Elle West

Die Partisanen


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sie wusste, dass er sie absichtlich provozierte, konnte sie nur mit Wut darauf reagieren, weil er so selbstgerecht war. „Sie sind absolut frech, Señore!“, sagte sie und verfiel ins Spanische. „Und glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen den Gefallen tun werde, mich neben Sie zu setzen!“

      „Wollen Sie dieses liebenswürdige Ehepaar enttäuschen, mi corazón?“, fragte er herausfordernd. „Tun Sie es und beweisen Sie damit, wovon ich seit langem ausgehe: Sie sind eine herzlose Kriminelle.“

      „Herzlos? Ich soll herzlos sein?“, fragte sie aufbrausend. „Sie sind herzlos, wenn ich bedenke, welche Abenteuer mir von Aden Hall zu Ohren gekommen sind!“

      Elisabeth Hogfort tätschelte Christina verlegen am Arm. „Meine Liebe, würden Sie nun den Platz mit meinem Mann tauschen? Wir werden gleich abheben und bis dahin müssen die Plätze eingenommen sein.“

      Christinas Wangen waren vor Ärger gerötet, aber sie gab sich Mühe, die alte Damit mit Freundlichkeit anzusehen. „Entschuldigen Sie, aber der Mann, der neben dem Ihren sitzt, ist mir wirklich unausstehlich.“, versuchte sie ihr zu erklären, warum sie mit dem Sitznachbarn ihres Mannes stritt. „Ich kann nicht den Platz tauschen, wenn ich dann gezwungen bin, neben diesem unhöflichen Idioten zu sitzen.“

      „Sie finden mich unausstehlich?“, fragte Orlando und lachte amüsiert auf.

      „Sie müssen sich irren, junge Dame.“, mischte Jefrey sich ein. „Er scheint mir wirklich ein netter junger Mann zu sein, auch wenn er ein wenig gefährlich aussieht mit den ganzen Tätowierungen und so weiter. Ich glaube wirklich nicht, dass er Sie belästigen wird.“

      Orlando blickte ihn grinsend an. „Na ja, ganz so sicher bin ich da nicht. Sie ist doch ungewöhnlich schön, finden Sie nicht, Jefrey? Ich glaube, ich kann nicht garantieren, dass ich es nicht versuchen werde.“

      Jefrey lachte, während er gleichzeitig versuchte, Christina einen bittenden Blick zu zuwerfen.

      Und dann brach auch sie in Gelächter aus. „Oh Herr Gott, also schön.“, stöhnte sie nachgebend. Sie nahm sich ihre Tasche und schritt unter den Danksagungen von Elisabeth durch den Gang.

      „Sie wollen also von mir belästigt werden?“, fragte Orlando neckend als sie neben ihm stand.

      Christina öffnete bereits den Mund um ihrer Wut Luft zu machen, als sie, scheinbar unabsichtlich, von Jefrey angerempelt wurde und direkt in Orlandos Arme fiel.

      „Verzeihen Sie mir, meine Liebe.“, sagte der ältere Herr. „Ich bin manchmal so ungeschickt.“ Er zwinkerte Orlando verschwörerisch zu und ging dann zu seiner Frau herüber.

      „Nehmen Sie Ihre Finger von mir.“, fuhr sie Orlando, der ihr beim Aufstehen geholfen hatte und seine Finger dabei über ihren Rücken hatten streichen lassen, ärgerlich an. Als sie auf ihrem Platz saß, stellte sie fest, dass sie ihren Fensterplatz eingebüßt hatte. Sie hasste das Fliegen und das schon, wenn sie am Fenster, ihrem bevorzugten Platz, saß. Nun jedoch schien es ihr unerträglich. „Ich habe einen Fensterplatz gebucht.“, sagte sie, nicht ganz ohne Verlegenheit, zu Orlando. Die beiden unterhielten sich wieder auf Spanisch. „Würden Sie mich also bitte dorthin lassen?“ Es klang mehr nach einer Forderung, denn nach einer Bitte.

      „Wegen Ihrer Flugangst?“, fragte er, um sie zusätzlich zu provozieren.

      Sie wandte sich zu ihm herum und hielt ihm drohend den Zeigefinger vors Gesicht. „Reizen Sie mich nicht.“, brachte sie ärgerlich hervor. „Ich bin mit Ihrem Vater fertig geworden und ich werde auch nicht an Ihnen verzweifeln.“

      Orlando grinste amüsiert. Wenn sie sich aufregte, war sie umwerfend. Ihre Wangen röteten sich dabei ein wenig und ihre Augen funkelten. Er sah sie gerne so. „Bitten Sie mich doch einfach höflich darum, die Plätze zu tauschen, da Sie enorme Flugangst haben und es Ihnen leichter fällt damit umzugehen, wenn Sie am Fenster sitzen.“, forderte er sie auf.

      Christina wünschte sich augenblicklich, sie hätte weniger Stolz gehabt. Doch anstelle ihn zu bitten, drehte sie sich im Sitz zurecht und legte sich den Gurt um. Vor ihm würde sie kein bisschen nachgeben, besonders dann nicht, wenn er so selbstgerecht war. „So ein Arschloch.“, murmelte sie ärgerlich auf Deutsch. „Was denkt er, wer er ist? Nur weil er ein Don ist, glaubt er, sich alles herausnehmen zu können.

      Orlando musste lachen. „Aus Ihrem Mund klingt sogar eine Beleidigung reizend.“, sagte er, ebenfalls auf Deutsch.

      Sie blickte ihn empört an. Hatte er ihr überhaupt je die Wahrheit gesagt? Er hatte behauptet, nur zwei Sprachen zu sprechen und selbst dabei hatte er gelogen! Christina fing an auf seinen Oberkörper einzuschlagen, bis eine Stewardess an sie heran trat und sie aufforderte, sich ruhig zu verhalten und für den Start vorzubereiten.

      „Welche Sprachen beherrschen Sie noch, he?“, fragte Christina ihn ärgerlich. Sie war wieder ins Spanische zurück gefallen. „Ich hätte es besser wissen müssen, als ich heraus gefunden habe, was für ein elender Lügner Sie sind.“

      „Meine Lügen sind schlimm, aber Ihre weniger?“, fragte er neugierig. „Ich habe mit meinem Namen gelogen und Sie taten dies ebenfalls. Sagen Sie es mir, falls ich mich irre, Miss Montalli.“

      „Sie irren sich!“, fuhr sie ihn an. Ihr Atem ging schneller und ihre Wangen waren vor Wut gerötet. „Als Sie mich nach meinem Namen gefragt haben, da habe ich Ihnen die Wahrheit gesagt.“ Im nächsten Moment wurde ihr bewusst, dass sie mit diesem Satz ein Eingeständnis gemacht hatte. Dass sie ihn mochte, war nun kein Geheimnis mehr.

      Orlandos amüsiertes Lachen, wurde zu einem sanften Lächeln. Also hieß sie tatsächlich Christina. „Verzeihen Sie mir, Sie haben Recht.“, lenkte er ein. „Ich hätte Ihnen die Wahrheit sagen sollen.“

      „Nun ist es zu spät, Orlando.“, erwiderte sie verunsichert und wandte daraufhin den Blick ab.

      Er lehnte sich zu ihr herüber. „Als Sie mir Ihren wahren Namen genannt haben, haben Sie das absichtlich getan? Oder haben Sie es danach bereits bereut und sich geärgert, ehrlich gewesen zu sein?“, wollte er wissen.

      Sie dachte nur einen kurzen Moment darüber nach und sah ihn dann lächelnd an. „Ich habe mich geärgert, weil ich nicht gelogen habe.“, gestand sie und musste dann lachen.

      Orlando öffnete seinen Gurt und erhob sich. „Kommen Sie, setzen Sie sich ans Fenster.“

      „Sir, bitte nehmen Sie augenblicklich Ihren Platz wieder ein!“, fuhr die Stewardess sofort dazwischen. „Auf der Stelle!“

      „Einen kleinen Moment noch, bitte.“, sagte Orlando, ungeachtet der Hektik in ihrer Stimme.

      Christina musste über seine Frechheit grinsen, beeilte sich, ihren eigenen Gurt zu öffnen und erhob sich dann. Einen Moment lang drückte ihr Körper gegen Orlandos, da der Gang in den Platzreihen zu schmal war, als dass sie unberührt aneinander hätten vorbei gehen können. Während er ihr half, sich an ihm vorbei zu schieben, glitt seine Hand neuerlich sanft über ihre Hüfte und einen Moment lang trafen sich ihre Blicke mit einer solchen Intensität, dass keiner von beiden sich weiterhin bewegte.

      Die Stewardess drängte sie mit einem erneuten Ausruf, sich zu beeilen und der Moment zwischen ihnen war vergangen. Die Verwirrung blieb jedoch bei beiden gleichermaßen.

      Christina schnallte sich an und atmete tief durch. „Danke.“, sagte sie leise.

      „Jederzeit.“, erwiderte er lächelnd. Dann blickte er sie verstohlen an, bis sie seinem Blick mit ihrem begegnete. „Soll ich wieder Ihre Hand halten?“

      „Macht es Ihnen Spaß, sich über die Ängste anderer zu amüsieren?“, fragte sie, sofort wieder verärgert. Er hatte so eine Art an sich, die sie provozierte.

      Orlando lächelte sanft. „Über Sie würde ich mich niemals lustig machen.“, sagte er und meinte es so. „Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass ich in Ihren Augen ein Arschloch bin und Sie mich hassen.“

      Sie grinste.