»Nun, Alexander«, fuhr sie fort, ohne sich seiner privaten, geilen Gedanken bewusst zu sein, »ich glaube, du wirst schnell herausfinden, dass ich sehr viel komplizierter als das bin. Also, um es auf den Punkt zu bringen: Wenn ich dich nicht ausdrücklich zu etwas auffordere, dann solltest du es einfach nicht tun! Okay?!«
»Ja, Mistress«, nickte er mit gesenktem Blick.
»Hier«, setzte sie fort und schob ihm wie beiläufig ein Smartphone zu. »Nimm das.«
Alexander streckte seine Hand aus und nahm es vom Tisch – ein nagelneues ›iPhone 11 Pro Max‹ in Roségold.
»Das ist mein persönliches Telefon«, erklärte sie ihm. »Ich habe heute ein wichtiges Date und mein straffer Zeitplan erlaubt es nicht, mich ständig um dumme kleine Nachrichten zu kümmern. Wenn ich also bis zum Ende der Bürozeit irgendwelche Kurznachrichten erhalte, erwarte ich, dass du sie beantwortest und vorgibst, Ich zu sein. Verstanden?!«
»Ähm, … ja, Mistress«, antwortete er zögernd und versuchte Zuversicht auszustrahlen, der Aufgabe gerecht zu werden – denn natürlich begann er sich direkt Sorgen zu machen, der Sache nicht gewachsen zu sein.
»Ausgezeichnet«, nickte sie. »Der Code zum entsperren lautet: 6969. Das bedeutet aber nicht, dass du berechtigt bist, meine Nachrichten und Fotos zu durchforsten. Ich bitte dich lediglich, auf neue Nachrichten zu antworten. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
Er nickte.
»Dann darfst du dich jetzt entfernen, Alexander«, zischte sie.
»Ja, Mistress«, antwortete er schnell und eilte wieder aus ihrem Büro, und erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde ihm klar, dass er gar nicht wirklich wusste, wohin er jetzt gehen sollte. Er hatte zwar seine Aufgabe für den heutigen Tag bekommen, ihre Anrufe zu überwachen und ihre Textnachrichten zu beantworten, aber von wo aus sollte er das machen? Schließlich besaß er keinen eigenen Schreibtisch oder gar ein Zimmer, und er konnte ja schließlich nicht die ganze Zeit über im Flur herumlungern.
»Hey, Alexander«, rief ihn eine fröhliche Stimme und verdrängte ihn aus seinen Gedanken.
Er schaute sich um und sah Candice, die ihn nur wenige Meter entfernt von ihrem Platz am Empfang aus anlächelte.
»Alles okay mit dir?«, fragte sie nach.
»Ich denke schon. Sicher«, murmelte er, wenngleich er sich völlig gedemütigt und verlegen fühlte, zu beschämt, um ihr all seine erbärmlichen Sorgen einzugestehen. »Mir geht’s gut. Danke der Nachfrage.«
Einem inneren Impuls folgen verschwand er schnell im Hauptbüro – hauptsächlich, um sich von ihr zu entfernen. In der Hoffnung, einen freien Schreibtisch zu finden, sah er sich um. Aber er konnte in dem geschäftigen Büro keinen Platz für sich ausmachen. Und als er fühlte, wie ihn alle anstarrten und sich wohl fragten, was er da tat, sah er die einzige Chance darin, zu verschwinden und so selbstbewusst wie irgend möglich auf die Waschräume zuzugehen.
Zu seinem Glück fand er die Toiletten leer vor, und er beschloss sich in einer der Kabinen einzuschließen und sich dort auf der geschlossenen Keramik niederzulassen. Sein Gesicht brannte vor Scham, als er das wertvolle Smartphone in seinen verschwitzten Händen betrachtete und darüber nachdachte, wie absolut beschissen sein neuer Job war.
Warum, zum Teufel, war ich heute Morgen nur so aufgeregt, dass ich es kaum erwarten konnte zur Arbeit zu kommen?, fragte er sich still und seufzte leise vor sich hin: »Dieser Job ist auf gewisse Weise eine einzige Folter!«
Aber selbst als er darüber nachdachte, spürte er einen anderen Teil in sich, den es erregte, Miss Fouquets privates ›iPhone‹ freizuschalten und ein wenig in ihren privaten Angelegenheiten herumzuschnüffeln, obwohl sie ihm dies ausdrücklich untersagt hatte. Und nachdem er ein wenig zur Ruhe und wieder zu sich selbst gefunden hatte, machte er es sich in der engen Kabine so bequem wie es ging und tippte den Freischalt-Code ein …
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