Michael Geigenberger

Tres Amigos 1


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Unfall sein rechtes Augenlicht verloren. Gerd lässt sich kurz informieren und macht sich anschließend mit Walter auf den Weg zum Hotel um ein erstes Gespräch mit der Witwe zu führen. Als sie dort eintreffen, erfahren sie, dass die Gräfin vor zehn Minuten abgereist ist.

      „Verdammt! Ich hab ihr gesagt, sie muss in Salzburg bleiben!“, schimpft Walter Broder. Sie lassen sich Esters Zimmer zeigen, und finden im Papierkorb den Werbeflyer eines Dirndlgeschäfts in der Getreidegasse. „Lass uns auf dem Rückweg zum Revier dort vorbei schauen. Wahrscheinlich hat sich die Gräfin da nur ein Dirndl gekauft, aber sicher ist sicher“, schlägt Kommissar Gerd Wildfang seinem Kollegen und Freund vor. „Da geht es um was anderes. Der Besitzer war ein unehelicher Sohn unseres Toten. Ich habe schon mit ihm gesprochen“, meint Broder. Im Geschäft treffen sie auf einen Herrn, der ziemlich durch den Wind ist. „Was ist denn mit Ihnen los?“, will Walter von ihm wissen. „Heute Vormittag waren Sie in deutlich besserer Verfassung.“

      „Das mit dem Graf geht mir ziemlich an die Nieren.“, versucht er zu erklären. „Verstehe“, entgegnet Kommissar Wildfang, sieht Dieter dabei aber scharf an. Der Kommissar Walter Broder hat es dann plötzlich eilig, ein Anruf auf seinem Handy beunruhigt ihn und so sagt er nur kurz: „Sie halten sich die nächsten Tage bitte zu unserer Verfügung!“ „Aber zur Testamentseröffnung muss ich nach München!“, protestiert Dieter. „Das geht schon in Ordnung, dort treffen Sie dann sowieso meinen Kollegen Oberkommissar Wildfang.“ Walter Broder nimmt Gerd Wildfang am Arm und meint: „Wir müssen uns beeilen, wir haben einen Termin beim Verkehrsamt, da können wir einen Blick auf die Videobänder werfen. Vielleicht erfahren wir dort mehr.“ Im ersten Stock des Verkehrsamtes gibt es einen Raum, in dem man alle Aufzeichnungsbänder der Kameras ansehen kann. Gerd und Walter sitzen an einem Tisch und sehen auf die Daten und Uhrzeiten.

      „Wir müssen alles ansehen, was mit der Eröffnung und den folgenden Stunden zusammenhängt.“ Der junge Mann, der hierfür zuständig ist, beginnt nervös zu stottern und versucht eine Erklärung zu finden, was ihm aber nicht leicht fällt. Broder hat Mitleid mit ihm. „Sagen Sie lieber gleich, was es für ein Problem gibt!“ „Wir hatten den ganzen Abend nur ein Aufzeichnungsgerät in Betrieb. Die anderen drei Kameras sind ausgefallen.“ „Das ist ja nun die größte Scheiße, die passieren kann!“, schimpft Kommissar Broder. Sein Mitleid kennt ganz klar Grenzen. „Lassen Sie sehen, was es überhaupt gibt! Er ist außer sich vor Wut. Was für eine Schlamperei! So eine Blamage vor dem deutschen Kollegen! „Was sollen wir denn da überhaupt noch ermitteln? Da stochern wir doch nur im Dunkeln!“ Aber ein bisschen ist dann doch auf dem Band zusehen.

      „Besser als gar nichts“, brummelt Broder. Da sehen sie den Grafen mit seiner Frau und so haben sie auch den Diebstahl der Börse auf Band. Gerd nickt anerkennend. „Der Mann ist gut, flink und charmant. „Sieh dir an, wie die Gräfin ihn anschmachtet.“ Auch den Dieter aus dem Dirndlgeschäft erkennen sie sofort. „Lass das Band mal einige Stunden vorlaufen, dann haben wir vielleicht mehr Überblick.“ Tatsächlich, die Uhr zeigt kurz nach halb eins nachts, da sieht man den Grafen aus einem Lokal kommen. Eine Person folgt ihm. Aber wer ist das? Das Gesicht ist leider nicht zu erkennen. Sie brechen die Arbeit ab. Sie hatten sich von den Überwachungsbändern mehr erwartet, nun aber müssen sie hoffen, dass die Gerichtsmedizin neue Ergebnisse liefert. Elvira hat inzwischen den Zug nach München genommen und ist soeben in ihrem Hotel in München eingetroffen. Noch hat sie etwas Zeit sich ein wenig herzurichten. Sie weiß, dass ihre Freundin Mandy immer ziemlich gut angezogen ist. Also lässt sie sich Zeit mit der Wahl ihrer Garderobe.

      Sie ist gerade fertig mit dem Herrichten, da läutet das Zimmertelefon. Mandy ist schon an der Rezeption, pünktlich wie immer. Eine herzliche Begrüßung folgt „Lass uns ins Spatenhaus gehen, da können wir gemütlich sitzen und ich werde dir die neuesten Nachrichten erzählen!“, schlägt Elvira vor. Die beiden sitzen kurz darauf in einer gemütlichen Nische im Spatenhaus. Eigentlich ist es ein Tisch für sechs Personen, aber da heute nur wenige Gäste im Restaurant sind, hatte die Bedienung ein Einsehen. Elvira merkt, dass sie beobachtet wird. „Sieh mal unauffällig nach links“, sagt sie zu Mandy. „Und was ist da? Meinst du den Typ mit dem Schnauzer?“ „Genau den meine ich. Der hat uns schon die ganze Zeit im Blick.“

      „Lass ihn doch, der steht wahrscheinlich auf dich.“ Als Mandy dann von ihrer Asienreise erzählt, und Elvira von ihren Geldproblemen, vergessen sie den Schnauzbartträger. Als sie bezahlen und gehen, ist auch er verschwunden. Mandy begleitet Elvira zurück zu ihrem Hotel und steigt anschließend in ein Taxi. Elvira bestellt sich noch beim Zimmerservice eine Flasche Prosecco auf das Zimmer und geht schon mal unter die Dusche. Als sie es klopfen hört, ruft sie nur: „Es ist offen. Stellen sie die Flasche einfach auf den Tisch!“ Sie hört die Türe in das Schloss fallen und sieht kurz durch einen Spalt im Duschvorhang und beginnt mit dem Einseifen. Es ist ein edel riechendes Gel, was im Hotel angeboten wird. Fast tut es ihr leid, den duftenden Schaum wieder abspülen zu müssen. Als sie fertig ist, legt sie sich das große Badehandtuch über und tritt aus der Dusche. Im Spiegel sieht sie das Gesicht eines Mannes. „Der Schnauzbartträger aus dem…Doch da trifft sie auch schon ein kräftiger Schlag und reißt sie zu Boden. Sie sucht am Duschvorhang Halt, doch er reißt von der Stange. Einige Minuten später klopft es an der Zimmertür: „Zimmerservice. Ich bringe den Prosecco!“ Der Zimmerkellner wiederholt das mehrfach, aber kein Laut kommt aus dem Zimmer.

      Wieder zurück an der Rezeption, berichtet der junge Kellner, dass er im Flur um ein Haar mit einem seltsamen Gast zusammengestoßen sei, der einen Schnauzer trug und es ziemlich eilig hatte. Der Chef holt den Generalschlüssel und geht mit dem Kellner noch einmal hinauf. „Ich will nachsehen, ob der Dame in der Wanne übel geworden ist. In Frankfurt hatten sie einen ähnlichen Fall und da wurde dem Personal dann der Vorwurf gemacht, es habe nicht nachgehakt.“ Als sie die Badezimmertür öffnen, sehen sie eine Frau in eine große Blutlache liegen. „Da hat einer volle Leistung gebracht“, entfährt es dem Kellner. Was folgt ist ein Großaufgebot an Polizei. Spurensuche ist angesagt. „Der zuständige Kommissar ist gerade in Salzburg, aber sein Stellvertreter informiert ihn noch im Hotel über Handy.

      „Wie war der Name?“, will Gerd Wildfang wissen. Als ihm dann Elviras Daten durchgegeben werden, nickt er grimmig und sagt nur noch: „Ich komme sofort nach München.“

      Kapitel: 4 Die Brieftasche und das Geldkuvert

      In Wien entspannt sich Tomas gerade mit einem ausgeliehenen Film. Dazu genießt er Chips und inzwischen die zweite Dose Bier. Das hat er sich verdient, so lobt er sich selbst. Was ihm nicht aus dem Kopf gehen will, ist die Summe, die ihm in den Schoß gefallen ist. Was soll er mit soviel Geld anfangen? Es vielleicht einer hilfsbedürftigen Familie spenden? Es hat keine Eile, beruhigt er sich, es wird eine Lösung geben. Die Entscheidung kann warten.

      Auf keinen Fall darf er sich in den nächsten Wochen an das Geld machen. Vielleicht wird er ja beobachtet. Also wie immer, einfach Gras darüber wachsen lassen. Auch seinen Freund Markus muss er zur Ruhe ermahnen. Markus wird seinen Anteil natürlich bekommen, das ist Ehrensache. Seit Markus die Summe kennt, denkt er an ein neues Wohnmobil. Vielleicht sogar an eines, das er trotz seiner Behinderung selbst steuern kann. In den kommenden Tagen treffen die Kataloge stoßweise bei ihm ein. Seine Freundin die Fanny ist schon ziemlich verärgert.

      „Was hast du vor? Wir haben ein Wohnmobil der Luxusklasse, wir brauchen kein Neues.“ „Das sind Unterlagen für den Tomas“, rettet sich Markus vor weiteren Fragen. Zur gleichen Zeit sitzt die Gräfin beim Notar und dessen Ehefrau. Die Frau des Notars mag zwar Ester nicht sonderlich, aber es gehört sich nach dem Tod eines Freundes sich um die Ehefrau zu kümmern, mal ganz davon abgesehen, dass es ja eine Menge Geld einbringen wird. Allein die testamentarischen Arbeiten sind nicht gerade billig. Die Herrschaften sind inzwischen schon bei der Nachspeise. Flambierte Pfirsiche und eine Kugel Eis wird gerade hereingebracht, als Ester mit dem Satz beginnt: „Wie machen wir das morgen? Könnten wir nicht gleich mal einen Blick in das Testament werfen?“ „Nein meine Liebe, das ist unmöglich, das muss schon offiziell sein. Schließlich bezahlst du mich ja dafür.“ Erklärt Bertl der Notar.

      „Aber jetzt hör mal Bertl, du kannst es mir doch sagen…“ Walburga, die Ehefrau vom Notar, fährt dazwischen: „Du kannst