Katrin Lindemann

Schattenjäger


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Mein Handy zeigte mir, dass ich mitten in Frankreich war, an der Grenze zu einer kleinen Stadt. Vielleicht 50.000 Einwohner. Ich spürte das Verlangen in meinem Hals bei dem Geruch der Menschen in der Nähe und merkte, wie ich etwas schwächelte. Meine letzte ausgiebige Jagt war mehr als 10 Tage her. Es wurde langsam Zeit. Außerdem, es wäre tatsächlich dumm gewesen, sich durstig demjenigen zu nähern, den ich um keinen Preis verletzen wollte. Ich sprang auf eines der nahegelegenen Dächer und fixierte die beiden unten am Boden. Einer der beiden schlief tief und fest. Perfekt. Ich sprang blitzschnell hinunter und griff mir den größeren der beiden, den, der wach war und sprang zurück auf das Dach. Ein leichter Schlag von mir auf den Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein. Dann zog ich einen meiner Dolche und verletzte sein Handgelenk. Grade so tief, dass die Arterie nur leicht verletzt wurde. Vorsichtig trank ich. Mein Verlangen wurde etwas gestillt und eine friedliche Ruhe durchflutete mich. Danach verband ich ihm sein Handgelenk. Ich brachte ihn zurück und tat unten am Boden das Selbe mit dem anderen Typen. Die beiden waren widerwärtig. Ich schmeckte den Alkohol in ihrem Blut und sie hatten sicher ewig nicht geduscht. Ich säuberte meinen Dolch im Schnee und steckte ihn wieder weg. Das würde doch sicher erst einmal reichen, oder? Eine innerliche Bestätigung reichte mir. Ich wusste, dass es nicht ausreichen würde, aber ich wollte keine Zeit verschwenden. Also rannte ich wieder los, weiter Richtung Spanien. Die Temperaturen wurden wärmer, als ich mich der Grenze näherte. Wieder blieb ich stehen um meinen Standort zu überprüfen. Ich hatte die Grenze bereits hinter mir gelassen und in einigen Kilometern würde ich Barcelona erreichen. Wenn ich noch einen Herzschlag hätte, würde dieser sich jetzt sicher beschleunigen vor Aufregung. Es war albern, aber ich freute mich darauf ihn zu sehen.

      Am Ortseingangsschild von Barcelona blieb ich wieder stehen, sprang schnell auf einen Baum und sah in die Stadt hinein. Es dauerte sicher eine Minute bis ich weiter rannte. Mich immer auf den Dächern haltend, gefiel mir was ich sah. Die Häuser waren gepflegter und altmodischer.

       Menschen würden mich nicht sehen können, wenn ich an ihren vorbeirannte, trotzdem vermied ich jedes Risiko. Ich brauchte nur noch 5 Minuten um die Gegend zu erreichen, wo er lebte. Die Straßen waren Menschenleer hier. Also sprang ich von dem Dach und sah mich nach dem richtigen Straßennamen um. Schnell entdeckte ich ihn und lauschte jedem Geräusch um mich herum. Einige Schritte und Blicke später sah ich die Ziffern an der richtigen Haustür. Meine Fresse, ich war wirklich hier.

      Ich sprang schnell wieder auf die Dächer, um nicht von den vorbeifahrenden Autos gesehen zu werden. Namensschilder verrieten mir, dass er im obersten Stockwerk lebte. Dort standen nur zwei Namen, also gab es dort nur zwei Wohnungen. Mit einem Satz landete ich auf dem Dach seines Hauses und streckte meine Sinne aus. Im hinteren Teil des Dachgeschosses hörte ich zwei Herzen ruhig schlagen und den noch ruhigeren Atem dazu. Dort schliefen zwei Personen tief. Im vorderen Teil gab es kein einziges Geräusch. Diese Wohnung war also leer. Sofort fragte ich mich, ob er im hinteren Teil schlief und eine Frau neben ihm lag. Vielleicht sollte ich sie aussaugen. Verflucht, was dachte ich da? Nein ich sauge hier niemanden aus, ermahnte ich mich, bewegte mich langsam auf den Balkon der vorderen Wohnung zu und sah in die Dunkelheit hinein. Meine Augen waren perfekt in der Nacht, ich könnte alles erkennen. Wieder war ich froh, über meine Fähigkeiten. Dort hingen Fotos an der Wand und einige standen auf den Schränken. Man wurde es mir hier leicht gemacht. Es waren Bilder von ihm mit seiner Familie und Freuden ohne Zweifel. Ein Fenster stand einen Spalt weit offen und die Ahnung seines Geruches drang zu mir vor. Ich machte einige Schritte auf die offene Balkontür zu um es genauer zu riechen, was mich gleich umhauen sollte.

      Abgelenkt von dem Geräusch eines haltenden Autos, drehte ich mich um und sah hinunter. Das letzte was ich brauchen konnte, war jemand der mich hier oben beim spionieren sah, weil ich unaufmerksam wurde. Die Wagentür der Beifahrerseite wurde geöffnet. Also sprang ich zurück auf das Dach und hielt mich flach auf den Ziegeln. Niemand würde mich so entdecken können und ich blieb ganz ruhig. Bis der Wind sich drehte. Oh ….mein ….Gott. Er war es. Er stieg da aus dem Auto. Er redete mit der anderen Person auf dem Fahrersitz. Er bewegte sich im Wind, der mir den Geruch wie eine Peitsche ins Gesicht schlug. Verdammt es haute mich tatsächlich um. Mein ganzer Körper spannte sich an, ich stand völlig unter Strom. Damit hatte ich nicht gerechnet. Er roch noch 100 Mal besser, als ich es in meinen Erinnerungen wahrnehmen konnte. Und der Klang seiner Stimme ließ mich an meiner Entscheidung rütteln, mich ihm zu zeigen. Nein das durfte ich auf keinen Fall. Wenn ich mir das erlaubte, käme ich hier nicht schnell genug wieder weg. Er sprach noch einige Sekunden mit dem anderen Kerl und schlug dann die Tür zu. Er schwang sich seine Tasche über die Schulter und ging dann langsam in die Richtung seines Hauses. Ich war so auf ihn fixiert, dass ich die Gruppe Männer, die sich aus einer Seitenstraße näherten, erst spät für voll nahm. Was hatten die denn vor? Hatten sie gewartet, bis der Wagen weg war? Oh nein! Er kam doch nicht etwa genau jetzt in Schwierigkeiten? Ausgerechnet jetzt wo ich hier auf seinem Dach lag um ihn nur einmal wieder zu sehen?

       Verdammt, genau das war der Fall. Die Typen gingen auf ihn zu, er beschleunigte seinen Schritt doch sie waren schnell bei ihm. Sie redeten auf Spanisch und ich verstand nicht alles. Sie wollten seine Kohle, natürlich. Bei einem Spruch von ihm holte der erste zum Schlag aus. Er ließ seine Tasche fallen und wich aus. Wow, er war schnell, ich dachte er würde ihn treffen. Alle folgenden Überlegungen kamen in nur einer Sekunde. Ich war beeindruckt, aber als der nächste Typ ausholte um ihn umzuhauen verflog das schnell. Das waren 5 Typen gegen einen, ausgerechnet jetzt. Man. Ich konnte mich doch nicht einmischen oder? Ach scheiß drauf. Ich schoss vom Dach und trat den Kerl weg, einige Zentimeter bevor er sein Gesicht mit dem Schlag erwischt hätte. Der Versuch mich zu beherrschen, scheiterte, als ich ein par Knochen knacken hörte. Gut so. Ich hatte kein Mitleid mit solchen Feiglingen. Als der Kerl rückwärts von mir weg flog und ich mich aufrichtete, hatte ich bereits meine Waffen gezogen. Ich stand zwischen der Gruppe von Feiglingen und ihm. Der hektische Ate hinter mir, drang ich mein Ohr, aber ich konnte mich grade nicht zu ihm umdrehen. Mit Sicherheit hatte er mich noch nicht erkannt und fragte sich, genau wie die Schwachmaten vor mir, wo ich so schnell hergekommen war. Einige Sekunden überlegte die Bande und warf sich fragende Blicke zu. Ich hoffte, dass sie zu dem Schluss kommen würden, dass ich nur eine kleine Frau war. Ihr Kumpel war zu überrascht um zu reagieren. Und genau so kam es. Zwei kamen gleichzeitig auf mich zu und grinsten vor sich hin. Diese Schweine, ich ahnte was sie sich dachten. Ich drehte die Dolche in meinen Händen, dass die Klingen nach hinten zeigten, dann griffen sie mich an. Grimmig grinsend knurrte ich laut, während ich sie fertig machte. Ein Tritt nach dem Einen und einen Hieb mit dem Dolch. Dem anderen Zog ich die Klinge nur über die Brust und stieß ihn um. Der erste hatte sicher einen gebrochenen Arm und einen tiefen Schnitt am Oberschenkel. Die übrigen beiden starrten mich nur noch an, völlig in Panik versetzt. Sicher auch von dem Knurren. Mir schoss in den Sinn, dass es sicher alles andere als menschlich klang. Aber die Blicke in meinem Nacken waren die einzigen, die mich interessierten. Immerhin war er noch da. Ich kauerte in Angriffsstellung immer noch vor ihnen und fletschte die Zähne. Das genügte um sie endgültig in Panik zu versetzen. Sie griffen die schwer verletzten beiden und machten sich aus dem Staub. Einige Sekunden wartete ich noch, bis ich mich langsam aufrichtete. Ich atmete einmal tief ein um mich zu beruhigen. Doch der Geruch von frischem Blut kribbelte in meiner Nase und ich musste mich extrem zuammenreißen. Ich stand nun grade und steckte die Dolche zurück in die Halfter bevor ich mich umdrehte. Er stand noch immer stocksteif hinter mir und starrte mich sicher an. Als ich mich umgedreht hatte, machte ich unauffällig einen Schritt zurück von ihm weg. Ich wollte ihn nicht erschrecken. Jaja, als wenn das noch möglich war nach der Nummer die ich eben abgezogen hatte.

      Er riss die Augen auf, als er in mein Gesicht sehen konnte und der Wind meine langen schwarzen Haare nach hinten blies. Hatte er mich erkannt? Ich sah schon etwas anders aus und er hatte mich Monate nicht gesehen. „Katrina“? Oh er erinnerte sich. Sein Blick war fragend und aufgewühlt, und doch schien er etwas ruhiger zu werden, nachdem er mich erkannt hatte. „Hallo Adrian.“ Mehr brachte ich nicht heraus und die Bestätigung, dass ich es war, schien ihn noch einmal zu schocken. Na großartig. Das war ja ein klasse wiedersehen. Anderseits, wie würde er jetzt aussehen, wenn ich nicht hier gewesen wäre? Ich verdrängte das Wort Schicksal aus meinen Gedanken und wartete, dass er etwas sagte. Ließ ihm Zeit, das Ganze zu verdauen und rührte mich nicht. Atmete nur seinen wahnsinnigen Geruch ein. Er war so nahe. Verflucht und auch sein Geruch, versetzte meinen Durst in Hochstimmung. Daran hatte ich