Alexandra Felleitner

Der Mensch denkt - Paul lenkt


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roten Seidenrose und dazu zwei rote Duftteelichter. Auch hier streut er ein paar lose Rosenblätter und betrachtet sein Kunstwerk.

      Was man nicht alles für Frauen machen muss!

      Eddie klingelt pünktlich um 21:45 Uhr an der Tür.

      Perfektes Timing!

      Ein letzter Blick in den Spiegel, dann öffnet er die Tür.

      “Auf in Jimmys Bar!“

      Barkeeper Joe winkt seinen beiden Stammgästen zu. Eddie deutet mit zwei hochgestreckten Fingern zurück. Er schuldet Max einen Drink für die ungeplante Einzelstunde mit Frau von Wernher. Am Tresen angelangt, stellt ihnen Joe auch schon zwei Flaschen Bier hin. Sie stoßen an und lassen den heutigen Arbeitstag in der Fitnessoase Revue passieren.

      Max ist begeistert von der heutigen exquisiten Auswahl. Besonders gut gefällt ihm eine hübsche Blondine, geschätzte 22 Jahre alt, ca. 55 kg leicht – genau seine Kragenweite!

      „Eddie, schau mal, eine 22/55 - die wird es heute!“

      „O.K., leg los!“

      Für Eddie ist es immer ein Erlebnis, Max bei neuen Eroberungen zuzusehen, es ist fast schon wie eine Kunst. Frauen werden mit seinen Worten zu willenlosen Geschöpfen – und die scheinen es auch noch zu genießen! Egal, ob jung, alt, groß, klein, dick oder dünn – er wickelt jede Frau um den kleinen Finger, mit einer lockeren Art, die andere Männer ehrfurchtsvoll zu ihm aufblicken lässt.

      Als Joe die neue Flasche Bier bringt, schnappt sie Max Eddie vor der Nase weg. „Kumpel, heute bist du dran! Immerhin stehen nächste Woche weitere Einzelstunden mit Frau von Wernher an.“

      „Na gut, aber dann sind wir quitt!“

      Max lehnt sich an die Bar, beobachtet Eddie und trinkt genüsslich sein Bier, während sein Freund sich langsam an die Hübsche heran pirscht. Er setzt sich zuerst neben sie. So, als wenn er mit sich selbst reden würde, fängt er zu plaudern an, zuerst ohne direkten Blickkontakt.

      „Meine Schwester bekommt ein Baby“, fängt Eddie etwas schüchtern an.

      „In vier Monaten ist es so weit und ich weiß einfach nicht, was ich ihr schenken soll.“

      Aus den Augenwinkeln heraus kann er sehen, dass er ihre Aufmerksamkeit gewonnen hat. Genauso schüchtern, aber mit kurzem Blickkontakt spricht er weiter.

      „Entschuldige, mein Name ist Eddie, ich will dich nicht belästigen, aber ich hoffte, du würdest mir helfen. ….. Meine Schwester ist schwanger, ich will nichts falsch machen, aber ich möchte ihr unbedingt etwas kaufen. Ich soll auch der Taufpate werden. Zuerst dachte ich, ich kaufe einen Windelvorrat für ein Jahr, weil ich mich mit Kinderkleidung und Kuscheltieren nicht auskenne. Einen Kinderwagen braucht sie aber auch oder sollte ich als Taufpate doch das Babybett kaufen?“

      „Ein Baby - wie süß! Wird es ein Mädchen oder ein Junge? Wie wird es heißen? Hat es schon Geschwister? Nein, wie aufregend!“

      Es ist wirklich unglaublich, dass das jedes einzelne Mal funktioniert!

      „Entschuldige, ich habe mich nicht vorgestellt – mein Name ist Claudia. Ich liebe Babys über alles. Meine Schwester hat vor 6 Monaten eines bekommen. Ein Mädchen. Sie heißt Sonja Christina. Bei der Geburt war sie 52 cm lang und 3225 g schwer. Jetzt ist sie aber schon ziemlich gewachsen. Außerdem hat sie das süßeste Lächeln auf der ganzen Welt.“

      Claudia zwinkert mit dem rechten Auge. „Ich bin übrigens ihre Taufpatin.“

      „Heißt das, du würdest mir ein paar Tipps geben?“

      „Ich könnte dir erzählen, was ich für meine süße Sonja Christina gekauft habe und wie die Taufe war. Das war ja ein Erlebnis, sag ich dir!“

      „Damit würdest du mir sehr helfen, da bin ich richtig erleichtert!“

      Max, der alles aus kurzer Entfernung beobachtet hat, drängt sich dazwischen, bevor Claudia die beiden zu sehr in das Gespräch vertieft sind, denn dann würde sein Plan nicht funktionieren.

      „Eddie, du kannst doch dieses hübsche Wesen nicht für dich alleine beanspruchen!“

      Um Claudias empörten Gesichtsausdruck zu entschärfen, sieht er ihr nun ganz dreist direkt in die Augen.

      „Dein Vater ist ein Dieb! Er hat die Sterne vom Himmel geklaut und sie dir in die Augen gelegt!“

      Er beobachtet sie nun genau. Das ist der entscheidende Moment, ob der Anmachtrick funktioniert hat oder nicht. Ist sie noch verärgert oder konnte er sie mit seinem Kompliment für sich gewinnen? Ihre Gesichtszüge werden etwas weicher, unsicher blickt sie jedoch zu Eddie. Bevor sie selbst weiß, was sie von der ganzen Sache halten soll, legt Max schon nach, damit sie sich wieder auf ihn konzentriert.

      „Entschuldige, macht es dir was aus, wenn ich die anstarre – ich möchte mich in meinen Träumen an dich erinnern!“

      Er lächelt, weil er jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit hat. Das ist das Zeichen für Eddie, unauffällig zu verschwinden. Auf der anderen Seite der Theke bestellt er sich ein Bier und wundert sich, warum seine überaus gute Laune plötzlich weg ist und er sich etwas verloren fühlt.

      Wow, der sieht ja richtig gut aus – knackig, jung, gepflegt – und das entscheidende - er weiß genau, was er will!

      „Du bist so wunderschön! Wo warst du nur mein ganzes Leben lang? Würdest du mir die Richtung zu deinem Herzen zeigen?“

      Nervös kichert Claudia. Sie kann ihren Ohren kaum trauen. So viele schöne Worte auf einmal – und alle nur für sie. Das ist ihr noch nie passiert. Aber es muss ja stimmen, sonst würde er so etwas nicht sagen.

      „War es für dich auch Liebe auf den ersten Blick? Stell dir eine Welt nur mit Sonnenschein und Liebe vor, dann weißt du, wie es in mir aussieht, wenn du mich ansiehst!“

      Claudias Handy klingelt und sie wird aus ihren Glücksgefühlen gerissen.

      „Tut mir leid, das ist meine beste Freundin, ich muss kurz mit ihr sprechen. Sie wurde vor ein paar Tagen von ihrem Freund verlassen.“

      „Das verstehe ich sehr gut, telefoniere mit deiner Freundin, solange es nötig ist, ich werde genau hier voller Sehnsucht auf dich warten.“

      „Danke für dein Verständnis!“

      Claudia schlängelt sich durch die Menschenmenge Richtung Ausgang, um draußen im Freien zu telefonieren. Max zeigt Eddie den hoch gestreckten Daumen als Zeichen, dass er fast am Ziel ist. Dieser ist so auf sein Bier konzentriert, dass er Max gar nicht zu sehen scheint. Mit einem Zug leert er die Flasche Bier, stellt sie mit Schwung laut auf den Tresen und geht, ohne sich zu verabschieden.

      Was ist denn mit dem los? Egal, morgen in der Arbeit ist sicher wieder alles beim Alten!

      Sein Blick schweift durch die Bar. Ganz hinten in der Ecke sitzt eine „alte Bekannte“ oder besser gesagt, eine „kurze Bekanntschaft“ von ihm. Schnell sieht er weg, bevor sie ihn bemerkt. Eine Szene kann er nicht brauchen, wo er bei Claudia schon so weit gekommen ist.

      Mittlerweile sind 10 Minuten vergangen und Claudia ist immer noch nicht zurück. Eddie hätte schon aufgegeben, aber Max ist immer noch siegessicher und wartet erstmal ab.

      Er beobachtet, wie eine hübsche Frau mit blonden langen Haaren, 29/55, mit knackigem Hintern und einer Handvoll Oberweite, auf die Theke zukommt und sich neben ihm an die Bar stellt.

      Hm, ein Flirt zum Zeitvertreib ist immer okay.

      Ihm gefällt was er sieht, schmal geschnittene Jeans, weißes enges T-Shirt, schwarze Stiefeletten – genau sein Typ. Leicht verärgert stellt er fest, dass sie ihn noch gar nicht bemerkt hat. Sein geschulter Blick wandert über ihren Busen ins Gesicht und direkt in ihre Augen. Die junge Frau bemerkt, dass sie beobachtet wird und ihre Blicke treffen sich, schüchtern schaut sie kurz weg und gleich wieder hin. Sie kann seinem intensiven Blick nicht standhalten und schaut noch einmal weg. Immer noch fasziniert und gebannt, kann Max den Blick