Katrin Lindemann

Schattenjäger


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Menschen getötet, seid du so bist?“ Mist, er durchschaute mich einfach zu gut. „Nein.“ Gab ich grummelnd zu. „Und dann fürchtest du, dass du mich in Gefahr bringst? Bei so einer…naja Situation wie wir sie hatten?“ Hm, ich überlegte kurz hin und her. Ich hatte mich sehr schnell wieder im Griff, als es passiert war. Und wenn es gefährlich geworden wäre, hätte er etwas gesagt. Wahrscheinlich hatte er Recht, ich würde ihn schon instinktiv nicht in Gefahr bringen. Ich hatte ihm ja nicht mal in den Hals gebissen. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ – „Ich hab ganz sicher Recht. Aber das nächste Mal bitte eine Stelle die nicht so auffällt.“ Er nahm meine Hände und zwinkerte mir zu. Das nächste Mal? DAS NÄCHSTE MAL? Hatte er den Verstand verloren? Rechnete er schon damit, dass ich mich erneut nicht kontrollieren konnte, oder fand er es tatsächlich so gut? Ich wusste nicht genau, was es bei ihm ausgelöst hatte. Offensichtlich hatte auch er nie etwas Vergleichbares vorher gefühlt. „Pff, das nächste Mal.“ Zischte ich verächtlich. „Ich werd das doch nicht nochmal zulassen!“ Oh man jetzt sah er auch noch enttäuscht aus. Blöder dummer suizidgefährdeter Mensch. Ich musste besser auf ihn aufpassen. Draußen war es bereits dunkel wie ich zufrieden feststellte, also lenkte ich vom Thema ab. „Und, wirst du mir nun noch etwas von deiner Stadt zeigen?“ Er drehte sich kurz um, um aus dem Schlafzimmerfenster zu sehen. „Wenn du möchtest?“ Ich nickte und drückte mich an ihn, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen. „Ja bitte.“ Jetzt lächelte er wieder. „In Ordnung, dann werde ich mir etwas anziehen.“Das Gesicht verziehend, sah ich an seinem nackten Körper hinunter. Die Idee passte mir nicht, aber was blieb mir übrig. Ich war bereits wieder angezogen. Schon seitdem ich geschockt aus dem Bett gesprungen war. Ich wurde noch einmal geküsst und dann sah ich ihm nach. Sah zu wie er seinen perfekten Körper mit Kleindung bedeckte. Hm wie er wohl erst aussehen würde, wenn er unsterblich war? Geschockt von meinem eigenen Gedanken riss ich die Augen auf. Sowas durfte ich niemals wieder denken, das würde nie passieren. Ich huschte ins Wohnzimmer um meine Waffen zu holen. Ich wollte mich beeilen, aber ich war nicht schnell genug. Ich schloss grade das Halfter an der Brust als er auch schon im Türrahmen stand und mich verwundert ansah. „Du willst bewaffnet aus dem Haus gehen? Ist das denn nötig?“ Schnell zog ich meine Jacke über und versteckte meine Waffen. „Es ist besser so. Vertrau mir. Denk mal an gestern Nacht.“ Er zog die Brauen hoch, nickte dann aber nur. Die Aussage reichte ihm offensichtlich. Ich hatte in einem Gespräch bereits kurz angedeutet, dass ich keine Waffen brauchen würde, es aber menschlicher wirkte. Er hatte es verstanden soweit ich das erkennen konnte. Wir verließen zusammen die Wohnung, ich folgte ihm um die Ecke des Hauses wo sein Wagen stand. „Wir fahren, oder?“- Ich grinste ihn nur breit an, rannte an ihm vorbei und stand dann an seinen Wagen gelehnt. Er sah sich suchend nach mir um, das war zu schnell für seine Augen. Ich musste lachen, als er mich entdeckte. „Man bist du schnell.“ Dann ging er einmal tief durchatmend zur Fahrerseite und schloss die Türen auf. „Das war noch gar nichts.“ Meinte ich immer noch grinsend und stieg in den Wagen. Hey hier war es echt sauber. Na gut, seine Wohnung war es ja auch. Ich war beeindruckt. Als Adrian neben mir saß, legte er eine Hand auf mein Knie. „Also was möchtest du sehen?“ – „Abgesehen von dir an meiner Seite?“ entgegnete ich trocken und grinste ihn immer noch an. Auch er musste lächeln. „Ich bin an deiner Seite. Also ja, abgesehen davon.“ Lachend startete er den Wagen und fuhr los. „Alles.“ Brachte ich nur noch heraus nach dieser Aussage. Ich war gespannt auf den weiteren Verlauf der Nacht. Da es mitten im Dezember war und somit in der Weihnachtszeit, fuhr er mit mir auf den größten Weihnachtsmarkt den Barcelona zu bieten hatte. Völlig fasziniert sah ich mich um. SO viele Menschen, das würde nicht leicht werden. Nur gut, dass ich so gesättigt war. Ich erwischte mich dabei wie ich das Gesicht verzog. Ich sollte dieses Thema echt bei Seite schieben. Mit ihm an meiner Hand ließ ich mich auf das Abenteuer ein. Ich genoss die Lichter, die Dekorationen und das Durcheinander hier, nebenbei konzentrierte ich mich auf Adrian´s Geruch. Er sorgte dafür, dass ich klar bei Verstand blieb und hielt mich von Dummheiten ab. Durch ein Drücken meiner Hand forderte er meine Aufmerksamkeit. Ich sah ihn an und folgte seinem Blick. Riesenrad? „Ernsthaft?“- „Sicher, warum nicht?“ Nach meinem Schulterzucken bekam ich noch einen flüchtigen Kuss und dann zog er mich zum Riesenrad, oder besser gesagt ich ließ mich ziehen. Es war ja nicht mehr so, dass diese Höhe mir etwas anhaben konnte, selbst wenn das Ding in sich zusammenstürzte. Aber ein ganzes menschliches Dasein lang Höhenangst prägten einen und außerdem galt diese Unzerstörbarkeit nicht für den Mann, der mich jetzt in eine Gondel schleifte. Ich war etwas nervös. Ich versuchte mich zu entspannen. In Adrians Armen liegend, viel mir dies erstaunlich leicht. Es ging los und nach einigen Minuten hingen wir auf halber Höhe des Riesenrades. Hier war es ruhiger als unten zwischen den Menschenmassen. Ich konnte meine Sinne wieder weiter ausstrecken. Was ich dann allerdings hörte, gefiel mir gar nicht. In nördlicher Richtung schrie eine Frau in einer Gasse um Hilfe. Die Schreie wirkten unterdrückt, sicher versuchte sie jemand davon abzuhalten. Stoff zerriss und ein Schlag in ein Gesicht war zu hören. Ach du scheiße, ein Kerl würde sie vergewaltigen. Mist. Schnell sah ich Adrian an. „Du rührst dich hier nicht weg, klar? Ich bin gleich zurück.“ Ich hockte schon auf dem Rand der Gondel als er mich zurück halten wollte. „Was? „ Ich sah ruhig in seine dunklen aufgeregten Augen. „Vertrau mir und beweg dich nicht!“ Dann sprang ich und schoss Richtung Norden. Sicher war es albern ihm zu sagen er solle sich nicht bewegen. Wo soll er denn in 40 m Höhe auch groß hin. Ich wäre schnell zurück, noch bevor jemand merken sollte, dass in seiner Gondel eben noch 2 Personen gesessen hatten. Ich erreichte die beiden wie ein Blitz und trat den Typen von der Frau weg. Knochen brachen und er blieb keuchend in einer Ecke liegen. Völlig verstört sah die Frau zwischen dem Schwein und mir hin und her. „Rufen sie die Polizei.“ Sagte ich ruhig zu ihr. Es dauerte einige Sekunden bis sie reagierte. Menschen waren soooo langsam. Aber gut, sie hatte vielleicht einen Schock. Ich starrte sie nicht weiter an, sie versuchte krampfhaft ihre Bluse vor der Brust zusammenzuhalten. Die Ärmste. Endlich griff sie zu ihrem Handy und rief die Polizei. Sie erwähnte, dass jemand ihr geholfen hatte, der Kerl aber noch hier sei. Oh je, ich musste verschwinden, Polizisten stellten immer zu viele Fragen. Dem Arsch hatte ich sicher das Becken gebrochen, der würde also so schnell nicht aufstehen und einen Fluchtversuch starten. Die Frau war sicher zu verschreckt gewesen, sie hatte sicher nicht gesehen was ich mit einem einzigen Tritt angerichtet hatte. Ich sah sie noch einmal an. „Geht es ihnen gut? Alles in Ordnung?“ Sie nickte erst nur, fand dann aber auch ihre Stimme wieder. „J j ja, dan danke ihnen“ . Sie weinte. Ach man, ich musste zurück. „Kein Thema, die Bullen sind sicher bald hier, ich bin dann weg. Alles Gute.“ Zum Antworten kam sie nicht mehr, ich war schon beinah wieder im Riesenrad. Ich versicherte mich, dass niemand dort hinsah wo ich gleich auftauchen würde und sprang. Adrian erschreckte sich, als ich so plötzlich wieder neben ihm saß. „Zum Teufel, wo warst du?“ Er sah sich in der Gegend um, als könnte er entdecken wo ich etwas angerichtet hatte. Unwillkürlich musste ich lachen. „Ich hab ne Vergewaltigung verhindert.“ Sagte ich trocken. Und er riss wieder die Augen auf. „Wie bitte?“ Wir kamen wieder unten an und stiegen aus, er schüttelte immer wieder den Kopf. Nach einigen Metern blieb er stehen und zog mich an die Seite. Ich ließ mich fest in die Arme nehmen. Dann schloss ich meine Augen leicht, als er seinen Kopf auf meinen legte und atmete seinen Geruch ein. „Werde ich mich jetzt daran gewöhnen müssen?“ flüsterte er leise neben meinem Ohr. Was? Woran? Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen. „Was meinst du?“ – „Dass du dich ständig in irgendwelche Gefahren stürzt?“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Gefahren? Wie süß. Als ich weiter ernst angesehen wurde, riss ich mich zusammen. „Ich begebe mich nicht in Gefahr. Mir kann doch nichts passieren, das weißt du doch.“ Er legte seine Stirn gegen meine. „Ich weiß. Das heißt, mein Kopf weiß es eigentlich. Aber versetz dich mal in meine Lage. Du springst von Häusern und aus nem Riesenrad, haust irgendwelche Verbrecher zusammen. Was meinst du wie das für mich aussieht?“ Hm, so hatte ich das noch nicht gesehen. Aus menschlicher Sicht startete ich ein Selbstmordkommando nach dem anderen. „Entschuldige. Ich will dich nicht erschrecken, aber ich muss schnell handeln wenn ich so etwas mitbekomme.“ Ich sprach sanft, er sollte merken, dass ich ihn verstehen konnte. „Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn das zu dir gehört, werde ich mich daran gewöhnen. Vorausgesetzt du willst das alles so?“ Hä? Was genau fragte er mich denn da. Mein Gesicht muss total verständnislos ausgesehen haben. „Weißt du wovon ich rede?“ Ich schüttelte nur den Kopf, hatte aber eine gewisse Hoffnung im Kopf. Aber ich wollte mich