Michael Geigenberger

Tres Amigos 1


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und überlegt, ob sie zu Dieter etwas sagen soll, aber sie entscheidet sich anders. Sie wird nichts sagen, schließlich steht sie ja in den Diensten von Ester. Die Gräfin wird schon ihren Grund haben, das Geld zu verschweigen. Ester bittet Dieter in den Salon zu gehen, da sie befürchtet, dass er noch mehr herumschnüffeln wird.

      „Das ist das Arbeitszimmer deines Vaters und jetzt ist es meines, ist das klar? Was willst du eigentlich von mir?“, fragt sie Dieter. „Ich möchte daran erinnern, dass du vor genau zwei Wochen sagtest, dass du froh wärst, wenn der Alte endlich weg wäre. Hast du ihn umgebracht?“ „Ich hab so etwas niemals gesagt. Ich habe meinen Grafen geliebt“, beteuert Ester. „Das hat sich damals anders angehört. Vielleicht hast du ja eine Person engagiert, die etwas nachhalf. Aber gut, wenn du mir nicht helfen willst, dann werde ich es eben dem Hauptkommissar Wildfang stecken“, droht Dieter.

      „Wieviel Geld brauchst du denn?“ „Eigentlich sind es fünfzig, aber fünfundzwanzig würden vorerst auch reichen.“ „Da muss ich zuerst auf die Bank.“ „Rede keinen Unsinn, wir wissen alle, dass auf der Bank kein Geld mehr liegt. Das hast du sicher ohne Wissen von Papa umgebucht, schließlich weiß ich, dass du auch eine Vollmacht hast.“ „Das stimmt nicht, wäre gar nicht möglich gewesen, da nur er an die Konten konnte. Er und natürlich der Notar.“ Dieter spürt Esters Nervosität und begreift, dass sie beide im selben Boot sitzen. „Habt ihr in der Schweiz noch ein Konto?“ „Ja da haben wir eines, aber das gehört meinen Eltern. Das hat sich Maximilian so ausgedacht.“ „Aber deine Eltern sind doch schon gestorben“, meint Dieter. „Da irrst du. Meine Mutter lebt in einem sehr schönen Altenstift. Aber ich gebe zu, sie hat starke Demenz. Sie wird keine Ahnung von irgendeinem Konto haben.“

      „Dann lass uns da morgen hinfahren!“, schlägt Dieter vor. „Du weißt doch, das geht nicht. Der Kommissar hat doch unsere Pässe.“ „Ach, entschuldige ich vergaß….“ Das Gespräch zieht sich noch die halbe Nacht. Kathi die Haushälterin ist längst gegangen und Dieter steht in der Küche und versucht sich im Zubereiten von Spaghetti. „Wo ist denn die Tomatensauce?“, ruft er in den Raum. „Da musst du Kathi fragen… oder sieh mal in den Vorratsschrank.“ Ester beobachtet Dieter vom Salon aus, wie er mit dem Küchengeschirr hantiert. Sie bemerkt sogar Ähnlichkeiten mit ihrem Mann. Wie er die Spaghetti schwingt, dann kostet er sie, so hat es auch Maximilian gemacht. Ein netter Kerl dieser Dieter.

      Sie beginnt nachzurechnen, wie groß der Altersunterschied ist. Gerademal zehn Jahre ist sie älter. Dass muss ja kein Hinderungsgrund sein, denkt sie so ganz für sich. Dann spaziert Dieter mit dem angerichteten Abendessen herein. „Was für einen Wein darf ich kredenzen?“, fragt er etwas schüchtern. „Lass uns mit Prosecco beginnen, das dürfte passen!“ Sie beobachten sich gegenseitig, beim Drehen der Nudeln am Tellerrand und beim Schlürfen, so wie man es als Kind auch schon mal gemacht hat. Ein kräftiger Zug und dann verschwindet die Nudel zwischen den Lippen. Sie müssen lachen und empfinden das erste Mal so etwas wie Zuneigung für einander. „Du siehst für dein Alter schon sehr erwachsen aus, außerdem hast du einen tollen Körper. Entschuldige, dass ich das so locker gesagt habe“, meint Ester. „Ich trainiere ja auch täglich. Außerdem bin ich Bergsteiger. Ich bin bei der Bergwacht und bei der freiwilligen Feuerwehr von Salzburg.“

      „Daher also dein durchtrainierter Körper.“ Beim Nachschenken berührt Dieters Hand die Hand von Ester. „Entschuldige, dass wollte ich nicht.“ „Lass nur, es tut gut! Dein Vater hat mich schon lange nicht mehr berührt. Er hatte eine andere. Schon seit drei Monaten.“ „Ach, sieh mal einer an! So ein Lump!“, meint Dieter. Sie müssen beide lachen und Ester steht auf geht zu Dieter und setzt sich auf seinen Schoß. „Du musst übrigens nicht in ein Hotel, wir haben ein Gästezimmer.“ Dieter entgeht das Lächeln nicht, welches ihm Ester schenkt. Gegen dreiundzwanzig Uhr geht dann das Licht im Haus aus. Die Nachbarn hören noch lautes Gelächter.

      Kapitel: 6 Der wichtige Hinweis

      Fast gleichzeitig bequemt sich Tomas aus seinem Sessel aufzustehen. Der Film hat ihn so fasziniert, dass er beim Zusehen eingeschlafen ist. Er sieht auf die Uhr und ist nun wieder hellwach. Er überlegt, ob er vielleicht im Bordell seiner Mutter vorbeischauen sollte. Eine kleine Massage von Winny könnte ihm jetzt recht gut tun. Als er aber über seinen Schreibtisch sieht, stellt er eine unverantwortliche Unordnung fest. Er geht in die Abstellkammer und holt einen großen Karton. Bevor er die Brieftaschen dort hinein gibt, sieht er nochmals alles durch. Zu diesem Zweck zieht er Gummihandschuhe an.

      „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, sagte seine Mutter immer. Erneut hat er die Börse des Grafen in der Hand. Das Leder, aus der sie gefertigt ist, fasziniert ihn, eine gute und teure Arbeit, stellt er fest. „Tolle Arbeit“, sagt er laut vor sich hin. Da die Börse mindestens zwanzig Fächer hat, sieht er nochmals in jedes einzeln hinein. Vielleicht hat er ja etwas übersehen. Tatsächlich steckt in einem Fach ein Zettel mit einer Telefonnummer. „Sieh mal, das ist ja eine Wiener Telefonnummer.“ Den Zahlen nach, eine Nummer aus dem Zwanzigsten Bezirk. Er blickt kurz auf die Uhr und stellt fest, dass es eigentlich schon zu spät ist, einen Fremden anzurufen. Aber warum eigentlich nicht, er kennt ihn ja nicht. Mehr als Auflegen kann der Teilnehmer ja nicht. Tomas schnappt sich den Apparat, sein Handy will er lieber nicht benutzen, da seine Nummer übertragen wird. Die Telefonnummer seines Hausapparates stammt noch von Susanne. Also besteht keine Gefahr sich zu zeigen. Er beginnt zu wählen. Tatsächlich meldet sich eine Frauenstimme. „Weizmann? Wer ruft denn um diese Zeit noch an?“

      „Mutter, du?“, entfährt es Tomas entgeistert. „Wie kommst du denn an diese Nummer? Das ist die Nummer unserer Firma.“ Tomas verschlägt es die Sprache. Als er sich wieder etwas gefangen hat, sagt er: „Entschuldigung ich hab mich verwählt. Oder kennst du etwa einen Grafen Weißenhahn?“

      „Klar kenn ich den Weißenhahn! Der ist ein guter Kunde. Erst vor zwei Wochen war er da. Aber sag mir, wie kommst du auf ihn?“ „Ich hab da eine Börse gefunden, da war die Nummer drinnen.“ „Gefunden, aha!“, kommentiert es die Mutter. „Ich rufe dich morgen früh an. Vielleicht können wir ja am Wochenende mal wieder ins Gänsehäufl. Ein Grillfest steht schon längst ins Haus.“ „Da hast du wirklich Recht. Deine Schwester ist so im Stress, dass sie schon völlig vergessen hat sich um unsere Kabine zu kümmern.“ „Lass mal. Mutter, ich werde mit dem Markus vorbeischauen und alles für ein Grillfest herrichten. Wir sehen uns dann die nächsten Tage, grüße Lucy recht herzlich von mir!“

      „Und du grüßt mir bitte Susanne!“ „Ach wir haben uns getrennt.“ „Sag das nicht! Wie oft habt ihr euch schon getrennt und seid anschließend wieder zusammen im Bett gelandet?“ Tomas legt auf und versucht den Zusammenhang zu verstehen. Was hat seine Mutter mit dem Grafen zu tun? Ist es wirklich nur ein Kunde des Clubs? Er notiert sich die Nummer seiner Mutter, da es eine Geheimnummer ist. Er hat nur die offizielle Nummer, die mit der Durchwahl in das Büro seiner Schwester Lucy. Er überlegt noch einmal, ob er nicht doch zu Winny fahren soll. Es würde ihm gut tun, in ihren Armen zu liegen. Natürlich weiß er, dass sie eine Professionelle ist, aber er liebt sie, nicht so, wie es Verliebte tun, aber doch irgendwie besonders. Sie hat so eine spezielle Art. Vielleicht sind es seine Vorlieben, die sie nun seit über zwei Jahren kennt. Er muss sich vor ihr nicht krumm legen. Noch einen Blick auf die Uhr, dann meldet sich seine Müdigkeit. Die letzten Tage waren anstrengend und aufregend. Ausgehen, das muss jetzt nicht mehr sein, entscheidet er.

      Er geht ins Badezimmer, und stellt sich unter die Dusche. Er lässt das Wasser ewig laufen und denkt dabei an Winny. Am nächsten Morgen entschließt er sich, erst einmal bei Markus vorbeizuschauen, das mit dem Gänsehäufl muss man vorbereiten und bis zum nächsten Wochenende sind es nur noch drei Tage. Er läutet fast zögerlich, überlegt noch kurz, ob es wirklich richtig ist, schon wieder vor der Türe zu stehen. Die letzten Tage war er mehr bei Markus und Fanny als bei sich zu Hause. Aber jetzt hat er schon den Knopf gedrückt und dann steht auch schon Fanny vor ihm. „Hallo, du siehst ja ziemlich zerknittert aus. Wo hast du die letzte Nacht verbracht?“

      „Ich war ganz brav daheim, aber ich hab keine frischen Hemden mehr, du weißt ja, Susanne ist gegangen.“ „Ach, und jetzt denkst du, die liebe Fanny wird mir meine Wäsche schon waschen? Aber da irrst du dich! Du hast genug Geld um dir eine