Wilma Burk

Rätsel um Malipu


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geht das.“

      Angestrengt dachte Pauline nach. „Mit uns können sie das aber nicht?“

      „Nein, das wäre mir neu. Nur unsere Gedanken können sie beeinflussen. Wie oft mag sich ein Mensch darüber wundern, was ihm da gerade in den Sinn gekommen ist. Dabei war es ein Magihexer, der ihm das eingegeben hat.“

      „ Und dazu müssen sie uns ins Ohr blasen?“

      „Ja, so ist es.“

      „Na, das soll mal einer bei mir versuchen. Blödsinn! Den klatsche ich weg, wie eine lästige Mücke“, ereiferte sich Paul.

      „Bist du doof! Das merkst du doch gar nicht.“ Jetzt tippte Pauline sich an die Stirn.

      „Das stimmt, Paul. Und doch sind sie oft um uns herum.“

      „Auch jetzt?“

      „Ja, vielleicht auch jetzt“, bestätigte Oma Berta.

      Verstohlen suchend sah sich Pauline um. „Ich würde sie gerne sehen.“

      „Selber doof! Wenn ich sie nicht an meinem Ohr merke, wie willst du sie dann sehen können?“, frohlockte Paul.

      „Nein, sehen können wir sie nicht, obgleich sie viel für uns tun und uns helfen, ohne dass wir es merken. Oft greifen sie ein, wenn wir mal nicht wissen, wie es weitergehen soll.“

      „Ich weiß nicht! Was sollen sie schon tun können, wenn ich es nicht will. Kinderkram! Das ist doch nur eine Geschichte“, wehrte Paul ab.

      „Na und, ist es so schlimm, an eine Geschichte zu glauben? Was nicht zu beweisen ist, können wir immer nur glauben, Paul. Das hilft uns aber oft.“

      „Ich glaube daran!“, beeilte sich Pauline zu versichern.

      „Paul, was machst du?“, fragte Oma Berta erstaunt, als er begann, sich seine Pyjamajacke auszuziehen.

      „Ich ...? Ach ..., ich weiß nicht!“, stotterte er verlegen und zog sie sich wieder an.

      Da schlug Pauline vor Vergnügen mit den Händen auf das Bett und lachte: „Und du glaubst nicht an die Magihexer? Da war bestimmt einer gerade an deinem Ohr und hat dir das eingegeben.“

      „Blödsinn!“, knurrte Paul ärgerlich.

      „Und wenn du nun das Auto von Vati bekommst?“, herausfordernd sah Pauline ihn an.

      „Träum weiter!“

      „Ja, Paul, soll ich die Geschichten von ihnen nicht erzählen, weil du sie anzweifelst?“

      „Nein, nein! Geschichten höre ich schon gern“, beeilte sich Paul zu versichern.

      „Gibt es viele Magihexer?“, wollte Pauline jetzt wissen.

      „Oh, ja!“

      „Und haben sie alle einen Namen?“

      „Auch das. Dazu gehört zu jedem noch ein Beiname, der etwas über sie und ihr Wesen aussagt, das wichtig sein kann, wenn sie bei den Menschen eingesetzt werden.“

      „Und einer von ihnen ist der Böse“, vermutete Paul.

      „Oh, nein, Paul! Zwar gibt es Satano, den Quäler, der einem Menschen wehtun kann. Doch das tut er nur, wenn sonst nichts hilft, um ihn davon abzuhalten, Böses zu tun.“

      „Dann sind alle nur lieb? Das ist ja langweilig.“

      „Warum? Hast du Angst, dass es keinen Streit gibt? Das können die Magihexer so gut wie die Menschen. Außerdem haben sie auf der Erde Feinde. Mit denen gibt es Streit genug. Das sind die blauen Eisluchse. Katzenhafte Erdgeister, die ihnen neiden, dass sie hinaus ins Universum fliegen können, während sie mit ihren zotteligen Beinen an die Erde gebunden sind. Wie aus dem Nichts tauchen sie auf, wie ins Nichts verschwinden sie wieder. Sie versuchen oft zu verhindern, dass die Magihexer Menschen zum Guten beeinflussen, weil sie die Hartherzigen und Bösen von uns für ihr eisiges Reich am Nordpol erbeuten wollen. So kommt es oft sogar zum Kampf zwischen ihnen.“

      Da richtete sich Paul auf. „Und die hauen sich richtig?“

      „Ja, das kommt vor.“

      „Das geht doch nicht! Wie soll man sich denn mit einer Wolke schlagen?“ Paul war hellwach.

      „Alles sind Geistwesen, Paul. Die haben keine Körper wie wir. “

      „Aber wirklich verletzen können sie sich nicht?“, fragte Pauline besorgt.

      „Doch, doch! Wenn sie so richtig miteinander kämpfen.“

      „Dann hängen die Wolken in Fetzen. Geil!“, freute sich Paul.

      „Du bist gemein! Das muss ihnen wehtun!“, empörte sich Pauline.

      „Ach was! Wie sollen denn Wolken Schmerzen haben?“

      „Du irrst, Paul! Auch wenn ihre Körper anders sind als unsere, so können sie Schmerzen empfinden wie wir. Nun ist es aber genug für heute. Jetzt schlaft!“

      „Und ... und das Auto? Glaubst du, Paul wird es bekommen?“ Das wollte Pauline noch unbedingt wissen.

      Paul sagte nichts mehr dazu.

      „Vielleicht!“, antwortete Oma Berta. Sie stand auf und wollte gerade das Licht löschen, da klingelte das Telefon. „Nanu, wer ruft so spät noch an?“, wunderte sie sich.

      Es war die Mutter. Anders als verabredet, sollten die Kinder morgen gleich nach der Schule nach Hause kommen. Doch dann ließ sie Paul noch einen Gruß ausrichten: Der Vater hatte für ihn heute das Modellauto von dem Jaguar gekauft. Als Oma Berta das Paul sagte, rief Pauline sofort: „Das haben bestimmt die Magihexer so gemacht!“

      Paul aber fragte zunächst ungläubig: „Vati hat das wirklich getan?“ Dann richtete er sich auf, schlug vor Freude mit den Händen auf das Bett und rief: „Wouh! Da kann man ja glatt glauben, dass es diese Geister wirklich gibt.“

      Lächelnd löschte Oma Berta das Licht, ging aus dem Zimmer und legte sich selbst schlafen.

      Komisch, bald war ihr, als streiche jemand immer wieder über ihre Nase, über ihre Stirn und zupfte an ihren Haaren. Unwirsch schlug sie mit der Hand nach einer vermeintlichen Fliege.

      Doch da summte keine Fliege. Drei Magihexer waren es, die sie mit ihren blauen Wolkenkörpern und roten Zipfelhüten umschwebten.

      „Sehen kann sie uns nicht. Doch schaut, wenn ich sie berühre oder an ihren Haaren ziehe, dann merkt sie es und reagiert darauf“, kicherte Babahu, der Schabernack, und zog gleich noch einmal daran.

      Oma Berta richtete sich kurz auf und strich sich ihr längeres graues Haar, das sie am Tage zum Dutt aufsteckte, wieder glatt.

      „Übertreibe es nicht, Babahu! Sonst errät sie noch, dass wir es sind“, mahnte Jojotu, der Tröster, ängstlich.

      „Wenn sie aber nichts von uns weiß, wie kann sie dann von uns erzählen?“, wunderte sich Imada, der Eifrige.

      „Zufall! Sie hat sich das ausgedacht und es passt zufällig auf uns“, versuchte Babahu es abzutun.

      „Und die Eisluchse, auch Zufall? Du weißt, dass es bei den Menschen keine Zufälle gibt. Sie glauben es zwar, doch immer sind wir es, die den so genannten Zufall herbeiführen. Das muss einen anderen Grund haben“, überlegte Jojotu.

      „Wir müssen Malipu danach fragen. Der weiß alles. Er braucht sicher nur in sein schlaues Buch zu schauen“, meinte Imada.

      „Was wohl die andern dazu sagen werden, dass Oma Berta von uns erzählen kann? Das wird eine Sensation für sie sein. Kommt, ich kann es kaum erwarten, ihnen davon zu berichten“, drängte Babahu.

      „Wer weiß, ob Malipu das überhaupt gefällt“, wandte Jojotu noch ein.

      Babahu hörte nicht mehr hin. Er streckte sich bereits für den Heimflug und ermahnte Imada: „Stell dich jetzt beim Durchschweben der Mauer nicht wieder