Dominik Michalke

Arym Var


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Kantonen, sowie von Kriegen gegen kleine Rebellen-oder Piratenkantone. Doch immer waren die Kriege mit Technologien von Menschen gegen Menschen geführt worden. Der AKZ besaß die besten Technologien in den bekannten Systemen weit und breit. Selbst die Streitkräfte der Krakh würden im Falle eines Krieges nicht das Geringste allein gegen den Zusammenschluss ausrichten können. Mit diesen Technologien konnten alle bisherigen Kriege – mit oder ohne Gewalt – gelöst werden.

      Der AKZ verfügte neben den Olympfregatten über eine enorme Streitmacht, über Xeter-Geschwader, Andragon-Kampfkreuzer und Absolute-Torpedoträgern reichend bis hin zu kleineren Kampfschiffen, ob mehrköpfige Hybrid-Tachyonlanzenträger oder einköpfige Tachyon-Scarlets. Mit dieser Streitmacht konnten rein theoretisch gesamte Systeme wie das Krakh-System eingenommen werden.

      Die Olympfregatten des AKZ besaßen Vorrichtungen, deren Feuerkraft kleine Monde zerstören konnten. Manche munkelten, das viel besagte Schafott der Epos könne sogar Planeten vernichten. In Aktion gesehen hatte es jedoch noch nie jemand.

      Aber was, wenn eine feindliche Spezies nun Technologien besaß, die denen der Andragon-Kantone weit überlegen war?

      »Die militärische Macht der Andragon-Kantone ist unbesiegbar und gottgleich«, hörte Morgaine in Gedanken Ernst Möbius sprechen, einen hohen Militäroffizier der AKZ-Streitmacht. Doch die Menschheit würde nicht zum ersten Mal an ihrer Selbstüberschätzung scheitern.

      Morgaine stand auf, stellte sich vor das Fenster und blickte die Sterne im Weltraum an.

      Sie glaubte, dass sich etwas veränderte. Seit Thorwald Ravenberg tot war und sein äußerst suspekter Sohn den Zusammenschluss regierte, seit die Andragon-Kantone ins Arym Var-System vorgestoßen waren, war etwas im Gange, dessen Folgen oder Ausgang niemand erahnen konnte. Die Andragon-Kantone waren dabei, sich zu verändern.

      Morgaine fragte sich, welche Rolle sie dabei spielen würde. Es galt abzuwarten.

      Einige Stunden später erwachte Morgaine aus einem zu ihrer Verwunderung erstaunlich ruhigem und entspannendem Schlaf in ihren Privatgemächern.

      Als könne er hellsehen, meldete sich der erste Offizier Khaust genau in diesem Augenblick über das Schiff-Kom. »Captain Hera, hier spricht der erste Offizier von der Brücke der Stronghold. Wir erreichen in etwa einer Stunde die Koordinaten, an denen der Späher der Epos die Energiesignaturen registriert hatte. Wir bitten sie auf die Brücke.«

      »Bestätigt«, hauchte Morgaine und gähnte gelassen. Doch mit einem Mal schien die gesamte Situation wie eine Last wieder auf sie nieder zu sinken und ihr die Luft zu rauben.

      Sie machte sich fertig und ging auf die Brücke.

      Khaust schenkte ihr ein Nicken bevor er sprach. »Wir haben das Portal auf dem Monitor.« Er wies mit der Linken in Richtung des riesigen Plasmamonitors, der etwa zehn Meter entfernt emporragte.

      Zwei schmale, divergierende dunkle Bögen, die nicht anders als die des Bogenscheinportals von ‚Erbe des Lichts‘ nach Arym Var aussahen, waren darauf zu erkennen. Sie standen reglos wie zwei eingefrorene, verbogene Metallsäulen im Weltall.

      »Die Koordinaten jedoch führen uns daran vorbei, in mehrere weitere Millionen Kilometer Nexusferne.« Khaust klang konzentriert wie immer. Er hatte die Arme am Rücken verschränkt und sah ruhig auf den Monitor.

      »Ich verstehe«, murmelte Morgaine und strich sich über ihre faltige Stirn.

      »Ravenberg sprach von einer Signatur in der Nähe des Bogenscheinportals.

      Gibt es schon irgendetwas, das die Scanner registriert haben?«

      »Bisher noch nichts. Nicht das Geringste«, sagte Khaust ohne zu Zögern.

      »Bei unserer derzeitigen Position können wir fremde Energiemuster bis auf etwa fünfhundert Millionen Kilometer weit scannen. Es ist jedoch so, dass wir weder in nexusnaher, noch in nexusfernerer Gegend um das Bogenscheinportal nach ‚Grüner Schlund‘ ...«

      Ein Offizier der Scan- und Sensorenstation unterbrach Khaust lauthals.

      »Captain! Sir! Wir haben das Energiemuster! Ich habe es bereits mit den Mustern verglichen, die sie von Ravenbergs Scans erhalten haben und die Signatur ist identisch. Das Seltsame ist nur, dass die Koordinaten des Musters weit vom Bogenscheinportal entfernt sind. Laut meinen Berechnungen müsste es sogar in ... nexusnäherer Position liegen, als wir uns gerade befinden ...« Die letzten Worte des Offiziers klangen verwundert.

      »Wieso haben wir es dann jetzt erst entdeckt?«, fragte Morgaine nicht ungereizt.

      Der Offizier kratzte sich provisorisch am Kopf. »Nun, es gibt da einige ... eigenartige Fluktuationen, die ich mir nicht zu erklären ...«

      »Kurs nehmen«, unterbrach ihn Morgaine und warf dem Steueroffizier einen deutlichen Blick zu. »Reagiert es bereits auf unsere Präsenz?«, fragte sie dann mehr in den Raum hinein als konkret an eine Person gerichtet.

      »Negativ«, antwortete ein Offizier.

      Das leise Summen des PGA änderte seine Tonlage. Die Geschwindigkeit wurde gedrosselt. Auf dem Hauptmonitor konnte Morgaine sehen, wie die bisher regungslosen Sterne in einer langsamen Linksbewegung wegdrifteten.

      Die riesige Stronghold vollführte eine Rechtsdrehung und visierte den neuen Kurs an. Von der Drehung selbst konnte man nicht das Geringste spüren, weil der Schwerkraftgenerator die Bewegungen des Schiffs perfekt kompensierte.

      »Geschwindigkeit?«, fragte der Steueroffizier.

      »AKZ-Prioritätsgeschwindigkeit«, antwortete Morgaine wie aus der Pistole geschossen. »Reichweite bis auf hundert Millionen Kilometer. Bringen sie uns ran, bis wir erkennen können, um was es sich handelt.«

      »Bestätigt, Captain.« Der Steueroffizier betätigte mit konzentrierter Miene mehrere Knöpfe auf seiner riesigen Konsole, die zentraler als die vielen anderen in der Brücke angebracht war. Der PGA beschleunigte das Schiff wieder auf halbe Lichtgeschwindigkeit.

      »Captain.« Die Stimme des Offiziers der Scan- und Sensorenstation war fast nicht zu hören.

      Khaust und Morgaine blickten gleichzeitig in seine Richtung.

      »Dieses Ding ...« Es war ungewöhnlich, dass sich ein Offizier auf der Brücke einer Olympfregatte nicht ordnungsgemäß ausdrückte. »Es ... ist irgendwie nicht nur an einer Position.«

      »Konkretisieren.« Khausts Stimme klang fast gelangweilt.

      »Es scheint irgendwie seine Position zu verändern, als wie wenn es die ganze Zeit Teleportationssprünge unternehmen würde. Als wie wenn es sich nicht ausschließlich ... im normalen Raumkontinuum bewegen würde. So etwas ist eigentlich nicht möglich.«

      Morgaine schwieg. Khaust auch. Er sah sie an.

      »Darum sind wir hier. Um herauszufinden wie so etwas möglich ist«, sagte sie schließlich und zog die Augenbrauen nach oben. »Kurs halten«, fügte sie überflüssigerweise hinzu und wandte sich an Khaust. »Kümmern sie sich darum, dass die Sonden einsatzbereit gemacht werden.«

      Er nickte und verschwand durch den Haupteingang der Brücke.

      Bald befand sich die Stronghold in hundert Millionen Kilometer Reichweite zu dem Objekt.

      »Drosseln auf Driftgeschwindigkeit.« Morgaine wandte sich vom Hauptmonitor ab und dem Offizier der Scan- und Sensorstation zu. »Gibt es schon mehr Informationen?«

      »Positiv. Es scheint sich tatsächlich um eine Art Schiff zu handeln, das ...« Er schien nach einem Wort zu suchen, das er nicht fand und sagte schließlich: » ... wirr herumspringt. Als wäre es nicht an die Gesetze von Raum und Zeit gebunden. Oder zumindest an die des Raums. Allerdings bewegt es sich relativ langsam. Extrem langsam, um es genau zu formulieren. Bei einer derartigen Geschwindigkeit würde das Objekt etwa zwei Erdwochen brauchen, um den Nexus zu erreichen.«

      Morgaine sah den Funkoffizier an. »Bauen sie eine Langstrecken-Interstellar-Kom-Verbindung auf. Frequenzteiler auf komplette Bandbreite einstellen.«

      Der