Angela Merkl

Sexvulkane


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dass sie mich als Mann vielleicht eher akzeptiert als eine Frau. Die Frage ist nur, was ist, wenn die Kleidung ausgezogen ist? Ich brauchte was anderes und entschloss mich, die noch wenige Zeit zu nutzen, um in die Geschäfte zu gehen. Zuvor ging ich noch einmal am Zimmer von Ramona vorbei. Irgendwie hatte ich gehofft, sie meldet sich noch mal bei mir. Ich wollte erst noch klopfen, aber als ich an ihrer Tür lauschte, hörte ich es rauschen, sie duschte.

      Also ging ich in den Ort. Ich hatte keine Idee, wie ich mein Outfit vermaskulinen konnte. Und ernüchtert wurde ich dadurch, dass die Anzahl der Geschäfte sehr überschaubar war. Nachdem ich die Straße auf und ab gelaufen war, stellte ich fest, dass es nur Cafés gab... und ein einziges Modegeschäft: „Brigittas Modestübchen", also ein Geschäft für Frauenmode. Da gab es bestimmt keine Krawatten zu kaufen. Ich schaute dennoch mal durch das Schaufenster und zu meiner Überraschung saß in dem Geschäft eine Mitte Zwanzigjährige. Wie eine Brigitta sah die nicht aus. Als ich genauer hinschaute, sah ich, dass diese Frau eine dunkle Bluse und eine knallrote Krawatte trug. Sah irgendwie gut aus. Die Frau hatte Geschmack, weshalb ich mich entschloss, herein zu gehen. Zu verlieren hatte ich ja nichts. Da sich sonst wohl auch älteres Klientel in diesen Laden verirrt, wurde ich mit einem netten Lächeln empfangen. Sie fragte mich, ob sie mir helfen kann und ich sagte ihr, ob sie eine Idee habe, wie ich zu einem maskulinen Outfit kommen kann. Ich sagte noch zu ihr, dass mir ihr Outfit gefalle und ob sie denn auch Krawatten in diesem Geschäft habe. Sie schaute mich an, und meinte: „Wir haben hier keine Herrensachen. Das Mitbringsel für Deinen Freund musst Du dann wohl woanders kaufen." Ich meinte dann zu ihr: „Nein, nicht für meinen Freund. Ich brauche eine für mich selber." Sie zuckte mit den Schultern und meinte nur, dass sowas hier nicht nachgefragt wird. Sie vertritt auch diese Woche nur ihre Mutter, die selber Urlaub macht und ist sich ziemlich sicher, dass diese sowas auch nicht im Sortiment hat. Ich sagte noch zu ihr, dass ich hoffte, diese Krawatte gebe es hier zu kaufen. Sie lächelte nur und sagte: „Leider nicht". Ich bedankte mich bei und ging wieder.

      Ich war gerade aus dem Geschäft heraus, da rief sie mir hinterher, ich solle zurückkommen. Sie fragte mich, wofür ich denn diese Krawatte brauche. Ich wurde rot, und mir war es auch peinlich. Aber sie war mein Alter und ich erzählte die ganze Geschichte in Kürze, auch die Geschichte, dass ich mich erstmals in eine Frau verknallt habe. Sie hörte mir zu. Als ich fertig war, meinte sie, ich solle mal kurz warten. Dann meinte sie, dass sie hobbymäßig schon immer gern modemäßig kreativ gewesen ist, sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, die mit ihrem Stil überhaupt nicht zurechtkommt. Sie schlug mir vor, mit in mein Hotel zu kommen und mit den Klamotten, die ich in meinem Kleiderschrank habe, etwas zu kombinieren, was Ramona sprachlos macht. Ich wartete noch, bis sie den Laden schloss und dann gingen wir gemeinsam ins Hotel. Da ich von Ramona nicht mit Julia, so hieß sie übrigens, nicht gesehen werden wollte, schlichen wir uns ins Hotel. Aber wem begegnete ich wieder? Der Putzfrau von heute Morgen. Diesmal schaute sie mich total verdattert an, hat wohl gedacht, eine Frau genügt mir nicht. Auf dem Hotelzimmer angekommen, schaute Julia in meinem Kleiderschrank und meinte sofort, sie habe schon das passende gefunden, als sie meinen Hosenanzug hervorkramte. Ich schaute sie an und meinte, dass das voll weiblich aussieht. „Abwarten!", war ihre Antwort. Sie wühlte weiter, schaute dann doch etwas resigniert und fragte mich, ob ich denn keine Bluse dabei hätte. Ich verneinte. Ich trug keine Blusen, sondern nur Shirts unter dem Hosenanzug.

      Aber da fiel mir, dass ich noch ein weißes Hemd von meinem Freund dabei hatte. Er hatte es mal von seinen Eltern geschenkt bekommen. Ihm war das zu klein, mir passte es dagegen wie angegossen, sowohl an der Taille als auch am Kragen. Ich trug es aber nur nachts im Bett, wenn ich ihn vermisste. Es war etwas, was ihm gehörte, und wenn ich mich in das Hemd kuschelte, so war er immer irgendwie bei mir. Mein Glück war, dass ich es bislang in meinem Urlaub noch nicht getragen hatte, so war es auch noch nicht zerknittert. „Na dann: zieh mal alles an!", forderte mich Julia auf, was ich auch tat. Aber die Gestaltung des Outfits gestaltete sich doch etwas schwieriger. Wir probierten alle Varianten durch. Wir schlossen den Kragen, öffneten den Kragen, klappten den Kragen über die Jacke, dann wieder drunter... und kamen zum selben Ergebnis: es sah einfach immer noch zu feminin aus. Julia überlegte, dann grinste sie, legte ihre Krawatte ab und drückte mir das knallrote Stoffstück in die Hand. „Hier, binde Dir das doch mal um...", meinte Julia. Ich schaute sie ratlos an, denn: das konnte ich nicht, weil ich den Knoten nicht beherrschte. Schließlich hatte ich noch nie zuvor eine Krawatte getragen. Also übernahm Julia den Part. Sie machte den Knoten echt flink und schnell. Ich fragte sie noch, ob sie öfter Krawatten trägt und sie meinte nur, dass dies ihre Lieblingskrawatte sei. Sie habe zwar noch mehr, aber die habe sie alle in ihrer Studentenbude. Sie trage an der Uni ziemlich oft welche. Hier nur, wenn ihre Mutter nicht da sei, da diese Krawatten und Frauen mit lesbisch verbindet. Aber ihre Mutter ist ja nicht da. Ich fragte sie ganz neugierig, ob sie denn lesbisch ist. Sie grinste mich an, und meinte nur, dass sie hetero ist. Die Jungs stehen aber auf dieses Outfit total, und das ist auch der Grund, weshalb sie gern mit Bluse und Krawatte, wie auch heute, herumläuft. Dann sagte sie: „Wow, steht Dir prima. Jetzt noch den obersten Knopf zu, Krawatte schließen, Haare zum Pferdeschwanz... fertig! Und wenn Du mir versprichst, sie mir bis übermorgen wiederzubringen, borge ich sie Dir bis dahin. Aber nicht einsauen, die ist aus echter Seide! Ich finde, die passt ganz gut zu Dir, zu dem Hemd und dem Hosenanzug. Deiner Freundin gefällt es bestimmt, Du siehst sehr sexy in dem Outfit aus!"

      Nachdem sie mir noch die Haare zum Pferdeschwanz gebunden hatte, stellte ich mich vor dem Spiegel und: Wow. Es sah echt gut aus. Maskulin und doch feminin zugleich. Ich drückte Julia ganz fest, bedankte mich bei ihr. Sie wünschte mir viel Glück und ging dann. Ich schaute mich dann nochmals im Spiegel an, richtete den Knoten und konnte es kaum erwarten zu Ramona zu gehen.

      Ich hatte auch schon einen Plan, wie ich es anstellen sollte, mich ihr als „Mann" zu nähern. Ich schrieb eine kleine Karte, auf der stand: „Ich würde Sie gerne um 20 Uhr an der Bar auf einen Drink einladen... Ein heimlicher Verehrer". Diese Karte schob ich unter ihrer Tür durch und begann zu warten, dass es 20 Uhr wird. Die Frage war nur: kommt sie? Ich will gar nicht lange herumreden, da die Zeit für mich ohnehin ewig langsam verging. Aber ich muss noch sagen, dass es gegen 19:45 Uhr an meiner Zimmertür klopfte und Ramona nach mir rief. Sie wusste, dass ich auf meinem Zimmer war, aber ich reagierte nicht. Sie rief mir zu, dass sie ab 20 Uhr in der Bar ist. Wenn ich sie sehen will, soll ich nachkommen. Ich schlich mich kurz nach 8 langsam von hinten an die Bar, so dass mich Ramona nicht sehen konnte. Sie hatte sich eine Jeans angezogen und ein enges T-Shirt. Es sah sexy aus, wie ihre kleinen Speckröllchen über der Hose hervorschauten. Als ich hinter ihr stand, verdeckte ich ihre Augen mit meinen Händen. Mein Herz schlug schneller auf Aufregung.

      Sie entzog sich geschickt dieser Umklammerung und drehte sich um. Sie wollte wissen, wer ihr geheimnisvoller Verehrer sei. Und schaute mich glücklich, baff und erfreut an. Sie strahlte und sagte: „Bist Du mein Verehrer? Du siehst toll aus, total sexy. Ich hoffte so sehr, dass die Karte von Dir war. Es tut mir leid, was heute Morgen geschehen war." Ich schaute sie an, und sagte: „Ich sehe, Du hast meine Einladung gefunden. Darf ich Dich küssen, von Mann zu Frau?" Sie grinste mich an, schaute verlegen nach links und rechts, und meinte: „Das können wir doch nicht bringen. Was sollen die Leute sagen?" Ich antwortete ihr: „Wo ist das Problem, wenn ein Mann eine sexy Frau in der Öffentlichkeit küsst? Und wenn jemand ein Problem damit hat, soll er es mir sagen." In mir kribbelte es. Es erregte mich ja ohnehin schon, in Männerklamotten die Bar zu betreten. Jeder konnte ja sehen, dass ich eine Frau war. Aber noch mehr erregte es mich, vielleicht gleich meinen ersten lesbischen Kuss in der Öffentlichkeit zu geben und den Menschen zu sagen: ja, ich stehe auf Frauen. Ramona gestand mir später, dass es ihr nicht anders ging. Die Blicke der Öffentlichkeit ließen mich fast auslaufen. Und dann sagte, nein, hauchte Ramona endlich: „Ja... bitte, küss mich...", was ich mir nicht 2mal sagen ließ. Nur: Ramona war schneller. Sie packte mich an meiner Krawatte, zog mich zu sich herunter und wir küssten und knutschten uns hemmungslos.

      Nach endlosen wunderschönen Minuten fragte sie mich, ob wir auf das Zimmer gehen wollen. Ich grinste sie an und nickte, und Hand in Hand gingen wir an den gaffenden Gästen und dem Personal vorbei auf Ramonas Zimmer. Dort angekommen, ging die wilde Knutscherei weiter. Ramona meinte zu mir, dass es sie sehr erregt hat, mit mir in der Öffentlichkeit zu küssen und fragte mich, ob wir morgen das Personal noch einmal schocken wollen,