Katrin Lindemann

Schattenjäger


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stand er, groß, kräftig, und sah umwerfend aus. Sein markantes Gesicht hatte sich kein bisschen verändert. Seine tiefen dunklen Augen verwirrten mich noch immer, wenn ich mich darin verlor und sein breites Kreuz versprach eine wohltuende starke Umarmung. Blöd nur, dass sein Duft sich genau die Waage hielt zwischen küss mich und beiß mich. Verdammt!

      Ich konnte in seinem Blick erkennen wie sich die Fragen in seinem Kopf überschlugen, während er versuchte, die für ihn wichtigste heraus zu suchen. Was würde wohl zuerst kommen? Was ich war? Wo ich hergekommen bin so schnell? Was ich mit Waffen machte? Warum ich in seiner Nähe war? Lange musste ich nicht mehr warten, war aber doch überrascht von dem was kam. „Danke, du hast mir grad den Hintern gerettet oder?“ Hä? Hintern? Jetzt reiß dich mal zusammen, dachte ich. „Ähm, ja, ich denke schon. Gern geschehen. Geht es dir gut?“ Er nickte und sah noch einmal in die Richtung, wo die Idioten verschwunden waren. „Wo bist du so schnell hergekommen?“ Ah damit hatte ich gerechnet. „Ich war in der Nähe, zufällig.“ Nur der letzte Teil war gelogen und ich war gespannt, ob er es schlucken würde. Tat er natürlich nicht, was mir das Hochziehen eine seiner Augenbrauen bewies. „Zufällig? Und warum bist du bewaffnet? Zufällig in der Straße in der ich wohne? Und kommst aus dem Nichts als der eine mich fast getroffen hatte?“ Verflucht, er hatte mehr mitbekommen als ich dachte. Man hatte ich ein Glück. Da wollte ich mich doch gar nicht zeigen und nun stand ich hier und musste mich erklären. Während er seine Fragen stellte, sah er an mir hinunter und ich überlegte wie viel der Veränderungen er an mir wohl so feststellen würde. Ich entschied mich für etwas Ehrlichkeit. „Na schön, ich wollte dich wieder sehen, aber es war nicht geplant, dass du mich siehst. Und was den Rest angeht, das würdest du nicht verstehen.“ Er sah mir wieder in die Augen. Ob er auch ihre Veränderung sehen könnte? Nein sicher nicht, dafür war es auch zu dunkel hier, mit den par Laternen. Sein Blick durchbohrte mich, aber ich wusste er würde so seine Antworten nicht finden. Nur war es fast entwaffnend, wenn er einen so ansah. Er verstand mich nicht ganz und hielt mich sicher für völlig bescheuert. „Ich weiß ich bin verrückt hier her zu kommen, aber so war das nicht geplant. Was kommst du auch ausgerechnet in Schwierigkeiten, wo ich hier auftauche?“ Er musterte mich noch einen Augenblick bevor er antwortete. „Du kommst extra wegen mir?“ Blitzmerker! „Sicher, was sollte ich denn sonst in Barcelona tun?“ Er nickte wieder leicht und ….Moment mal war das ein Lächeln? Tatsächlich, er lächelte mich an. Konnte das sein? Steckt er das Ganze einfach so weg? „Du hast dich verändert, Kate?!“ War das eine Frage? Und jetzt war ich die, die nur nicken konnte. Wie sollte man sowas auch erklären? Ja weißt du, ich bin ein Vampir geworden kurz nachdem du weg bist und muss mich grade zusammenreißen dich nicht zu beißen? Wohl eher weniger. Jetzt bewegte er sich etwas, einen halben Schritt auf mich zu, bückte sich dann nach seiner Tasche und warf sie wieder über seine Schulter. „Willst du mit rauf kommen?“ Er wollte, dass ich blieb? Wie eigenartig, ich musste ihn doch zu Tode erschreckt haben. „Gern.“ Sagte ich leise. Ein weiteres Lächeln bekam ich, bevor er sich zur Tür wendete, die restlichen Schritte machte und die Tür aufschloss. Ich folgte ihm geräuschlos, so dass er sich einige Male umdrehte um sich zu vergewissern ob ich noch da war. Oben angekommen, hielt er mir die Tür auf und ließ mich eintreten. Wow roch es hier gut. Kein Wunder wenn er hier lebte. Ich konnte keinen anderen Geruch ausmachen, der sich hier stark hielt. Also lebte er allein und hatte keine Freundin. Wie schön, beinah hätte ich gegrinst. Langsam ging ich einige Schritte den langen Flur hinauf. Die Räume lagen fast alle rechts vom Flur. Die erste Tür war geschlossen, die zweite fehlte und gab den Blick in eine schöne kleine Küche frei, und am Ende würde ich das Wohnzimmer mit dem großen Eckbalkon finden. Gerade zu war das Badezimmer.

       Freundliche helle Farben ließen alles nett wirken. Er hatte sichtlich Geschmack. Es gab keine Pflanzen. Warum auch, wenn man immer mal Monate lang weg war. Die Tür hinter mir fiel ins Schloss und ich spürte wieder seinen Blick auf mir ruhen. Bevor er auf dumme Ideen kam, mich vielleicht anzufassen, ging ich langsam den Flur entlang in das große Wohnzimmer. Vor der Balkontür blieb ich stehen und öffnete sie. Hier traf mich der Geruch meiner eigenen Fährte. Hinter mir wurde das Licht eingeschaltet, nur eine kleine Lichtquelle, kein großes Oberlicht. Und das beruhigte mich, nicht dass er noch zu viel sah. Ich trat auf den Balkon und streckte meine Sinne aus, kontrollierte die Umgebung. Wenn ich die Tür zu lange offen lassen würde, begann er sicher zu frieren, aber ich wollte mir ganz sicher sein. Bis auf einen laufenden Fernseher und jemanden, der irgendwo in der Umgebung Gitarre spielte, hörte ich nichts außer schlafender Menschen. Ich war hier sicher. Naja zumindest bis er anfangen würde mich mit Fragen zu bombadieren. Ich beschloss nach wenigen Sekunden, wieder rein zu gehen, doch er war näher gekommen und beobachtete mich genauer. „Was tust du da?“ fragte er leise. Er hatte bemerkt wie ich mich umgesehen habe. Ich drehte nur den Kopf seitlich um ihn aus dem Augenwinkel sehen zu können. „Nichts Besonderes, ich sehe mich nur um.“ Und wieder war die Hälfte gelogen, Aber er würde es hin nehmen müssen. Er bewegte sich wieder und kam mir immer näher. Warum tat er das? Sein Geruch, sein Herzschlag, alles war schon wieder so nahe, zu nahe. Ich sollte mich aus dem Staub machen. Ich war gefährlich für ihn. Warum hatte ich nicht vor meinem Aufbruch daran gedacht? Manchmal war ich auch dämlich, ob sich das nach ein par Jahrhunderten geben würde? Als er direkt hinter mir stand, wurde ich nervös. Ich spielte mit dem Gedanken mich umzudrehen, aber ich musste mich fern halten von ihm. Das war sicherer. Als er einen Arm hob und ich wusste, was gleich passieren würde, wich ich der Berührung schnell aus und trat zwei Schritte zur Seite. Zu schnell, wie ich bei dem Blick merkte, den ich von ihm erntete. Oh man, ich musste mich zusammen reißen. Er ahnte sonst vielleicht noch was ich war. Er trat an die Brüstung und sah hinunter, sprach als hätte ich mich nicht bewegt. Trotz seiner Überraschung über meine Schnelligkeit. „Und sind wir sicher?“ fragte er mich fast belustigt. Na super, durchschaut hatte er mich also auch schon. „Ähm, ja. Erschrecke ich dich denn gar nicht?“ rutschte es mir heraus. Halt die Klappe, ermahnte ich mich. Er starrte weiter auf die Straße hinunter, vielleicht um bei meinem Anblick nicht seine Konzentration zu verlieren. „Doch tust du. Aber es macht mir keine Angst. Es ist irgendwie schön, dich zu sehen. Auch wenn ich mich frage, ob du noch die Selbe bist.“ Damit habe ich nicht gerechnet und es haute mich um. Dann sah er mich an. Er hatte Kraft gebraucht um es auszusprechen, deswegen hatte er mich während dessen nicht angesehen. Und scheiße, er hatte mehr gesehen als mir lieb war. Wenn auch meine Schnelligkeit und die Waffen nicht gereicht hatten, war es offenbar etwas anderes, das er meinte.

       Ich überlegte wie ich antworten sollte. Blieb ich bei der Wahrheit? Dann würde er schnell die Flucht ergreifen. Log ich ihn munter weiter an, würde er mich wieder durchschauen und nur weiter fragen. Also musste ich etwas dazwischen finden, am Rande der Wahrheit. Ja der Plan war gut. Sehen wir mal wie er damit umgeht. „Bin ich nicht. Ich will dich nicht erschrecken. Aber du bringst mich aus dem Konzept. Ich wollte mich gar nicht zeigen und jetzt muss ich mich zusammenreißen dich nicht weiter zu erschrecken. Ich werde versuchen mich normal zu benehmen.“ Na das war doch vage genug für ihn, oder? Adrian drehte sich in meine Richtung und machte einen Schritt auf mich zu. Warum kam er bloß immer wieder so dicht. Teufel noch eins, er machte es mir nicht leicht ihm fern zu bleiben. „Du bist aber nicht mehr normal, richtig?“ ich schüttelte nur langsam den Kopf auf diese Frage hin. Wieder ging sein Blick an mir hoch und runter. Zu gern wüsste ich, was er alles sah. Sah er, dass an meinem Körper kein Gramm Fett war? Sah er, dass meine Muskeln sich definiert abzeichneten, unnormal für eine Frau? Sah er, dass meine Haut eine andere Farbe und Oberfläche hatte? Als er mir wieder in die Augen sah, vermied ich es direkt ins Licht zu sehen. Ich wusste, was er dann in meinen Augen entdecken würde. Sie würden ihn anblitzen. Nicht nur, dass das Grün in ihnen viel kräftiger und heller war, sie würden das Licht in einem ungewöhnlichen Regenbogenschimmer zurück schlagen. So wurde es vermieden mich zu blenden, egal wie hell es war. „Dann verstell dich doch nicht!“ Scheiß auf das Licht, ich musste ihn ansehen. Was redete er da? Sein Kopf zuckte leicht zurück und er ging wieder einen Schritt von mir weg. Endlich mal eine angemessene Reaktion. „Du weißt nicht, was du redest.“ Mein Ton war scharf und ich funkelte ihn an. Das war wohl zu viel des Guten. Er wurde blass und griff mit einer Hand an die Balkonbrüstung. Ups, jetzt hatte ich ihm doch Angst gemacht. Aber vielleicht war genau das nötig um ihn in Sicherheit zu wissen. Ich ging weiter rückwärts bis in die Ecke des Balkons und legte die Hände auf die Brüstung. „Es ist besser, wenn ich jetzt verschwinde. Entschuldige Adrian, ich wollte dir das nicht antun.“ Mit