Heike Möller

Von Vampiren, Kriegern und Dieben


Скачать книгу

Art von Prostituierten mag ich nicht besonders. Trotzdem, bleib´ höflich! <

      „Danke, Teuerste. Aber ich hatte gerade mein Vergnügen und bin voll auf meine Kosten gekommen“, sagte er lächelnd und ging weiter.

      Und das stimmte.

      Ein paar Wochen nach Rowenas Verschwinden mit Erik hatte Tristan genug vom Trübsal blasen und ging öfter aus. Am Anfang suchte er sich seine amourösen Abenteuer in Clubs und Diskotheken, nährte sich dabei auch gelegentlich. Aber die meisten Frauen waren einfallslos oder himmelten ihn gleich verliebt an. Und das wollte er nicht.

      Eines Abends schlenderte er durch eine Seitenstraße am Ku´Damm und entdeckte Ariane. Sie fiel ihm sofort auf, weil sie im Gegensatz zu den anderen Nutten Stil hatte. Ihre Kleidung war nicht billig, weder im Aussehen noch von der Preisklasse her. Ihre Haltung drückte Stolz und Selbstbewusstsein aus. Und sie warf sich nicht mit den üblichen Sprüchen an den Mann, wortwörtlich.

      Tristan hatte sie gefragt, ob sie sich auf ein Schäferstündchen mit ihm einlassen wolle. Ariane fand es bezaubernd, dass seine erste Frage nicht gleich der Preis war, sondern dass er es ihr überlassen wollte, zu wählen. Er las die Frau, während sie ihn kurz von oben bis unten musterte. Aber es war schwierig, sie hatte natürliche Barrieren und so konnte er nur an der Oberfläche ihrer Gedanken kratzen.

      „Keine sadistischen Spiele“, sagte sie und sah ihm in die Augen.

      „Abgemacht. Nur klassischer, altmodischer Sex“, hatte er gesagt.

      Sie hatte ihn auf ihr Zimmer in dem Stundenhotel mitgenommen. Sie hatte das Zimmer fest gemietet und sorgte dafür, dass es immer sauber und ordentlich war. Noch etwas, was für diese Frau sprach. Beim ersten Mal spürte er ihre Nervosität, aber durch seine zärtliche und zuvorkommende Art mit ihr umzugehen, lockerte er sie schnell und sie genossen beide die Stunde. Nicht nur er war befriedigt, ihre Schreie bewiesen ihm, dass auch sie befriedigt worden war.

      Lächelnd zog Tristan ein letztes Mal an seiner Zigarette und warf den Rest weg. Er wollte gerade seinen Schlüssel in das Schloss seines Jaguars stecken als er merkte, dass er nicht allein war. Gewarnt schnupperte er in der Luft, ließ seine Sinne gleiten. Dann drehte er sich um.

      Vor ihm standen drei Männer. In der Mitte ein untersetzter schmieriger Kerl mit einer dicken Schicht Pomade im Haar. Das Hemd stand weit offen und ließ den Brustteppich und die Vielzahl an Goldketten blitzen. Neben ihm standen zwei Body­guards, so breit wie hoch.

      >Dumm und Dümmer mit ihrem Luden. Super. Vielleicht sollte ich dem Kerl sagen, dass die gegelte Mode nicht mehr In ist. <

      „Kann ich was für die Herren tun?“, fragte er stattdessen freundlich.

      „Dein Auto gefällt mir“, sagte der Untersetzte.

      „Wirklich? So ein Zufall. Mir auch.“ Tristan war nicht so dumm, die Situation falsch einzuschätzen. Diese Männer waren es gewohnt, sich zu nehmen, was ihnen gefiel.

      „Gib´ es mir.“ Der Untersetzte bleckte ein wenig die gelben Zähne.

      Tristan glotzte ihn an, verkniff sich gerade so ein Lächeln. „Wie meinen?“

      „Ich will dein Auto. Hast du das nicht verstanden?“ Der Untersetzte ging einen kleinen Schritt zurück und die beiden Leibwächter traten einen halben Schritt nach vorn.

      >Na großartig. Eine kleine Sparringrunde. Genau das, was ich jetzt brauche! <, dachte Tristan ironisch. Er hatte eigentlich keine Lust, sich zu prügeln. Aber wenn es nicht anders ging, würde es eben so sein.

      „Tja. Mach´ mir ein vernünftiges Angebot.“

      Der Untersetzte sah Tristan mit einem verblödeten Ausdruck an. „Angebot? Okay. Hier ist mein Angebot. Meine Jungs werden dir kein Haar krümmen und ich gebe dir sogar Geld für ein Taxi. Was sagst du?“

      Tristan schnalzte mit der Zunge. „Ach, ich weiß nicht, mon ami. Ist mir irgendwie zu dürftig.“

      Der Untersetzte glotzte Tristan an, als ob dieser chinesisch sprach. „Du hast mich offensichtlich nicht richtig verstanden. Meine Jungs werden dir deine hübsche Fresse polieren. Danach wird dich nie wieder eine Frau auch nur ansehen wollen.“

      Tristan ließ den Autoschlüssel in seine Hosentasche gleiten, kreuzte seine Arme und lehnte sich gegen sein Auto. „Zu deiner Information, mon ami. Ich habe eine sehr gute Heilhaut. Es werden keine Narben zurückbleiben. Und außerdem glaube ich nicht, dass deine Männer es schaffen, mich zu überwältigen. Ich mache dir jetzt ein Angebot, in Ordnung?“

      Der Untersetzte blinzelte irritiert. Dem großen Blonden schien der Ernst der Situation nicht bewusst zu sein. „Lass hören.“

      „Du und deine Männer gehen einfach und tut, was ihr eben so tut. Es interessiert mich nicht. Ansonsten werde ich dem einen eine Kniescheibe zertrümmern, dem anderen einen Milzriss bescheren und dir deine Nase brechen. Was hältst du von meinem Angebot?“

      Der Untersetzte starrte Tristan mit offenen Mund an. Dieser große, schlanke Mann mit den kurzen, modisch geschnittenen blonden Haaren hätte ein Model aus irgend­einer Zeitschrift sein können. Perfekte Körperhaltung, guter Körperbau und ein aus­nehmend hübsches, ja asketisch schönes Gesicht. Ebenmäßige Gesichtszüge, eine schmale Nase und leicht schräg stehende, grünbraune Augen, die jetzt dunkelgrün leuchteten. Die Unterlippe war stärker ausgeprägt als die Oberlippe, hatte einen sinnlichen Schwung.

      Und um die Mundwinkel hatte sich entschlossener, grausamer Zug gelegt.

      „Schnappt ihn euch, Männer“, sagte der Untersetzte.

      Tristan seufzte. Der erste Leibwächter holte aus und hieb seine riesige Faust in Richtung Tristans Gesicht. Der wich mit einer Behändigkeit und Schnelligkeit aus, sodass der Angreifer gegen den Jaguar prallte. Tristan trat gezielt auf die Kniescheibe des Mannes, setzte alle Kraft in diesen Tritt. Es krachte fürchterlich, als die Knochen brachen und das Knie in einem unnatürlichen Winkel weg knickte. Aufheulend brach der Mann zusammen, blieb jammernd auf der Straße liegen.

      Der zweite Leibwächter stapfte auf Tristan zu und teilte Boxhiebe aus. Tristan wehrte sie geschickt ab, steckte aber einen Hieb in der Niere ein. Er hatte genug und rammte seine Faust in den Bauch des Mannes, genau da, wo sich die Milz befand.

      Der Mann japste nach Luft, wurde grün im Gesicht und brach ebenfalls zusammen.

      Ruhig ging Tristan nun auf den untersetzten Mann zu. Der sah sich hektisch um. Einige Prostituierte hatten den kleinen Kampf mitbekommen, ebenso deren Freier. Sie bildeten in gebührenden Abstand einen kleinen Kreis um Tristan und seine Angreifer.

      „So, mein Freund. Und jetzt bekommst du noch eine blutige Nase. Wie versprochen.“ Tristan setzte einen kurzen, nicht allzu heftigen Hieb an und brach dem Mann die Nase. Sofort sprudelte Blut aus dem malträtierten Gesichtsteil hervor und der Mann schrie, als wäre er abgestochen worden.

      „Ach komm schon! So schlimm ist das auch nicht. Daran stirbst du schon nicht. Allerdings, …“ Tristan legte in einer falsch-freundlichen Geste den Arm um die Schulter des Mannes. „... wenn ich hören sollte, dass du aus lauter Frust über unseren kleinen Disput eines oder mehrere deiner Pferdchen schlecht behandelst – und glaube mir, ich bekomme so etwas heraus -, dann komme ich wieder. Und dann ist es nicht die Nase, die ich dir brechen werde. Hast du mich verstanden?“

      Der Mann wimmerte, antwortete aber nicht.

      Tristan seufzte und erhöhte den Druck seiner Umarmung. Die Schulter des Mannes wurde gequetscht, und das tat scheußlich weh.

      „Ich fragte, ob du mich verstanden hast?“, wiederholte Tristan leise.

      „Ja! Ich habe dich verstanden!“, jaulte der Mann.

      „Guter