Rage geredet. Er war rot angelaufen. Seine Erbsenaugen sahen so aus, als würden sie gleich aus seinem Schädel heraus schießen. Bei jedem einzelnen Wort spritzte ein Spuckeregen über Meraviglia. Wütend packte er sie an der Weste und zog sie nah vor sein Gesicht.
„Lieber würde ich die ganze Gilde abbrennen und jeden einzelnen Erfinder von der Stadtmauer hängen, als dich hier auch nur putzen zu lassen.“
Schneller als irgendjemand gucken konnte, sprang Rajab von dem Dachbalken auf den Kopf des Schnurrbartmannes und biss ihm mit seinen spitzen, kleinen Zähnen ins linke Ohr.
„Aargh!“, schrie Spizzosa vor Schmerz. „Nimm ihn runter!“ Doch bevor ihm die anderen zu Hilfe eilen konnten, sprang Rajab schon zum Nächsten und Übernächsten und kratzte und biss alles, was ihm in die Quere kam. Erst nachdem kein Gesicht ohne tiefe Kratzer geblieben war, kehrte er zu Meraviglia zurück und versteckte sich unter ihrem Mantel.
„Du kleine Göre!“, donnerte der Zunftvorsteher und hielt sich das blutende Ohr, von dem ein großes Stück fehlte. Zerstörerische Wut lag in seinem Blick. Plötzlich packte er sie am Kragen und zog sie hoch, sodass sie einen halben Meter über dem Boden hing.
„Wir werden dir und deinem Äffchen schon zeigen, was wir mit Ruhestöreren machen.“
Meraviglia zerrte an seiner Hand, aber Spizzosa ließ nicht locker. Ihr blieb keine andere Wahl. Sie holte mit dem Fuß aus und kickte dem Angreifer in den Bauch.
Der mächtige Zunftvorsteher keuchte vor Schmerz. Meraviglia fiel unsanft zu Boden, verschwendete aber keinen Moment. Hier gab es nichts mehr, was man mit Worten hätte retten können.
Geschwind sprang sie auf und wich den Erfindern aus, die sich auf sie stürzen wollten. Doch so leicht kam sie nicht heraus. Von überall her griffen prankenartige Hände nach ihr und drängten sie immer weiter in die Ecke.
„Ich habe die Tür abgesperrt!“, rief einer. „Hier entwischt sie uns nicht mehr!“
Meraviglia stand die Panik ins Gesicht. Was jetzt? Wohin fliehen? Plötzlich sah sie ihre Chance. Eine verrückte und verzweifelte Chance, aber die einzige, die sie hatte.
So schnell sie konnte, rannte sie direkt auf die Fenster zu und krümmte sich, kurz bevor die Meute sie eingeholt hatte, zu einem Ball.
AU! Wie weh das tat, als einer nach dem anderen über sie stolperten und krachend durch das Fenster flogen. Bunte Scherben regneten auf sie herab. Einige Erfinder versuchten noch auszuweichen und prallten geradewegs gegen die Wand.
Meraviglia kämpfte sich unter der Last der Körper hervor, kletterte durch das zerbrochene Fenster, hinaus ins Freie. Eine große Menge hatte sich bereits neugierig vor der Zunft versammelt, aber die Piratin durchbrach ihre Kette, eilte die Straße hinunter und lief und lief und hielt erst an, als ihr das Herz aus dem Hals zu springen drohte.
Keuchend schnappte sie nach Atem. Sie warf einen Blick um die Ecke. In der Menge war niemand zu sehen. Aber bis auf Schnurrbartmann und Espenlaub hatte sie die Gesichter der anderen nicht behalten. Sie könnten direkt vor ihr stehen, sie wüsste es nicht. Und mit ihren Hosen und dem Affen war sie ein nicht zu übersehendes Ziel.
„Das ist alles deine Schuld!“, rief sie Rajab vorwurfsvoll zu, der es sich auf einem Fenstersims über ihr bequem gemacht hatte. „Es lief so gut, bevor du aufgekreuzt bist!“
Rajab erwiderte mit einem erbosten Schrei. Beleidigt drehte er sich um, sprang auf eine Regenrinne und war verschwunden.
„Nein! Komm zurück! Ich habe es nicht so gemeint!“, rief Meraviglia ihm nach, doch es nützte nichts. Sie blieb allein zurück.
Niedergeschlagen nahm sie den Hut ab und knöpfte, wie sie es bereits gestern getan hatte, den Mantel wieder zu.
Es gab nichts daran zu rütteln. Sie hatte es selbst vermasselt. Und nun hatte sie auch noch ihren einzigen Freund vertrieben.
Mit vor Enttäuschung gesenktem Kopf, machte sie sich auf den Heimweg. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht. Aber dies war erst der Anfang.
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