Shey Koon

Vatermissbrauch


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Neuartige Viren, bedrohliche Insektenepidemien und andere biologischen Waffen warteten auf ihre Testreihen. Die nukleare wie auch die chemische Industrie zahlten utopische Summen für diese Kontingente. Shan Zeibo war die abscheuliche Herrin über die Verseuchung und der Auslöschung ganzer Landstriche. Das Top der Angebote war es eine Insel zu pachten, was selbst für manchen renommierten Wissenschaftler unerschwinglich blieb, das konnten sich nur die Industrie oder das Militär für ihre abartigen Versuche leisten. Die Gewährleistung lag klar auf der Hand. Das Meerwasser diente als natürliche Schutzschranke, erhöhte somit die Chance, dass die Auswirkungen des Versuchs innerhalb des abgesteckten Gebietes blieben. Das erhöhte die Nachfrage beispielslos. Dafür gab es den heißbegehrten „All Pay“ Status.

      „Dich interessiert nicht das Cash. Nein Shan Zeibo, dich erregt die Macht, die du in deinen Händen trägst. Es ist deine verdammte Lustbefriedigung. Tatsächlich, du bist die goldene Perle wert. Wenn nicht du, wer dann? Und ich werde sie für Djan ergattern.“, versprach ich mir selbst.

      Eve kam nackt aus dem Bad, wuschelte sich ihre blonde Mähne, tapste zu mir, blickte mir ungezähmt in die Augen. „Warst du eifersüchtig?“, fragte sie provokant.

      „Ich? Nein, sollte ich?“, erwiderte ich in Gedanken versunken. Sie entriss mir den Brief, schmiegte ihren erregten Körper an mich, küsste mich leidenschaftlich.

      „Dann habe ich mich wohl getäuscht. Aber toll sieht er aus, der Concierge. Stattlich und gut gekleidet. Du hattest recht, ein wahrer Experte seiner Zunft.“

      Ich klapste ihr auf dem Po und biss ihr ins Ohr, presste sie ganz fest an mich, zeigte ihr, dass sie mein war. Einzig und allein mein. Eve riss mir gierig die Kleidung vom Leib, setzte sich auf mich und wir liebten uns animalisch, sie ritt meinen harten Zauberstab, stöhnte heftig in mein Ohr, ich kam in ihren Schoß. Verschwitzt suchte ich das Badezimmer auf, stieg zu meiner Melanie in die Wanne. Sie wusch mir liebevoll den zerkratzten Rücken, liebkoste meinen zerbissenen Hals, streichelte mir durch mein zerzaustes Haar und setze sich engumschlungen auf meinen angeschwollenen Schwanz. Melanie liebte mich mit zärtlichen, sanften Bewegungen. Ich hielt sie in meinen Armen, roch an ihrer erregten Haut und flüsterte in ihr Ohr.

      „Melanie, ohne dich will ich nicht mehr leben. Bleib für immer bei mir.“

      Sie streichelt mir über mein Haar und küsste unentwegt mein Gesicht. „Für immer.“, versprach sie mir. Wir saßen zu dritt auf dem Balkon und rauchten reichlich Weed. Ich holte uns Champagner, überprüfte die Engelsgesichter, ob es Einwände gab und schenkte uns die Gläser voll.

      „Eve, hast du die Listen der Zielpersonen an alle Auftraggeber verschickt?“

      „Ja. Genau in der Reihenfolge wie das Computerprogramm die neue Liste ausgewählt hatte. Warum fragst du? Ich habe keinen Auftraggeber ausgelassen.“

      „Seltsam. Nur Djan ist an der goldenen Perle interessiert. Oder habt ihr ein zweites Angebot vorliegen? Eigentlich hätte ich erwartet, dass sich die Auftraggeber mit ihren Preisen überbieten.“

      Eve leckte sich über ihre Lippen. „Ach, die goldene Perle!“

      Ich wartete. Da stimmte etwas nicht, das roch ich aus einer Meile Entfernung. Mein Instinkt täuschte mich nie.

      „Ja, weißt du.“, zögerte Eve. Sie druckste herum.

      „Was Eve dir sagen will, ist folgendes. All die anderen Auftraggeber hatten sich zusammengeschlossen und mich gebeten eine goldene Perle anfertigen zu lassen, damit sie Djan eine Freude machen konnten.“, warf Melanie ein.

      Ich wartete noch immer. Das war nur ein Teil der Wahrheit, dass spürte ich intuitiv. Ich blickte ihnen wissend ins Gesicht.

      „Ja, die Wahrheit ist die.“, fuhr Eve fort. „Die Auftraggeber wissen, dass Djan verwegen genug ist sich mit dem Staatsfreund Nummer 1 anzulegen. Oder vielmehr, der Staatsfreundin Nummer 1. Shan Zeibo ist die verbotene Schlüsselfigur unter den Geheimdiensten. Sie wird wie ein diabolischer Schatz behütet. Sie zur Strecke zu bringen, bedeutet in den Olymp aufzusteigen, die Königsklasse der Jagd sozusagen, aber auch gleichzeitig in den Schlund der Hölle zu blicken.“

      Melanie nippte an ihrem Glas. „Sie haben Befürchtungen und trauen es nur Djan zu. Deswegen ihre außergewöhnliche Bitte, es ihm mit einer goldenen Perle zu versüßen. Er hätte damit unumstößlich den ersten Platz in der Rangliste erreicht, noch vor

      Saraxus dem Honduraner, ganz gleich wie viele Perlen er aktuell in seinem Besitz hätte. Das ist doch Djans sehnlichster Wunsch.“

      Ich nickte. „Ja, er würde damit in die Geschichte eingehen. Tja, wer dem Teufel die Hand gibt, sollte auch mit ihm tanzen!“, lachte ich meinen beiden Ladys spitzbübisch ins Gesicht. „Ihr habt doch keine Angst, oder? Schließlich ist endlich der Zeitpunkt vor der Türe, dass wir uns vom abscheulichsten Ungeziefer auf unserem wunderschönen Planeten entledigen könnten. Was wären wir für lausige Kammerjäger, wenn wir jetzt vor einer asiatischen Monsterwanze zurückschrecken würden?“ Abermals grinste ich übermütig.

      „Gut, dann sollten wir uns Morgen an die Arbeit machen.“, forderte Eve mich auf.

      Ich fuhr ziemlich früh in die Stadt, während meine beiden Ladys sich um die Beschaffung von Informationen über unsere Zielperson kümmerten. Sie hatten im Laufe der Jahre ein weltweites Informationssystem erschaffen und leisteten die beschwerliche Vorarbeit unserer Aufträge. Während dieser Phase verdrückte ich mich so oft es nur ging, denn sie waren hochkonzentriert am Werk und launisch wie zwei glutspeiende Vulkane. Diesen Feuerregen wollte ich nicht über mich brechen lassen.

      Ich flanierte auf der Bergerstraße, die Frankfurter Fußgängerzone mit dem französischen Flair, beschloss mich an den Tisch eines der Straßencafés zu setzten und gemütlich einen Latte Macchiato zu trinken. Ich bestellte bei der höflichen Bedienung, holte den Briefumschlag hervor, und studierte wiederholt die Zielperson. Abermals umwehte mich der vertraute Duft des Parfüms. Ich rümpfte argwöhnisch meine Nase, erhob meinen Kopf und da stand sie, direkt vor mir. Leibhaftig. Ich erschrak fürchterlich.

      „Sandra, was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?“, purzelte es aus mir heraus. Doch so überrascht wie ich zuerst war, die einstmals vergrabene Wut brodelte blitzartig aus mir hervor. „Was willst du Miststück?“, pflaumte ich sie barsch an.

      Sandra blickte mich mit ihren großen braunen Augen an, schwieg und Tränen liefen ihr über die eingefallenen Wangen. So hatte ich sie das allererste Mal kennengelernt. Bitterlich heulend und wunderschön. Ihre tollen Augen waren für das Weinen nicht gemacht. Damals wollte ich sie trösten, hatte es auch getan. Das war mein Fehler. Sie strahlte sexistische Erotik aus, ihre Wirkung auf mich kam dem Verderben gleich. Sie besaß den Fluch des Unheils, sobald sie in meiner Nähe war. Angeekelt musterte ich sie von oben bis unten, während sie trauernd vor mir auf dem Stuhl saß, gänzlich eingefallen.

      „Was soll das? Du weißt, dass ich auf deine Schauspielerei nicht mehr hereinfalle. Ich kenne dein eiskaltes verlogenes Herz nur zu gut. Geh!“

      Doch sie blieb sitzen, vergrub ihre Hände im Schoß, blickte verschämt auf den Boden und schluchzte still. Ich wartete den Kaffee erst gar nicht ab, legte einen Schein auf den Tisch, stand auf und eilte wortlos davon. Sandra steckte sich den Schein ein, folgte mir.

      „Shey, bitte warte!“, flehte sie mich an. „Gib mir nur eine Minute deiner Zeit. Mehr will ich überhaupt nicht von dir.“ Ich hatte wirklich keine Lust auf einen theatralischen Aufstand inmitten der Berger Straße, ich wollte das dumme Weib nur noch loswerden. „Eine Minute und dann verschwinde aus meinem Leben. Ohne Umschweife, du weißt, dass ich nur ein einziges Gefühl für dich übrighabe. Und das ist der abgrundtiefe Hass. In meinem Leben wird es nur eine Party geben, bei der ich ausgelassen feiern werde. Das ist die Party, die ich zur Freude deines Todes geben werde. Jetzt sprich!“

      Ich setzte mich nochmals hin, die Bedienung servierte den Kaffee, fragte höflich, was sie Sandra bringen könnte. Doch ich schickte sie hinfort. Sandra kramte mit zitternden Händen ein Foto aus ihrer Tasche und legte es mir vor. Ich nahm das Foto, sah einen Jungen von vierzehn Jahren mit blondem lockigem Haar. Ich betrachtete den Jüngling, mir quollen