T. C. Garver

Im Schatten des Unwissens


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Pferd, streichelte seinen Kopf und sprach sanft darauf ein. „Können wir nun los?“ fragte Damian amüsiert.

      „Ja sicher.“ Lisa stieg in den Sattel. Savon, der die ganze Zeit neben ihr gestanden hatte, nahm die Zügel und führte sie zu den anderen.

      „Viel Glück“, riefen ihnen alle hinterher.

      Damian ritt voran. Weit und breit war nichts zu sehen, außer dem verdorrtem Gras. Die Sonne verweilte am wolkenlosen, blauen Himmel. Sie ritten eine gute Stunde bis ein Umriss sichtbar wurde. Je näher sie den Umriss kamen, desto deutlicher wurde das Bild. Die dicke Mauer, die als Schutz vor Feinden dienen sollte, umhüllte eine ganze Stadt und verbarg die Blicke von Aussenstehenden. Ein beeindruckender Anblick. Nichts als hohe Mauern.

      Sie banden ihre Pferde an einem Holz Mast fest, an dem noch mehrere Pferde rasteten und passierten das Tor. Es herrschte Chaos in der Stadt. Mehrere Stände überzogen das Kopfsteinpflaster der Straße. Jeder Verkäufer versuchte die Besucher für sich zu gewinnen. Es wurde geschrien, gelacht und getuschelt. Kinder versuchten Esswaren von den Ständen zu klauen. Andere versuchten zu feilschen. Noch wieder andere schauten sich neugierig um. Die Häuser prangten in den unterschiedlichsten Zuständen. Einige hatten als Dachvorlage Stroh, andere wiederum schön verzierte Dachbalken. Die meisten Steinhäuser waren jedoch schlicht weiß. Mehrere Einheimische warteten darauf, den bevorstehenden König zu feiern.

      Niemand beachtete die vier, denn sie glichen den Einheimischen sehr. Mona suchte nach einem ruhigen Platz. Sie deutete auf ein Dach. Flink kletterte Damian daraufhin ein altes weißes Haus empor. Seine schnellen Bewegungen, glichen dem eines Affen. Er hechtete aufs Dach und blickte zufrieden zu den Frauen hinunter, die sich kurz darauf zu ihm gesellten. Trompeten ertönten. Mehrere Bürger schauten hoch zum Schloss, das am Ende des Dorfes lag. Das Tor wurde geöffnet. Sechs Männer auf Pferden ritten heraus.

      „Da ist Mesas, der an der Spitze“, sagte Damian und deutete auf den Mann der an vorderster Stelle ritt. Direkt hinter ihm ritt sein Onkel, der von allen Seiten von seinen Gefolgsleuten geschützt wurde. Das Volk jubelte auf, bei dessen Anblick. Damian spannte seine Kiefermuskeln an.

      „Es nützt nichts, wenn du dir deine Zähne wund beisst. Dieser Idiot ist es nicht wert. Wir werden ihn stürzen Damian.“ Mona legte ihm die Hand auf die Schulter.

      „Ja das werden wir“, sagte er durch weiterhin zusammengebissene Zähne.

      Ludwig hatte schwarze glatte Haare. Seine Augen waren überraschenderweise genau so schwarz. Seine Haltung arrogant und sicher. Er winkte der Menge zu, als hätte er das jahrelang geprobt, was er wahrscheinlich auch getan hatte.

      „Wir sollten uns aufteilen. Lisa und ich werden uns unter das Volk mischen und so viel wie möglich herausfinden. Du und Damian könnt ins Schloss eindringen, um nachzusehen ob der König noch lebt. Wer zuerst fertig ist, reitet zurück. Ok?“, fragte Mona.

      Damian und Kris nickten gleichzeitig.

      Mona und Lisa sprangen vom Dach. Wenige Sekunden später, sah Kris wie sie in der Menge des Volkes verblassten. Sie schaute zu Damian hinüber, der seinen Blick nicht von Ludwig lösen konnte.

      „Ich muss Mesas die Nachricht zukommen lassen“, flüsterte er vor sich hin.

      Kris Augen glitten zu Mesas. „Wir sollten einen Plan schmieden, wie wir vorgehen wollen. Ich denke wir sollten uns auch unter das Volk mischen….“ Ein Geräusch ließ sie innehalten. Sie blickte zu Damian, der aber nicht mehr neben ihr stand. „Verdammt“, fluchte sie und blickte um sich. Sie sah wie er von Dach zu Dach sprang, mit einer Geschicklichkeit, die ihr der Mund offen stehen ließ. Er zwängte sich in enge Fenster, sprang von Balkonen wieder heraus und kletterte die Dächer hoch. Als er Mesas nahe genug war, mischte er sich unter das Volk. Kris machte sich auf den Weg. Sie blickte kurz um sich, um sicher zu gehen, dass sie nicht beobachtet wurde und setzte ihre Kräfte ein. Mit einem Sprung landete sie in einer kleinen Gasse, in der sie Damian vor einigen Sekunden gesehen hatte. Sie trat in die fröhliche Menge, suchte nach Damian und entdeckte ihn. Er schlenderte mit ein paar Männern, die sich nicht groß von ihm unterschieden, auf Mesas zu. Damian zog seinen schwarzen Turban noch enger um sein Gesicht, nahm die Nachricht aus seinen weißen Leinenhosen und wollte diese Mesas zustecken. Ein betrunkener Passant torkelte jedoch auf ihn zu und stieß mit ihm zusammen. Damian fiel gegen Mesas Pferd. Das Pferd erschrak und bäumte ungeduldig auf. Genervt blickte Mesas hinunter. Kris sah wie Damians Turban verrutschte und somit eine Hälfte seines Gesichts hervortrat. Mesas musterte ihn kritisch. „Damian?“

      Damian zog schnell seinen Turban wieder enger und floh in eine Gasse.

      „Stehen geblieben!“, rief Mesas ihm nach, stieg von seinem Pferd ab und überreichte einem Diener die Zügel. Er rannte Damian hinterher. Kris fluchte innerlich und folgte den beiden. Zu viele Menschen waren in der Gasse, die Mesas und Damian hinterherschauten. Kris musste den beiden nachlaufen und setzte wieder ihre Kraft ein, aber nur so wenig, dass sie nicht auffiel. Sie war Mesas dicht auf den Fersen und war umso glücklicher, dass sich hier praktisch keine Menschen mehr aufhielten. Damian rannte in ein verlassenes heruntergekommenes Gebäude, das schon fast wie eine Ruine aussah. Mesas rannte ebenfalls hinein und Kris sprang auf die erste Etage und versteckte sich hinter einer Mauer. Damian war als erster oben. Er bemerkte Kris erst, als er Schutz an der gleichen Stelle suchte. „Was machst du hier?“, fragte er erschrocken.

      „Was wohl! Dir aus der Patsche helfen. Sag mal bist du lebensmüde!“ Sie zog ihren Umhang aus und überreichte ihm diesen. Seine Augen weiteten sich bei ihrem Anblick. „Vergiss meinen Umhang nicht. Und komme ja nicht auf die Idee dich zu zeigen“, sagte sie und ließ ihn allein zurück.

      „Was hast du vor?“ flüsterte er ihr noch nach.

      Sie blieb ihm eine Antwort schuldig, denn Mesas zeigte sich bereits auf der Etage.

      Kris schritt wackelig auf ihn zu. Sie täuschte ihm eine Atemnot vor. Als sie ihm in die braunen Augen schaute, tat sie so als würde sie nun ganz in Ohnmacht fallen. Bevor sie jedoch zu Boden fiel, stützte Mesas sie. „Alles in Ordnung?“ Seine Stimme klang besorgt.

      Kris blinzelte. „W.. Was.. Wasser. Ich brauche Wasser.“

      Mit einer Hand öffnete Mesas eine Flasche, die an seinem Gürtel hing und löste Kris´ weißen Schleier, der ihre untere Gesichtshälfte verborgen hatte. Seine Augen weiteten sich, genau wie Damians zuvor. Gut, dachte Kris, der erste Schritt war getan. Er legte die Öffnung der Flasche an Kris Lippen. Sie nahm einen Schluck und verschluckte sich absichtlich. Mesas klopfte ihr leicht auf den Rücken. „Geht es wieder?“, fragte er, nachdem sie sich beruhigt hatte.

      „Ja. Danke.“ Sie fächelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. „Mein Auftreten tut mir aufrichtig leid. Ich weiss nicht, wieso ich in Ohnmacht gefallen bin, aber ich schätze es liegt an der Sonne. Zum Glück wart ihr an Ort und Stelle, sonst wüsste ich nicht was passiert wäre. Wie kann ich mich nur bedanken?“ Ängstlich blickte sie ihm in die Augen. Er war ein attraktiver Mann, groß, schlank, mittelblondes Haar und braune Augen mit einem freundlichen Lächeln. „Es ist mir eine Ehre eine Schönheit wie dich in den Armen halten zu dürfen, das ist Dank genug.“

      Kris lächelte kokett. „Ihr seid so ein netter Mann.“

      Damian, der das ganze beobachtete, verdrehte die Augen.

      „Ich glaub es liegt an dieser Hitze und an der Menschenmenge. Ich weiß auch nicht.“

      Er tätschelte behutsam ihre Hand. „Du musst dich nicht entschuldigen. Aber wieso bist du hier?“

      „Ich habe meine Tante und Cousinen, bei denen ich auf Besuch bin, verloren. Ich bin sie suchen gegangen und plötzlich merkte ich, wie es mir schwarz vor Augen wurde, da schien mir dieser abgeschiedene Ort der richtige zu sein, um kurz zu verschnaufen.“

      „Geht es dir jetzt besser? Möchtest du, dass ich dich begleite auf der Suche nach deinen Verwandten?“

      „Ja es geht mir schon viel besser. Wenn ich Euch nicht zu viele Umstände bereite, würde mich Ihre Gesellschaft freuen.“

      Er lächelte stolz, überlegte kurz und sagte. „Ich