Robin Kerr

Die Mangrovenblüte


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in einen schönen Abend geleiten.« ermunterte der Kapitän.

      Daraufhin lachte Dan und meinte nur:

      »Ich garantiere Ihnen Kapitän, wenn ich singe, haben alle schon gegessen.«

      Nachdem sich alle hingesetzt hatten, erklärte Jonathan Cunnings mit offensichtlich zufriedenen Gesichtszügen Neuigkeiten verkünden zu wollen.

      Er habe heute Vormittag mit dem österreichischen Botschafter in Washington Kontakt aufgenommen und ihn über die Situation Marcias in Kenntnis gesetzt.

      Heute am späten Nachmittag habe ihm eben dieser Botschafter mitgeteilt, es gäbe seiner Meinung nach zur Ausschaltung sämtlicher bürokratischer Unabsehbarkeiten nur einen Weg.

      Er werde in der Botschaft einen Reisepass für Marcia ausstellen. Damit sei eine Einreise nach Österreich gewährt.

      Weil Sie sich zur Ausstellung dieses Dokumentes in der Botschaft befinden müssen Marcia, werden wir morgen in der Früh gemeinsam nach Washington fliegen. Und ich werde Sie persönlich in die österreichische Botschaft geleiten.

      Ich darf aus offiziellen Gründen die Botschaft nicht betreten. Aber wenn ich Sie bis zum Tor bringe, dann passt das schon.

      Außerdem möchte ich Ihnen gratulieren Marcia, denn Sie scheinen da wirklich einen Mann zu kennen, der außergewöhnlich gute Verbindungen hat.«

      Dass es jedoch er selbst war, der den Botschafter von der Dringlichkeit und der Wichtigkeit dieser Angelegenheit überzeugt hatte, ließ er dabei unerwähnt.

      Da Jim die Absicht hatte Sie hier zu heiraten, möchte ich mir für heute Abend die Freiheit nehmen, Sie Mrs. Landon zu nennen Marcia.

      In diesem Sinne meine Herren bitte ich Sie ihr Glas zu erheben und gemeinsam mit mir auf Mrs. Landon anzustoßen.

      Wo und zu wem auch immer Sie Ihr Leben hinführen wird Mrs. Landon, ich wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Lebensweg das Allerbeste.

       Im Herzen werden Sie immer eine von uns bleiben.

      Die Vier standen auf und prosteten sich zu. Doch bevor die Gläser einander berührten, sagte Marcia:

       »Ich habe in den vergangenen Tagen und Wochen die wohl bemerkenswertesten Männer meines Lebens getroffen.

      Glauben Sie mir meine Herren, nichts hätte mich mehr gefreut, als mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen. Wo doch jede Stunde mit Ihnen eine Bereicherung ist.

      Wenn wir morgen voneinander Abschied nehmen werden und uns möglicherweise niemals mehr wiedersehen, so seien Sie sich dennoch gewiss, dass ich Ihnen für den Rest meines Lebens für all das was Sie getan haben danken werde.

      Ich werde Sie alle für immer in meinen Gedanken festhalten.«

      »Hört, hört«, sagte der Kapitän.

      »Lasst uns darauf anstoßen. Cheers«.

      Der Start in ein neues Leben

       Als am nächsten Morgen der Hubschrauber mit Marcia und Jonathan Cunnings an Bord vom Flugfeld der USS-Boxer abhob, blickte Marcia nicht nur ein letztes Mal auf ihre Heimat zurück. Sie sah auch ein letztes Mal auf ihr altes Leben.

      Da, wo sie ihre Kindheit verbrachte und wo ihre Freunde leben. Wo sie schließlich zur jungen Frau herangewachsen war. Wo sie Temperament und Leben eingeatmet hatte und letzten Endes zu dem Menschen wurde, der sie heute war.

      Sie dachte an ihre Eltern und das sie wohl niemals ihr Enkelkind kennenlernen würden.

      Sie dachte an Charly, an Consuela und an Laszlo.

      Und an Salvador den kauzigen Seebären.

      Dabei fiel ihr auf, dass sie bei keinem dieser Menschen, die ihr jemals etwas bedeuteten, die Möglichkeit bekommen hatte, sich zu verabschieden.

      Nur ein einziger hatte sich von ihr verabschiedet. Jim.

      Ich werde Gott wohl nie verzeihen können, dachte sie sich, dass er mir ihn genommen hat. Doch gleichzeitig muss ich ihm für alles dankbar sein. Auch das er mir von Jim ein Kind geschenkt hat.

      Ich weiß noch nicht wer es sein wird, der schließlich in Wien ankommt, denn ein großer Teil von mir wird hier bleiben.

      Nach einigen Stunden Flug landete der Hubschrauber auf einer Militärbasis in Florida. Dort nahmen sie ein Militärflugzeug, das sie nach Washington brachte.

      Nachdem sie ausgestiegen waren, rollte ein schwarzer Ford an sie heran.

      Der Fahrer stieg aus und salutierte vor dem Admiral. Er trug militärische Kleidung.

      Dann öffnete er die Türen im Fond und sie stiegen ein.

      Nachdem sie Platz genommen hatten, fragte der Fahrer:

      »Wohin geht die Fahrt Admiral?«

      »Haben Sie Ortskenntnis in Washington Sergeant?«, wollte Cunnings von ihm wissen.

      »Ja natürlich Admiral«.

      »Sehr schön, dann bringen Sie uns am schnellsten Weg zur österreichischen Botschaft. Wenn Sie die Adresse brauchen, ich habe sie hier auf einem Zettel notiert.«

      »Danke nein ich weiß, wo sich die Botschaft befindet.«

      Marcia war von Washington schlichtweg überwältigt.

       All die riesigen Gebäude und die breiten Boulevards. Millionen von Autos und noch mehr Menschen.

       Hier pulsierte das Leben wie wohl sonst in keiner anderen Stadt der Welt, dachte sie sich.

      »Diese Stadt«, sinnierte sie schließlich laut vor sich hin, »muss wohl der Nabel der Welt sein.«

       »Das haben Sie sehr schön formuliert«, nickte Jonathan Cunnings anerkennend.

      »Ich glaube, das trifft es ganz genau, auch wenn Sie es anders meinen als ich, da ich es aus Sicht des Soldaten sehe. Der Nabel der Welt, das muss ich mir merken.«

      Letztlich hielt der Wagen vor einem riesigen schwarzen kunstvoll verzierten schmiedeeisernen Tor, vor dem zwei Wachleute positioniert waren.

      »Gehen Sie zu einem der Wachleute und sagen Sie ihm er soll den Botschafter darüber in Kenntnis setzen, dass wir da sind«, beauftragte der Admiral den Fahrer.

      Daraufhin wechselte der Fahrer einige Worte mit einem der Wachmänner.

      Dieser wiederum griff zu einem Telefon, das sich hinter ihm am Pfeiler einer Nische befand.

      Nach wenigen Minuten erschienen eine elegant gekleidete, etwas mollige Frau und ein schlanker eleganter Herr in einem dunklen Anzug.

      Admiral Cunnings stieg aus und ging Richtung Tor den beiden entgegen.

       Nachdem sich die Drei begrüßt hatten kam der Fahrer zum Auto, öffnete die Wagentüre und forderte Marcia auf ihm zu folgen.

      Cunnings legte mit einer väterlichen Geste seinen Arm auf Marcias Schulter.

       »Marcia ich darf Ihnen vorstellen, das ist der Botschafter der Republik Österreich.

      Herr Botschafter das ist nun Marcia Feireira.«

       Der Botschafter reichte ihr die Hand mit den Worten:

      »Es freut mich sehr Sie kennenzulernen Frau Feireira.«

       Dabei trug er ein leichtes Schmunzeln auf seinen Zügen und Marcia entging es nicht, dass er ihre Kleidung betrachtete.

      Erst jetzt viel ihr auf das sie ja noch immer Armeekleidung trug.

      »Wenn Sie nichts dagegen haben, Frau Feireira«, fuhr der Botschafter dann fort, »schlage ich vor, bevor Sie Ihre Reise nach Österreich antreten, Ihr Outfit etwas zu aktualisieren.«

      Der Admiral lachte kurz. Dann wandte er sich aber zu Marcia um und mit einer Geste der Enttäuschung sagte er:

       »Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen, meine Liebe.«