Jasmin Koch

Dämonentöchter


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ob er es überhaupt wollte. Na ja, also er kam nicht weg, nicht ohne zu portieren. Da habe ich zu ihm gesagt, er soll sich einfach vorstellen, ich wäre nicht ich, was er aber wohl nicht wollte. Und dann habe ich halt gesagt, dass es ja keiner mitbekommen würde und na ja. Dann hat er mich geküsst! Und ist dann abgehauen!“ schloss Emma schnaubend.

      Alana find plötzlich tierisch an zu lachen und bekam sich nicht mehr ein, was Emma wieder wütend machte.

      „Was denn? Was soll das jetzt? Ich erzähle dir das und du hast nichts Besseres zu tun, als mich auszulachen! Du bist sowas von mies, Alana.“

      Die Leopardin rieb sich den Bauch vor lauter Lachen, was Emma sauer aufstampfen ließ, wobei sich ihre Flügel drohend vor und zurück bewegten.

      „Nein, nein. Warte, Süße!“ brachte Alana unter Anstrengung hervor.

      Sie atmete tief durch und musste husten, schaffte aber dann weiterzusprechen.

      „Du hast ihn verscheckt! Genau dasselbe ist mir damals mit Gideon passiert. Er war darauf nicht vorbereitest. Sie wollen zwar Dämoninnen, die wissen, was sie wollen, doch die Kontrolle lassen sie sich nicht gern nehmen. Du hast ihn überrumpelt!“

      „Ich hätte nicht so direkt sein sollen?“

      „Nein. Das war zu forsch für ihn. Er hat mit so etwas sicher nicht gerechnet. Und du hast ihm nicht richtig zugehört, oder?“

      „Wieso?“

      „Was genau habt ihr unter diesem Zelt gesagt?“

      Emma überlegte kurz.

      „Er sagte, ohne meine Hilfe käme er da nicht weg. Ich habe gesagt, wenn ich aber nicht will. Das hat er nicht geglaubt, glaube ich. Und da habe ich ihm gesagte, warte, wie habe ich es formuliert? Wenn in nicht ich wäre, was würdest du tun? Und er sagte: Nichts. Dann habe ich gesagt, nutze die Gelegenheit. Und naja, er hat erst gezögert, aber dann doch reagiert. Ich habe gespürt, dass er erregt war. Und dann hat er mich geküsst. Ganz vorsichtig!“

      Alana rieb sich eine Träne weg und atmete nochmal durch.

      „Er war erregt?“

      Emma nickte verlegen.

      „Er lag auf mir. Zwischen meinen Beinen.“

      „Oh, Süße. Ich befürchte, du hast ihm Angst gemacht.“

      „Was?“ Emma blickte entsetzt.

      Alana ergriff ihre Arme und rieb sie kurz.

      „Keine Sorge. Das wird wieder. Er hat vermutlich nicht gewollt, dass du es merkst. Was hast du getan?“

      Emma wurde wieder puterrot.

      „Ah, ja. Ok. Das sagte schon alles, danke! Das hat er nicht erwartet. Definitiv nicht. Du hättest vielleicht einfach nur auf das eingehen sollen, was er gesagt hat.“

      „Wieso? Er hat doch kaum was gesagt.“

      „Das nicht! Aber sehr viel, finde ich. Er hat dir zu verstehen gegeben, dass er keine Andere will, mein Schatz!“

      Emma fiel die Kinnlade runter.

      „Stimmt. Jetzt, wo du es sagst! Er würde bei keiner Anderen etwas tun. Aber bei mir hat er etwas getan.“

      „Richtig. Und sich vermutlich dann dafür geschämt.“

      „Was mache ich denn jetzt? Er wird nicht mehr mit mir reden, oder?“

      Alana drückte sie kurz an sich.

      „Ach Quatsch. Er muss sich nur einkriegen. Beruhigen und dann überlegen, wie er darauf reagiert. Lass ihm etwas Zeit.“

      „Aber Gideon meinte, die habe ich nicht.“

      „Es wird noch etwas dauern, hoffe ich, bis die Rador hier sind. Naron hat vor vier Tagen Kontakt zu ihnen aufgenommen und war gestern dort. Warten wir es ab. Aber es bringt nichts, ihn zu drängen.“

      „Ok. Dann warte ich jetzt also, bis er etwas tut?“

      „Genau. Komm wir gehen zurück. Du kannst dich dann waschen und vielleicht mal mit deiner Mutter reden, wenn sie da ist. Sie kann dir bestimmt genaueres erzählen.“

      Gideon tadelte Quinn lächelnd.

      „Du bist genauso dämlich, wie ich, Quinn. Nun ist sie sauer. Ich hoffe Alana kann sie beruhigen, denn sie wollte dabei sein und euch im Auge behalten.“

      „Aber, verdammt, sie ist meine kleine Emma! Ich hätte das nicht…“

      „Hör auf!“ grollte Gideon herrisch. „Du willst sie. Das hast du gerade zugegeben. Deine Emma, he? Anstatt dich zu freuen, dass sie sich dir nicht entzogen hat und flüchten wollte, regst du dich hier auf.“

      „Ich… habe nicht denken können…sie war so…“ Quinn brach ab.

      Er ließ sich auf den alten Holzstuhl in Gideons Arbeitszimmer fallen und rieb sich über das verschwitzte Gesicht.

      Gideon warf ihm ein Tuch zu und setzte sich hinter den großen Schreibtisch.

      „Du wirst noch öfter deinen Verstand ausschalten und instinktiv handeln. Das gehört dazu. Aber unterdrück nicht länger dein Verlangen. Sie hat dich nicht abgelehnt, was mir zeigt, dass sie herausfinden will, was zwischen euch passiert.“

      Für Gideon war dies wirklich schwierig. Er durfte nicht verraten, dass er voll in diese Sache involviert war und kräftig daran arbeitete, die beiden zusammen zu bringen. Er musste so sachlich wie möglich argumentieren.

      „Meinst du?“

      „Was bist du so argwöhnisch? Natürlich denke ich das. Ich kenne Emma. Und ich weiß, dass sie richtig boshaft werden kann, wenn sie etwas nicht will. Normalerweise ist es nicht ihre Art, so offensiv zu agieren, aber das zeigt mir, dass sie sehr wohl an dir interessiert ist.“

      „Wenn sie aber nur Erfahrungen sammeln will?“ fragte Quinn kleinlaut.

      Gideon sah ihn verdutzt an.

      „Du warst früher nie so pessimistisch, Quinn!“

      „Ich wünsche mir nichts mehr, als dass sie es wirklich ist. Aber ich fürchte mich davor, was passiert, wenn dies nicht der Fall ist. Wegen Evie und Naron.“

      „Das verstehe ich. Und ich versichere dir, dass ich ihnen nichts sagen werde, sollte sie es nicht sein!“

      Quinn wischte sich nochmals mit dem Tuch über die Stirn und sah ihn zerknickt an.

      „Wirklich?“

      „Du kannst auf mich zählen! Sie werden es nicht erfahren!“

      „Danke! Gideon.“

      Emma war ihrer Mutter nicht begegnet.

      Sie vermutete, dass sie sich wieder in der Menschwelt herumtrieb. Somit blieb sie auf ihrem Zimmer, duschte ausgiebig und nahm ihren Schrank auseinander, um die richtigen Anziehsachen zu finden.

      Welche, die Quinn gefallen würden.

      Doch es dauerte sehr lange, ehe sie das für sich passende Outfit gefunden hatte. Obwohl sie eigentlich nur dieselben Sachen hatte. In verschiedenen Farben und Schnitten.

      Auch diesmal entschied sie sich für einen langen weißen Rock mit schwarzen Spitzenapplikationen, die vom untern Saum bis zur Hälfte, also oberhalb der Knie endeten. Eine weiße Korsage mit einem schwarzen Seidenschal rundete das Bild ab.

      Zufrieden blickte sie in den Spiegel.

      Dann verließ sie grinsend ihr Zimmer und ging langsam die Treppe herunter. Auf halben Weg traf sie auf die Wachablösung, der sie freundlich zunickte und weiterging. Sie spürte die Blicke der Dämonen in ihrem Rücken, doch diesmal interessierte sie sich nicht dafür.

      Die Sonne schien hoch über der Burg und tauchte den Weg in den Garten in ein gleißendes Licht.

      Sie