Kaspar Graf von Heumar

Der Weg zur perfekten Hure


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den Jana sonntags liebevoll zubereitet und den die Familie gemeinsam vor dem Kamin verzehrt. Die „Felle“ sind Janas sündhaft teure Chanelkostüme, die sie mit Stolz ihren Freundinnen präsentiert. Thomas hat aber auch nicht unendlich viel Geld. Und vor allem kauft dieser lieber einen schicken Sportwagen als „Schwanzverlängerung“. Thomas hat nämlich einen ganz kleinen Pipimann ;) ..., der unter anderem ein Grund dafür ist, dass auch er sich nicht traut, solch „böse“ Mädchen wie unsere vorhin erwähnte Anna anzusprechen. Auf jeden Fall geht auch Thomas in den Puff. Vielleicht sogar mit Markus. Sein Geld gibt er jedenfalls nicht gern für Janas Chanelkostümchen aus.

      Seit ihre Zwillinge Max und Moritz auf der Welt sind, mag Jana auch gar nicht mehr mit Thomas vögeln. Abends hat sie groooße Kopfschmerzen. Und am Tage ist sie wahnsinnig beschäftigt mit den Kindern, und auch Thomas geht arbeiten. Manchmal träumt Jana heimlich von hemmungslosem Sex mit einem coolen Typen. Aber meistens von neuen Chanelkostümchen und Handtaschen von Louis Vuitton. Damit Thomas ihr sowas kauft, muss sie seinen kleinen Pipimann Sonntagabend dann doch zumindest mal etwas ausführlicher in den Mund nehmen und später ganz lieb fragen. Der Unterschied zwischen Jana und einer professionellen Hure ist folgender:

      1. Abends schläft Jana neben dem dickbäuchigen, furzenden Thomas ein.

      – Eine Hure schläft allein, oder neben dem, den SIE gerade will.

      2. Was Jana und außer ihr natürlich Millionen von Frauen dieser Welt genauso tun, ist zwar heuchlerisch aber „gesellschaftlich ok“. Na, dann ...

       – Eine Hure nimmt unmittelbar Geld für Sex. Es wird offen ausgesprochen, dass der Sex in direktem Bezug zu einer Gegen- leistung (nämlich Geld) steht.

      Das, was Frauen wie Jana machen, kann man als gesellschaftlich adäquate Prostitution ansehen. Dass es unserem Beispiel folgend dasselbe ist wie die professionelle Prostitution, wird nun deutlich. Ich betone nochmal: In Janas Fall wird das Geschäft, nämlich Sex im Tausch gegen Sicherheit, Geld und Hilfe nur nicht als „Geschäft“ bezeichnet und oft auch von beiden Beteiligten nicht als solches wahrgenommen. Deshalb kann man auch Jana keinen wirklichen Vorwurf machen. Sie handelt nur nach ihrem anerzogenen Instinkt. Aber wie man es dreht und wendet: „Sex gegen Leistung“ gibt es immer und überall. Mal offen und mal versteckt.

      Die Gesellschaft hat sich eine verächtliche Meinung zu direkter (professioneller) Prostitution auf die Fahne geschrieben. Diese Meinung resultiert aus Schamgefühl, sexuellen Komplexen und anerzogenen Moralvorstellungen von Leuten wie Thomas, Markus und Jana. Wir werden daran nichts ändern können. Aber wir können diese Ansicht nun einordnen. Wir sehen solche Menschen jetzt mit gänzlich anderen Augen. Mir persönlich tun sie mittlerweile einfach nur leid.

      Natürlich stellt sich die Frage, warum Frauen wie Jana nicht selbst professionelle Huren sind? Zum einen will Jana die Erwartungshaltung ihrer Eltern befriedigen. Von Kindheit an hat sie dieses Lebensmodell als erfolgreich und nachahmenswert kennengelernt. Ihre Mutter wird höchstwahrscheinlich ein ähnliches Beziehungsmuster vorgelebt haben. Und dann ist da noch ihr sonstiges Umfeld. Freunde, Arbeitskollegen usw. Anzunehmen ist, dass auch sie nach dem gleichen Muster leben wie Jana. Ihr wurden Märchen vorgelesen, in denen Prinzen (wie Thomas) auf einem weißen Pferd kleine Mädchen heiraten und zu Prinzessinnen machen. Dann lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Mein Gott, was wird mir schlecht! Wenn die Liebe doch so einfach wäre! Alle Janas haben zudem große Angst, alleine zu sein. Darum bauen sie eine Mauer aus „Verantwortung“ um sich herum. Kinder, Heirat, Haustiere, feste Arbeitsstellen, Hobbys und ihre Position als Elternvertreterin in der Schule der Kinder geben ihr Halt und schützen, so glaubt sie, Thomas und sich vor der Trennung. Sie ist tatsächlich der Meinung, dass sie sich dadurch nicht austauschbar macht. Ein Stück weit funktioniert diese Technik sogar. Aber sie ist dadurch nicht mehr das Idealbild sexueller Anziehung für Thomas.

      Durch ihre Kochkünste und die Tatsache, dass sie Thomas auch außerhalb seiner Arbeit durch Kinder, Gartenarbeit und ähnliches beschäftigt, degradiert sie ihn zu einem für andere Frauen völlig unattraktiven Sesselfurzer, den ihr niemand mehr wegnehmen wird. Selbstverständlich leidet ihre eigene sexuelle Lust auf Thomas ebenfalls darunter. Auf der einen Seite will sie ja selber einen coolen Typen haben, auf der anderen Seite kann sie es sich aber nicht erlauben, alleine dazustehen. Also macht sie Thomas zum Schoßhündchen. Wuff, wuff! Eine andere Frau (vielleicht sogar eine Hure), in die Thomas sich verliebt, wird sie bald eines Besseren belehren. Aber das ist Gott sei Dank eine andere Geschichte und definitiv nicht unser Problem.

      Psychische Gesundheit

      Allerdings gibt es einen weiteren wichtigen Punkt, der bei der Überlegung „Ist das was für mich“ nicht außer Acht gelassen werden sollte. Es ist natürlich Quatsch zu sagen, dass der Job als Hure zwangsläufig zu psychischen Schäden führt. Jede andere Arbeit, die nicht das Richtige für uns ist, nagt ebenso an uns. Sprich, sie kann uns langfristig nicht gut tun. Fühle ich mich nicht wohl, dann sollte ich immer darüber nachdenken, mich beruflich zu verändern. Man kann dann nämlich in diesem Job, was es auch ist, ohnehin nicht sonderlich erfolgreich sein. Jedenfalls nicht, ohne einen viel zu hohen Preis dafür zu bezahlen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man keinesfalls an die Belastungsgrenze gehen darf. Hier sprechen wir von zwei grundverschiedenen Dingen! Man sagt Huren nach, dass sie alle „einen an der Klatsche haben“, sprich, irgendwo gestört sind. So eine Pauschalisierung ist mehr als unfair und entspringt dem klassischen Schubladendenken. Trotzdem entstehen solche Gerüchte oder Glaubenssätze nicht ohne Grund. Nur ist die Ursache eine andere. Nirgendwo finden wir mehr emotional gestörte Persönlichkeiten auf einem Haufen als in Bordellen. Aus eigener Erfahrung muss ich das leider bestätigen. Das ist zum einen deshalb so, weil es in diesem Job erstmal weniger auffällt als in anderen. Solche Mädchen suchen natürlich nach beruflichen Möglichkeiten, wo sie trotz ihrer Eigentümlichkeit Karriere machen können. Der andere Grund ist, dass es bestimmte Menschen mit Persönlichkeitsstörungen gibt, für die ein Bordell eine Art Bühne darstellt. Entweder um einen krankhaften Geltungsdrang durch die Beachtung und die Komplimente der Gäste zu befriedigen oder um sich selbst emotional zu bestrafen. Das Rotlichtumfeld ist für diese Personen oft wie ein Magnet.

      Wer diese oder ähnliche Absichten hat, dem sei gesagt, dass er hier völlig falsch aufgehoben ist. Ohne Zweifel können diese Menschen unheimlich gute Huren sein. Sie besitzen grandioses schauspielerisches Talent und Verführungsfähigkeiten. Aber sie zerstören sich damit völlig. Zwar treffen sie dort wahrscheinlich auf Gleichgesinnte oder zumindest auf gute Zuhörer und finden sicher die Beachtung, die sie suchen, ändern aber an dem Problem, das irgendwo in ihnen schlummert, nicht das Geringste.

      Bordelle sind kein Therapieersatz. Die Motivation ist vergleichbar mit der alter Menschen, die häufig zum Arzt gehen, um nicht allein zu sein. Liegt eine psychische Störung gleich welcher Art vor oder ist sie zu vermuten oder sogar per Diagnose schon amtlich, dann bitte die Finger weg lassen. Besonders zu erwähnen sind an dieser Stelle:

      Die Borderlinepersönlichkeitsstörung (BPS), schizotypische Persönlichkeitsstörung, dependente Persönlichkeitsstörung, stark narzisstische Persönlichkeit, paranoide Störung, manisch-depressive Störung und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Wie schon gesagt, ist dieses Anliegen ein sehr persönliches. Bitte seid so ehrlich zu euch selbst, dass, auch wenn ihr keine diagnostizierte Krankheit dieser oder ähnlicher Art habt, genau zu hinterfragen, welche Beweggründe ihr habt, euch für diesen Beruf zu entscheiden. An dieser Stelle sollte man ehrlich zu sich selbst sein und tief in sich hinein hören. Die psychische Gesundheit erhält sich durch Erfolgserlebnisse sowie Belohnungen für geleistete Arbeit.

      Natürlich ist das Geld ein ehrliches Feedback. Die Einstellung dazu betrachten wir im nachfolgenden Kapitel. Aber auch Ruhepausen, sprich, freie Tage, konstruktiv zu nutzen, trägt stark dazu bei, psychisch gesund zu bleiben. Ich spreche hier nicht von Diskothekenbesuchen und Alkoholexzessen. Tanzen an sich fällt allerdings durchaus darunter. Ähnlich wie jedes andere gesunde Hobby. In der Freizeit sollte es neben Familie, Lebenspartner, Freunden auch immer genügend Raum ganz für sich allein geben. Grundsätzlich gilt allerdings, dass das Privatleben viel stärker entscheidend für die Stabilität (auch beruflich) ist als der Beruf an sich.