucht hatte einen Traum zur Realität werden zu lassen.

      So blickte sie jetzt zurück in ein Leben, das Jahrzehnte zurückzuliegen schien.

      Und sie musste erkennen, dass ihre Träume mit der Nadel der Naivität gestrickt waren.

      Es war schon damals nichts so, wie es schien. Marcia wollte es einfach nur so sehen.

      Doch nun hatten sich ihre Augen für eine Welt geöffnet, die ganz anders funktionierte als ihre Alte. Und doch fühlte sie, dass sie für diese neue Welt bereit war. Selbst wenn ihr neues Leben auf einer Lüge gründete.

       Sie würde für das Wohl dieses Kindes, dass sie in sich trug wohl auch einen Pakt mit dem Teufel eingehen.

      Der neue Mann an ihrer Seite soll als Entschädigung ihren Körper bekommen.

      Ihre Seele aber soll für immer diese eine wahre Liebe behalten, bis sie ihren Platz in den Sternen gefunden haben.

      Wien, am 27.Oktober 1965

      Andreas Meinrad zog die Augenbrauen hoch, als seine Sekretärin ihm mitteilte, ein Ferngespräch in der Leitung zu haben.

      An deren anderem Ende meldete sich das Büro des österreichischen Botschafters in den USA.

      Die beiden Männer stellten sich einander vor und führten ein wenig Smalltalk, was sehr nützlich sein kann, um sich einen Überblick hinsichtlich Intellekt und Intelligenz seines Gegenübers verschaffen zu können.

      Danach begann der Botschafter zu erzählen, dass er soeben ein äußerst interessantes Telefonat mit einem Admiral der US-Navy geführt hatte.

       Admiral Jonathan Cunnings, sei der Name des Admirals, fügte der Botschafter hinzu. Dieser Mann habe ihm erzählt, er befände sich an Bord des Flugzeugträgers USS-Boxer, der sich zurzeit im Karibischen Meer aufhält.

      Ebenfalls an Bord verweile eine junge Kubanerin, die von der Navy aufgegriffen wurde, als sie offenkundig versuchte von Kuba zu flüchten.

      Da die junge Frau aber weder im Besitz von Ausweisdokumenten noch von anderen Papieren, die Auskunft über ihre Identität geben könnten, sei, droht der jungen Frau eine Abschiebung zurück in ihre Heimat, falls man sie auf das amerikanische Festland bringen würde.

      »Interessant wurde die Geschichte aber«, fuhr der Botschafter fort, » als die junge Frau der Navy gegenüber ihren Namen erwähnt hat. Und sie weiters behauptet, dass Sie sich um alle Formalitäten zur Einreise in die Republik Österreich hätten kümmern wollen.

      Der Name der jungen Kubanerin ist, so ich ihn richtig verstanden habe, Marcia Feireira.«

      Danach wurde es still am Telefon.

      Andreas saß mit offenem Mund an seinem Schreibtisch und konnte nicht glauben, was er da hörte.

      »Mein Gott«, stammelte er dann.

      »Wie geht es ihr? Ich habe wochenlang nichts mehr von ihr gehört. Ich hatte schon die Befürchtung, es sei ihr etwas zugestoßen.«

      »Nun«, beruhigte ihn der Botschafter, »soweit ich informiert bin, ist sie wohlauf«.

      »Das ist ja ein Wahnsinn!« freute sich Andreas.

      Unglaubliche Freude übermannte ihn. Aber er wusste sich schnell wieder zu fangen.

      So bestätigte er dem Botschafter die Richtigkeit der Angaben Marcias.

       »Sie brauchen mir nur mitzuteilen«, sagte Andreas weiter, »welche Unterlagen Sie benötigen, um eine Weiterreise für die Frau so rasch wie möglich zu organisieren.«

      »Ich habe für diese Situation eine ganze Mappe an Papieren vor mir liegen, bei denen nur noch das Datum eingetragen werden muss. Wenn Sie mir daher helfen könnten herauszufinden, welche Unterlagen in diesem Fall die Richtigen sind, können wir das umgehend erledigen.«

      »Ich sehe, Sie haben wertvolle Beziehungen«, räumte der Botschafter ein.

      »Aber ich gebe zu Bedenken, das all dies offizielle Wege benötigt, die beschritten werden müssen. Selbst wenn von österreichischer Seite aus alle Papiere zur Verfügung gestellt würden, interessiert es die US-Behörden gleichermaßen wer schließlich und endlich in ihr Land ein- und wieder ausreist.

      Allerdings gibt es da auch einen eleganteren Weg um das Problem zu lösen.

      Ich stelle der jungen Frau, wenn sie in der Botschaft eingelangt ist, einfach einen österreichischen Reisepass aus.

      Weise sie als Mitarbeiterin der Botschaft aus und schicke sie schließlich mit einer erfahrenen Begleiterin auf die Heimreise nach Österreich.

      Dort müssen Sie sich darum kümmern, dass dieser Reisepass vernichtet wird.«

      »Warum sollten Sie so etwas für mich tun?«, fragte Andreas skeptisch prüfend nach.

      »Weil ich sicher bin, zu gegebener Zeit kann eine Hand die andere waschen.«

      »Gut, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, bestätigte Andreas.

      »Ich weiß genau um die Brisanz eines solchen Dokumentes. Aber wenn Sie mir auf diese Art und Weise helfen, stehe ich schwer in Ihrer Schuld und bin Ihnen unendlich dankbar.«

      »Eine Hürde gibt es allerdings noch zu meistern. Und da muss die Navy mitspielen.

      Denn sie müssen die Frau, ohne das jemand etwas davon bemerkt, still und leise bei mir in der Botschaft abliefern. Sonst läuft leider nichts!«

      »Aber dieser Admiral, wie war noch sein Name, ... na ist ja egal, scheint mir der richtige Mann für solche Operationen zu sein.

      Sollte er einwilligen, zieht er das jedenfalls auch durch. Er hat im Übrigen angekündigt, mich heute noch zu kontaktieren. Da werde ich ihm gleich auf den Zahn fühlen.

      Sie werden so oder so bald wieder von mir hören Herr Meinrad.

      Dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Tag und hoffen wir das alles gelingen wird.«

      Danach schnappte die Leitung ab und Andreas schwirrte der Kopf.

      Nun schien doch noch einzutreten, woran er längst nicht mehr zu glauben gewagt hatte.

      USS-Boxer 21.00 Uhr

      Admiral Jonathan Cunnings hatte den Kapitän darüber in Kenntnis gesetzt, mit dem österreichischen Botschafter in Washington eine Vereinbarung getroffen zu habe.

       Aufgrund dessen er morgen, sobald die Sonne aufgegangen war, die USS-Boxer gemeinsam mit Marcia verlassen werde.

      Daraufhin hatte der Käpt´n in seinem Raum einen Tisch decken lassen, um auf diese Weise von seiner charmanten Gesellschaft Abschied zu nehmen.

      »Schön langsam nimmt diese Tour Kreuzfahrtcharakter an«, bemerkte der Doc sichtlich gut gelaunt, während alle