Elle West

Die Partisanen


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große Gestalt sich ihnen näherte, erkannte sie, dass sie ihm immer wieder begegnete, ganz gleich, ob es Zufall war, wie im Flugzeug oder sie es sogar absichtlich zu verhindern versuchte, so wie heute Abend.

      Christina hielt ihr Gesicht absichtlich so abgewandt, dass er es nicht direkt sehen konnte und doch wusste sie, dass es absurd war, sich nun noch vor ihm verstecken zu wollen.

      „Mein Sohn, ich muss dir eine zauberhafte Señorita vorstellen.“, sagte Alejandró, als sein Sohn beinahe vor ihm stand. „Miss Skylla Montalli.“

      Christina strafte ihre Schultern und hob den Kopf. Sie würde sich nicht vor ihm verstecken. Wenn er sich mit ihr anlegen wollte, dann würde sie eben kämpfen. Aufgeben kam für sie nicht in Frage.

      Augenblicklich ruhte sein Blick auf ihr und man erkannte deutlich, dass er sowohl überrascht, als auch hingerissen war. Er betrachtete sie beinahe gierig, nachdem er sie nun so viele Tage aus den Augen verloren hatte. Sie trug ein langes schwarzes Seidenkleid und hatte ihre eindrucksvollen Augen passend dazu geschminkt. Auch trug sie viel Goldschmuck, an den Armen, um den Hals und sogar um den Knöchel. Dafür schien sie eine Vorliebe zu haben, denn ihm war dieses Detail bereits im Vorwege aufgefallen. Sie sah in seinen Augen ganz und gar hinreißend aus.

      Christina hielt seinem Blick stand und ließ sich nicht anmerken, dass sie ihm bereits zuvor begegnet war.

      „Miss Montalli, mein Sohn, Don Orlando Santiago de Maliñana.“, fuhr Alejandró ahnungslos fort.

      Er sah sie noch immer hingerissen an und als sie die Augenlider hob und seinen Blick erwiderte, glaubte er erneut, einen Blitz durch seinen Körper schießen zu fühlen. Er griff ihre Hand, die so zierlich war, dass sie in seiner beinahe verschwand und drückte ihr mit einer galanten Verbeugung einen Kuss auf. „Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen.“, sagte er und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Noch immer brachte er es nicht über sich, ihre Hand loszulassen, wenngleich er nun wieder normal vor ihr stand, oder vielleicht stand er sogar ein bisschen zu dicht vor ihr. Er konnte ihr Parfum riechen und fand, dass sie im Flugzeug, als sie kein Parfum getragen hatte, besser gerochen hatte, nach Jasmin und einem ihr eigenen Geruch, den er nicht definieren konnte.

      „Mir ebenfalls.“, erwiderte sie und zog dann doch ihre Hand zurück. Wenn er sie so ansah, dann fühlte sie sich beinahe schwindelig. Er sah sie mit einer Leidenschaft in den Augen an, als wolle er von ihr Besitz ergreifen. „Ihr Vater redet sehr stolz von Ihnen.“

      Alejandró lächelte verlegen. Kam es ihm nur so vor, oder interessierte sich sein Sohn tatsächlich mehr als gewöhnlich für eine Frau? Er hatte das undefinierte Gefühl, dass Orlando etwas mit seiner Geschäftspartnerin verband.

      „Mir scheint es, als wären wir uns schon einmal begegnet.“, sagte Orlando, um sie zu reizen. Er wandte den Blick keine Sekunde von ihr.

      „Nein, das denke ich nicht.“, entgegnete sie mit undurchschaubarer Miene.

      „Sind Sie sicher?“, fragte er. „Vielleicht sind Sie ebenso heimatlos wie ich?“

      Sie hatte das Gefühl, als hätten seine Worte ihr Herz getroffen. Wie konnte er es wagen, ihre eigenen Worte nun gegen sie zu verwenden? „Den Humor, den Ihr Vater Ihnen zugeschrieben hat, kann ich sogleich erkennen.“, sagte sie und ihre Stimme klang zu ihrer eigenen Verwunderung ganz ruhig und beherrscht. „In Taktgefühl und Charme scheinen Sie Ihren ehrenwertem Vater jedoch noch weit zu unterliegen.“

      Alejandró lächelte erneut, fühlte sich nun jedoch aufrichtig geschmeichelt. „Nun ja, das gute Aussehen meines Sohnes habe ich allerdings nicht mehr und so ist er es, der alle Frauen für sich einnimmt.“, sagte er und blickte Christina dabei freundlich an.

      „Ich bin geneigt, mich eher von Ihrem Scharfsinn, als von dem Aussehen Ihres Sohnes einnehmen zu lassen.“, sagte Christina und zeigte Orlando absichtlich die kalte Schulter. Sie ärgerte sich maßlos über ihn, da er sie bei ihrem ersten Gespräch schamlos belogen hatte und sie ihm, zumindest teilweise, die Wahrheit über sich gesagt hatte. Und nun wagte er es zusätzlich, sie so anzusehen und dabei zu lächeln, als sei er aufrichtig zufrieden.

      „Wahrhaftig, Señorita, Sie verstehen es, einen reifen Mann wie mich aus der Fassung zu bringen.“, sagte Alejandró und küsste lächelnd ihre Hand.

      Orlando spürte bei dieser Geste eine Wut auf den eigenen Vater in sich aufsteigen, mit der er nie gerechnet hätte. Er wollte nicht, dass er sie anfasste. Er wollte nicht, dass irgendein Mann sie berührte. „Dabei könnte sie dein Kind sein, nicht wahr?“, sagte er bissig.

      Alejandró sah seinen Sohn überrascht an. Er wirkte verärgert und Alejandró nahm fälschlicher Weise an, er wolle vielleicht die Ehre seiner Mutter verteidigen. Also trat er einen Schritt zur Seite, um Distanz zwischen sich und Skylla Montalli zu bringen. Er sah seinen Sohn förmlich aufatmen. „Wie dem auch sei, ich werde mich nun wieder mit meinen Aktionären beschäftigen müssen. Bitte entschuldigen Sie mich.“ Er küsste noch einmal ihre Hand. „Ich freue mich bereits jetzt auf Ihre morgige Gesellschaft.“, sagte er verabschiedend.

      „Die Freude ist ganz meinerseits.“, erwiderte sie lächelnd. Gleich nachdem er sich umgedreht hatte und einige Schritte entfernt war, blickte sie Orlando zornig an. „Sehr erwachsen.“, kommentierte sie sein Verhalten.

      „Flirtest du mit meinem Vater um mich zu ärgern oder hast du tatsächlich eine Vorliebe für ältere Männer?“, fragte er herausfordernd.

      Sie stellte ihr Weinglas auf den Tisch neben sich und blickte ihm kampflustig entgegen. „So wie ich das sehe, bist du auch nicht mehr der Jüngste.“, gab sie bissig zurück.

      Er lachte und seine Wut war vergessen. „Dann hast du eine Vorliebe für mich?“, fragte er und verdrehte ihr absichtlich die Worte. „Damit kann ich viel besser leben.“ Er trat auf sie zu und drängte sie somit gegen den Tisch. Er wollte sie berühren, ihr näher sein. Seine Finger berührten beinahe ehrfürchtig ihr Gesicht. Einen Moment lang erwiderte sie seinen Blick während er sie berührte. Ihre Atmung beschleunigte sich über seine Berührung, seine Nähe, seinen Geruch. Er betrachtete sie verlangend, während ihre Lippen sich ein wenig über die beschleunigte Atmung öffneten und sie sich weiterhin derartig sehnsüchtig in die Augen blickten. Dann schob sie seine Hand von sich und hatte sich wieder unter Kontrolle.

      „Aden Hall, ja?“, fragte sie ihn und senkte, trotz ihrer Wut, die Stimme, damit sie sein Geheimnis nicht vor aller Ohren Preis gab.

      „Skylla Montalli?“, fragte er zurück.

      Sie drängte ihn ärgerlich von sich und schob sich an ihm vorbei. Dann ließ sie ihn stehen und eilte schnellen Schrittes zu Mladen und Stephanie zurück.

      Vor Mladen blieb sie, etwas atemlos, stehen und nahm seiner Tochter ihre Handtasche, die diese unbedingt hatte tragen wollen, ab. „Morgen Nachmittag wird Alejandró mit zwei seiner Vertrauten zu uns kommen.“, eröffnete sie ihm.

      „Das hast du wahrhaftig geschafft?“, fragte er beeindruckt. Sein freudiges Lächeln konnte er nicht verhindern.

      „Ja.“, antwortete sie ruhig. „Ich werde jetzt verschwinden, wenn du nichts dagegen hast.“, sagte sie und ging dabei nicht auf die Reaktion ihres Gegenübers ein. Für einen Abend hatte sie genug erlebt.

      Dann spürte sie eine Berührung an ihrem Steißbein, die mehr einem Hauch glich als einem Streicheln. Sie wandte sich augenblicklich um und stand vor Orlando.

      Er lächelte freundlich. „Guten Abend.“, sagte er an Mladen und dessen Tochter gewandt. Er reichte dem Mädchen die Hand und lächelte ihr zu. „Ich bin Orlando. Und wie heißt du?“

      „Stephanie.“, antwortete sie mit einem allzu fröhlichen Grinsen. Sie warf Christina einen Blick zu und erkannte den Groll in ihrer Miene auch als solchen. „Sie sind der Sohn Don Alejandrós, nicht wahr?“

      „Ja, der bin ich.“, bejahte er. „Ich wollte mich nur kurz vorstellen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen, Miss Montalli um den nächsten Tanz zu bitten. Natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben?“

      Mladen nickte, während