Katrin Lindemann

Schattenjäger


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wandelte. Irgendwann rührte sich jemand, der immer noch an mich geklammert war. Ich hatte mich nicht bewegt. Sein Atem ging nun etwas unruhiger und der Rhythmus seines Herzens hatte sich verändert. In wenigen Minuten wird er aufwachen, da war ich mir sicher! Er drehte sich langsam auf den Rücken, öffnete die Augen und grinste mich dann an. „Du bist noch da!“ Überraschte es ihn? „Ich habe es doch versprochen.“ Entgegnete ich ihn kühl. „Schön, dass du es gehalten hast.“ Sagte er ehrlich und krabbelte aus dem Bett. „Was dachtest du denn? Dass ich mich heimlich aus dem Staub mache?“ Er dachte es tatsächlich, denn sein Blick reichte mir als Bestätigung dafür. War ich so unglaubwürdig. „Na danke. „ sagte ich trocken. Er grinste mich noch einmal an und verschwand dann Richtung Badezimmer. Geräuschlos bewegte ich mich ins Wohnzimmer, öffnete die Balkontür und blieb im Schatten der Mauern stehen. Das Wohnzimmer war um diese Zeit völlig sonnendurchflutet. Ich wollte ihm nicht gleich den nächsten Schock verpassen. Aber sicher schätzte ich ihn schon wieder falsch ein und er würde es ganz locker nehmen. Als Adrian aus dem Bad kam, ging er sich im Schlafzimmer erst einmal etwas anziehen. Etwas, war bei ihm wie üblich nicht viel. Eine lockere Leinenhose welche ihn grade einmal über die Knie hing und nur knapp unter den Hüftknochen. Grrrr. Wie sollte man sich denn da konzentrieren? Gar nicht am besten, oder was dachte er sich dabei? Egal! Er kam leise zu mir ins Wohnzimmer. Schlich an mir vorbei direkt in die Sonne auf dem Balkon. Die Wärme fühlte sich sicher gut an für ihn. Unfassbar wie warm es hier war. Er hielt mir seine Hand hin. „Komm her!“sagte er und machte mit dem Kopf die passende Geste. „Ich kann nicht.“ Meinte ich leise. Ein Fragezeichen in seinem Gesicht machte mir deutlich, dass er eine Erklärung wolle. „Sieh dich doch mal um!“ Ich sah in die Wohnung um uns herum und die anderen Balkone, von denen man einen perfekten Blick auf diesen Balkon hier an seiner Wohnung hatte. Überall waren Menschen, es war schließlich mitten am Tag. Adrian verstand immer noch nicht. „Sagen wir mal so, ich würde hier auffallen und sicher ein Fragezeichen in die Gesichter der Menschen zaubern.“ Dann lehnte ich mich gegen den Rahmen der Balkontür, immer noch darauf bedacht, keinen Zentimeter meiner Haut der Sonne auszusetzen. Dann grinste er leicht. „Wirst du zu Asche in der Sonne, oder was?“ –„Sehr witzig!“ meinte ich sarkastisch. „Was ist es denn dann?“ Nun war er wieder ernst, er wollte es wirklich wissen. Ein Seufzen kam mir durch die Lippen und ich hob leicht eine meiner Hände. Er machte einen Schritt auf mich zu und ergriff sie sofort. Aber das war nicht, was ich wollte, weswegen ich meine Hand mit seiner verschränkt ihm noch etwas entgegen streckte, bis die Sonnenstrahlen sie endlich trafen. Ein Blick in seine erst aufgerissenen und dann vom Licht geblendeten Augen sagte mir, dass er verstanden hatte. Wie konnte er auch nicht. Es war, als wenn ihm jemand viele kleine Spiegel unter die Nase hielt und die Sonne damit in sein Gesicht leuchten ließ. Sein Blick traf kurz meine Augen bevor er sich eingehender mit meiner leuchtenden Hand beschäftigte. Völlig fasziniert drehte er sie hin und her. Durch die veränderte Oberflächenstrukter nach der Verwandlung wurde Licht nicht mehr gebrochen an meiner Haut, sondern reflektiert. Als er seinen Blick endlich von meiner Hand los reißen konnte, sah er mir wieder in die Augen und kam auf mich zu, immer noch meine Hand haltend. „Du bist unglaublich!“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf nach dieser Aussage von ihm. Steckte er alles so leicht weg? Oder war dieser Mann, der so viele Frauen hatte einfach nur unglaublich fasziniert von meiner Andersartigkeit? Einen Mann wie ihn hatte man nie für sich allein, das wusste ich. Aber jeder normale Mensch müsste Angst haben vor dem was ich bin. Immerhin kam er gut und gern als Frühstück in Frage. Oder um die Zeit wohl eher als ein Mittagessen. Bei der Vorstellung verzog ich leicht das Gesicht. „Was ist?“ fragte er neugierig. Er stand direkt vor mir und hatte mich wieder im Arm. „Wieso schockt dich denn gar nichts an mir? Hast du keine Angst?“ Verwundert sah ich ihn an, aber ich sollte keine Antwort bekommen. Stattdessen küsste er mich. Na toll, wohl keine Angst. Dumme Beute dachte ich. Wie gut, dass ich nicht durstig war. Aber wie zur Antwort auf meine Gedanken knurrte sein Magen nun. „Na brauchen die Menschen unter uns jetzt was zu essen?“ Scherzte ich und stupste ihm gegen die Schulter. Als er sich lachend die Schulter rieb, bekam ich noch einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand er in die Küche und ich hörte Besteck klappern. Braves Menschlein. Ich blieb wo ich war und starrte in die Sonne. Ich vermisste sie, die Wärme und die Bräune. Naja was solls, Unsterblichkeit ist ja auch was, oder? Ich beendete diesen Gedanken, als ich ihn hinter mir wieder in den Raum kommen hörte. Adrian ließ sich auf einen Sessel fallen und schmatze vor sich hin. „Und?“ fragte er mich, was mich dazu veranlasste mich umzudrehen. „Und, was?“ hakte ich nach, als nichts weiter kam. „Und, wirst du mir nun genauer erzählen, wie das…“ er deute mit dem Arm an mir runter und wieder rauf. „genau passiert ist? Der Frage bist du letzte Nacht geschickt ausgewichen!“ Verdammt, hatte er sich das etwa auch gemerkt? Ich kam hier wirklich aus keiner Nummer raus. Warum musste ich auch die Heldin spielen und dem Mann meiner Träume das Leben retten. Was für eine blöde Frage dachte ich. Im Schatten des Zimmers ging ich auf die Couch zu, die dem Sessel in dem er hing gegenüber stand. „Willst du jetzt jede Einzelheit hören?“ Er nickte nur und aß weiter. Oh man wie ich normales Essen vermisste. Wieder seufzte ich, bevor ich mich auf die Sofalehne setzte. Ich sammelte mich kurz und überlegte, ich erinnerte mich nicht gern an diese Nacht. Und dann begann ich ihm die Geschichte meiner Verwandlung zu erzählen.

      „Eine Weile nachdem du wieder nach Hause geflogen warst war bei uns Stadtfest. 11. September um genau zu sein. Ich war auf der AfterParty und hatte einiges an Alkohol intus. Ich ging allein nach Hause, weil die anderen noch bleiben wollten. Und da stand jemand auf der Straße mit dem Gesicht in meine Richtung. Ich habe kurz überlegt, ob ich einen Umweg in Kauf nehmen sollte um an diesem unheimlichen Typen nicht vorbei zu müssen, das weiß ich noch. Ich beschloss einfach weiter zu gehen, denn der wäre eh schneller wenn er nüchtern war. Ich hatte schon meinen Schlagstock in der Hand nur um sicher zu gehen. Ich kam immer näher, doch der Kerl rührte sich nicht. Irgendwie kam mir das merkwürdig vor. Als ich grade einen Meter an ihm vorbei war sprach er mich an. >Hallo KatrinaDu willst es sicher nicht hier auf der Straße erleben, oder?< Ich wollte gar nichts mit dem erleben und das sagte ich auch. Er ließ zu , dass ich die Tür aufschloss und im Hausflur verschwand. Dann stürmte ich in meine Wohnung und fiel im Wohnzimmer auf den Boden. Ich weinte. Und als ich irgendwann den Kopf hob, stand der Kerl auf meinem Balkon. Du weißt, dass ich im dritten Stock wohne?“ zum ersten Mal seit ich begonnen hatte zu sprechen, sah ich Adrian an. Er sah völlig geschockt aus, nickte dann auch nur sehr kurz. Ich wandte meinen Blick wieder ab und versuchte zu verdrängen, wie schrecklich diese Nacht für mich war. „Darauf hin schrie ich einfach los. Seine Augen blitzten dann so eigenartig auf. In dem Augenblick wusste ich, dass der Kerl kein Mensch war. Aber sowas gabs doch nicht, dachte ich. Ich überlegte hin und her während der Typ mich einfach nur anstarrte. Schließlich kam ich zu dem Schluss, wenn er auf meinen Balkon klettern konnte, konnte er mich auch mit Leichtigkeit killn. Aber er hatte es noch nicht getan, oder? Also stand ich auf und machte ihm die Tür auf. Gutes Kind hatte er gesagt und mir dann erklärt was passieren würde. Etwa 12 Stunden würde ich leiden während die Verwandlung sich durch meinen Körper arbeitete. Ich hatte so einen Schiss, aber eine Wahl hatte ich auch nicht mehr. Er machte mir klar, dass er nicht gehen würde ohne mich zu verwandeln. Seine Welt wäre schon am Aussterben und bräuchte Unsterbliche wie mich, die das Geheimnis auch bewahren konnten. Irgendwann, völlig überraschend biss er dann einfach zu. Erst in meinen Hals und trank eine Weile. Ich war schon völlig geschwächt und dachte ich würde nun doch sterben. Dann biss er mir noch in die Handgelenke. Nur Sekunden später schmerzten die Bissstellen wie nichts was vergleichbar wäre. Ein Schmerz, der dich wünschen lässt, du wärest tot. Als ich es überstanden hatte, erklärte er mir noch einmal in Ruhe was ich nun war, außerdem wie die Regeln meiner neuen Welt seien und wie ich jagen sollte. Wie er jagte kam für mich nicht in Frage.“ Ich sah Adrian wieder an. Er litt, aber warum? Um meinet Willen etwa? „Was ich ab diesem Zeitpunkt bin, kannst du hier sehen, konntest es fühlen..und naja.“ Ich versuchte ihn anzulächeln, scheiterte aber weil die Erinnerung in meinem Gehirn noch viel zu frisch war. Er war aufgestanden und saß neben mir. Ich war so neben der Spur, dass mir seine Bewegungen beinah schnell vorkamen. Wie lächerlich! Reiß dich zusammen, dachte ich nur und atmete tief ein. Ich ließ zu, dass er mich auf seinen Schoß zog und die Arme um mich legte. „Es tut mir so leid, Bella.“ Oh so hatte er mich ewig nicht genannt. „Muss es nicht. Es ist gut gegangen, oder?“ ich sah ihn an und wirkte wieder gefasst. Man ich konnte ab und zu eben doch gut schauspielern. Er hatte Mitleid