Stephane Rambicourt

Irmelie, die Kräuterhexe vom Wildsee


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in ihre Hütte gehen. Heute leistete sie sich eine Busfahrt nach Sprollenhaus. In ihrer Wohnung angekommen leerte sie den Briefkasten, in dem neben einer Unmenge von Werbung ein Brief von der Stadt Bad Wildbad und ein Brief von der Frau des Bürgermeisters waren. Das Ordnungsamt der Stadt Bad Wildbad hatte ihr einen Stand auf dem Wochenmarkt reserviert und die Frau des Bürgermeisters hatte lud sie ein einen Vortrag zur Homöopathie vor der Apothekenkammer zu halten; dazu hatte sie aber absolut keine Lust und das würde sie ihr auch sagen.

      Aufmerksam schaute sie sich ihre Wohnung und vor allem das kleine Labor an. Anschließend machte sie sich auf den Weg zu ihrer Hütte. Während sie ging, dachte sie über ihre Freunde und vor allem über Franz Steiner nach. Wie sollte sie ihm helfen können, wenn er Krebs hat? Katharina, ihre Ururgrossmutter hatte sie wissen lassen, dass sie helfen kann aber nicht wie.

      „Das weißt du doch, Irmelie“, hörte sie plötzlich wieder Katharina sagen, „du hast in der Kiste Samen und eine Wurzel gefunden mit der du deinem Freund helfen kannst. Du musst nur aus den Pflanzen den Saft extrahieren. Dann gibst du deinem Freund 10 Tropfen davon und er wird schnell wieder gesund. Versprochen.“

      Ja das würde sie morgen sofort in Angriff nehmen und auch die Samen kultivieren und die DNA der Blüten und der Wurzel extrahieren und anschließend kultivieren. Diese Tätigkeit hatte jetzt absolute Priorität.

      „Ich werde morgen, wenn ich einkaufen gehe, meinen Bekannten vom DNA-Institut „Save the Soul“ anrufen und ihn bitten, mir einen Platz im Institut für 2 oder 3 Stunden zur Verfügung zu stellen, das müsste reichen“, murmelte sie und ging schneller in Richtung ihrer Hütte. Da es bereits dunkel geworden war, brauchte sie keine große Sorge zu haben entdeckt zu werden.

      Bevor sie ihre Hütte erreichte, blieb sie auf einmal wie angewurzelt stehen. Vor ihr standen eine ganze Wildschweinfamilie, Eber und Sau, sowie drei kleine Frischlinge. Plötzlich hörte sie den Wildschweineber sagen: „Irmelie, du brauchst doch keine Angst vor uns zu haben. Wir sind wie die anderen Tiere deine Freunde.“

      „Danke, aber ich hatte mich nur etwas erschrocken. Entschuldigt bitte meine Ungeschicktheit“, sagte Irmelie.

      „Kein Problem, sollen wir dich bis zu deiner Hütte begleiten?“ fragte der Wildschweineber.

      „Ja gerne. Ich werde heute auch wieder zu Hubertus an den Wildsee gehen. Kennt ihr Hubertus?“ erwiderte Irmelie.

      „Natürlich, wer kennt ihn nicht. Er ist der gute Geist des ganzen Kaltenbronns. Ich heiße übrigens Toni, das ist meine Frau Bärbel und das sind unsere Kinder Marie und Anton“, erklärte ihr Toni.

      Während sie den Weg zur Hütte gingen, erzählten Toni und Bärbel, dass sie eine sonderbare Wurzel gefunden haben und sie vereinbarten am nächsten Tag Irmelie zu der Wurzel zu führen.

      Irmelie musste lächeln. „Wer hätte das jemals gedacht, dass ich mich mit Wildschweinen unterhalte und die mich auch noch nach Hause begleiten. Schon ein wenig verrückt das Ganze“, dachte sie für sich.

      „Wir müssen jetzt schnell wieder in den Wald. Heute sind wieder mal Jäger unterwegs und da könnte es gefährlich werden“, verabschiedeten sich Toni und seine Familie von Irmelie.

      Sie zog sich rasch wieder um. In den Kleidern die sie heute an hatte fühlte sie sich nicht mehr wohl, ihre weiten Kleider waren da viel besser.

      Kurz vor Mitternacht ging Irmelie zum Wildsee um sich mit Hubertus zu unterhalten.

      Auf dem Weg hörte sie weit entfernt das Knallen eines Gewehres. Sie dachte sich aber nichts dabei.

      Pünktlich um Mitternacht erschien Hubertus und er hatte Urmelda und Katharina mit dabei.

      Während Hubertus und Irmelie sich über den Tag mit ihren Freunden unterhalten hatte, fragte Urmelda nach ihrem Freund Franz Steiner.

      „Du hast die beiden sehr gerne?“ fragte Urmelda.

      „Ja das hab ich. Franz war mein erster Chef und Karin kenne ich auch schon fast 30 Jahre. Sie sind meine einzigen guten Freunde. Deshalb ist es schwer für mich zu hören, dass es Franz nicht gut geht“, antwortete Irmelie.

      „Aber Katharina hat dir doch gesagt, dass du helfen kannst. Auch wenn die Krankheit noch so schlimm ist“, erklärte Urmelda bestimmt.

      „Ja, aber wie soll so etwas gehen? Die Medizin heute ist so weit, wie soll ich da helfen können? Mit einem Wurzelextrakt? Und das von einer Wurzel die schon mindestens 100 Jahre alt ist? Das kann doch eigentlich nicht funktionieren“, entgegnete Irmelie.

      „Die Wurzel ist schon sehr alt, aber sie hat von ihrer Kraft nichts eingebüßt. Außerdem hat Toni dir doch von einer Wurzel erzählt, die er gefunden hat. Dort wächst auch eine Pflanze, deren Samen du in der Kiste gefunden hast, sie heißt Silphium. Du kannst diese Wurzel ausgraben, aber bedenke, sie muss, bevor du sie anwenden kannst, gut abgelagert sein, sonst ist der Extrakt zu stark“, erklärte Urmelda, du hast die Möglichkeit die Wirkstoffe mit der neuen Technik zu vergleichen. Tu das und du wirst sehen, dass ich Recht habe.“

      „Ich denke das Kind weiß, wie sie zu verfahren hat. Sie muss ihre Erfahrungen sammeln, wie wir anderen auch“, mischte sich nun Katharina in das Gespräch ein.

      „Ich weiß Katharina. Aber ich denke das Kind dürfte gerne mehr nachfragen und vor allem endlich beginnen den Samen zu kultivieren“, murrte Urmelda.

      „Meine Damen, Irmelie hat so viel zu tun und zu verarbeiten. Sie kann noch nicht soweit sein wie ihr beiden. Lasst ihr die Zeit die sie braucht. Wichtig ist dass sie den Kaltenbronn in ihren Besitz bekommt, damit die Natur bleibt wie sie ist und sich weiter erholen kann. Außerdem müssen wir jetzt wieder gehen. Irmelie, geh deinen Weg. Er ist richtig. Bis morgen“, erklärte Hubertus und schnell lösten sich die Nebelschwaden über dem See auf und die Drei waren weg.

      Irmelie blieb noch eine Weile am Wildsee stehen und ging langsam zurück zum Bohlensteg. Dort setzte sie sich an den Rand, schaute hinaus auf den See und hing ihren Gedanken nach. Nach einigen Minuten hörte sie ein Rauschen in der Luft und blickte sich um. Auf einem Pfosten des Bohlenweges saß Rudolf, der Uhu.

      „Geh nach Hause Irmelie. Hier werden bald Menschen mit Gewehren auftauchen. Da ist es besser nicht in der Nähe zu sein“, empfahl ihr Rudolf. „wir sehen uns morgen. Ich komme zu dir, mit Toni wenn es in Ordnung ist.“

      „Ja, gerne, kommt nur, ich erwarte euch“, antwortete sie müde, stand auf und ging zu ihrer Hütte.

      Dort angekommen legte sie sich gleich ins Bett und fiel in einen schnellen tiefen Schlaf.

      Als sie erwachte schien bereits die Sonne und Rudolf und Toni mit seiner Familie warteten geduldig auf Irmelies erscheinen. Selbst die Frischlinge Marie und Anton warteten geduldig im Gras liegend.

      Verschlafen kam Irmelie aus ihrer Hütte und ging, ohne dass sie die Tiere bemerkte zu ihrer Quelle und machte ihre Morgentoilette, wie jeden morgen. Als sie sich aufrichtete und noch mal kräftig streckte, bemerkte sie Rudolf, Toni, Bärbel, Anton und Marie.

      „Oh ihr seid schon da? Ich bin gleich soweit, muss nur noch schnell einen Schluck Kaffee trinken, der ist gleich fertig“, entschuldigte sie sich bei ihren Freunden.

      „Lass dir nur Zeit Irmelie“, sagte Rudolf.

      Sie beeilte sich trotzdem und nach wenigen Minuten war sie bereit mit ihren Freunden loszuziehen.

      „Wo geht es denn heute hin?“ fragte sie und entfaltete ihre topografische Karte.

      „Wir werden ungefähr eine Stunde lang Richtung Nordwest gehen. Die Stelle mit den Heilpflanzen die ich dir zeigen soll, ist in unmittelbarer Nähe der Wurzel, die Toni gefunden hat“, referierte Rudolf

      Irmelie blickte kurz auf ihre Karte und schätzte den ungefähren Standort der Pflanzen ab.

      „Also, dann los“, sagte Irmelie.

      Sie wanderten durch das dichte Unterholz des Bannwaldes und erreichten nach knapp einer Stunde die Stelle mit den Heilpflanzen.

      Irmelie